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Maritime E-Bibliothek: Sammelband Abenteuer und Segeln. Hannes LindemannЧитать онлайн книгу.

Maritime E-Bibliothek: Sammelband Abenteuer und Segeln - Hannes Lindemann


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Kalema, an der südafrikanischen Küste bemerkbar machen können, ist nur wenigen bekannt. Eine solche Dünung hat also unabhängig von der Windrichtung den ganzen Atlantik überquert. Einer der bekanntesten amerikanischen Sportsegler wunderte sich darüber, wie mein Faltboot diese „30 Meter hohen Dünungsberge“ heil überstehen konnte. Nun, Windwellen können bis zu dreißig Meter Höhe erreichen, als Ausnahmeerscheinung in einem langanhaltenden Sturm; die Dünung wird aber nicht einmal halb so hoch und ist auch für kleine Boote auf hoher See ungefährlich, weil sie sich im allgemeinen nicht mehr bricht.

      Alle Wellen sind verschieden hoch. Die Ansicht, daß jede siebte bis neunte Welle höher sei als die vorhergehenden, ist falsch, wird aber dadurch unterstützt, daß es tatsächlich einen Rhythmus der Wellen gibt, jedoch einen unregelmäßigen.

      Für Seeleute ist es entscheidend zu wissen, daß sie alle paar Stunden eine Welle erwarten können, die mehrfach so hoch sein kann wie die Durchschnittswellen. Große Dampfer, vor allem schwer beladene Erzschiffe, die im Sturm nicht rechtzeitig beidrehen, werden von einer solchen Welle zuweilen mit Mann und Maus verschluckt. In jedem Jahr hört man von Schiffsunfällen, bei denen die Katastrophe so schnell hereinbrach, daß selbst die modernsten Funkgeräte nicht mehr bedient werden konnten. Kleine Yachten hingegen schwimmen wie Korken auf dem Meer, sie drehen meist rechtzeitig bei, und die Riesenwellen können nicht auf sie einstürzen.

      Als ich mit dem Faltboot über den Atlantik segelte, traten in den letzten drei Wochen steife und stürmische Passatwinde auf, die Wellen von einer durchschnittlichen Höhe von fünf bis sieben Metern erzeugten. Die Seen waren deshalb so hoch, weil der starke Wind schon seit längerer Zeit blies und weil sie auf den weiten Strecken, die sie zurückgelegt hatten, entsprechend anwachsen konnten. Aus dieser wildbewegten Meeresfläche ragten zusätzlich hin und wieder riesige, turmhohe Wellenkämme heraus, die mit lautem Getöst. in sich zusammenbrachen – ein Anblick, der mir Schauer den Rücken hinunterjagte. übrigens kann der „gezackte“ Horizont, der bei stürmismem Wetter auftritt und den jeder Seemann kennt und fürmtet, eine Vorstufe zu den haushohen Seen sein.

      Kommodore Hayes von der S.S. Majestic geriet 1923 in einen Orkan, der die Seen bis zu 28 Meter hoch peitschte. Die Rekordhöhe aber wurde im Februar 1933 auf dem amerikanismen Marinetanker „Ramapo“ im Stillen Ozean verzeimnet … Auf seiner Fahrt von Manila nach Südkalifomien geriet das Schiff in eine Tiefdruckstörung, die sich über den ganzen Pazifik ausdehnte und in deren Gefolge die Winde von Sturm- auf Orkanstärke anschwollen. Als der Sturm seinen Höhepunkt erreichte, beobachtete der wamhabende Offizier, wie im hellen Mondschein eine von amtem aufkommende See zu solcher Höhe emporschnellte, daß sie über dem Krähennest des Hauptmastes zu sehen war. Da die „Ramapo“ in einem Wellental, dazu eben, lag, war es für ihren Kapitän R. P. Whitemarsh einfach, durch eine geometrisme Zeimnung die Höhe dieser Welle zu bestimmen: 34 Meter!

      Trotz ihrer unglaublimen Höhen sind Windwellen weniger gefürmtet als die weitaus gefährlimeren Brandungswellen vor den Küsten, in denen die meisten Schiffe zerschellen, die unglücklimerweise hineingeraten. Am schlimmsten sind diese Wellen, wenn sie durm Erdbeben entstehen.

      Als 1883 die zwischen Sumatra und Java gelegene Insel Krakatau explodierte, brauste eine etwa 30 Meter hohe Welle über die anliegenden Küsten der Sunda-Straße hinweg, zerstörte Dörfer, warf Dampfer weit ins Innere der Inseln und riß Zehntausende von Menschen mit sich ins Meer.

      Es gibt noch höhere Wellen, die hömsten aller Meereswellen. Sie erreichen rund 100 Meter Höhe – und doch kann man sie nicht sehen, denn sie entstehen tief unten im Meer, wo Wasserrnassen versmiedener Temperaturen aufeinandertreffen. Forschungsschiffe sind diesen Wellen, die von den Ozeanographen „innere Wellen“ genannt werden, durm Temperaturmessungen, bei denen die Thermometer tief ins Meer gelassen wurden, auf die Spur gekommen.

      In allen Weltmeeren fließen tiefe Strömungen, die noch kaum erforscht sind.

      Wüste und Oase im Südatlantik

      Die Fahrt nach Ascension verlief so ereignislos, wie man es erwarten konnte. Am zwölften Tage morgens erschien die dunkle Linie der Insel am Horizont, doch erst am Abend konnte ich in der Südwestbai ankern, und am nächsten Morgen verholte ich die LIBERIA nach dem kleinen Ort Georgetown.

      Ascension ist eine Bergspitze, die aus dem mächtigsten Gebirgsmassiv unserer Erde, der Atlantischen Schwelle, herausragt. Diese Bergkette zieht sich 15.000 Kilometer von Island über die Azoren und Ascension zum Südatlantik, fast bis zur Antarktis hin; meist sind ihre Gipfel von vielen hundert Metern Wasser bedeckt.

      Ganz Ascension scheint auf den ersten Blick aus rostbrauner Asche zu bestehen; einige 40 junge Vulkankrater haben ihr Innerstes nach außen gestülpt und einen Effekt erzielt, der der Insel die Bezeichnungen „Des Teufels Aschengrube“ und „Des Teufels Tintenfaß“ eingebracht hat. Bereits im Jahre 1501, als der portugiesische Admiral Joao da Nova Gallega die Insel durch Zufall entdeckte, sah er nichts als kahle braune Berge und Krater. Kein Baum, kein Strauch, kein Gras, kein Lebewesen war in Sicht, nur ein paar Schildkröten umschwammen die wenigen Sandufer.

      Der berühmte Kapitän William Dampier machte 1699 auf Ascension Schiffbruch und hatte so selbst Gelegenheit, Robinson Crusoe zu spielen. Er war es ja, der das Robinson-Modell Alexander Selkirk auf den Fernandez-Inseln zurückgelassen hatte und der den freiwilligen Eremiten später auch wieder abholte und mit nach England nahm. Dampier wurde bald aus seiner mißlichen Lage befreit; zurückgeblieben ist sein Goldschatz – munkelt man auf Ascension.

      Auf die öde Insel besann man sich erst wieder, als Europa St. Helena zur kostenlosen Erholungsstätte für Napoleon gemacht hatte. Die Briten fürchteten, Napoleon könnte von Ascension aus befreit werden und nahmen die Insel deshalb in Besitz. Der große Korse aber starb schon wenige Jahre später – die Briten indessen sind auf Ascension geblieben.

      Zu allen Zeiten des Jahres weht der Südostpassat über die Insel, so daß man die Hitze selten als lästig empfindet. Außerdem ist die Luftfeuchtigkeit sehr gering. So hat man die Insel früher als „keimfrei“ und ihr Klima als besonders gesund betrachtet und dort die Boote Station machen lassen, deren Besatzungen sich in Westafrika im Kampf gegen die Sklavenhändler Malaria und Gelbfieber zugezogen hatten.

      Heute spielt Ascension eine große Rolle als Kabelverbindungsstation und als Beobachtungspunkt für die amerikanischen Raketenversuche.

      So kahl, so wüstenartig, so abstoßend Ascension auf den ersten Blick aussah, so unerwartet angenehm wurde mein Aufenthalt dort – dank der britischen „Cable and Wireless Ltd.“, die die Insel regiert und deren Gast ich war.

      Mit dem Direktor der Kabelstation, Mr. Harrison, der auch für alle Verwaltungsfragen verantwortlich ist, fuhr ich zum höchsten Berg der Insel, zum Green Mountain, einer köstlichen Oase inmitten einer kahlen Umgebung. Die Engländer haben den Berg systematisch bebaut und zu einer glüddichen Kombination von Naturschutzpark und Farmland gemacht. Aus aller Herren Länder führten sie Pflanzen und Tiere ein. Auf den Weiden grast das Vieh, das zur Farm gehörte, welche die rund 200 Angestellten und Arbeiter der Kabelstation mit Lebensmitteln versorgt.

      Der Gipfel des Green Mountain ist 850 Meter hoch und trägt einen dichten Bambuswald, in dessen Innern sich ein kleiner Teich mit märchenhaften lilafarbenen Seerosen verstemt. Aber nicht nur (importierter) Bambus wächst auf dem Berg, sondern auch aus Australien stammende Akazien und Eukalyptusbäume, Zedern von den Bermudas, Eiben aus Südafrika und das berühmte australische Gras Paspalum dilatatum, das sich so außerordentlich gut zur Verwandlung öder Sandflächen in üppige Weiden eignet.

      Im letzten Krieg vollbrachte dieses Gras in Libyen wahre Wunder: einzelne Samen körnchen hatten sich in die Uniformen und Wagen australischer Soldaten verirrt, ließen sich nun in den afrikanischen Sand fallen und begannen sogleich zu keimen, Wurzeln zu schlagen und Halme zu treiben. Im Nu wurde das ödland hier und da grün. Paspalum Rasen und -Weiden habe ich auch schon in Marokko, Dakar und in Port Gentil gesehen.

      Auf dem Farmland von Ascension wachsen Ananas, Kartoffeln, Advokado-Birnen, Dattelpalmen, Ingwer-Stauden und Salbeisträucher. Bienenstöcke für die Befruchtung der Pflanzen hatten erst eingeführt werden müssen.


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