Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
kenne, Perry Rhodan.«
»So würde ich ihn nicht beschreiben«, sagte Sichu, und ihre Stimme zitterte ein wenig vor unterdrücktem Lachen.
»Es kommt auf die Situation an«, meinte Rhodan. »Terra zu sehen, lässt mich nicht kalt, aber ich denke nicht, dass ...«
Er unterbrach sich, als zwei weitere Passagiere vom Pilotenraum her eintraten. Beide hatte er noch nie getroffen, doch die Frau erkannte er sofort. Er kannte Bilder von ihr. »Residentin«, sagte er.
Sie nickte. »Willkommen. Ihr alle. Offenbar wisst ihr ja, wer ich bin.«
»Kommandantin Madouni hat mir einiges berichtet«, sagte Rhodan. Demnach war Orfea Flaccu kurz nach ihrem fünfzigsten Geburtstag ins höchste Amt gewählt worden und seit knapp zehn Jahren Residentin der hiesigen Liga.
Sie trug ein einfaches, grau-blau gemustertes Kleid aus einem Material, das wie gestrickte Wolle aussah, aber einen eigenartigen Glanz aufwies. Ihr Lächeln wirkte sympathisch und einnehmend. Die braunen Haare waren fingerlang geschnitten; die Frisur ließ die Ohren frei.
»Hat sie auch mich erwähnt?«, fragte der Begleiter der Residentin, dessen unzeitgemäß wuchtige, dunkle Brille sofort auffiel. Er hatte dichtes weißgraues Haar und einen schlohweißen Bart um Lippen und Kinn; die Wangen waren völlig glatt rasiert. »Ich vermute, nicht, wie ich die gute Ghizlane einschätze.« Er sprach langsam und wirkte hoch konzentriert bei jedem einzelnen Wort.
Rhodan schätzte ihn dem ersten Eindruck nach als einen Mann ein, dem kein Detail entging.
»Dass sie dich nicht erwähnt, liegt wohl daran, dass du gerne im Hintergrund bleibst und sie diesen Wunsch respektiert«, sagte Orfea Flaccu. Sie wies auf den Neuankömmling. »Dies ist Sloud Silverman, der Direktor des TLD. Wir wären euch lieber unter besseren Umständen begegnet, aber machen wir uns nichts vor – wann immer ihr gekommen wärt, es hätte auf jeden Fall Probleme gegeben.«
»Etwas ist immer«, gab Farye eine abgedroschene Weisheit zum Besten.
Silverman schob seine Brille zurecht, die aussah, als müsste sie viel zu schwer sein für seinen Nasenrücken. Rhodan fragte sich, welche technologischen Spielereien in den dicken Rahmen eingearbeitet waren.
Der TLD-Direktor winkte ab. »Sagen wir es so – bevor euer Schiff aufgetaucht ist, sah es wesentlich ruhiger aus. Eure Ankunft hat die aktuellen Spannungen ausgelöst, und ich sehe kein Ende der Problematik. Im Gegenteil.«
Durch die Sichtscheibe sah Rhodan einen blau angestrichenen Gleiter mit einem riesigen Logo, das vermutlich auf einen Urlaubsveranstalter verwies. An einer offen stehenden Luke standen zwei Personen – zu weit weg, als dass er sie auch nur einem Geschlecht zuordnen könnte. Sie sprangen ab und fielen einige Sekunden, ehe sich Fallschirme über ihnen öffneten. Rhodan verlor sie aus der Sicht, aber ihm gefiel, dass der Alltag auf Terra weiterging. Menschen verreisten, gingen in Urlaub, erlebten Abenteuer.
»Gibt es neue Hinweise in Sachen des Advisors?«, fragte Rico.
»Deine Mit-Bürgermeisterin hätte dich zweifellos informiert«, antwortete der TLD-Chef. »Sie ist allzu zuverlässig.«
»Wovon der Geheimdienst sie nicht unterrichtet«, sagte der Roboter, »das kann sie nicht weitergeben. Und allzu gesprächig sind weder du noch deine Agenten.«
»Wir sollten unsere Gäste ins Bild setzen«, mahnte Orfea Flaccu.
Inzwischen hatte der Gleiter den Raumhafen längst hinter sich gelassen und flog nicht über das Stadtgebiet von Terrania City, sondern überquerte in raschem Tempo die weiten Steppen des ehemaligen China. Er gewann an Höhe und Geschwindigkeit, und bald ließ sich am Horizont eine riesige Wasserfläche erahnen – das Kaspische Meer.
»Darf ich vorab eine Frage stellen?«, meldete sich Farye zu Wort.
Die Residentin nickte und warf ihr einen auffordernden Blick zu.
»Die Topsider haben ein Ultimatum gestellt. Wie geht die Liga damit um?«
»Offiziell?«, fragte Orfea Flaccu.
»Und inoffiziell«, sagte Farye.
»Die topsidische Kommandantin Hokkno verlangt die Auslieferung eures Schiffes und explizit diejenige von Perry Rhodan«, sagte Sloud Silverman. »Ihre gesetzte Frist läuft in drei Tagen ab, am 14. November. Noch besteht kein akuter Handlungsbedarf, dennoch nimmt der Zeitdruck zu.«
»Es gibt bislang keine offizielle Stellungnahme von mir«, ergänzte die Residentin, »aber das wird sich morgen ändern. Und damit werde ich ein Zeichen setzen. Ich teile den Topsidern mit, dass das von ihnen gewünschte Schiff nicht zur Liga gehört ... also zu unserer Liga. Ich habe keinerlei Verfügungsgewalt darüber. Und du, Perry Rhodan ... selbstredend gehörst du niemandem. Ich kann nicht über dich bestimmen, und wenn du um Asyl bittest, wird die Liga es dir gewähren.«
»Danke«, sagte er.
Orfea Flaccu deutete auf seine Begleiter. »Das gilt ebenso für euch – und für die restliche Besatzung eurer TESS QUMISHA.«
»Wie schätzt ihr die Gesamtlage ein?«, fragte Rhodan. »Greifen die Topsider tatsächlich an, wenn ich mich nicht ausliefere?«
»Wir werden auf keinen Fall ...«
»Wie du schon festgestellt hast – ich gehöre niemandem, und darum behalte ich es mir vor, mich zu entscheiden, ob ich mich möglicherweise den Topsidern aus eigenem Antrieb stelle.«
»Du bist ein erstaunlicher Mensch, Perry Rhodan«, sagte Orfea Flaccu. »Ein Mann mit deiner Erfahrung kann der Menschheit nur nutzen.«
»Das sieht nicht jeder so.«
»Die Frage, in der alle Terraner derselben Meinung sind, muss erst noch erfunden werden.« Die Residentin lachte.
Unter ihnen zog nun glitzernd das Kaspische Meer hinweg. Jenseits davon ballten sich dunkle Wolken. Blitze zuckten darin.
»Was die Echsen angeht«, fuhr Orfea Flaccu fort, »so müssen wir einen Angriff um jeden Preis verhindern. Wir sind für einen offenen Krieg nicht gerüstet. Wir könnten mit Mühe Terra und das Solsystem verteidigen, aber nicht unsere Kolonialwelten – obwohl es nicht viele gibt. Eine Chance, die die Topsider ergreifen werden, wenn es zum Äußersten kommt. Ich kann recht gut nachvollziehen, wie sie denken, denn ich war lange Botschafterin auf ihrer Heimatwelt, hat Kommandantin Madouni das auch erwähnt?«
»Das hat sie wohl vergessen«, meinte Rhodan trocken.
»Meine politischen Gegner werfen mir vor, ich hätte seit damals ein zu gutes Verhältnis zur Gelegemutter Bun-Akkbo.«
»Ein seltsamer Vorwurf«, kommentierte Tergén.
»Tatsächlich habe ich die Gelegemutter nur ein einziges Mal persönlich getroffen, aber einige Nachrichten mit ihr gewechselt. Was jedes Mal ein langwieriger Prozess ist. Hyperfunk über solche Entfernung funktioniert hier nicht, und eine Reise dauert sehr lange. Deshalb sind die jeweiligen Botschafter mit großen Vollmachten ausgestattet.«
»Es gibt demnach aktuell eine topsidische Botschafterin auf Terra?«, fragte Sichu.
Die Residentin bestätigte das. »Zhrecter fährt für gewöhnlich einen eher harten Kurs. Ich kann sie schwer einschätzen.« Wieder lachte sie. »So viel dazu, dass ich die Echsen gut verstehe. Für manche gilt das wohl, für andere nicht. Jedenfalls hat sich Zhrecter bislang nicht zum Ultimatum geäußert, das Kommandantin Hokkno gestellt hat.«
»Wie schätzt du die Gelegemutter ein?«, fragte Rhodan.
»Von der aktuellen Entwicklung einschließlich eurer Ankunft kann sie nichts wissen«, sagte Silverman, »aber die Information ist zu ihr unterwegs. Sowohl vonseiten des TLD, als wahrscheinlich auch über das topsidische Militär. Wir hoffen auf eine Antwort in absehbarer Zeit.«
Über der Meeresoberfläche zog träge ein Luftschiff dahin; es entfernte sich von der Gewitterfront.
»Allgemein ist Bun-Akkbo zwiegespalten«, erklärte die Residentin.