Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
den Advisor übergeben. Vielleicht hätte es sie bewogen, das Solsystem nicht anzugreifen, sondern eine Machtübernahme ohne Blut anzustreben.«
»Wie kommst du darauf, dass sie angreifen werden?«
»Das Ultimatum läuft in wenigen Stunden ab«, sagte Palotta. »Die Liga wird die Bedingungen nicht erfüllen. Dich nicht ausliefern. Die Topsider greifen an. Es gibt keinen Zweifel daran. Die Zeit ist reif. Die Liga steht vor ihrem Ende – auf die eine oder andere Weise. Im offenen Krieg, der Millionen Tote fordert, oder indem sie die Macht gewaltlos erringen.«
»Und das wäre wohl mit deiner Hilfe geschehen?«, fragte Kommandantin Madouni.
»Ohne den Advisor bricht vieles zusammen. Und du, Rhodan ... ich bedauere, dass du in der Klinik nicht gestorben bist. Einige wenige gezielte Angriffe der Echsen, ein Minimum an Todesfällen, und die Topsider hätten eine Übergangsregierung eingesetzt, unter dem Oberbefehl des Sternengeleges, jedoch mit einem Terraner an der Spitze.«
»Mit dir«, sagte Ghizlane.
Palotta stand auf. »So hätte es kommen können. Aber ihr habt es verhindert. Seid ihr stolz darauf? Stolz, dass ihr dafür gesorgt hat, dass stattdessen der Krieg ausbricht?«
Rhodan spürte eisige Kälte in sich aufsteigen. Seine Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten. »Du glaubst an diesen Irrsinn? Die Topsider haben dich als Marionette benutzt, um die Liga von innen heraus zu Fall zu bringen!«
»Irrsinn?« Palotta ging zu dem Energievorhang, und Rhodan fühlte sich an den Moment in Madounis Flaggschiff erinnert, als sie dort die gefangene Topsider-Agentin verhört hatten. Wie sie sich voller Zorn gegen den Vorhang gedrückt und Brandwunden davongetragen hatte. »Geschichte wurde schon immer von Menschen geschrieben, die andere als irrsinnig bezeichneten.« Er setzte sich auf den Boden. »Manche haben gewonnen, andere verloren.«
»Was ist mit Schöman und Heller?«, fragte Ghizlane Madouni. »Was sollte diese Aktion, dass sie den Onyronen dazu gebracht haben, den Raumjäger zu stehlen und ihn dem Topsiderschiff entgegenzujagen?«
»Chaos«, sagte der Verräter. »Eine Provokation, ein Angriff, Verwirrung, die Topsider schlagen zurück. Vielleicht hätte es die Liga gezwungen, den Druck auf dich zu vergrößern, Rhodan! Dich schließlich entgegen aller Beteuerungen auszuliefern.«
»Chaos«, wiederholte Rhodan bitter. »Wie in der Klinik?«
»Die Liga und ihre sogenannte Freiheit gehen unter. Und euch verdankt sie, dass es blutiger wird als nötig.« Danach schwieg der Verräter und blieb regungslos sitzen.
Ghizlane und Rhodan verließen den Raum, und in letzter Sekunde rief der Verräter ihnen etwas hinterher. »Sagt Joel, ich habe mich geirrt. Er ist der bessere.«
Als Rhodan sich umdrehte, hatte Gorin Palotta die Augen geschlossen und sich rücklings auf den Boden seiner Zelle gelegt.
Was Tergén erlebte
Der angekündigte Marek Derowia erwies sich als ein schmaler, feingliedriger Mann, knapp vierzig Jahre alt. Man könnte ihn für einen leicht entrückten Künstler halten, dachte Tergén. Einen Dirigenten vielleicht.
»Ich danke euch, dass ich an dem Gespräch teilnehmen darf«, sagte er. Die Stimme klang rau, sein Interkosmo hatte einen unbestimmbaren Akzent. »Und das, obwohl ich kein ausgewiesener Spezialist in Sachen Dyoversumsforschung bin.«
»Sondern?«, fragte Tergén.
»Später«, wiegelte Institutsleiter Pino Farr ab. »Verzeiht mir, dass ich nicht darüber im Bilde bin, inwieweit ihr unser aktuelles Dyoversumsmodell kennt.«
»Es lässt sich leicht zusammenfassen«, sagte Sichu. »Beim Urknall entstand nicht ein Universum, wie wir es bis vor Kurzem angenommen haben, sondern zwei. Also – aus unserer Sicht bis vor Kurzem. Für euch ...« Sie machte eine umfassende Handbewegung – »... ist das Dyoversum seit Generationen ein Begriff. Diese beiden Universen sind an einem Punkt verbunden. Ein variabler, höherdimensionaler Ort, der sich im dreidimensionalen Raum nicht lokalisieren lässt.«
»Die Zerozone«, nannte es Tergén beim Wort.
»Ihr habt sie bereist«, sagte Farr, und in seiner Stimme lag Faszination. »Terra hat die Zerozone passiert, damals, doch wir konnten nie wieder dorthin zurückkehren. Wie hat es sich angefühlt?«
»Wir hielten uns in der TESS QUMISHA auf«, erklärte Sichu. »Eine spezielle Technologie, die Hinterlassenschaft einer Superintelligenz, hat dem Schiff die Passage ermöglicht.«
»Aber ... wie hat es sich angefühlt?«, wiederholte der Institutsleiter.
»Wie jeder andere Flug«, sagte Sichu allzu nüchtern.
»Weil man nicht objektiv beschreiben und mit den Sinnen erfassen kann, was geschehen ist«, ergänzte Tergén. Die Expedition, die vor dem Durchflug die Zerozone besucht hatte, brachte er nicht ins Spiel – er hatte nicht teilgenommen. Diese Aufgabe mussten später andere übernehmen. »Die Zerozone ist Teil beider Universen des Dyoversums. Der verbindende Punkt.«
Tergén merkte erst, dass seine Hand zur Operationsnarbe wanderte, als ihn von dort der scharfe Berührungsschmerz durchzuckte. »Ich glaube, wer in der Zerozone ist, hält sich in zwei Universen gleichzeitig auf. Aber auch wir können nicht zurückkehren. Die Bedingungen waren einmalig.«
Farr sah ihn aus seinen vollständig weißen Augen an, und obwohl Tergén wusste, dass ein Implantat dem Institutsleiter das Sehen ermöglichte, weckte der Anblick ein seltsam unwirkliches Gefühl – ein Blinder, der mich anstarrt.
»Unser wichtigstes Modell des Dyoversums geht davon aus«, sagte der Institutsleiter, »dass die beiden Universen in verschiedene Richtungen schauen. Wir nennen es deshalb auch das Janus-Universum. Dein Gedanke fügt diesem Modell eine interessante Nuance hinzu – von der Zerozone aus wäre es dann so, als blickte man in zwei unterschiedliche Richtungen gleichzeitig.«
»Was bedeutet das?«, fragte Sichu.
»Wir glauben, dass beide Teiluniversen des Dyoversums in weiten Regionen kongruent sind – sie bilden deckungsgleiche Zonen, in denen die Sonnensysteme einander entsprechen, anders als beispielsweise bei Arresum und Parresum. Ein Fluss aus höherdimensionalen Energien, vermittelt durch die Zerozone, lenkt die Evolution der Materie. So entstehen über Jahrmillionen zwei Solsysteme, zwei Wegasysteme, zwei Milchstraßen.«
»Aber nicht alles ist gleich«, sagte Sichu. »Im Gegenteil. Ich habe den Planeten gesehen, der an Terras Stelle aufgetaucht ist, als der Tausch stattgefunden hat. Iya ist der Erde zu ähnlich, als dass es ein Zufall sein könnte – doch die Unterschiede sind markant. Etwa ist die einheimische Lebensform völlig von Terranern verschieden.«
»Divergenzen«, erklärte Farr. »Manche Regionen entwickeln sich nicht vergleichbar – oder tun das eine Zeit lang und driften dann auseinander. Vielleicht würden sie sich in Jahrmillionen wieder angleichen und Konvergenzen bilden. Etliche Fakten werden durch den Einfluss von Lebewesen verändert – Medusa ist vor Ewigkeiten aus eurem Solsystem verschwunden, Zeut ebenso. Das bleibt nicht ohne Auswirkung auf die Umgebung. Möglicherweise wirkt es sich sogar auf das jeweils andere Universum aus. Pluto wurde dort zerstört ... und in kosmischen Maßstäben gesehen nur einen Augenblick später auch hier. Vielleicht gibt es in eurem Universum so viel Leben, dass es sich bei uns nur in einem so geringen Maß entwickeln kann? Könnte eines der Zwillingsuniversen ohne das zweite bestehen?«
»Eine Trennung ist undenkbar«, sagte Tergén. Der Gedanke an Mésren durchfuhr ihn, und Übelkeit wallte in ihm hoch.
Farr stand auf. »Ist sie das? Was, wenn nicht?«
»Eine theoretische Erwägung ohne praktischen Nutzen«, warf Marek Derowia ein.
Der Institutsleiter lachte. »Anders als das, was du zu sagen hast? Bitte, tu dir keinen Zwang an. Ich habe meine beiden Gäste ein wenig kennengelernt und weiß, dass wir uns noch oft unterhalten müssen.«
Derowia wandte sich an Sichu. »Du kennst Terra länger als jeder von uns.«
»Ich