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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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gestellt haben.«

      »Ich erinnere mich«, sagte Vetris-Molaud.

      Ich hob sacht einen meiner Kopftentakel und sagte: »Ich möchte etwas fragen, Beraterin.«

      Aureni-Tarats Hirnwellenfrequenz erhöhte sich. Ihr Herz schlug schneller. Ihr Gesicht aber blieb beherrscht und unbewegt. Sie schaute Vetris-Molaud an. »Dies ist, wie ich hörte, ein Posbi. Keine bloße Maschine, sondern ein Wesen mit Persönlichkeitselementen? Spricht es für dich oder für sich?«

      »Frag ihn getrost selbst«, sagte der Tamaron.

      Die Beraterin nickte mir zu. »Sprich.«

      »Was fürchtet ihr von der Milchstraße?«, fragte ich.

      Sie betrachtete mich nachdenklich. »Alles.«

      »Ist das nicht ein wenig irrational?«

      Aureni-Tarat gestattete sich ein etwas längeres Lächeln, das aber ohne Freude blieb. »Weißt du, wie viele Jahre die Terraner damals in Andromeda waren, wie lange ihre Invasion gedauert hat?«

      »Zwei Jahre«, antwortete ich. »Vom Januar 2404 der alten terranischen Zeitrechnung bis zum Jahr 2406. Zieht man ihre Aktionen in den Satellitengalaxien hinzu, kommt man auf sieben Jahre. Sieben Jahre maximal.«

      »Sieben Jahre von 50.000, die wir Tefroder in Karahol leben; ein Sternenreich, das über die Ressourcen von knapp über tausend Sonnensystemen und Planeten verfügt, zerstört einen Sternenstaat aus 50.000 Welten. Von den Welten der vielen Hilfsvölker zu schweigen.«

      Der Tamaron betrachtete die Tefroderin. »Was willst du damit sagen? Dass die Geschichte nicht fair ist? Dass der Glanz der Meister sehr viel länger strahlte als die Explosion ihrer Herrschaft in nur sieben Jahren?«

      »Ich rede nicht den alten Maghanen das Wort, Vetris-Molaud. Niemand will sie zurück – weder die Maahks noch die Gaids, weder die M'saada noch die Fesoasoani, weder die Pytulum noch die Enjjo, weder die Komeuk noch die Indarrean, weder die Tabang noch die Taymakko, um nur ein paar der dreißig wichtigsten der ehemaligen 200 Hilfsvölker zu nennen – mächtige Zivilisationen damals wie heute, die den meisten Terranern nicht einmal dem Namen nach bekannt sein dürften.«

      »Hilfsvölker?«, warf ich ein, »oder doch eher versklavte Völker?«

      Aureni-Tarat warf mir einen irritierten Blick zu. »Natürlich haben die Meister sich damals auch mit Waffengewalt durchgesetzt, aber es war mindestens ebenso viel kluge Diplomatie im Spiel. Unsere Vorfahren sind in keine unbewohnte Galaxis eingeflogen. Sie haben zugleich als Flüchtlinge um Aufnahme gebeten und versprochen, dass sie Andromeda von den Bestien freihalten und vor einem Krieg bewahren würden.«

      »Bestien, die ohne diese Fluchtbewegung kaum auf Andromeda aufmerksam geworden wären«, wandte ich ein. »Haben sie nicht also diese Bestiengefahr erst heraufbeschworen? Und vor ihnen geflohen sind die Tefroder doch, weil sie ihnen unterlegen waren – wie glaubwürdig war also dieses Versprechen?«

      Aureni-Tarat sagte: »In der alten Galaxis standen unsere Vorfahren allein. In Karahol trafen sie auf etliche technisch hoch entwickelte Völker, mit denen sie eine schlagkräftige Allianz schmieden konnten.«

      »Nachdem sie die Vorherrschaft der bis dahin dominierenden Maahks gebrochen hatten?«, bohrte ich nach.

      Die Beraterin machte eine unwillige Handbewegung. »Wie einfach die Dinge scheinen, wenn man sie nur aus hinreichend großer Entfernung betrachtet, Posbi. Dass sich dein Volk nach den vielen Massakern, die es zu verantworten hat, bedingungslos auf die Seite der Terraner geschlagen hat, wird gewiss nicht auf allen anderen Welten eurer Galaxis Jubelstürme ausgelöst haben. Oder täusche ich mich?«

      Der Tamaron beugte sich leicht nach vorne und lächelte. »Diese Allianz – wer hat sie geschmiedet? Unsere Quellen sind da etwas dürftig.«

      »Faktor VII, soweit wir sehen«, antwortete die Beraterin. »Faktor VII schuf ein militärisches Bündnis gegen die Gefahr aus der Milchstraße.«

      »Die«, meinte der Tamaron, »damals vermutlich nicht akut war, aber eine gute Drohkulisse abgab.«

      »Wie auch immer: Diese Allianz versammelte etwa 200 raumfahrende Nationen. Als diese Sternenvölker später nach und nach zu bloßen Hilfsvölkern und Befehlsempfängern der Meister degradiert wurden, geschah dies, soweit wir sehen, nicht auf Betreiben, sondern gegen den ausdrücklichen Wunsch von Faktor VII.«

      Der Tamaron hob kurz die Augenbrauen.

      »Vernichtet wurden die Völker dieser Allianz jedoch nie. Ich denke: Hätte nur eines von ihnen sich gegen die Terraner erhoben, sie wären aus Karahol vertrieben worden«, sagte die Beraterin.

      »Aber sie erhoben sich nicht«, sagte der Tamaron.

      »Sie erhoben sich nicht. Weil sie es nicht wollten. Weil sie es den Terranern überlassen wollten, der morbiden Machtarchitektur der Meister den Todesstoß zu versetzen. Die Terraner kamen und gingen. Kulturen wie die Terraner kommen und gehen immer. Und sie hinterlassen eine Spur der Verwüstung.«

      »Das klingt mir etwas voreingenommen«, wandte der Tamaron ein. »In der Milchstraße sind sie alles andere als ein flüchtiges Phänomen.«

      »Wenn man das nach 3000 Jahren sagen kann, Vetris-Molaud. 3000 gegen 50.000. Du siehst die Relation?«

      Der Tamaron nickte stumm.

      »Bist du schon einmal auf Tefrod gewesen?«

      Der Tamaron hob in Anbetracht des abrupten Themenwechsels kurz die Brauen. »Nein. Aber ich kenne eure Zentralwelt aus Aufzeichnungen.«

      »Du solltest dir einmal im Leben die Metropole Vircho ansehen, 50 Millionen Einwohner! Eine Stadt wie eine Chromosphäre, glühend und licht. Die Jedewelt-Werft. Der Palast des Virths. Die künstliche Mondscheibe mit den Visionen des Virthaniums.«

      »Es gibt so viele Städte und so viele Welten«, sagte Vetris-Molaud.

      »Ich bin nicht auf Tefrod geboren«, fuhr Aureni-Tarat fort, wie in einen Traum versunken. Ihre Hirnwellenfrequenz dagegen signalisierte: höchste Aufmerksamkeit! »Ich bin auf Colvan zur Welt gekommen. Kein Name, den du dir merken müsstest. Gelegen im äußeren Zentrumsring von Karahol. Eine antike Rote Sonne, unter ihren Trabanten die Nummer zwei, ein lemurgroßer Planet, von zahllosen Generationen geduldig und liebevoll tefrodisiert. Lichte Wälder, breite, langsame Ströme mit lauter Goldkörnern, die wir in Tierhäuten fingen, als Kinder. Eine etwas altmodische Werft, die große Frachtschiffe in den Himmel schickte. Eine Universität, auf der ein Team von Forschern die Desintegratorkavitation weiterentwickelt hat. Woraus man auf Colvan eine erhebliche Menge Stolz schöpft.«

      »Du bist in einem Idyll aufgewachsen«, stellte der Tamaron fest.

      »Beinahe. Colvan ist, vor vielen Millionen Jahren, von einem Asteroiden getroffen worden. Es muss ein welterschütternder Einschlag gewesen sein. Der Krater durchmisst über 80 Kilometer, und noch heute kann man dort massenweise geschockten Quarz, Strahlenkegel und Reste von Impaktschmelzgesteinen finden.

      Etwas ist mit diesem Asteroiden nach Colvan gekommen, vermutlich fremdartige RNS-Sequenzen, Bruchstücke von Ketten, dabei hoch kollaborativ. Die Tierwelt im Umkreis des Einschlags veränderte sich. Und wenigstens eine völlig neue Tierart erschien auf dem Planeten. Wir nennen sie die Vikurru. Sie sind endemisch, bis zum heutigen Tage fast ausschließlich auf das Gebiet des Kraters beschränkt, der mittlerweile stark verwittert ist. Aber trotz dieser Verwitterung verlassen die Vikurru ihr angestammtes Gebiet nicht. Es ist, als hätte jemand einen Bannkreis um ihren Lebensraum gezogen.«

      »Sind sie gefährlich?«

      »Sie sind schlank, sie sind schön. Sie schillern in einem metallischen Anthrazit. Ihr Leib ist lang wie mein Arm, fünffach gegliedert; sie werden von drei Flügelpaaren getragen. Sie sind gedankenschnell, lautlos. Sie jagen in Schwärmen. Ihr Biss ist toxisch. Er zersetzt das betroffene Gewebe in wenigen Augenblicken und verwandelt es in einen zähflüssigen Nahrungsbrei. Sie sehen in der Nacht nicht schlechter als am Tag. Sie orientieren sich mit Licht, mit Schall in allen möglichen Frequenzen.


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