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Perry Rhodan 3092: Erdkern. Susan SchwartzЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 3092: Erdkern - Susan Schwartz


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hässliche Asymmetrie! Das gefällt mir nicht.«

      »Beim letzten Mal«, sagte Anzu, »wurde niemand gefragt. Weder die Lebewesen dort noch unsere und meine Vorfahren!«

      »Das war symmetrisch«, stellte das Faktotum mit einer gewissen Befriedigung fest.

      »Ist doppeltes Unrecht besser als ein einfaches, nur weil es ausgeglichener ist?«, fragte Anzu.

      »Ein interessanter Gedanke. Ich werde diese Frage in einer neuen Simulation des Lebens durchspielen. Ich würde dich über die Antworten, die ich finde, gerne informieren ... aber es wird womöglich ein paar Jahrtausende dauern. Zuvor jedoch noch einmal zurück zu den Risiken des Transfers. Manchmal geraten die Tauschplaneten auf einen retrochronen Kurs.«

      »Rückwärts durch die Zeit?«, fragte Sichu. »Ja, von solchen Phänomenen ist beim ersten Austausch berichtet worden.«

      »Minimal, damals, nur minimal!« Das Faktotum lachte sein Schmirgelpapierlachen. »So dilettantisch der Zugriff war, so glücklich ist er verlaufen. Aber selbst wenn ich dieses Mal steuere, könnten Terra und Luna in die Tiefen der Vergangenheit stürzen, sogar in die Protozeit vor der Werdung aller Dinge! In jene Epoche, in der die Geburt der beiden Hälften des Dyoversums noch bevorstand. Der Weg in diese Richtung muss eingeschlagen werden, um den Austausch zu vollziehen – das versteht ihr doch?«

      Anzu verstand es nicht, wenn sie ehrlich zu sich selbst war – aber Sichu zeigte sich begeistert: »Also ist die Zerozone die Permanenz des nullzeitlichen oder protozeitlichen und protoräumlichen Zustandes vor dem Urknall?«

      Während sich Anzu fragte, was Sichu damit sagen wollte, war das Faktotum von diesen Worten angetan. »Phantastisch! Du verstehst die Dinge auf einem Niveau, das mich bei einem einfachen Wesen wie dir erstaunt. Ihr seid tatsächlich eine interessante Reisegruppe. Ich fühle mich geehrt, euch kennenzulernen. Würdet ihr mir erlauben, mit euren Genspuren eine Simulation durchzuführen?«

      »Du willst Gewebeproben von uns?« Diese Vorstellung behagte Anzu gar nicht.

      »Unsinn! Ihr habt hier geatmet, das genügt vollauf. Aber ich spiele eine solche Variation im großen Theater selbstverständlich nicht ohne Erlaubnis durch. Oder glaubt ihr, ich bin wie die Candad-Suil? Die würden sich einen Dreck um eure Zustimmung scheren!«

      »Du bist anders«, war Anzu überzeugt.

      »Also – erlaubt ihr es?«

      Das taten sie.

      »Zurück zum Transfer«, sagte das Faktotum. »Wer die Zerozone durchquert, und ihr alle habt das getan, weiß, dass man darin eine Art Verweildauer erlebt. Als würde man dort leben.«

      »Oder sterben«, entfuhr es Anzu, die an den ewig ausgedehnten Moment ihres Todes während der Schmerzensteleportation dachte.

      »Manche meinen sogar, sie könnten atmen«, fuhr das Staubwesen fort, »und wären materiell gegenwärtig. All das ist nur subjektives Erleben. In Wirklichkeit – die es im Wortsinn in diesem Gefilde freilich nicht gibt – ist die Zerozone ausdehnungslos wie ein geometrischer Punkt, und ebenso zeitlos. Deshalb müssen Terra und Luna die Protozeit nicht erreichen. Ja, sie dürfen es nicht, um nicht darin verloren zu gehen. Eine Rückkehr in die Existenz wäre meines Wissens nach unmöglich. Aber die Himmelskörper schlingern während des Transports in Richtung Protozeit, und diese Bewegung kann der Drehscheibe entgleiten. Ein unabdingbares Risiko.«

      »Das wir in Kauf nehmen«, sagte Rhodan bestimmt. »Wir vertrauen dir, dass du es mit all deinem Wissen und deinen Fähigkeiten überwachst.«

      »Rechnet mit retrochronen Erlebnissen, nur nicht so extrem wie damals. Keine Hyperphänomene, die den ganzen Planeten betreffen. Ihr seid schlau.« Ein Reibeisenlachen folgte. »Wie habt ihr die rückwärtsgewandten Zeit-Ereignisse genannt?«

      »Singularitätsstreifen«, antwortete Sichu. »Hyperlokationswürfel.«

      »Ich verstehe. Recht anschauliche Worte für etwas, das ihr in letzter Konsequenz nicht versteht, sondern nur einen Eindruck erhaschen könnt, den ihr in einen Namen presst, um euch sicher zu fühlen.«

      So ist sie eben, die Wissenschaft, dachte Anzu.

      »Nun, derartige Begleiterscheinungen sollten diesmal nicht auftreten, im Gegensatz zu kleinen Phänomenen. Der Rücktransfer wird im Idealfall vier Tage in Anspruch nehmen – ohne Vor- und Nachbereitungsphase wie beim letzten Mal. Mein Tipp: Haltet den Ankerpunkt im Auge!«

      »Welchen Ankerpunkt?«, fragte Sichu. »Diese Station?«

      »Aber nein! Außerhalb der Zerozone braucht es nicht nur die Drehscheibe, sondern auch einen Fixpunkt im Energielieferanten des Austauschs.«

      »In der Sonne«, riet Rhodan. »Du redest vom Siegel – von der Sphragis in Sol!«

      »Wovon sonst?«

      »Was weißt du darüber?«

      »Wenig«, gab das Faktotum zu. »Meinen Meistern sind selten, sehr selten, solche Sphragides erschienen, wenn sie ihre gelegentlichen Expeditionen in die andere Hälfte des Dyoversums unternommen haben. Jedes Mal freuten sie sich – es ist ein gutes Zeichen, das sagten sie mir auch in diesem Fall, als mich die erste Simulation hervorbrachte. Ihr könnt froh sein, in einem Sonnensystem zu wohnen, in dem es eine Sphragis gibt. Ja, ihr könntet Auserwählte sein, im kosmischen Sinn.«

      »Was muss ich tun, um die Drehscheibe zu aktivieren, sobald es so weit ist?«, fragte Rhodan.

      »Du kannst nicht einfach darauf zugreifen – weil es für dich unmöglich ist, sie zu erreichen. Meine Meister haben sie im Erdkern platziert, und dort wird auch euer Gefährt nicht bestehen. Ich setze die Drehscheibe in Aktion, aber es braucht dazu einen Befehl von dir. Übermittle mir ein Codewort, wenn ich starten soll.«

      »Wie kann ich das von der Oberfläche aus?«

      Das Faktotum wandte sich an Iwa. »Sende es mir. Ich werde dich hören.«

      »Odysseus«, sagte Rhodan. »Ich wähle Odysseus als Codewort.«

      »Ich bin einverstanden«, bestätigte das Staubwesen. »Ich horche auf mentalem Weg, bis Iwán – oder Iwa oder wie immer ich dich nennen soll – es mir schickt. Bis dahin bereite ich alles vor. Das wird Zeit brauchen. Zwei Monate, vielleicht.«

      »So lange?«

      »Fragt ausgerechnet derjenige, der aufwendig und langsam zurück zur Oberfläche reisen und dort ein ganzes Volk nach seiner Meinung fragen will. – Ja, so lange!«

      »Dann heißt es nun wohl, Abschied zu nehmen«, sagte Anzu. »Richtig?«

      Das Faktotum kam nun direkt zu ihr und streckte den Staubwirbelarm aus. Die Kutte hing komplett darüber, es lugte keine Staubhand hervor.

      Anzu nahm es als Aufforderung und berührte den Stoff, als wollte sie dem kleinen Wesen die Hand geben.

      »Ich nehme die Erinnerung an dich mit, wenn ich neugestaltet werde«, sagte das Faktotum.

      »Ich vergesse dich ebenfalls nie«, versicherte Anzu.

      »Ehe du gehst, habe ich ein Geschenk für dich.«

      »Für mich?«

      »Da liegt etwas in dir verborgen. Etwas, das meinen Meistern gefallen würde. Es schläft. Ich möchte es wecken. Darf ich?«

      Sie dachte nach, und sie merkte, wie sehr sie diesem Wesen vertraute. »Was ist es?« Eine seltsame Vorstellung, dass etwas in ihr schlummern könnte.

      »Das wirst du sehen.«

      »Wann?«

      »Wenn du lernst, es zu verstehen. Dich selbst zu entdecken.«

      »Dann tu es. Ich vertraue dir.«

      Nun löste sich ein kleiner Faden aus Staub von dem Faktotum, schwebte auf sie zu und berührte ihr Gesicht.

      »Hab keine Angst«, hörte sie, als die Partikel durch ihre Gesichtshaut sickerten.


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