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Sophienlust Bestseller Box 1 – Familienroman. Marisa FrankЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Bestseller Box 1 – Familienroman - Marisa Frank


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ab. Das müssen wir alles mit Frau von Schoenecker besprechen. Soviel ich mitbekommen habe, ist sie für alles verantwortlich. Dann wird sie uns auch sagen können, wie du in die Schule kommst.«

      »Du weißt aber, daß ich nächstes Schuljahr ins Gymnasium will. So etwas gibt es in diesem Maibach bestimmt nicht.«

      »Jetzt hör aber auf mit deiner Unkerei, Peter. So langsam reißt mir nämlich der Geduldsfaden, das kann ich dir sagen. Wenn dieses Kinderheim nichts ist, dann nehme ich dich selbstverständlich wieder mit. Aber wenigstens ansehen können wir es uns doch.« Volker wurde nun wirklich ärgerlich. Ihm fiel es ja auch nicht leicht, seinen Sohn bei fremden Leuten unterzubringen. Aber in diesem Fall ging es eben nicht anders. Peter war noch zu jung, um für sich selbst zu sorgen, während er selbst bei der Arbeit war.

      »Da vorne das hohe, schmiedeeiserne Tor, da werden wir hinmüssen«, überlegte Volker laut, während er auf den zweiten Gang herunterschaltete.

      »Schon möglich«, gab Peter mürrisch zu und fuhr sich noch rasch mit den Fingern durch seine lockigen Haare.

      Volker beobachtete es aus den Augenwinkeln, und mit schmerzhafter Deutlichkeit wurde er wieder an Marga erinnert. Auch sie hatte sich ihre blonden Locken immer so zurückgestrichen, wenn sie erregt oder wütend gewesen war.

      Entschlossen zog Volker Eckstein die Handbremse an, nachdem er den Wagen vor dem Tor geparkt hatte. Er war gespannt, was sie in dem großen Haus, von dem er noch kaum etwas erkennen konnte, erwartete.

      Kindergeschrei schallte zu ihnen herüber, und Peter horchte erstaunt auf. Das hatte er nicht erwartet, daß Kinder in einem Kinderheim auch lustig sein konnten.

      »Komm, mein Sohn, dann stürzen wir uns mal in die Höhle des Löwen. Fressen werden die uns bestimmt nicht gleich, und wenn es gefährlich werden sollte, dann flüchten wir einfach.«

      Peter verzog den Mund, aber es wurde kein rechtes Grinsen daraus. Irgendwie war ihm unbehaglich zumute, obwohl ihm die ganze Umgebung eigentlich gut gefiel. Die hohen alten Bäume rauschten bedächtig im Frühlingswind, und der weiße Kies knirschte unter den Schritten von Vater und Sohn.

      Es hätte alles so schön und interessant sein können, wenn dieses prächtige Gebäude, das an das alte Herrenhaus, das es einmal war, erinnerte, nicht gerade ein Kinderheim gewesen wäre.

      Und dann sah er sie. Ein kleines Stück vom Haus entfernt war eine ganze Schar Kinder aller Altersklassen. Unbeschwert spielten sie, turnten und bauten Burgen in dem großen Sandkasten. Unbändige Lust, mit ihnen zu spielen, überkam den Jungen, der noch nie besonders kontaktfreudig gewesen war.

      Sofort merkte Volker, was seinen Sohn bewegte, denn er hatte dessen sehnsüchtigen Blick wohl gemerkt. Fast hatte er den Eindruck, daß dieses Sophienlust genau das Richtige war für Peter, der für sein Alter viel zu ernst und verschlossen war. Vielleicht würde er hier aus sich herausgehen und Anschluß an andere Kinder finden.

      »Willst du nicht zu ihnen hinübergehen, während ich das Büro der Heimleiterin suche? Vielleicht kannst du dich schon mal mit ihnen anfreunden.«

      Zögernd schaute Peter zu seinem Vater auf. Sein Gesicht war ungewöhnlich blaß, aber das kam von der inneren Zerstreutheit. Volker kannte das von seinem Sohn.

      »Wenn du meinst, Vati, dann geh ich halt. Aber… aber du läßt mich nicht allein hier, versprich mir das.«

      »Keine Angst, Peterle. Wenn ich mit dieser Frau von Schoenecker gesprochen habe, dann komme ich sofort zu dir und erzähle dir alles. Dann können wir uns immer noch überlegen, was zu tun ist.«

      Volker winkte seinem Sohn zu, der langsam auf die Kinderschar zuging, dann machte er sich zielstrebig auf den Weg zu der breiten Freitreppe, die er immer wieder bewundernd anschauen mußte. So ein herrliches, herrschaftliches Haus und dieser wunderbare Park, dessen Ende gar nicht abzusehen war, das beeindruckte ihn. Wie wurde aus so einem pompösen Besitz ein Kinderheim?

      Leise quietschte die Tür, als er sie öffnete. Verwundert blieb der Mann in der Halle stehen, die sofort einen behaglichen Eindruck auf ihn machte. Vor dem offenen Kamin lag ein großes Bärenfell, und rechts davon stand ein Tisch, ein bequemes hochlehniges Sofa und mehrere passende Sessel, die mit braunem Leder bezogen waren. Es war angenehm kühl in diesem Raum, der der Mittelpunkt des Kinderheims war.

      »Kann ich Ihnen helfen?«

      Überrascht schaute Volker Eckstein, der ganz in die Betrachtung der Bilder an den Wänden vertieft war, auf und entdeckte die hübsche junge Frau, die die teppichbespannte Treppe herunterkam. Der Kleidung nach mußte sie eine Krankenschwester oder sonst irgendeine Aufsichtsperson sein, stellte er für sich fest.

      »Mein Name ist Eckstein«, antwortete Volker zögernd. »Ich bin angemeldet.«

      »Ach ja, Herr Eckstein, guten Tag. Frau Rennert hat mir von Ihrem Anruf erzählt. Ich bin Schwester Regine. Kommen Sie bitte mit. Frau von Schoenecker erwartet Sie.«

      Regine Nielsen, eine blonde, aparte Frau von achtundzwanzig Jahren, führte Volker Eckstein zum Biedermeierzimmer, in dem Denise von Schoenecker gewöhnlich ihre Gäste empfing. Die Kinderschwester klopfte kurz an und ließ dann den Mann eintreten.

      »Herr Eckstein«, stellte sie ihn noch vor und zog sich dann aber zurück.

      Die Frau, die sich bei seinem Eintreten erhoben hatte, war groß und schlank, und ihr schwarzes Haar, das in weichen Wellen bis auf die Schultern fiel, verlieh ihr ein apartes, temperamentvolles Aussehen.

      »Guten Tag, Herr Eckstein. Ich bin Denise von Schoenecker. Bitte, kommen Sie doch näher.« Freundlich reichte ihm die Frau ihre Hand und deutete auf den zierlichen weißen Biedermeierstuhl, der vor ihrem Schreibtisch stand.

      »Haben Sie Ihren Sohn mitgebracht?« fragte die Verwalterin, als der Besucher immer noch schwieg.

      Volker nickte. »Ja, Peter ist im Park bei den anderen Kindern. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«

      »Aber natürlich nicht.« Denise lächelte verbindlich. Ihr gefiel dieser etwas ernste Mann zwar gut, aber sie wurde nicht so recht schlau aus seinem Verhalten.

      »Peter ist...« Der Mann brach ab und kratzte sich verlegen am Kinn. »Er wollte eigentlich nicht so recht hierher«, gestand er dann.

      »Das ist verständlich. Welches Kind geht schon gern in ein Kinderheim«, antwortete Denise. »Aber ich bin sicher, daß sich Peter schnell bei uns eingewöhnen wird. Bis jetzt haben sich noch alle Kinder eingelebt, auch wenn sie sich am Anfang gegen einen Aufenthalt bei uns gesträubt haben. Unser Heim ist auch nicht mit anderen zu vergleichen«, fuhr Denise nicht ohne Stolz fort. »Wir leben mehr wie eine große Familie zusammen. Das merken die Kinder bald.«

      »Als meine Frau uns vor gut zwei Monaten verließ, da wußte ich nicht, was ich anfangen sollte. Zuerst gab ich die Wohnung auf, denn dort erinnerte uns alles an Marga. Das Angebot der Firma Braun und Sohn erschien mir wie ein Geschenk des Himmels und ab übernächster Woche arbeite ich dort als ein Prokurist.«

      »Das ist ein sehr guter Betrieb«, stimmte Denise zu und machte sich ein paar Notizen. »Wie hat Peter eigentlich die Trennung von seiner Mutter verkraftet?«

      »Ach, eigentlich ganz gut, soweit ich das beurteilen kann. Nur manchmal fällt mir auf, daß sein Blick ganz leer und ausdruckslos wird. Und wenn ich ihn darauf anspreche, dann stottert er, daß ich ihn kaum verstehen kann.«

      »Armer Junge«, murmelte die Verwalterin mitfühlend. »Peter leidet wahrscheinlich mehr als Sie ahnen. Er kann es nur nicht zeigen, daher die Sprachstörungen und der abwesende Blick. Hoffentlich können wir ihm helfen.« Denise von Schoenecker legte Volker Eckstein den Aufnahmebogen hin, den er noch unterschreiben mußte.

      Einen Augenblick lang zögerte der Mann noch. Das schlechtes Gewissen plagte ihn, weil er Peter versprochen hatte, erst noch mit ihm darüber zu sprechen, ehe er sich entschied.

      Aber in seiner Situation gab es nicht viel zu entscheiden, weil er gar keine andere Möglichkeit hatte. Er mußte Peter hierlassen, weil er niemanden kannte, der sonst für den Jungen sorgen sollte.


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