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Unterm Birnbaum. Theodor FontaneЧитать онлайн книгу.

Unterm Birnbaum - Theodor Fontane


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      Man überlegte sich’s, ob das in irgendeiner Beziehung zur Erbschaft stehen könne, fand aber nichts.

      Und war auch nichts zu finden. Denn der eingeschriebene Brief lautete:

      Krakau, den 9. November 1831

      Herrn Abel Hradscheck in Tschechin, Oderbruch.

      Ew. Wohlgeboren bringen wir hiermit zu ganz ergebenster Kenntnis, daß unser Reisender, Herr Szulski, wie alljährlich, so auch in diesem Jahre wieder in der letzten Novemberwoche bei Ihnen eintreffen und Ihre weitern geneigten Aufträge in Empfang nehmen wird. Zugleich aber gewärtigen wir, daß Sie, hochgeehrter Herr, bei dieser Gelegenheit Veranlassung nehmen wollen, unsre seit drei Jahren anstehende Forderung zu begleichen. Wir rechnen um so bestimmter darauf, als es uns, durch die politischen Verhältnisse des Landes und den Rückschlag derselben auf unser Geschäft, unmöglich gemacht wird, einen ferneren Kredit zu bewilligen. Genehmigen Sie die Versicherung unserer Ergebenheit.

      Olszewski-Goldschmidt & Sohn.

      Hradscheck, als er diesen Brief empfangen hatte, hatte nicht gesäumt, auch seine Frau mit dem Inhalte desselben bekannt zu machen. Diese blieb anscheinend ruhig, nur um ihre Lippen flog ein nervöses Zittern.

      „Wo willst du’s hernehmen, Abel? Und doch muß es geschafft werden. Und ihm eingehändigt werden . . . Und zwar vor Zeugen. Willst du’s borgen?“

      Er schwieg.

      „Bei Kunicke?“

      „Nein. Geht nicht. Das sieht aus nach Verlegenheit. Und die darf es nach der Erbschaftsgeschichte nicht mehr geben. Und gibt’s auch nicht. Ich glaube, daß ich’s schaffe.“

      „Gut. Aber wie?“

      „Bis zum 30. hab’ ich noch die Feuerkassengelder.“

      „Die reichen nicht.“

      „Nein. Aber doch beinah. Und den Rest deck’ ich mit einem kleinen Wechsel. Ein großer geht nicht, aber ein kleiner ist gut und eigentlich besser als bar.“

      Sie nickte.

      Dann trennte man sich, ohne daß weiter ein Wort gewechselt worden wäre.

      Was zwischen ihnen zu sagen war, war gesagt und jedem seine Rolle zugeteilt. Nur fanden sie sich sehr verschieden hinein, wie schon die nächste Minute zeigen sollte.

      Hradscheck, voll Beherrschung über sich selbst, ging in den Laden, der gerade voll hübscher Bauernmädchen war, und zupfte hier der einen am Busentuch, während er der andern die Schürzenbänder aufband. Einer Alten aber gab er einen Kuß. „Einen Kuß in Ehren darf niemand wehren — nich wahr, Mutter Schickedanz?“

      Mutter Schickedanz lachte.

      Der Frau Hradscheck aber fehlten die guten Nerven, deren ihr Gatte sich rühmen konnte. Sie ging in ihr Schlafzimmer, sah in den Garten und überschlug ihr Leben. Dabei murmelte sie halb unverständliche Worte vor sich hin und schien, den Bewegungen ihrer Hand nach, einen Rosenkranz abzubeten. Aber es half alles nichts. Der Atem blieb schwer, und sie riß endlich das Fenster auf, um die frische Luft einzusaugen.

      So vergingen Stunden. Und als der Mittag kam, kamen nur Hradscheck und Ede zu Tisch.

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