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Butler Parker Staffel 13 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Staffel 13 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      »Ich möchte Sie nicht unnötig beunruhigen«, ließ Parker sich wieder vernehmen und deutete mit der Spitze seines Universal-Regenschirms auf ein besonders verfilztes Schilfstück. »Mir scheint jedoch, daß ich dort gerade eine kleine Wasserschlange gesehen habe, die nicht unbedingt giftig sein muß!«

      Das reichte vollkommen.

      Die sechs jungen Männer stammten eindeutig aus einer Großstadt und kannten sich mit der Fauna hier draußen auf dem Land nicht aus. Die Wasserschlange, die selbstverständlich nicht existierte, löste Panik aus. Alle flüchteten zurück an Land und entwickelten dabei eine erstaunliche Schnelligkeit. Hemmender Schlamm oder sperriges Schilf schienen überhaupt nicht mehr zu existieren.

      Parker wartete, bis die Angreifer verschwunden waren. Dann holte er den kleinen Anker ein und ließ den Diesel anspringen. Er hielt es für sicherer, seine Gegner erst mal zu verwirren. Für das, was er plante, brauchte er keine Zuschauer oder gar Störenfriede.

      *

      Lady Simpson stutzte nur für Sekundenbruchteile, als sie die beiden quergestellten Kastenlieferwagen wahrnahm. Dann aber preßte sie ihre Lippen fest zusammen und gab Vollgas. Sie war nicht die Frau, die sich aufhalten ließ. Schon gar nicht von solch einem windigen Straßenhindernis.

      Die Fahrer der beiden querstehenden Lieferwagen fielen fast aus den Fahrerhäusern und retteten sich hinauf auf die weite Wiese. Mit einem Rammversuch hatten sie ganz sicher nicht gerechnet.

      Agatha Simpson donnerte mit dem schweren Sattelschlepper auf die improvisierte Straßensperre zu, um sich im letzten Augenblick die Sache doch ein wenig anders zu überlegen. Sie wollte nicht in diesem Hindernis stecken bleiben, sondern den entführten Lastwagen einem gewissen Chiefconstable Higgins präsentieren. Die Gefahr, mit einem Plattfuß liegenzubleiben, war ihr doch zu groß.

      Sie mißbrauchte den Sattelschlepper also prompt als Geländewagen und bremste kaum ab, als sie hinaus auf die Wiese raste. Der Sattelschlepper hüpfte wenig elegant durch den erfreulicherweise nicht gerade tiefen Graben, legte sich gefährlich auf die Seite und richtete sich unwillig wieder auf. Da Lady Simpson aber Vollgas gab, röhrte der Lastzug weiter und erreichte wieder einigermaßen flachen Boden.

      Die Wiese war nicht gerade bretteben. Sie wies Wellen auf, kleine Hügel und auch einige Dränagegräben. Das alles nahm die ältere Dame jedoch kaum wahr. Sie saß grimmig und entschlossen im Fahrersessel, der recht gut gefedert war, kurbelte am Steuer herum und hetzte erst mal zwei Männer, die Schußwaffen gezogen hatten.

      Sie kamen gar nicht mehr dazu, einen gezielten Schuß auf die Fahrerin abzugeben. Der Sattelschlepper fauchte hinter ihnen her und trieb sie in ein Dickicht, in das sie entsetzt und kopfüber hineinpurzelten. Bevor sie sich hervorgearbeitet hatten, war der Lastzug schon weit weg und rasierte gerade einen Weidenzaun ab.

      Die beiden hinteren Ladetüren mußten nicht sachgerecht geschlossen worden sein.

      Die rechte Tür hatte sich bereits weit geöffnet und gab einigen Whiskykisten Gelegenheit, ins Gras zu fallen. Sie ließen nicht lange auf sich warten, plumpsten nacheinander auf den Boden und verstreuten ihren Inhalt weit um sich. Die Wiese verwandelte sich in eine Flaschenhalde. Es roch plötzlich penetrant nach dem teuren Getränk.

      Agatha Simpson hinterließ eine deutliche Spur bis hinüber zur Straße, doch sie wußte nichts davon. Sie schaute kurz in den Rückspiegel und vermißte den Rover. Sie bremste ab, beschrieb einen leichten Bogen und nickte dann zufrieden. Der Rover hatte die Straße inzwischen erreicht und schien auf sie zu warten. Die Lady kurvte parallel zur Straße erst mal zurück zum geschotterten Feldweg und von dort aus zum Rover.

      Die resolute Fahrerin beugte sich weit aus dem Fenster der Kabine.

      »Ein wunderschöner Wagen«, sagte sie begeistert. »Hoffentlich können Sie mir folgen, meine Liebe. Ich werde jetzt etwas schneller fahren. Ich glaube nämlich, man will uns verfolgen.«

      Lady Simpsons Vermutung erwies sich als richtig. Die Männer wären aus dem Dickicht zurück zu den beiden Kastenlieferwagen gerannt und fuhren gerade los. Es war klar, daß sie den Sattelschlepper um jeden Preis einholen und stoppen wollten.

      Kathy Porter kam nicht mehr dazu, der Lady eine Warnung zuzurufen. Agatha Simpson fuhr bereits an. Und wie sie das tat! Der schwere Lastwagen machte einen Satz nach vorn und verlor dadurch einige Kartons mit Whiskyflaschen. Kathy konnte ihnen gerade noch aus weichen, bevor die Flaschen auf der Straße landeten. Dann mußte auch sie Vollgas geben, um den Anschluß nicht zu verpassen.

      *

      Die Szene sah harmlos und verspielt aus.

      Selbst ein mißtrauischer Beobachter hätte wohl kaum Verdacht geschöpft und sich höchstens noch amüsiert. Da waren zwei improvisierte Flöße, die mit je drei jungen Männern besetzt waren. Sie ruderten mit langen Bohnenstangen und Brettern ihre Wasserfahrzeuge über den See und hielten auf Parkers Hausboot zu.

      Die sechs jungen Männer hatten diesmal auf ihre Jethelme verzichtet und wirkten völlig unbeschwert und normal. Sie lachten, riefen durcheinander und waren bester Stimmung. Daß sie Parkers Hausboot angriffen, war überhaupt nicht zu vermuten.

      Der Butler wußte es natürlich besser.

      Seit dem ersten Angriff war eine Stunde verstrichen. Parker hatte das Hausboot in eine kleine Bucht bugsiert und sich eigentlich recht sicher gefühlt.

      Er stand auf dem Vorderdeck und beobachtete die heranpaddelnden Männer. Rechneten sie denn nicht damit, daß er den Diesel anwarf und versuchte, seine Angreifer zu rammen? Sie benahmen sich mehr als leichtsinnig und schienen sich ihrer Sache sicher zu sein.

      Plötzlich kam Parker ein böser Verdacht. War das alles nur ein raffiniertes Ablenkungsmanöver? Wollte man seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf die beiden Flöße lenken? Parker wandte sich um und verschwand hinter dem Kabinenaufbau. Von hier aus beobachtete er den nahen Schilfgürtel der kleinen Bucht.

      Dort war nichts zu sehen. Seine Phantasie war wohl doch größer als die seiner Gegner. Er wollte sich schon wieder abwenden und sich mit den sechs jungen Männern befassen, als er eine seltsame Beobachtung machte.

      Vom Schilfgürtel hatte sich eine Art Treibinsel gelöst, was an sich nichts Besonderes war, denn auf dem kleinen See gab es viele davon. Diese Treibinsel aber hatte für sein Gefühl zu große Fahrt aufgenommen und trieb direkt auf das Hausboot zu.

      Damit war alles klar.

      Unter dieser kleinen Treibinsel mußte sich zumindest ein weiterer Gegner befinden.

      Parker tat natürlich so, als habe er überhaupt keinen Verdacht geschöpft. Er ging zurück an die gegenüberliegende Reling und beobachtete weiter die lärmenden Männer, die sich bis auf etwa dreißig Meter genähert hatten. Parker wußte bereits, wie er diese Treibinsel zerstören konnte.

      Er langte nach einem der kleinen, aber soliden und schweren Fender. Es handelte sich dabei um eine Art Anlegepolster. Sie sollten verhindern, daß das Hausboot beim Festmachen zu hart gegen einen Kai oder Bootssteg stieß. Der Fender war rund und erinnerte an eine etwas aus der Form geratene Riesenwurst. Er bestand aus einem Geflecht aus dickem Manilahanf, der mit geteertem Werg gefüllt war.

      In Parkers Händen wurde dieser Fender zu einer Art sprengstofflosen Bombe.

      Er wirbelte den Fender am Halteseil wie ein Lasso um seinen Kopf und schien sich auf die beiden Flöße konzentrieren zu wollen. Dann aber, ohne jede Vorwarnung, wechselte der Butler die Richtung, eilte zur uferseitigen Reling und ließ das Halteseil los.

      Der Fender, der viel Schwung aufgenommen hatte, sirrte durch die Luft, stieg steil zum Himmel empor, erreichte den Gipfelpunkt seiner Flugkurve und jagte dann auf sein Ziel zu.

      Die Treibinsel schien das Verhängnis zu ahnen, das aus der Luft kam. Sie wurde recht schnell und wollte seitlich ausweichen. Der Fender jedoch war schneller und krachte bereits auf die Treibinsel.

      Das Ergebnis war frappierend.

      Der Fender schlug die kleine Insel auseinander, Holzstücke wirbelten


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