Ulysses. James JoyceЧитать онлайн книгу.
Quartal hat er gewaschen.
«Morgen, Neffe.»
Er schiebt das Schossbrett beiseite, auf dem er seine Spesenrechnungen aufzeichnet für Master Goff und Master Shapland Tandy, legt Bestätigungen, Anfragen und einen Gerichtsbefehl des Duces Tecum zusammen. Ein Sumpfeichenrahmen über seinem kahlen Kopf: Wildes Requiescat. Er pfeift dröhnend und irreführend, Walter kommt wieder.
«Ja, Herr?»
«Malzschnaps für Richie und Stephan, sag das der Mutter. Wo ist sie?»
«Badet Crissie, Herr.»
Papas kleiner Bettgenosse. Liebesklümpchen.
«Nein, Onkel Richie. . . .»
«Nenne mich Richie. Der Teufel hol euer Lithiumwasser. Es deprimiert, Whusky!»
«Onkel Richie, wirklich. . . . »
«Setz dich, oder beim heiligen Schemel Gottes, ich schlag dich nieder.»
Schielend sucht Walter vergebens nach einem Stuhl.
«Er hat nichts, worauf er sitzen kann, Herr.»
«Er hat nichts, worauf er ihn setzen kann, du Esel. Hole unseren Chippendale-Sessel. Willst du was essen? Nun mal nicht gefackelt, ein ordentliches Stück gebratenen Speck und einen Hering dazu? Sicher nicht? Um so besser. Wir haben auch nichts im Haus als Pillen gegen Rückenschmerzen.»
All’erta!
Er dröhnt Takte aus Ferrandos aria di sortita. Die beste Stelle in der ganzen Oper, Stephan. Hör mal.
Wieder erklingt sein melodisches Pfeifen, fein abgestuft, er schnauft, seine Fäuste schlagen die dicke Trommel auf den ausgepolsterten Knien.
Dieser Wind ist süsser.
Verfallende Häuser, meins, seins und alle. Du erzähltest der Clongowes Gentry, ein Onkel wäre Richter und ein Onkel General in der Armee. Lass die, Stephan. Da liegt die Schönheit nicht. Auch nicht in der stagnierenden Bai von Marshs Bibliothek, wo du die blassen Prophezeiungen des Joachim Abbas liesest. Für wen? Den hundertköpfigen, gemeinen Haufen vor der Kathedrale. Ein Hasser seiner Art lief fort von ihnen in den Wald der Verrücktheit, seine Mähne schäumte in den Mond, seine Augäpfel Sterne. Houyhnhnm, pferdegenüstert. Die ovalen Pferdegesichter, Temple, Buck Mulligan, Foxy Campbell, hohle Gesichter. Abbas Vater, wütender Dechant, welche Beleidigung legte denn Feuer in ihre Hirne? Paff! Descende, calve, ut ne nimium decalveris. Einen Kranz grauen Haares auf seinem bedrohten Haupt, sieh ihn mich, wie er bis auf die letzte Altarstufe purzelt (descende), eine Monstranz umklammert, basiliskenäugig. Komm runter, Kahlkopf! Ein Chor gibt Drohung und Echo zurück, steht um den Altar, das schnaufende Latein der Winkelpriester, die sich plump in ihren Messgewändern bewegen, mit Tonsuren, gesalbt und kastriert, fettgefressen an den fetten Oblaten.
Und nicht weit von hier hebt sie in demselben Augenblick vielleicht ein Priester. Dringding! Und zwei Strassen weiter schliesst ein anderer sie ein in die Pyxis. Dringadring! Und in einer Marienkapelle nimmt ein anderer das Abendmahl für sich allein. Dringding! Auf, ab, vorwärts, rückwärts. Dan Occam dachte hieran, der unbesiegbare Gelehrte. An einem nebligen, englischen Morgen kitzelte die verteufelte Hypostasis sein Hirn. Er senkte seine Hostie, kniete nieder und hörte mit seiner zweiten Glocke die erste Glocke im Transept sich vereinen (er hebt seine), und aufstehend, hörte er (jetzt hebe ich) ihre beiden Glocken (er kniet) im Zweiklang erklingen.
Vetter Stephan, du wirst nie ein Heiliger. Insel der Heiligen. Du warst furchtbar fromm, nicht wahr? Du betetest zur Heiligen Jungfrau, dass du keine rote Nase bekämst. Du betetest zum Teufel in der Serpentine Avenue, dass die feiste Witwe auf der nassen Strasse vor dir ihre Röcke noch höher höbe. O si, certo! Verkaufe hierfür deine Seele, für bunte Lappen, die mit Nadeln um ein Weib gesteckt sind. Erzähle mir mehr, noch mehr! Allein oben auf der Howth-Tram, wer rief da in den Regen: nackte Weiber! Wie steht’s denn damit, was?
Womit? Wozu sonst wurden sie denn geschaffen? Liesest zwei Seiten aus sieben Büchern jeden Abend? Was? Ich war jung. Du verbeugtest dich vor dir im Spiegel, gingst vorwärts, ernst zu applaudieren, imponierendes Gesicht. Hoch lebe der gottverdammte Idiot! Ha! Keiner sah es: sag’s niemandem. Bücher wolltest du schreiben, Buchstaben sollten die Titel sein. Hast du sein F gelesen? O, ja! aber Q mag ich lieber. Ja, aber W ist wundervoll. O, ja! W. Denkst du noch an deine Epiphanien auf grünen, ovalen Blättern, tief, tief, Abschriften sollten nach deinem Tode an alle grossen Bibliotheken der Welt geschickt werden, Alexandria eingeschlossen? Irgendjemand sollte sie da nach ein paar tausend Jahren lesen, ein Mahamanvantara. Wie Pico della Mirandola. Ah, ganz recht! Liest jemand diese seltsamen Seiten von jemand, der längst tot ist, dann fühlt sich jemand mit jemand eins, der einst. . . .
Der körnige Sand war unter seinen Füssen verschwunden. Seine Schuhe traten wieder auf feuchten, knirschenden Matsch, Schalen der Messerschneidemuschel, quietschende Kiesel, auf alles, was an ungezählten Kieseln zerbricht, vom Holzwurm zerfressenes Holz, verlorene Armada. Ungesunde Sandflächen warteten saugend auf seine tretenden Sohlen, strömten Kloakendunst aus. Er umging sie, ging behutsam. Eine Porterflasche stand aufrecht, steckte bis zur Hüfte im Schlamm, in sandigem Kuchenteig. Eine Schildwache: Insel des grässlichen Durstes. Zerbrochene Fassreifen am Strande; am Lande ein Gewirr von dunklen, listigen Netzen; weiter fort kreidebeschmierte Hintertüren, und noch weiter, oben am Strand, eine Trockenleine mit zwei gekreuzigten Hemden. Ringsend: Wigwams brauner Steuerleute und Matrosen. Menschenmuscheln.
Er blieb stehen. Ich bin am Wege zu Tante Sara vorbeigegangen. Gehe ich nicht hin? Scheint nicht so. Nirgendwo jemand. Er wandte sich nach Nordosten und ging über den festeren Sand in der Richtung auf das Pigeonhouse.
Qui vous a mis dans cette fichue position?
C’est le pigeon, Joseph.
Patrice, zu Hause auf Urlaub, lappte mit mir warme Milch in der Mac Mahon Bar. Sohn der Wildgans, Kevin Egan aus Paris. Ein Vogel war der Vater mein; er lappte die süsse lait chaud mit roter, junger Zunge, dickes Karnickelgesicht. Lap, lapin. Er hofft das gros lot zu gewinnen. Über die Natur der Frauen las er bei Michelet. Aber er muss mir die Vie de Jésus von Léo Taxil schicken. Lieh es seinem Freund.
C’est tordant, vous savez. Moi je suis socialiste. Je ne crois pas en l’existence de Dieu. Faut pas le dire à mon père.
Il croit?
Mon pére, oui.
Schluss. Er lappt.
Mein quartier latin Hut. Lieber Gott, muss nur markieren. Ich brauche flohbraune Handschuhe. Du warst doch Student? Was, in des andern Teufels Namen, studiertest du denn? P. C. N: physiques, chimiques et naturelles.Oho. Assest deinen billigen mou en civet, Fleischtöpfe Ägyptens, von rülpsenden Kutschern angerempelt. Sag doch mal ganz natürlich: als ich in Paris war, boul’ Mich’, pflegte ich. Ja, pflegtest du gelochte Tickets bei dir zu tragen, um ein Alibi zu haben, wenn man dich irgendwo wegen Mordes verhaftete. Justiz. In der Nacht des 17. Februar 1904 wurde der Gefangene von zwei Zeugen gesehen. Ein anderer tat es: ein anderes Ich. Hut, Schlips, Überrock, Nase. Lui, c’est moi. Du scheinst dich ja amüsiert zu haben.
Stolzes Weiterwandern. Wie wer wolltest du gehen? Vergiss: ein Enterbter. Mit Mutters Anweisung, acht Shilling, der Pförtner des Postamtes schlug dir krachend die Tür ins Gesicht, Hunger Zahnschmerzen. Encore deux minutes. Uhr sehen. Muss haben. Fermé. Gemieteter Schweinehund! Schiess ihn mit krachendem Schiessprügel in blutige Fetzen, Mannesfetzen Wände bespritzen, Messingknöpfe fliegen. Fetzen nurrrrr wieder so zusammen fliegen. Nichts mitgekriegt? Oh, all right. Händeschütteln. Wissen doch, was ich wollte, was? O, all right. Geben Sie mir die Hand. Ich meinte ja nur. O, schon alles all right.
Du wolltest Wunder tun, was? Missionar in Europa nach dem feurigen Columbanus. Auf ihrem Bussstuhl im Himmel verschütteten Fiacrius und Scotus das Bier aus ihren Krügen, lautlateinischlachend: Euge! Euge! Tatest so, als könntest du nur gebrochen Englisch sprechen, als du deinen Koffer,