Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven. Stefan BurbanЧитать онлайн книгу.
überall Trümmer vor und denken, es hätte einen Unfall gegeben, der zum Verlust aller sechs Schiffe geführt hat.«
»Und du denkst, das funktioniert?«, zweifelte Fabian.
»Für Alternativen habe ich ein offenes Ohr«, gab Michael leichthin zurück in dem Wissen, dass Fabian auch nichts Besseres einfallen würde.
Dieser machte eine verkniffene Miene. »Wenn das nicht funktioniert, sind wir tot.«
»Sind wir ohnehin, wenn wir nicht unentdeckt auf der Erde landen können.«
»Auch wieder richtig.«
Die Schiffe näherten sich der Erdatmosphäre weiter an. Weniger als fünftausend Kilometer von der Umlaufbahn entfernt, wurden sie erneut gerufen.
»Man weist uns Anflugkoordinaten zu«, ließ Christian verlauten.
»Sind sie in der Nähe der Anflugschneise, die wir benötigen?«
»Fast. Wir müssen nur um wenige Kilometer abweichen. Das könnte als Berechnungsfehler durchgehen.«
Michael atmete tief durch. »Dann hoffen wir mal das Beste.« Er kreuzte unbemerkt die Finger. »Christian? Du kannst loslegen. Koordiniere dich mit den anderen Navigatoren.«
»Verstanden.«
Die Stimme des Navigators klang zu diesem Zeitpunkt bereits hoch konzentriert. Michael entschloss sich, ihn nicht mehr anzusprechen. Der Mann hatte jetzt weiß Gott genug um die Ohren.
Als hätte der Navigator seine Gedanken gelesen, baute sich erneut ein Hologramm vor ihm auf. Darauf ließ sich der gesamte Verlauf des Anflugs genau verfolgen. Die sechs blinkenden grünen Punkte, die Michaels Einheiten darstellten, zogen ihre Formation merklich enger zusammen.
Michaels Körper spannte sich unwillkürlich an. Seine vorigen Worte waren nicht nur so dahergesagt gewesen. Bei derartigen Manövern hatte das Imperium in der Vergangenheit bereits des Öfteren Schiffe verloren. Gut möglich, dass ihr Ablenkungsmanöver am Ende tatsächlich in einer Katastrophe mündete.
»Eine der Bodenstationen ruft uns«, war Christians Stimme plötzlich zu hören. »Sie warnen uns, wir sollen die Formation wieder auseinanderziehen.«
»Ignorieren«, befahl Michael.
Die sechs Schiffe drangen in die oberen Atmosphärenschichten ein, verloren dann schnell an Höhe. Die Reibungshitze verursachte eine Feuerwolke, die wie ein Mantel die sechs Kampfraumer umgab. Die Panzerung der Rebelleneinheiten leuchtete karmesinrot auf, als sie sich abmühte, dem enormen Druck standzuhalten.
Der Boden unter Michaels Füßen vibrierte besorgniserregend. Er verlagerte unmerklich das Gewicht. Es kostete ihn alle Kraft vorzugeben, es wäre das Leichteste von der Welt. Aber er wollte seine Leute nicht zusätzlich beunruhigen, sondern vielmehr Gelassenheit ausstrahlen.
»Wir sind fast durch«, meinte Christian. Und tatsächlich löste sich die Feuerwolke langsam auf. Das Blau des Ozeans tief unter ihnen schimmerte bereits hindurch.
Michael nickte. »Dann wird es Zeit. Christian? Notsignal absetzen. Waffenoffiziere? Feuer auf mein Kommando.«
Michael bekam nichts davon mit, dass Christian Verbindung mit der zuständigen Bodenstation aufnahm. Der Navigator meldete sich mit einem Mal wieder. »Erledigt.«
Michael verzog die Miene zu einer Grimasse. »Feuer!«
Die sechs Schiffe setzten eine volle Salve Torpedos auf ihre Flugbahn voraus. Die Geschosse waren so programmiert, dass sie knapp über der Wasseroberfläche detonierten. Die Aurora erzitterte erneut ganz leicht, als die Torpedos ihre Rohre verließen.
Die Flottille stieß aus der Feuerwolke des Atmosphäreneintritts und tauchte nur Sekunden später in die Explosionswolke des Torpedoangriffs ein.
»Abbremsen! Geschwindigkeit auf nahezu null senken.« Michaels gehetzt klingende Stimme hallte über die Brücke.
Der Blutläuferoffizier sog unwillkürlich die Luft ein, als die Aurora in die tosenden Fluten eintauchte. Die Relativgeschwindigkeit wurde auf null gesetzt und die Masseträgheit sorgte dafür, dass die Schiffe in die schwarzen Tiefen des Pazifiks hinabtauchten. Gleichzeitig öffneten alle sechs Schiffe die Heckluken, durch die sie normalerweise den Müll entsorgten. Ein Schwall von Unrat und Panzerungsbruchstücken verließ die Einheiten und vieles davon trieb an die Oberfläche. Alles war vorher fein säuberlich bearbeitet worden und wies unter anderem Brandspuren wie durch eine Explosion verursacht auf.
»Marianengraben direkt voraus«, informierte Christian die Brückenbesatzung.
»Bring uns rein. Vorsichtig manövrieren. Wir haben dort unten nicht viel Platz. Wir werden so tief sinken wie nur möglich und dort warten wir ein paar Tage, bis die Bergungs- und Suchoperationen beendet sind. Wenn sie nichts mehr von uns finden, dann nehmen sie an, unsere Schiffe sind auseinandergebrochen.«
»Das hoffst du«, hielt ihm Fabian dagegen.
Michael schenkte ihm einen schrägen Seitenblick. »Noch mal: Für bessere Vorschläge bin ich jederzeit zu haben.«
Fabian machte ein verkniffenes Gesicht, schwieg aber. Die sechs Kriegsschiffe sanken immer tiefer. Die Geschwindigkeit war nun nahezu null. Lediglich die Manövriertriebwerke wurden hin und wieder aktiviert, um den Kurs zu korrigieren.
Fabian sah sich missmutig um. »Werden wir dem Druck hier unten standhalten?«
Michael zuckte die Achseln, während am zentralen Brückenfenster allerhand Meerestiere inklusive einer Buckelwalfamilie vorüberzogen. »Sollten wir eigentlich. Ashrakschiffe werden immerhin unter Wasser gebaut und treten auch ihren Dienst unter Wasser an, bis sie zum ersten Mal starten. Das dürfte eigentlich kein Problem sein.«
Fabian nickte nachdenklich. »Dir ist schon klar, dass wir im falschen Ozean sind. Oder?«
Michael seufzte ein wenig genervt. »Eines nach dem anderen. Sobald es ungefährlich ist, setzen wir unseren Weg unter Wasser fort und steuern den Atlantik an.«
»Und dann?«, wollte Fabian wissen.
Michaels Gesicht zeigte mit einem Mal ein ungewohntes Lächeln. »Und dann … heißt der nächste Stopp für mich Heimat.«
* * *
Einsfünf war darauf trainiert, Geduld zu beweisen. Der Krieg bestand in der Regel aus langen, ewig erscheinenden Phasen der Stagnation, unterbrochen von nur wenigen Augenblicken hektischer Aktivität.
Aber zuweilen, musste der Paladin zugeben, konnte es durchaus an den Nerven zehren, auf ein bestimmtes Ereignis zu warten.
Der Auftrag, mit dem Cha’acko ihn geehrt hatte, stellte eine Herausforderung dar, zumal er hierfür sein Team hatte zurücklassen müssen. Diese Aufgabe musste er ganz allein bewerkstelligen. Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. Das Imperium setzte großes Vertrauen in ihn. Er würde es nicht enttäuschen.
Einsfünf wartete nun bereits seit geschlagenen zwei Wochen in einem Trümmerfeld, das vor nicht allzu langer Zeit einmal eine Flotte von Kriegsschiffen gewesen war.
Die Sekari waren hier auf die Einheiten des Imperiums getroffen und hatten eine vernichtende Niederlage erlitten. Die Schlacht hatte weit hinter den Frontlinien stattgefunden, im Aquarius-Sektor. Wenn die Rebellen wie gewohnt vorgingen, dann suchten sie schon bald wie Aasfresser dieses Schlachtfeld heim, um sich an den Knochen imperialer Kriegskunst zu laben.
Die Rebellen litten an Nachschubmangel.
Das war zwar nur eine Vermutung, jedoch eine fundierte. Es war bereits des Öfteren beobachtet worden, wie feindliche Bergungseinheiten Schlachtfelder plünderten. Natürlich wussten sie um das Risiko, das damit einherging. Ihnen blieb aber kaum eine andere Wahl, wollten sie ihre Streitkräfte aufstocken.
Der Honuh-ton war bekannt, dass es in diesem Sektor ein Hauptquartier der Rebellen geben musste. Weiterhin war bekannt, dass der Anführer der Rebellion, der ehemalige Templer HT-843715, dort das Kommando führte.
Seit über einer