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Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman. Maria Czigler BiancaЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman - Maria Czigler Bianca


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sah, wie er sich soeben galant über die Hand der reizvollen Blondine beugte. Das also mußte Christina de Roussillon sein, eine bezaubernde Frau, aber ganz anders als ihre Tochter, dachte Michael.

      Angelika war seinen Blicken gefolgt.

      »Meine Mutter«, erklärte sie denn auch sogleich, »die andere Dame ist Madame de Ravoux, die erste Kammerfrau meiner Mutter, eigentlich aber mehr ihre liebe Freundin und meine Erzieherin. Ich mag sie sehr gern.«

      »Wir wollen hinübergehen«, schlug Graf Michael vor, »ich möchte die Damen begrüßen.«

      »Mama ist, glaube ich, ein wenig neugierig auf Sie«, bekannte Angelika, während sie die wenigen Schritte zu der Gruppe auf dem Bahnsteig zurücklegten. Michael kam nicht mehr zu einer Antwort.

      Zwei helle Augen von sonderbar intensivem Blau musterten ihn so forschend, als wollten sie ihm bis auf den Grund seiner Seele sehen, aber es war ihm nicht unangenehm, denn es lag nichts Aufdringliches darin.

      Es erfolgte eine allgemeine Vorstellung und Begrüßung, und bald darauf saß man in dem großen Wagen.

      Michaels heimlicher Wunsch, zusammen mit Prinzessin Angelika fahren zu dürfen, war dabei in Erfüllung gegangen, da Graf Richard sich schicklicherweise zu Christina setzen mußte, was er auch sichtlich gern tat.

      Angelika fuhr also mit Michael im zweiten Wagen, doch nicht ohne die Begleitung von Madame de Ravoux, die Michael mehrmals mit sonderbarem Blick von der Seite musterte.

      Aufmerksam betrachtete Angelika die Landschaft. Weit dehnten sich die Wiesen in ihrem ersten Grün, unterbrochen von riesigen Äckern. Hin und wieder fuhren sie durch ein freundliches Dorf. Rote Dächer über weißgestrichenen Wänden, grüne Läden vor blitzblanken Fenstern, spitze Kirchtürme. Es gefiel Angelika. Dann säumten hohe Tannen den Weg, wechselten mit Eichen und Buchen ab.

      Der Wald blieb zurück. Hinter den Pappeln, die zu beiden Seiten in regelmäßigen Abständen die Allee säumten, zeigten sich jetzt die gepflegten Anlagen eines offensichtlich riesigen Parks.

      Die Allee machte einen großen Bogen, und dann lag Schloß Rothenstein vor ihnen, ein imposanter Bau. An den Seiten erhoben sich Türme, trotzig und wehrhaft fest, und gaben dem Schloß beinahe den Eindruck einer Festung. Trotzdem wirkte Schloß Rothenstein keineswegs düster.

      An einer Seite des Schlosses wuchs dichter Efeu empor, an einer anderen Stelle rankten sich Kletterrosen, die jedoch noch blatt- und blütenlos waren. Im Sommer mußten sie eine wahre Pracht sein.

      »Oh«, sagte Angelika überrascht, »wie ist Schloß Rothenstein groß. Wirklich nicht kleiner als das Palais Roussillon. Das habe ich gar nicht erwartet.«

      Graf Michael lächelte.

      »O ja, die Fürsten zu Rothenstein waren zu allen Zeiten ein mächtiges und reiches Geschlecht, und sie wußten es nach außen hin zu zeigen. Könige waren hier zu Gast.«

      »Wie man auch von Roussillon sagt. Mir scheint, es bestehen da nicht so viele Unterschiede. «

      »Hoffentlich nicht.«

      »Wie meinen Sie das, Michael?«

      Eingedenk der Erklärung ihrer Mutter, daß sie ja irgendwie miteinander verwandt seien, nannte Angelika ihn ganz selbstverständlich beim Vornamen. Sie ahnte nicht, wie glücklich sie den jungen Grafen damit machte; denn er hielt es für ein Zeichen persönlicher Sympathie.

      »Ich wünsche sehr, daß Rothenstein Ihnen zu einer echten Heimat wird, Angelika«, sagte er ernst.

      Angelika schaute zu ihm auf.

      »So erscheine ich Ihnen nicht als unerwünschter Eindringling, dem Sie eigentlich gram sein müßten?«

      »Wie könnte ich!« rief er enthusiastisch aus und legte seine Hand dorthin, wo sein Herz wild klopfte. »Wie könnte ich einer so bezaubernden jungen Dame jemals gram sein. Ein Königreich möchte ich Ihnen zu Füßen legen.«

      Angelika lachte hellauf, und auch Helene de Ravoux konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

      »Es überrascht mich einigermaßen«, sagte Helene zu Michael, »daß es in diesem Land ebenso stürmische Kavaliere zu geben scheint wie in meiner Heimat.«

      »Oh, Madame«, entgegnete Michael, »die gibt es wohl in jedem Land, wenn ein Engel wie dieser vom Himmel auf die Erde niedersteigt und unser Auge blendet.«

      Michael begriff sich selbst nicht. Was nur riß ihn, den sonst so sachlichen und nüchternen Mann, zu derart poetischen Worten hin?

      »Warten Sie nur ab«, meinte Helene de Ravoux. »Sie werden diesen Engel schon noch in seinem ganzen irdischen Temperament kennenlernen.«

      »Wie sehr ich das hoffe.«

      Michael war nicht zu bremsen. Wann jemals wieder würde er Gelegenheit haben, mit Angelika längere Zeit in einem Wagen zu sitzen, mit ihr zu sprechen?

      Die Seebachs hatten Rothenstein längst für Christina und Angelika geräumt. Sie gehörten nicht zu denen, die sich krampfhaft und vergeblich an Verlorenes klammerten und verstanden immer, das Beste aus einer Situation zu machen, wenn es für Cäcilie und Richard von Seebach auch schmerzlich war, auf Rothenstein zu verzichten.

      Und Michael wußte noch nicht recht, ob er in Zukunft auf Rothenstein für die Damen ein willkommener Besucher sein würde. Aufdrängen konnte er sich schlecht. So bemühte er sich, sich wenigstens jetzt von seiner besten Seite zu zeigen, um später dafür, wenn sie sich auf Gesellschaften wiederbegegnen würden, wenigstens Gnade vor ihren Augen zu finden und, falls ihm ein Glücksstern leuchtete, vielleicht sogar zu den von ihr bevorzugten Bewunderern zu gehören.

      Vergessen waren die Befürchtungen von Cäcilie. Diese junge Prinzessin würde überallhin eingeladen werden, und überall würde sie der Mittelpunkt einer Gesellschaft, eines Balles sein, daran hegte Graf Michael nicht den geringsten Zweifel. Dafür würde schon die Herrenwelt sorgen. Ein so reizvolles Wesen wie Prinzessin Angelika würde nicht im verborgenen blühen.

      Mit sanftem Ruck kam der Wagen zum Stehen. Vor ihnen stieg bereits Christina aus, auf Graf Richards Hand gestützt.

      Sie warf einen Blick an der Fassade des Schlosses empor und wandte dann langsam den Kopf nach beiden Seiten, als wolle sie sich das, was sie sah, besonders einprägen.

      Sie wartete, bis Angelika mit Helene und Graf Michael heran waren. Dann stieg sie leicht auf den Arm von Graf Richard gestützt, die breiten Stufen der geschwungenen Freitreppe empor.

      Niemand ahnte, wie rasend das Herz Christinas schlug und welch ein Sturm von Gefühlen sie durchtobte.

      Dies war die bisher schwerste Bewährungsprobe in ihrem Leben, und niemand außer Helene de Ravoux wußte davon.

      Christina lächelte, als sie durch das Portal schritt. Eine weite kühle Halle, sonderbar hell, nahm sie auf. Im Hintergrund wieder eine Freitreppe, diesmal die Stufen aus weißem Marmor, bedeckt mit einem leuchtendroten Läufer, ein Geländer aus kunstvoll geschmiedetem Eisen zu beiden Seiten. Am Treppenabsatz zwei Kandelaber, besteckt mit Kerzen, die jedoch jetzt nicht brannten.

      In der Halle bestand der Boden aus schwarzem Marmor, hin und wieder ein kostbarer Teppich in leuchtenden Farben. Hell die Wände, viele bogenförmige Durchgänge, davor schwere Samtportieren. Alles machte einen gediegenen Eindruck, und man erkannte, daß die Rothensteiner Geschmack besessen hatten. Alles war ungeheuer prunkvoll und kostbar, ohne jedoch im geringsten überladen zu wirken.

      Angelika fand es schön, nur vermißte sie Blumen, die sie doch so sehr liebte.

      Inmitten der Halle war das wichtigste Schloßpersonal in zwei Reihen angetreten. Butler und Stubenmädchen? Zofen und Köche, letztere ganz in Weiß und mit hohen weißen Mützen auf dem Kopf. Küchenmädchen – sie alle standen da und hielten Blumensträuße in den Händen.

      Jede Gruppe der riesigen Dienerschaft hatte ihren Vertreter gestellt. Sie alle warteten auf die neue Herrin von Rothenstein.

      Cäcilie hatte das arrangiert. Sie wußte,


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