Reise durch Nordwestamerika. Alexander MackenzieЧитать онлайн книгу.
oder mit Palisaden umgebene »Ostrogs« genannte Forts angelegt. Diese Entdeckungen blieben aber den europäischen Geografen verborgen: entweder, weil die kanadischen Abenteurer Gründe hatten, die Quellen ihres Handelsgewinns geheim zu halten, oder weil sie zu roh und ungebildet waren, die Lage der von ihnen bereisten Landstriche anzugeben. Weiter als oben angegeben waren die Kanadier unter französischer Herrschaft nicht gekommen. Doch sollen damals schon zwei Pelzhändler versucht haben, jenseits des Saskatchewan bis an die Südsee2 vorzudringen. Da man aber nicht weiß, welchen Weg sie wählten, wie weit ihnen ihr Vorhaben gelang und sich ihre Namen nicht erhalten haben, ist es wahrscheinlich, dass sie unter den Wilden ihr Grab fanden.
Am Ende des Siebenjährigen Kriegs waren die westlichen Grenzen Kanadas weiter ausgedehnt, als die neuen Herren des Landes mutmaßten3, und die äußersten Niederlassungen der Pelzhändler lagen auf 53° nördl. Breite und 102° westl. Länge; doch dauerte es Jahre, ehe die Engländer den durch den Krieg unterbrochenen Handel mit den Indianern wieder aufnahmen. Gründe dafür waren die Sprachschwierigkeiten mit den Eingeborenen, deren feindliche Gesinnung, da die meisten von den Franzosen gegen die neuen Herren aufgehetzt worden waren, und Kosten, Gefahren und Zeitaufwand bei der Instandsetzung der zerstörten kanadischen Handelsplätze. Um 1766 wagten es dann schließlich Kaufleute aus Montreal, den beinahe vergessenen Fußstapfen der Franzosen zu folgen und mit den Indianern bei der Grande Portage (großer Trageplatz) am Oberen See zu handeln. Einer von ihnen, ein gewisser Jakob Finley, drang bis zum Saskatchewan und sogar bis an die Felsengebirge4 vor, die eine Weiterfahrt auf dem Peace River verhinderten. Finley kam reich beladen mit Pelzwerk zurück, und diese Erfolge des westlichen Verkehrs ermunterten bald andere Kaufleute, ebenfalls jene Gegenden aufzusuchen, sodass sich die Pelzhändler von Jahr zu Jahr vermehrten, jedoch ohne miteinander in Verbindung zu stehen. Durch die allzugroße Konkurrenz und die Bemühungen der Händler, sich gegenseitig die Kunden abspenstig zu machen, verminderte sich der bisherige Gewinn, zumal 1774 die Hudson Bay Company als mutiger Nebenbuhler auftrat. Bisher hatte sie nur an der Hudson Bay Handel getrieben, wohin große Scharen von Eingeborenen mit den Erträgen ihrer Jagdzüge zu ziehen pflegten, nun ließ sie die in ihren Diensten stehenden Pelzjäger ebenfalls das westliche Kanada durchstreifen. Sie zerstreuten sich überall in den südwestlichen Gebieten und besetzten die alten Niederlassungen der ehemaligen kanadischen Händler.
Auch der amerikanische Krieg, der um diese Zeit ausbrach5, hatte nachteiligen Einfluss auf den Pelzhandel. Doch hauptsächlich schadeten ihm die Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Interessenten, an denen auch die Eingeborenen teilnahmen, die oftmals unter ihnen lebende Kaufleute ausplünderten oder totschlugen. Dazu kam, dass sich unter den westlichen Stämmen die Blattern ausbreiteten und verheerende Wirkungen zeigten; ganze Stämme starben hinweg, und viele Überlebende verließen ihre alten Jagdgründe. Da die Pelzhändler nun nicht mehr ihre mitgebrachten Waren absetzen und gegen Pelze eintauschen konnten, geriet der gesamte kanadische Pelzhandel ins Stocken.
Doch gab es einzelne Kaufleute, die aus dieser Misere ihre Vorteile zogen, so unter anderen ein gewisser Frobisher, der Gründer der Northwest Company. Er hatte das Glück gehabt, nahe den Quellen des Churchill auf eine Gruppe Indianer zu stoßen, die, reich mit Pelzen beladen, auf ihrem gewohnten Weg zu der Niederlassung der Hudson Bay Company an der Hudson Bay6 waren. Frobisher bot ihnen seine Waren an und überzeugte sie von dem Vorteil, mit ihm und seinen Gefährten zu handeln, da sie dadurch den weiten Weg zur Hudson Bay nicht mehr machen müssten, der nur unter den größten Strapazen zurückgelegt werden konnte. Die Eingeborenen wurden um so lieber mit ihm handelseinig, als sie nun ihre alten Schulden bei der Hudson Bay Company nicht mehr abtragen mussten. – Frobisher wagte sich auch weiter nach Nordwesten als andere. Er erreichte den See La Crosse (55°26' nördl. Breite, 108° westl. Länge) und beschiffte danach den Athabaska River, der sich in den Athabaska-See verliert. Hier ist gegenwärtig ein Hauptsitz des westlichen Pelzhandels.
Um den bislang so einträglichen Handel mit den Eingeborenen in festere Bahnen zu lenken, gründeten mehrere Kaufleute im Jahre 1784 die Handelsgesellschaft von Montreal. Anfangs bestand sie nur aus 16 Mitgliedern oder Aktieninhabern, deren Einlagen lediglich aus Waren bestanden, die man den Eingeborenen zum Tausch gegen Pelze anbieten wollte. Diese bestellten sie aus England und transportierten sie im Frühjahr zu den westlichen Niederlassungen; dort nahmen sie die bisher eingetauschten Pelzwaren in Empfang, brachten sie nach Montreal zurück und schickten sie nach London zum Verkauf. Die im Innern des Landes zwischen Oberem See und Athabaska-See in ihren Blockhäusern verstreut lebenden Pelzhändler wurden entweder Teilhaber dieser Gesellschaft oder traten als Clerks, Dolmetscher, Wegweiser oder Kanuführer in deren Dienste. Letztere erhielten eine ihrer anstrengenden Tätigkeit angemessene Bezahlung, und die angesehensten und vermögendsten unter ihnen wurden nach Verlauf einiger Jahre in die Gesellschaft aufgenommen oder am Gewinn beteiligt. Das eingetauschte Pelzwerk musste jährlich im Frühjahr über die vielen Flüsse und Seen des westlichen Kanadas an die Grande Portage gebracht werden, wo sich dann einige Agenten der Montreal Company mit den benötigten Tauschwaren einfanden, die Abrechnungen vornahmen und eventuell für neue Leute sorgten, um den Handel dauernd in Schwung zu halten.
Im Jahre 1788 bestand der Handelsfonds der Gesellschaft aus 40 000 Pfund Sterling; 1799 waren es 120 000 Pfund.
Wegen des weiten Weges, den die europäischen Handelsartikel und die kanadischen Retourwaren zurücklegen müssen, wegen des langen Winters, der die kanadischen Flüsse fast die Hälfte des Jahres unbeschiffbar macht, und wegen der hohen Transportkosten, die dem Wert der Handelsgüter etwa entsprechen, konnte die Gesellschaft erst nach Verlauf einiger Jahre mit einem Gewinn rechnen.
Handel im Jahre 17987: | |
Bestellungen der Tauschartikel nach London | 25. Okt. 1796 |
Waren aus London verschifft | März 1797 |
Ankunft der Waren in Montreal | Juni 1797 |
Dortige Sortierung und Verpackung in Ballen, Versand von Montreal aus | Mai 1798 |
Ankunft im folgenden Winter bei den Pelzhändlern, gegen Pelzwerk der Indianer eingetauscht | 1798–1799 |
Pelzwerk kommt in Montreal an, | Sept. 1799 |
wird nach London verschifft, dort verkauft, | März und April 1800 |
bezahlt | Mai oder Juni 1800 |
Die zum Handel benötigten Waren bestanden aus verschiedenen groben Stoffen, wollenem Zeug, Decken, Waffen, Pulver und Blei, Rauch- und Schnupftabak, Manchesterstoffen, Leinwand, allen Gattungen von Eisenwaren, eisernen und kupfernen Kesseln, Eisenblech, seidenen und baumwollenen Schnupftüchern, Strümpfen, Schuhen, Hüten und aus Kattun. Branntwein und Lebensmittel wurden in Kanada eingekauft.
Der Ertrag der kanadischen Wildnis, der im Jahre 1799 nach England versandt wurde, setzte sich folgendermaßen zusammen:
Biber | 160 000 Felle |
Bären | 2 000 Felle |
Fuchs | 15 000 Felle |
Junge Fische (geräuchert) | 4 000 |
Otter | 4 600 Felle |
Musquash (Biberkatze) | 17 000 Felle |
Marder | 32 000 Felle |
Mink (Sumpfotter) | 1 800 Felle |
Lachshäute | 6 000 Felle |
Wolferine (Wolfsbär; Katzenart) | 600 Felle |