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Maritime E-Bibliothek: Sammelband Abenteuer und Segeln. Hannes LindemannЧитать онлайн книгу.

Maritime E-Bibliothek: Sammelband Abenteuer und Segeln - Hannes Lindemann


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zweiten Nacht auf See zog aus Südwest eine schwere Wolkenwand auf – gegen den Wind. Wir segelten bei Nordostwind Stärke 4 unter Großsegel und der nach Backbord mit dem Spinnakerbaum ausgestützten Genuafock.

      Elga weckte mich. »Zieh Ölzeug an. Vorsegel bergen und Großsegel reffen. Da braut sich was zusammen.«

      Verschlafen steige ich an Deck. Der Wind ist klebrig warm. Heftig rollt das Schiff. Voraus wetterleuchtet es. Im schwachen Schein der Kompaßlampe wirkt Elgas Gesicht alt und müde. Ich streiche ihr über das Haar, bevor ich nach vorn turne und das Vorsegel berge.

      Bei einer plötzlichen Bewegung des Schiffes verliere ich den Aufholer des Spinnakerbaumes. Die Leine entschwindet nach oben, läuft dort durch ihren Block und fällt nutzlos aufs Deck. Der Baum kann jetzt nicht in seine Ruhestellung senkrecht vor den Mast geholt werden.

      Zunehmendes Blitzen im Südwest.

      Teufel – ich fühle mich krank. Denn »Kairos« ist nicht voll manövrierfähig mit diesem ungehaltenen Baum. Mit solchen Kleinigkeiten bei sich verschlechterndem Wetter können Katastrophen beginnen: dem ersten Mangel folgt ein zweiter, aus dem sich ein dritter und vierter ergeben. Ihre Summe nimmt laufend von der Seetüchtigkeit des Schiffes – ein wenig – dann noch ein wenig – und mehr – und alles – während sich das Wetter zu tödlicher Raserei steigert …

      Im Südwest begleitet jetzt Donner die Blitze.

      »Aufholer ausgelaufen, muß in’n Mast!« rufe ich. Elga antwortet etwas, das ich nicht mehr verstehe. Ich bin schon oben, finde Halt mit den Füßen am Mast und mit der linken Hand an der Saling – mit der rechten versuche ich, den mit nach oben genommenen Tampen durch den Block zu ziehen. Der Mast fegt hin und her. In den Augenblicken seiner abrupten Richtungsänderung vermag ich nur mit ganzer Kraftanstrengung mich zu halten. Dabei verliere ich den Aufholer aus den erlahmenden Fingern. Ich klettere zurück.

      Blitze, Donner, zischendes Rauschen aus Südwest.

      Auch der zweite Versuch mißlingt. Ich weine vor Erschöpfung und berge das Großsegel, dessen Hin- und Herschlagen in der einsetzenden Flaute mein Klettern erschwert. Dann versuche ich es ein drittes Mal. Arme und Füße sind wie Blei, die Finger ohne Gefühl. Mein Körper scheint Tonnen zu wiegen. Aber es gelingt, den Tampen durch den Block zu ziehen. Das durchgezogene Ende nehme ich zwischen die Zähne und rutsche kraftlos abwärts. Zwei Meter über Deck verliere ich den Halt und falle. Ich verbeiße mich in den Aufholer – was auch jetzt passiert, den darf ich nicht verlieren.

      Es gibt einen Ruck, Zähne splittern. Ich liege ohne Atem rücklings auf dem Deck und schmecke Blut. In meine Benommenheit kommt das Bewußtsein: du hast den Tampen! Es überstrahlt den Schmerz. Elga hat aufgeschrien. Spuckend sichere ich den Spinnakerbaum und belege den Aufholer. Das Schiff ist klar für jedes schlechte Wetter.

      Dann kam die Bö mit blauen, krachenden Blitzen und Regen. Ohne Besegelung ließen wir sie über uns hinwegheulen. Elga gab dem treibenden Schiff Ruderhilfe. Ich saß im Cockpit und fühlte mich wie ein Bündel rohes Fleisch.

      Dem Gewitter folgte kein schlechtes Wetter. Die Nacht wurde wie Watte. Kein Windzug war zu spüren. Ich hätte den Aufholer nun in aller Ruhe durch seinen Block da oben scheeren können. Bei der Kürze der Bö wäre dem ersten Mangel wohl kein zweiter gefolgt, kein dritter und vierter. Oder –? Der See ist niemals zu trauen. Wer »später« zu ihr sagt, wird es später bereuen – oder überhaupt nicht mehr.

      Daran dachte ich, als wir auf einer Bank im Botanischen Garten von Funchal saßen. Das Laub tropischer Bäume, deren unbekannte Namen wir von Tafeln abzubuchstabieren versucht hatten, schenkte uns Schatten. Der durch Laubgrün und Blumenpracht führende Kiesweg verlor sich hinter Gartenkulissen, wo uniformierte Gärtner mit Spaten, Hacke und Wasserschlauch hantierten. Auf einer von Schatten und Sonnenlicht gesprenkelten Terrasse rieselte ein Brunnen.

      »Ich habe bisher nicht gewußt«, sagte Elga, »daß ein Garten so schön sein kann. Muß man 2500 Seemeilen segeln, um das so stark zu erfahren?«

      »Ich weiß nicht«, antwortete ich nachdenklich. »Jedenfalls haben wir es getan.«

      Das Haus des deutschen Konsuls erreichten wir mit dem Bus. Es lag 300 Meter hoch über Funchal mit einem großartigen Blick über Stadt und Meer. Der Atlantik sah von dieser Höhe friedlich und zauberhaft aus.

      Mit raschen, sicheren Schritten führte uns der 82 jährige Herr G. durch seinen Besitz, auf dem er nach dem Tode seiner Frau mit der Tochter lebt. Er erzählte lebhaft. Unzählige Gäste wurden hier im Laufe der Jahrzehnte empfangen. Die Bilder an den Wänden, die Gästebücher vermittelten uns ein Stück deutscher Geschichte. Von den Gästebüchern konnte ich mich am Abend kaum loslösen.

      Namen von Männern und Namen von Schiffen – Seeoffiziere und Kriegsschiffe meist. Immer wieder blätterte ich die Seiten um. Und aus den Zeilen niedergeschriebener, froher Dankesworte formten sich mir nur allzuoft die Bilder ferner Todesstunden. Die Schreibenden hatten nichts von ihnen geahnt: Falkland Inseln, Cocos Insel, Skagerrak, La-Plata-Mündung, Nordantlantik. Die Namen der Seeschlachten standen nicht in den Gästebüchern – natürlich nicht, sie waren damals noch ungeschehen. Ungeschehen! Wie grauenhaft pathetisch und wie furchtbar falsch ist nach dem Geschehen darüber geredet und geschrieben worden.

      Herr St., ein Hamburger Kaufmann, der sich hier zur Ruhe gesetzt hat, lud uns zu einer Inselrundfahrt ein. Sie gab uns einen guten Einblick in das Leben auf der Insel. Der Touristenrummel hat den Madeirenser nur oberflächlich beeinflussen können. Sobald die Dampfer ausgelaufen sind, verschwinden die zur Schau gestellten und deshalb unnatürlich wirkenden »Spezialitäten« und »Besonderheiten«. Sie werden dorthin gebracht, wohin sie gehören, wo sie sich sinnvoll und deshalb charakteristisch entwickelt haben.

      Die Volkstrachten sieht man in den Bergen, bei den Frauen bunt bestickte Röcke mit weißen Blusen und farbigen Kopftüchern – bei den Männern weiße Kniehosen und farbig bestickte Hemden. Die Männer tragen wollene Mützen mit hochklappbaren Ohrenschützern, denn die Winde auf den Bergen sind auch im Sommer kalt. Man trägt grobes, sehr festes Schuhzeug, da die facendas – die Bauernhütten – sehr oft weitab von den Straßen liegen und nur in langen Fußmärschen erreicht werden können.

      Genau wie sich in dem ausgeklügelten Bewässerungssystem der Insel portugiesische Sorgfalt und Umsichtigkeit zeigen, so auch in den Treppenstraßen. Sie sind mit schwarzen Lavasteinen, groß wie das erste Glied eines Männerdaumens, gepflastert – teilweise in künstlerischen Mustern. Wo die Straße einen Hang hinabführt, wird ihre bis dorthin glatte Oberfläche wellenförmig in Querrichtung. So hat der Fuß des Menschen Halt, der Huf des Tieres findet waagerechte Oberfläche, und die Kufe des Ochsenschlittens wird gebremst. Die kleinen Lavasteine werden am Meeresufer, wo sie von der unaufhörlichen Brandung rund gewaschen wurden, lastwagenweise eingesammelt.

      Die Ochsenschlitten, deren hölzerne Kufen in alten Tagen über die Treppenstraßen glitten, beförderten die Erzeugnisse der Bauern nach Funchal. Heutzutage sind diese Gespanne nur noch bei Ankunft der Dampfer zu sehen, um Touristen herumzufahren. Der merkantile Transport geschieht per Lastauto: ihm haben die alten Treppenstraßen zu weichen und machen Asphaltbahnen Platz.

      Überall neben den Straßen sahen wir Wasserrinnen, die teilweise aus Naturstein gefügt, teilweise aus Zement geformt waren. Das in den Rinnen talwärts sprudelnde Wasser schafft das »Paradies Madeira«.

      Der portugiesische Entdecker Gonçalves Zarco fand 1419 die Insel bewaldet, weshalb er sie Madeira, Holz, nannte. Durch rücksichtsloses Holzschlagen brachte man die Insel fast zum Austrocknen. Im letzten Augenblick besann man sich und schuf ein Bewässerungssystem, das die Fruchtbarkeit der Insel rettete. Das auf den Höhen der Nordberge fallende Regenwasser leitet man in die Rinnen, deren System sich über die ganze Insel ausbreitet und das Wasser den Gärten und Feldern zuführt. Der Transport des Wassers geschieht durch Gefälle, gepumpt wird nirgends. Jeder Landbesitz ist diesem Kunstwerk angeschlossen und erhält seiner Größe entsprechend wöchentlich Wasser. Das fließende Wasser wird vermittels wohldurchdachter, ständig kontrollierter Schaltungsmöglichkeiten gelenkt. Ingenieure steuern Wasserströme, und Gärtner ernten zu jeder Jahreszeit.

      Wir werden schweren


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