Perry Rhodan 3103: Angriff des Lichtfressers. Christian MontillonЧитать онлайн книгу.
im Schiff, ihm ähnlich, aber anspruchsloser – ideale Zugriffspunkte.
Das Zyu startete einen Testlauf und schaltete eine solche Kabinenpositronik aus, indem sie sie zugleich aus dem allgemeinen, schiffsweiten Netz herausschnitt. Es gab keinerlei Verbindung mehr, keinen Alarm, keinen Hinweis für die Menschen.
Und einen Augenblick später gab es auch kein Licht mehr in dem ausgewählten Quartier, denn das Zyu ließ den Dingen ihren Lauf und fraß.
Unterbinde es und töte!
»Was ist hier los?«, hörte das Zyu den Terraner rufen, der diese Kabine bewohnte. »Positronik, schalt das Licht wieder an!«
Weil sich nichts änderte, natürlich nicht, bewegte sich der Mensch in der Finsternis. Er stieß gegen etwas und fluchte.
»Öffne die Tür!«, befahl er der Kabinenpositronik, die so nicht mehr existierte.
Das Zyu zog seinen Körper dichter zusammen, nicht nur fünf Sporen in diesem Raum, sondern 50, 500, 5000. Eine Ballung entstand, kleiner als die Pupille des Terraners, und schwärzer. Kälte ging davon aus.
Der Mensch tastete sich durch das Zimmer, fand ein Möbelstück und zog eine Schublade heraus. Darin lag ein Stück Technologie, mit dem er Licht erschaffen konnte.
Für einen Augenblick, wahrscheinlich zu kurz, als dass das eingeschränkte Gehirn des Bewohners es wahrzunehmen vermochte, erhellte sich der Raum. Dann fraß das Zyu das köstliche, köstliche Licht und ballte weitere Teile seiner Masse.
Die Dunkelheit nahm zu, und mit ihr die Kälte.
Erst als das Zyu dachte, es gäbe nichts mehr, entdeckte es das Licht hinter den Augen des Terraners – zitternde Funken von Bioelektrizität.
Das Zyu fraß weiter.
4.
Eindringling
Der Alarm erklang nicht schiffsweit, sondern nur in der Krankenstation.
Ein Holo baute sich auf. Es zeigte Oona Zocalo. »Vahma«, sagte die Kommandantin. »Bist du allein? Kannst du sprechen?«
»Perihan Leko und Anzu Gotjian sind bei mir«, sagte die Chefmedikerin. »Wir untersuchen ...«
»Es ist in Ordnung, die beiden können es hören. Perihan, komm in die Zentrale! Dich, Vahma, brauche ich in einer Privatkabine. Anzu soll dich begleiten. Wir haben einen Todesfall.«
»Was ist ...«
»Du solltest es dir selbst ansehen.« Oona Zocalo nannte Deck- und Quartiernummer. »Es ist ernst. Wie ernst, wird sich vermutlich rasch zeigen.« Die Kommandantin kappte die Verbindung.
Perihan war bereits unterwegs, nun verließen auch Anzu und Vahma die Medozentrale. Das Ziel lag zwei Ebenen höher. Sie nutzten einen nahe gelegenen Antigravschacht und eilten von dort aus weiter.
Vor dem genannten Quartier stand ein TARA. Die Maschine ließ sie anstandslos passieren.
Hinter der Tür erwartete sie die Kommandantin persönlich und kam ohne einleitende Worte direkt zum Kern der Sache. »Vahma, ich brauche deine medizinische Einschätzung.« Sie ging einen Schritt beiseite, die beiden Neuankömmlinge traten ein.
Anzu fiel auf, wie kalt es im Zimmer war. Die Tür schloss sich.
Oona Zocalo deutete in Richtung des holografischen Fensters, doch das wäre gar nicht nötig gewesen.
Man konnte die Leiche, die davor lag, nicht übersehen.
Sie lag in leicht verkrümmter Haltung auf dem Boden, die Hände gegen die Schläfen gepresst. Der Mund stand offen, die Augen waren aufgerissen. Es gab weder Blut noch sichtbare Verletzungen.
Vahma Spoúr ging neben dem Toten in die Knie, tastete über den Hals, berührte den Unterarm, zog ihn zur Seite.
»Wieso hast du mich mitkommen lassen?«, fragte Anzu die Kommandantin. »Und vorher schon der Chefmedikerin empfohlen, mich ebenfalls zu rufen, um mir diese schwarze Masse zu zeigen?«
»Weil Perry Rhodan in dir eine Art Joker sieht. Vielleicht reagierst du auf Dinge, die mit diesem Chaoporter in Zusammenhang stehen. Das ist für mich durchaus Grund genug, es mit dir zu versuchen.«
»Und du glaubst, dass dieser Mord ...«
»Wir wissen nicht, ob es ein Mord war«, stellte die Kommandantin klar.
»... dass der Todesfall mit dem Chaoporter zusammenhängt?«
»Ich weiß es nicht. Das ist das Problem.«
Anzu fühlte sich in der Rolle als Joker nicht sonderlich wohl; es klang unberechenbar. Und so, als hinge am Ende alles von ihr ab.
»Ich weiß nicht, was in meinem Schiff vor sich geht«, fuhr die Kommandantin fort. »Falls überhaupt etwas vor sich geht. Noch könnte es ... na ja, Zufall sein.« Es hörte sich nicht so an, als glaubte sie selbst daran. »Die seltsame Ortung, die schwarze Masse, dieser Todesfall.« Bei jedem Punkt dieser Aufzählung streckte sie einen Finger aus. »Wir wissen nicht, ob es einen Zusammenhang gibt. Wir wissen gar nichts.«
»Doch«, widersprach Vahma, die in diesem Moment aufstand und auf ihr Multifunktionsarmband blickte. »Ich kann dir sagen, wie dieser Mann gestorben ist.«
»Tizion Lergas«, ergänzte Oona Zocalo.
Die Chefmedikerin nickte. »Er ist erfroren.«
»Erfroren?«, entfuhr es Anzu. »Hier, mitten in seinem Quartier in einem perfekt funktionierenden Raumschiff?«
»Die Frage lautet, warum die Zimmerpositronik nicht reagiert und Alarm gegeben hat«, sinnierte Vahma. »Ihr merkt selbst, wie kühl es im Raum ist, aber zum Todeszeitpunkt – vielleicht vor einer Stunde – muss es um ein Vielfaches kälter gewesen sein.«
»Ich habe es bereits überprüft«, sagte die Kommandantin. »Die Positronik ist ausgefallen.«
»Was es noch weniger wahrscheinlich macht«, sagte Anzu, »dass das alles ein Zufall sein soll.«
»Genau deshalb habe ich einen TARA vor der Tür positioniert, und ein Techniker ist bereits unterwegs«, informierte sie Kommandantin Zocalo.
*
Wenige Minuten später saßen sie zu viert in einem Besprechungsraum. Die Kommandantin war in der Zentrale aufgehalten worden – sie würde aber jeden Augenblick dazustoßen. Außer Vahma und Anzu nahmen zwei Besatzungsmitglieder teil, denen Anzu bislang nicht begegnet war.
Zum einen der von der Chefmedikerin bereits erwähnte Cheborparner LoT, dessen kompletten Namen sie sich gar nicht erst zu merken versuchte. Der Xenobiologe war in ein Zweiergespräch mit Vahma vertieft.
Außerdem ein Echsenwesen – der Topsider Hroch-Tar Kroko, der stellvertretende Leiter des Raumlandekommandos der BJO BREISKOLL. »Du fragst dich vielleicht, warum ich hier bin«, sagte Hroch-Tar.
Eigentlich tat sie das nicht.
»Und nicht mein Chef, Blaise Carrera«, fuhr er fort. »Könnte daran liegen, dass er den interessanten Teil gewählt hat und mich das Langweilige erledigen lässt.«
»Danke«, sagte Anzu. »Sehr schmeichelhaft.«
»Oh, so war das nicht gemeint!« Die roten Augen des Topsiders weiteten sich etwas über der weit vorgewölbten Schnauze. »Nichts gegen dich! Es ist nur ... ich kann Besprechungen nicht leiden.«
»Vergiss es. Es war witzig, auf ganz spezielle Art und Weise.«
»Ich kenne keinen Humor«, sagte Hroch-Tar. »Ebenso wenig wie Angst oder sonst eine Krankheit.«
»Das solltest du dir noch mal überlegen«, schlug Anzu vor. »Angst kann ziemlich nützlich sein. Genau wie Humor.«
»Meiner Meinung nach ist Angst nichts anderes die Art, wie man unangenehme Situationen betrachtet. Die man entweder sowieso nicht beeinflussen kann –