Butler Parker Staffel 13 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
oben auf dem Rang und hab Sie beobachtet. Ich hätte das Messer überhaupt nicht werfen können.«
»Nun, dies werden die zuständigen Behörden zu klären haben«, ließ der Butler sich vernehmen. »Halten wir uns nicht mit Kleinigkeiten auf. Mr. Walmlin verschwieg Ihnen also den Namen seines Kollegen, der die Kapsel nach London schmuggelte?«
»Damit ist er nicht rausgerückt, wirklich nicht! Er wollte diesen Mann später noch abkassieren, das hatte er mir versprochen.«
»Er wollte also nicht nur die Kapsel, sondern seinen Kollegen später noch zusätzlich erpressen?«
»Damit hätte ich aber nichts zu tun gehabt, Ehrenwort. Ich sollte nur die Kapsel besorgen, mehr weiß ich nicht. Walmlin hat mich in die Sache nicht reinblicken lassen, dazu war er zu gerissen. Das merken Sie doch schon daran, daß er diesen Kurier in Ruhe gelassen hatte, bis das Orchester hier in London war.«
»Und wem wollte er die Kapsel samt Inhalt verkaufen?« Lady Simpson ließ ihren Pompadour munter am Handgelenk pendeln.
»Ich red’ ja schon, Lady«, sorgte sich Rob Harlow und zog unwillkürlich den Kopf ein. »Er sagte was von einer Botschaft. Ja, er wollte das Zeug sogar zweimal verscherbeln. Einmal an diese, dann wieder an eine andere Botschaft. Er hat gesagt, wir könnten ein Vermögen damit machen.«
»Nach Walmlins seltsamem Unfall wollten Sie dieses Vermögen also auf eigene Faust erwerben und interessierten diese beiden Gangster?« Lady Simpson nickte langsam. »Und nun müssen Sie mit Ihrem Ableben rechnen, Sie widerliches Subjekt.«
»Sie... Sie wollten mir doch helfen?« Rob Harlow sah Lady Agatha beschwörend an. »Darum habe ich ja auch restlos ausgepackt.«
»Vielleicht solle man die Unterhaltung ein wenig einschränken«, ließ Parker sich in diesem Moment vernehmen. »Falls meine Sinne mich nicht trügen, kehren die beiden Herren zurück.«
Seine Sinne trogen ihn nicht.
Schritte waren zu hören, dann das Quietschen und Trippeln aufgescheuchter Ratten. Vor der verrosteten Eisentür des Kellerraums erklangen Stimmen.
Harlow preßte sich förmlich in seine Ecke und stierte auf die Tür. Er hatte jämmerliche Angst. Er war von den beiden Gangstern hereingelegt worden. Sie brauchten ihn auf keinen Fall mehr. Sie wollten dieses sagenhafte Geschäft jetzt auf eigene Faust abwickeln. Falls kein Wunder geschah, mußte Rob Harlow mit seinem Tod rechnen.
Vor der Tür schien sich einiges zu tun.
Die Stimmen erstarben plötzlich. Dafür waren dumpfe Laute zu hören, dann Stöhnen, danach ein Scharren.
Quälend langsam öffnete sich die Tür.
Rob Harlow keuchte vor Angst. Lady Simpson interessierte sich für den Schnitt ihrer Fingernägel, während Parker sein Notlicht hochhielt und die sich öffnende Tür anleuchtete.
»Guten Abend, Mylady«, sagte Kathy Porter, die den Kellerraum betrat und sich die rechte Handkante ein wenig massierte. »Hoffentlich mußten Sie nicht zu lange waren?«
»Aber nein, Kindchen«, erwiderte Lady Simpson. »Die Unterhaltung mit diesem kleinen Widerling hat mich dafür voll entschädigt.«
*
»Ich muß mich mal wieder bei Ihnen bedanken, Mylady«, rang Superintendent McWarden sich ab. »Die beiden Widerlinge, wie Sie sie bezeichnet haben, sind langgesuchte Gangster. Sie sitzen bereits fest und belasten sich gegenseitig.«
Es war ein herrlicher Morgen.
Lady Simpson saß am Frühstückstisch und hatte sich von ihrem Butler einen Kreislaufbeschleuniger servieren lassen. Kathy Porter sortierte die Morgenpost, und McWarden durfte am Tisch Platz nehmen. Nein, er hatte nichts gegen einen Cognac. Er nahm ihn dankend an.
»Dem Geiger geht es recht gut«, berichtete McWarden. »Das Messer ist erfreulicherweise an einer Rippe abgerutscht. Die Fleischwunde wird bald wieder in Ordnung sein.«
»Hat Harlow sein Geständnis wiederholt, McWarden?« erkundigte sich die Lady beiläufig.
»Bis auf den Mord an Walmlin hat er alles zugegeben. Ob wir ihm den nachweisen können, weiß ich nicht.«
»Bleibt also nur dieser geheimnisvolle Kurier«, mokierte sich Lady Simpson. »Warum hüllt dieser Mann sich in Schweigen? Sobald Findlay aussagen kann, wird seine Identität doch bekannt, oder?«
»Sie ist bereits bekannt, Mylady.«
»Und das sagen Sie erst jetzt, McWarden?« Lady Simpson sah den Superintendent empört an.
»Der Kurier hat sich inzwischen offenbart«, redete McWarden weiter. »Es ist...«
»Lassen Sie mich raten, McWarden!« Lady Simpson hatte ihn unterbrochen. »Es ist der Dirigent, nicht wahr?«
»Darf ich davon ausgehen, Sir, daß es sich um Mr. Brewster handelt?« schaltete der Butler sich ein.
»Sie dürfen«, erwiderte McWarden und grinste. »Haben Sie das gewußt, vermutet oder geahnt?«
»Eine Inspiration, Sir, wenn ich es so umschreiben darf.«
»Brewster also!« Lady Simpson nickte gewichtig. »Ich habe es die ganze Zeit über gewußt!«
»Gewiß, Mylady«, sagte Parker höflich.
»Natürlich, Mylady«, pflichtete McWarden dem Butler bei und grinste unverhohlen. »Darf ich übrigens um die echte Kapsel bitten?«
»Bitte, Sir.« Parker griff in eine seiner Westentaschen und reichte die begehrte Kapsel an McWarden weiter. »Ich möchte davon ausgehen, daß die Herren von der CIA jetzt endgültig zufriedengestellt worden sind.«
»Und wo haben Sie sie aufgetrieben?« fragte der Superintendent neugierig.
»In Mr. Findlays Loge«, berichtete der Butler gemessen. »Er muß sie während seiner Strangulation geistesgegenwärtig in den Polstersitz geschoben haben.«
»Ganz schön ausgekocht«, meinte McWarden. »Er legte also ganz bewußt eine falsche Spur aus, als er Sie bat, Mylady, die SOS-Kapsel von seinem Hals zu nehmen.«
»Mr. Findlay legte absichtlich eine falsche Spur«, erklärte er Butler und nickte McWarden zustimmend zu. »Man muß einräumen, daß ihm dies auf der ganzen Linie gelungen ist.«
»Sie waren aber auch nicht gerade schlecht«, entgegnete McWarden und lächelte anerkennend. »Für den Fall des Falles hatten auch Sie eine Kapsel vorbereitet.«
»Mit Aufnahmen aus einem Mathematikbuch, Sir.« Parker lächelte andeutungsweise. »Ich möchte annehmen, daß die beiden Gangster bis zur letzten Minute glaubten, es mit echtem Material zu tun zu haben.«
»Stimmt haargenau, Mr. Parker.« McWarden hatte nichts dagegen, einen zweiten Cognac serviert zu bekommen. »Sie hatten sich den Mikrofilm in einem Lesegerät abgespielt. Und wissen Sie auch, wo dies geschah? In einer Filiale der Städtischen Bücherei. Wahrscheinlich waren sie so zum erstenmal in ihrem Leben in solch einer Bibliothek.«
»Das wird den Herren die Schwellenangst nehmen, in Zukunft die Gefängnisbücherei zu frequentieren«, meinte Butler Parker und lächelte erneut andeutungsweise.
»Damit dürfte alles erklärt sein«, stellte McWarden fest. »Ich bedanke mich noch mal, Mylady.«
»Nichts ist erklärt«, schnaufte die energische Dame gereizt. »Da sind noch diese beiden komischen Plastikkärtchen, die diese Subjekte Lorrings und Stepnut bei sich hatten!«
»In der Tat, Sir.« Parker sah McWarden erwartungsvoll an.
»Jetzt bin ich aber gespannt, Sir.« Kathy Porter legte die Post zur Seite und stand auf. Sie hatte kein Wort darüber verloren, daß sie Lady Simpson und Butler Parker aus dem Keller herausgeholt hatte. Für sie war die Verfolgung und anschließende Befreiung ein kleines Zwischenspiel gewesen. Sie hatte das alles vorher mit Parker Vereinbart. Ja, es war ihr sogar ein Vergnügen gewesen.
»Ein