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Covent Garden Ladies: Ein Almanach für den Herrn von Welt. Хэлли РубенхолдЧитать онлайн книгу.

Covent Garden Ladies: Ein Almanach für den Herrn von Welt - Хэлли Рубенхолд


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Gelächter erfülltes Leben mit seiner lockeren Sexualmoral höchst verlockend gewesen sein. Und vor allem bot sich ihm hier eine Gelegenheit zum Plausch mit Leuten, die seine Liebe zur Sprache und zur Dichtung teilten.

      Angesichts all der unzähligen Ablenkungen und Versuchungen erstaunt es geradezu, dass Sam seine Lehrjahre erfolgreich zu Ende brachte. Gut möglich, dass die Furcht vor den Folgen eines etwaigen Versagens der einzige hierzu nötige Antrieb war. Vermutlich betrachtete Sam seine Beschäftigung als Mittel und Weg, um seine höheren Ziele zu erreichen. Bei aller Tristesse eines um Tuchhandel und Tuchproduktion kreisenden Lebens bot das Tuchhändlergewerbe doch immerhin den Vorzug häufiger Geschäftsreisen nach London und konnte ihm so als ein ideales Vehikel dienen, um bei potenziellen Mäzenen außerhalb Irlands mit seinen Dichtungen hausieren zu gehen. Gegenüber den doch eher bescheidenen Dimensionen des Dubliner Druck- und Verlagswesens eröffnete die Themsestadt viel weitere Perspektiven. Im 18. Jahrhundert waren alle Formen künstlerischen Schaffens auf Gönnerschaft und Mäzenatentum angewiesen, und eine so bedeutungsvolle finanzielle Unterstützung stellte stets eine ganz besondere Huld dar, die dem Künstler von den einflussreichsten Größen der Gesellschaft erwiesen wurde. Auch wenn Irland gleichfalls seine begüterten Aristokraten und wohlbeleibten Kaufleute mit gesellschaftlichem Aufstiegsdrang hatte, war dieser Menschenschlag doch in England und vor allem in London in viel höherer Dichte vertreten. Die geschäftige Kapitale der englischen Sprache bot da einen Reichtum an Gelegenheiten, mit dem Dublin einfach nicht Schritt halten konnte. Sams Freund und Mentor George Faulkner wird ihm diesen Punkt sicher mehr als nur einmal eingeschärft haben.

      Da die literarisch interessierte Gesellschaft Dublins mehr oder weniger ein geschlossener Kreis war, könnte Sams Bekanntschaft mit George Faulkner bereits in seinen Schuljahren über die Empfehlung seiner Lehrer geknüpft worden sein. Obgleich fünfundzwanzig Jahre älter, empfand der Verleger doch eine große Zuneigung zu Derrick, und in der Hoffnung, seine Karriere befördern zu können, nahm er den jungen Mann unter seine Fittiche. Faulkner war nicht allein mit dem schätzenswerten Jonathan Swift, sondern auch mit Alexander Pope, Samuel Johnson und Lord Chesterfield befreundet – durchaus ein nützlicher Name also, mit dem man in den Londoner Zirkeln punkten konnte. Zweifellos waren es Faulkners Empfehlungsschreiben, die die wenigen wirklich wichtigen Türen zu Derricks literarischer Zukunft in London öffneten. Alle übrigen rannte Sam selbst ein.

      1746, im Alter von etwa zweiundzwanzig Jahren, unternahm Samuel Derrick eine seiner ersten Erkundungsreisen nach London. Sicherlich verließ er den Hafen mit einer Tuchsendung im Gepäck, doch dürften sich seine Gedanken vermutlich nicht allzu lange mit ihrem Verkauf beschäftigt haben. Stattdessen kreisten sie vielmehr um die Gedichte, die er zu veröffentlichen hoffte, und um die in Dublin geknüpften Bekanntschaften mit wandernden Schauspielern, die er nun in London zu erneuern gedachte. Zu denen, die er besuchen wollte, gehörte auch Francis Gentleman, nun Leutnant in der Armee seiner königlichen Majestät. Wie Derrick durchlebte er gerade bedrückende Zeiten in einem ihm auferlegten Beruf; auch er in Erwartung der Erlösung in Form eines Erbes, das es ihm gestattete, seine Bühnenambitionen weiterzuverfolgen. Sam hatte gerade seine Lehre abgeschlossen, und die sich mit seiner neuen Unabhängigkeit eröffnenden Aussichten sowie all die Freiheiten, die ihm der Aufenthalt in London gestatten mochte, erfüllten ihn mit Hochstimmung. Auf dem Weg in die Hauptstadt sprudelte aus ihm ein Strom von Versen hervor, die an den »teuren Frank«, »den ersten« unter seinen Freunden, gerichtet waren und Sams rauer Überfahrt und seinem lahmenden Ross ein lyrisches Denkmal setzten. Abschließend versprach er Gentleman, nach seiner Ankunft in London »die lust’gen Freuden der Stadt« mit ihm gemeinsam zu genießen. Da er jedoch nicht willens war, sich dieser Freuden, für die er offenbar bereits ein Faible entwickelt hatte, bis dahin gänzlich zu enthalten, unterbrach Derrick seine Reise nach Süden in der Falcon Tavern. Dort nahm er nicht nur »ein Abendmahl und ein Glas Claret« zu sich, sondern genoss, bevor er seinen Weg fortsetzte, auch noch die freundlichen Gunstbezeigungen Miss Keneas: einer »holden Dame«, die »jedwedem Kunden eine dienende Handreiche« zu geben vermochte.

      Um die Zeit als Sams Mietklepper gemächlich in die Stadt eintrottete, beherbergte London ungefähr 650 000 Seelen. Wenngleich auch die Straßen Dublins von fast 150 000 Menschen bevölkert wurden, konnte doch nichts auf der Welt den Dimensionen und dem verwirrenden Durcheinander der Szenerie gleichkommen, die ihn nun erwartete. Anders als Sams Heimatstadt breitete sich London mit seinen immer neuen Straßen und Vierteln weithin in alle Richtungen aus. Die Stadt erstreckte sich bis ans Ufer der Themse und fand kein Ende, drüben hingesprengselt lagen Southwark und Lambeth; und Richtung Norden schob sie ihre immer raumgreifenderen Bezirke Marylebone, Bloomsbury und Islington Straße um Straße weiter ins Hinterland. Lange bevor sein Pferd den ersten Huf auf die Pflastersteine der Metropole setzte, muss Sam schon das wilde Dröhnen und der scharfe Dunst Londons entgegengeschlagen haben. Die ins Herz der Kapitale führenden Hauptverkehrsadern waren verstopft vom emsigen Treiben all jener, die über die Stadtgrenzen drängten: Fußreisende, Kutschen, Viehhirten mit ihren Herden, mit Marktgütern vollgepackte Lastkarren. Hatte Sam endlich seinen Weg ins Zentrum gefunden, muss ihn das dichte Gewühl von Gesichtern und Stimmen, all der Lärm und Tumult förmlich erschlagen haben. Zeitlebens sollte ihm der spektakelhafte Trubel der Hauptstadt eine wichtige Inspirationsquelle sein. Dublin, so hatte ihn George Faulkner gewarnt, war ein Ort, der weder Dichter noch Schauspieler zu schätzen wusste; London wiederum verfügte über talentierte Köpfe im Übermaß.

      Durch Londons Eingangstore strömten ständig neue Männer und Frauen, die wie Derrick an ihre schöpferische Begabung oder ihre schauspielerischen Talente glaubten. Auch wenn die Empfehlungsschreiben Faulkners Sam durchaus Vorteile verschafften, konnten doch schon ein paar mit lebhaften Gesprächen angefüllte Abende in Covent Garden den gleichen Effekt haben und diese potenziellen Hilfsmittel schnell überflüssig machen. Die Fleet Street, das Zentrum des Londoner Verlagswesens, konnte zwar mit ihren eigenen fröhlich lärmenden Schankstuben und Kaffeehäusern aufwarten, doch auch in einigen Lokalen an der nahe gelegenen Piazza verkehrte ein eher intellektuelles Publikum. Hier, im Bedford Coffee House und im Shakespear’s Head, tummelte sich die ganze Palette vom berühmten Dichter bis zum altgedienten Lohnschreiberling, vom wohlhabenden Verleger bis zum kleinen Bücherkrämer. Da der Platz dank seiner Lage auch das Hauptrevier der Schauspieler, Theaterverantwortlichen und allerlei weiterer mit den Theaterhäusern verbundener Berufsstände vom Bühnenbildmaler bis zum Musiker war, gehörte die hier verkehrende Szene zu den aufregendsten der ganzen Stadt. Hier konnte man auch am besten mögliche Mäzene aufspüren. Nach einem Theaterabend wimmelte es von reichen Grundbesitzern, die von den bacchanalischen Freuden Covent Gardens und von den Lockungen der Spieltische angezogen wurden, und auch so mancher kleinerer, doch nicht minder erstrebenswerter Fang ließ sich in den Beizen der Umgebung machen. Es kostete den Bittsteller nur einen Humpen Bier oder ein Glas Franzwein, damit ihm begüterte Londoner Bankiers, Kaufleute oder wichtige Besucher von auswärts ein geneigtes Ohr liehen oder er bei arrivierten Persönlichkeiten vom Schlage eines David Garrick, Dr. Johnson oder Samuel Foote Gehör finden konnte. Für jeden, der Kontakte knüpfen wollte, war Covent Garden ein Traum; eine süße Verheißung für alle, die hofften, sich als Künstler die Sporen zu verdienen. Kein Wunder, dass dieses Viertel auf dem Reiseplan aller literarischen Stadtbesucher stand und für jeden Dichter oder Dramatiker, kaum war er vom Wagen nach London herabgesprungen, die erste Anlaufstation war.

      Wenn keine Tuchhändlerpflichten riefen, brachte Sam Derrick seine meiste Zeit auf der Piazza zu. Allmählich begann er während seiner Londoner Besuche dem Ausgeben seines Einkommens mehr Zeit zu widmen als dessen Erwerb. Einen Großteil seiner Tage und Nächte verlebte er im Bedford Coffee House Schulter an Schulter mit den Londoner Literaten und Bühnengrößen. Über das Bedford schrieb die Zeitschrift Connoisseur: »Fast jeder, der einem begegnet, ist in den schönen Wissenschaften wohlbeschlagen und ein gewitzter Kopf. Scherzreden und Bonmots machen zwischen den Boxen die Runde, jeder Zweig der Literatur wird kritisch beleuchtet, und die Meriten jedes Erzeugnisses der Presse, jeder Aufführung in den Theatern werden sorgsam abgewogen und zugemessen.« Das die Räume im Bedford bevölkernde Publikum präsentierte, mehr noch als die Besucher des Shakespear’s Head, eine Art Londoner Schickeria, deren Glanz und Glamour Sam hoffnungslos erlag. In Dublin gab es nichts, was jenem Kitzel nahegekommen wäre, den dieses Umfeld für ihn bereithielt. Mit seinen quirligen Charakteren, temperamentvollen Diskussionen und lockeren Sitten bot Covent Garden für ihn die perfekte


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