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Kaiserkrieger 13: Flammen über Persien. Dirk van den BoomЧитать онлайн книгу.

Kaiserkrieger 13: Flammen über Persien - Dirk van den Boom


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vor, Römer. Dein Persisch beleidigt meine Ohren, aber lies!«

      »Darf ich es zusammenfassen?«

      Jawed machte eine müde Handbewegung.

      »Wir sind abberufen nach Persepolis. Du, ich, der Überläufer.«

      »Der Spion.«

      »Der Spion. Du sollst dich im Militärhospital behandeln lassen und bekommst Erholungsurlaub. Ich soll den Spion überbringen und bei den Verhören als offizieller Vertreter des römischen Generalstabs anwesend sein. Wir sollen los, sobald du reisetauglich bist.«

      Jawed starrte Metellus an. Es gab Leute, die würden sich jetzt freuen. Allein das neuartige und von den Römern auch erst sehr zögerlich angenommene Konzept des »Erholungsurlaubs« löste normalerweise eher Glücksgefühle aus. Außerdem: weg von der Front, ab in die Hauptstadt, die ihre Reize hatte. Jawed stammte aus einer angesehenen Familie, er erzählte hin und wieder von ihrem Haus in Persepolis und dem Garten und dem Fischteich. Metellus stellte sich alles ganz angenehm vor. Aber Jawed gehörte nicht zu jenen, die jede Gelegenheit wahrnahmen, sich lästiger Pflichten zu entledigen. Alles andere als das.

      »Meinen Posten aufgeben?«

      »Vorübergehend, da bin ich mir sicher. Verwundet im Kampf. Dafür gibt es einen Orden.«

      »Das war keine Leistung. Ich stand aus Versehen einer Kugel im Weg.«

      Jawed war auch da etwas eigen. Er war jederzeit bereit, tapfere Untergebene auszuzeichnen und sie für herausragende Pflichterfüllung zu belohnen – aber er zog es vor, ihnen dafür etwas zu geben, mit dem sie auch etwas anfangen konnten. Einen freien Tag; frischen Wein oder Bier für einen netten Abend unter Kameraden; Befreiung vom Wachdienst: Es gab einige Möglichkeiten, einer treuen Seele etwas Gutes zu tun. Aber irgendeinen Orden? Das war wieder so eine römische Idee. Für die meisten gab es nicht einmal eine Geldprämie, die Jawed noch als Anerkennung akzeptiert hätte. Und er selbst strebte nicht nach Gefälligkeiten. Wenn man ihm etwas Gutes tun wollte, dann würde man ihn befördern, ihm mehr Verantwortung geben und weitere Möglichkeiten, Kugeln im Weg zu sein. Denn wenn er eines ernst nahm, dann war es sein Beruf und Metellus hatte davor den allergrößten Respekt.

      »Es sieht nicht so aus, als hätten wir da eine Wahl.«

      Jawed wusste das natürlich. Er schaute grimmig drein, aber so richtig fehlte ihm für die Empörung noch die Energie. »Ich bin reisebereit. Lass uns aufbrechen.«

      »Du bist völlig verrückt.«

      »Ein Wagen. Ich leg mich hinten drauf und lass mich ziehen. Einleitung meines Erholungsurlaubs. Schöne Landschaften, interessante Zwischenstopps, lauschige Herbergen und abwechslungsreiches Essen. Eine interessante und liebenswürdige Reisebegleitung dazu. Alles, was man sich wünschen kann.«

      Metellus stieß ein Schnaufen aus.

      »Es hat geregnet. Die Straßen sind in einem erbärmlichen Zustand. Und Herbergen sind ziemlich weit entfernt.«

      Jawed seufzte und starrte auf die Bettdecke, die seinen Körper umhüllte. Er zupfte an einem Rand, um eine Falte auszugleichen. Er mochte es, wenn die Dinge glatt verliefen. Das war in letzter Zeit leider nur zu selten der Fall.

      »Wie lange also?«

      »Ich denke, in frühestens fünf Tagen, und das auch nur dann, wenn du eisern Ruhe bewahrst, nicht herumschreist, nicht herumläufst, gut isst und trinkst und jede Aufregung meidest.«

      Jawed sah Metellus anklagend an. »Du willst, dass ich vor Langeweile sterbe, damit du in Persepolis all den Ruhm einheimsen kannst.«

      Der Römer nickte. »Absolut. Du hast mich ertappt.« Er erhob sich. »Und jetzt ausruhen. Klappe halten. Niemand hört auf deine albernen Befehle, dafür habe ich gesorgt.«

      »Meuterei!«, flüsterte Jawed.

      »Dies ist kein Schiff.«

      »Deserteure!«

      »Ich bin immer noch hier und renne nicht weg.«

      »Ich geb’s auf«, murmelte der persische Offizier und schloss die Augen.

      Die mit diesen Worten verbundene Botschaft kam bei Metellus an, er hatte zu gehen. Er verließ das Gebäude, trat ins Freie und sah sich um. Routine herrschte in dem Grenzfort, nachdem die Aufregung über den Angriff und den Überläufer sich ein wenig gelegt hatte. Jawed mochte recht haben und hinter dem Auftauchen des Mannes einen perfiden Trick der Herren von Baekye vermuten. Andererseits konnte es auch gut sein, dass irgendwann einmal jemand auf der Gegenseite die Schnauze so richtig voll hatte. Das waren keine Dämonen und keine Maschinen, sondern Menschen und sie würden nicht alle wie verzaubert in eine Richtung marschieren, zumindest nicht auf ewig. Es gab immer jene, die anders waren, die Schmerz in sich trugen oder Wut oder einfach nicht mehr ertrugen, was ihnen befohlen wurde. Metellus konnte Jaweds Theorie nicht wegwischen, aber er konnte sich die Optionen offenhalten.

      So betrat er kurze Zeit später den Raum, den die Soldaten als provisorische Zelle hergerichtet hatten. Es gab hier kein Gefängnis. Wer sich danebenbenahm, wurde ausgepeitscht, das war in der persischen Armee weiterhin üblich, wenngleich die Legionen von dieser Praxis seit einiger Zeit Abstand nahmen. Metellus mochte es, wie die Perser das regelten: einfach, direkt, effektiv und für alle ein Beispiel. Manchmal hasste er die modernen Zeiten.

      Der Überläufer – und der Römer nannte ihn in Gedanken weiterhin so, egal was Jawed über den Mann dachte – saß auf einer Bettstatt, die man ihm in den Raum gestellt hatte. Ein Pisspott stand ebenfalls da; ein Stuhl und ein Tisch fehlten wie auch sonst jede Annehmlichkeit. Der Mann bekam zu essen, und das ausreichend. Er war unverletzt gewesen und er trug Kleidung, die in Ordnung war. Für seine Grundbedürfnisse war gesorgt und bis auf Weiteres sah Metellus keinen Grund, ihn mit Luxus zu belohnen. Das musste er sich verdienen.

      Das mussten sie schließlich alle.

      Der Mann sah auf. Er wirkte nicht überängstlich, nur sehr vorsichtig. Wer wollte ihm das verübeln? Dann erhob er sich. Er hatte bereits einmal mit Metellus gesprochen, wusste, dass er hier das Sagen hatte. Er war nicht richtig eingeschüchtert, verhielt sich aber respektvoll. Er kannte seinen Platz, zumindest vermittelte er diesen Eindruck recht überzeugend.

      »Jin«, sprach er den Mann an, nicht unfreundlich, aber gewiss nicht leutselig. »Ich habe Nachricht von meinen Vorgesetzten. Wir haben Befehl, Sie in die Hauptstadt zu bringen. Dort werden Sie weiter befragt und man wird über Ihr Schicksal entscheiden.«

      »Wer genau wird entscheiden?«

      »Die zuständigen Autoritäten.« Metellus hatte nicht die Absicht, die Komplexität der persischen Bürokratie mit dem Mann zu besprechen, und außerdem ging es ihn schlicht nichts an.

      »Werde ich sterben?«

      »Das ist unwahrscheinlich.« Das konnte der Römer mit einiger Sicherheit sagen. Ob nun Überläufer oder Spion, der Mann namens Jin war zu wertvoll, um ihn achtlos wegzuwerfen. Auch Lügen und Täuschungen hatten ihren Informationswert, wenn ein kluger Mann ihnen lauschte. Außerdem peitschten die Perser nicht nur immer noch ihre eigenen unbotmäßigen Soldaten aus, sie waren auch noch nicht dem römischen Vorbild gefolgt, die Folter als Hilfsmittel bei Verhören abzuschaffen. Metellus mochte es hier.

      Das Essen war manchmal ein wenig zu scharf, aber ansonsten hatte er keine weiteren Einwände.

      Jin schien erleichtert, vielleicht etwas voreilig.

      »Sie könnten Ihre Situation erleichtern, wenn Sie mir jetzt schon ein wenig über sich erzählen – mehr jedenfalls, als Sie bisher preisgegeben haben«, sagte Metellus. Er zeigte auf das Bett. »Ich könnte Ihnen einen Stuhl und einen Tisch bringen lassen. Vielleicht etwas anderes zu essen? Etwas Wein? Ich bin bereit, es Ihnen etwas gemütlicher zu machen. Eine zweite Decke. Die Nächte hier sind doch recht kühl, nicht wahr?«

      Jin schien einen Moment mit sich zu hadern, dann schüttelte er den Kopf.

      »Nein«, sagte er leise. »Danke für Ihr Angebot. Aber ich muss sicher sein, dass ich mit jemandem rede,


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