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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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auf Spiel zu setzen, um den Sicherheitsdienst von der Entführung des Advisors abzulenken. Dass sich der Amoklauf der Maschinen jedoch sogar nach dem Entkommen des Verräters fortsetzte, war ebenso unnötig wie unverzeihlich.

      Der Hochsicherheitstrakt in den unterirdischen Ebenen 40 bis 37 lag inzwischen hinter Farye und ihren Begleitern. Zwar hatten sie gelegentliche Scharmützel zwischen Kräften des Sicherheitsdienstes und Robotern gesehen – TARA-C-Modelle genauso wie Chirurgen-, Pflege- und Reinigungsroboter –, sich aber nicht eingemischt und sie stattdessen großräumig umgangen. Die bewaffneten und gut ausgebildeten TLD-Agenten wussten sich auch ohne Hilfe ihrer Haut zu wehren.

      Im Gegensatz zu den Patienten in den weniger tief gelegenen und nicht so gut geschützten Ebenen. Farye setzte sich die Priorität, ihnen beizustehen. Und genauso ging es Sloud Silverman.

      Aber auch Joel Palotta?

      Oder versuchte der Sohn des Verräters, sich aus der Klinik abzusetzen, ehe seine Verwicklung in die Entführung ans Licht kam? Hatte er den Kampf gegen die Chirurgenroboter nur inszeniert, weil sein Vater entgegen ihrer Abmachung ohne ihn geflohen war?

      »Wohin führst du uns?«, fragte Farye, ohne Palotta aus den Augen zu lassen.

      Er hielt den Handstrahler fest umklammert. Obwohl ihm Silverman gedroht hatte, ihn zu töten, falls er sich als Mitwisser herausstellte, hatte er ihm die Waffe gelassen. Zwar traute Farye grundsätzlich der Einschätzung des TLD-Direktors, doch ihr war unwohl bei dem Gedanken.

      Palotta deutete den Gang in Ebene 32 entlang. Ein schmuckloser Korridor mit Türen zu beiden Seiten, hinter denen sich Lagerräume für Medikamente, Verbandsstoffe, Prothesen und sonstigen medizinischen Bedarf befanden. Ein weitgehend unmaschineller Bereich, zumindest was frei bewegliche Roboter anging; ganz auf Technologie konnte eine hochmoderne Klinik nirgends verzichten.

      Dass die Infiltration der Positronik auch vor fest installierten Maschinen nicht haltmachte, bemerkte Farye, als sie an einer offenen Halle vorbeikamen. Ein an der Decke befestigter vielgliedriger Greifarm, der sonst vermutlich dazu diente, Kunststoffboxen in den Regalen zu befüllen, kreiselte zuckend umher und fegte nur deshalb nichts aus den Fächern, weil alles bereits über den Boden verstreut lag.

      Zwanzig Meter weiter im Gang stand reglos ein Lagerroboter, ein wuchtiger Klotz mit langen, flachen Armen. In der Maschine prangten zwei faustgroße Löcher, aus denen Funken sprühten und dünne Rauchwolken aufstiegen. Vom Verursacher des Schadens fehlte jede Spur – sei es ein anderer durchgedrehter Roboter oder jemand, der sich gegen den Lageristen verteidigt hatte.

      »Am Ende des Korridors befindet sich der Zugang zu Treppenhaus vier«, beantwortete Palotta endlich Faryes Frage. »Es führt bis zum zehnten Untergeschoss, wo der Patientenbereich beginnt. Auf den Ebenen dazwischen liegen nur Lager, Büros, die Verwaltung und Labore.«

      Also noch einmal mehr als zwanzig Stockwerke zu Fuß erklimmen. Aber besser, sich ein wenig anzustrengen, als sich einem unzuverlässigen Antigravschacht anzuvertrauen, der sie womöglich abstürzen ließ – und auf Notfall-Sicherheitssysteme wollten sie sich schon gar nicht verlassen.

      »Warum gab es im Hochsicherheitstrakt keine weiteren Patienten außer Adams?«, fragte Farye.

      Silverman nahm die dickrandige Brille ab und klickte auf einen der Bügel. »Der Bereich dient der Behandlung von ... nun, sicherheitsrelevanten Persönlichkeiten. Es betrifft sehr wenige Patienten im Jahr, und Ammun-Si legt großen Wert darauf, ihn leer stehen zu lassen, solange sich Homer G. Adams in Suspension befindet. Um den Schutz des Advisors zu gewährleisten.«

      »Hat ja prima funktioniert«, sagte Farye.

      »In der Tat.« Sloud Silverman fluchte und setzte die Brille wieder auf. »Keine Verbindung nach außen. Nicht mal mit meinem Notfallsystem. Welche Störstrahlung auch immer es ist – ich will dasselbe für den TLD.«

      Sie schoben sich vorsichtig an dem Lagerroboter vorbei. Der Rauch aus dessen Inneren stank beißend, aber nur wenige Schritte weiter roch die Luft klar und rein.

      »Wieso funktioniert die Luftaufbereitung?«, fragte Farye.

      »Was meinst du?«, fragte Palotta.

      »Wir sind tief im Klinikhügel. Wenn sämtliche Maschinen verrückt spielen, warum nicht auch die Belüftung? Glaubst du, dein Vater hätte Skrupel, alle einfach ersticken zu lassen?«

      »Nenn ihn nicht meinen Vater!«, fuhr Joel Palotta sie an. Er warf den Kopf herum, und sein langer Zopf schlug gegen die Gangwand. Aus seinem Blick sprachen Traurigkeit und Zorn. Er stolperte, fing sich ab und sah wieder nach vorne. »Entschuldige. Ich weiß nicht, wozu er fähig ist. Vor einer Stunde hätte ich nie für möglich gehalten, dass er so etwas tun könnte.« Er machte eine umfassende Handbewegung.

      »Ich vermute, der Grund ist wesentlich profaner«, wandte Silverman ein. »Gorin wollte den Sicherheitsdienst beschäftigt halten. Den Leuten die Luft zu rauben, hätte nichts eingebracht. Sie hätten die Helme ihrer Anzüge geschlossen und auf autonome Sauerstoffversorgung geschaltet. Die Opfer wären nur Patienten und Pflegepersonal gewesen – völlig unnötig, sie zu töten. Außerdem handelt es sich für alle in der Klinik um ein lebenswichtiges System. Vielleicht konnte er nicht so tief in die Positronik eindringen, um auch darauf zuzugreifen.«

      Das leuchtete Farye ein. »Heißt das, der Antigravschacht könnte womöglich doch funktionieren?«

      »Willst du es ausprobieren?«

      »Nein.« Sie ging die letzten Schritte bis zur Treppenhaustür und öffnete sie.

      Zweiundzwanzig Stockwerke aufwärts lagen vor ihnen.

      Das bedeutete beinahe siebenhundert Stufen.

      Dazwischen einundzwanzig Türen, vor denen sie stockten, lauschten, darauf gefasst, dass eine von ihnen aufflog und ein unkontrollierter Roboter hindurchstürmte. Einundzwanzigmal Anspannung – und nur der Hauch von Entspannung, wenn sie eine Tür hinter sich ließen, ohne dass etwas geschah.

      Zweiundzwanzig Stockwerke.

      Beinahe siebenhundert Stufen.

      Einmal verharrten sie, als weiter oben gedämpfte Schreie erklangen. Sechs oder sieben Etagen höher öffnete sich die Tür, die Schreie wurden lauter. Die Tür schlug wieder zu. Sie hörten Schrittgeräusche – jemand hetzte ihnen entgegen. Zu schnell, zu unkoordiniert. Ein letzter Schrei, ein Rumpeln und Krachen. Dann Ruhe.

      Einige Minuten später stießen sie auf die Leiche eines terranischen Arztes, wie an dem weißen Kittel unschwer zu erkennen war. Der Mann lag mit gebrochenem Blick und unnatürlich verrenkten Gliedern am Fuß der Treppe.

      Sonst wies er keine sichtbaren Verletzungen auf. Offenbar war er in Panik geraten und bei der Flucht in den Tod gestürzt. Sie konnten nichts für ihn tun, also stiegen sie über ihn hinweg.

      Endlich erreichten sie das zehnte Untergeschoss.

      Urologie, Gastroenterologie, Kosmetische Chirurgie, Sporthalle, Antischwerkrafttherapie, Kantine stand auf einem Schild an der schweren Metalltür. Was für eine Kombination, dachte Farye.

      Farye legte die Hand auf die Klinke. Sie lauschte. Was hörte sie da? Wimmern? Ein unbestimmtes Surren? Könnten diese Geräusche überhaupt durch die dicke Tür dringen? Oder bildete sie sich das nur ein?

      Sie sah zu ihren Begleitern. Diese hoben die Strahler, richteten sie auf die Tür und nickten.

      »Farye?«, erklang eine Stimme direkt neben ihrem Ohr.

      Sie zuckte zusammen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Doch dann lachte sie leise erleichtert auf. Ihr Name war aus einem Akustikfeld erklungen, das der SERUN aufgebaut hatte.

      »Rico!«, sagte sie. »Ich höre dich.«

      »Ich konnte die Störstrahlung abschalten, die die Kommunikationsverbindungen unterbunden hat. Am Rest arbeite ich.«

      Sie bedankte sich. »Wir haben gerade den untersten Patiententrakt erreicht. Alles halbwegs ruhig.« Sie dachte an die Leiche des Arztes und verdrängte das Bild. »Wir wissen aber nicht,


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