Star Trek - Legacies 3: Der Schlüssel zur Hölle. Dayton WardЧитать онлайн книгу.
da auf uns zukam.« Sie erinnerte sich, wie Sarek trotz seiner eigenen Verletzungen in bester vulkanischer Manier stoisch und stark geblieben war, während er sich um sie gekümmert hatte. Dann hatte die Bewusstlosigkeit ihn übermannt. Sogar ihre Kehle schien vom Staub ausgetrocknet zu sein und durch ihre wiederholten Hilferufe zu schmerzen. Sie sah immer noch Joanna McCoy, die gekommen war, um ihr mit Sarek zu helfen. Kurz darauf war das gleißende Licht aus dem Nichts erschienen, das ihren Mann und die junge Frau eingehüllt hatte, als ob es beide aus dem Leben ausradieren würde.
»Als ich Sarek und Ihre Tochter verschwinden sah«, erzählte Amanda, »war ich vollkommen überfordert. Der Gedanke, dass er mir ohne Vorwarnung weggenommen worden war, war zu viel für mich«. Sie war in Ohnmacht gefallen. Für diese Reaktion war sie jetzt dankbar. Vieles von ihrer restlichen Zeit auf Centaurus erschien ihr verschwommen, einschließlich der Erstbehandlung ihrer Wunden durch die Triageteams. Eine Erinnerung, an die sie sich klammerte, war das Bild, wie Spock aus der Menge der Verletzten und ihrer Versorger auf sie zukam. In diesem Moment hatten sich der Schock, die Trauer, der Schmerz und die Verzweiflung, die in ihr tobten, in einer ungehemmten Zurschaustellung roher Emotionen entladen. Spock hatte den Ausbruch auf eine Art und Weise gemeistert, die seinen Vater stolz gemacht hätte, vorausgesetzt, Sarek hätte so etwas je zugegeben. Doch es waren die nächsten Worte ihres Sohnes, so einfach und doch so kraftvoll, die ihr neue Hoffnung gegeben hatten.
Sarek könnte noch leben, Mutter.
Amanda verinnerlichte diese Worte und wiederholte sie immer wieder in ihren Gedanken. Spock hatte ihr erklärt, dass Sarek und Joanna sowie zahlreiche andere Personen dem gleichen Phänomen ausgesetzt worden waren und dass sie nicht tot seien. Sie wären in ein eigenständiges Paralleluniversum transportiert worden. Ob man sie zurückholen konnte, war unklar, aber die Enterprise hatte sich diesem Ziel verschrieben. Seit dem Abflug des Raumschiffs von Centaurus hatten ihr Sohn und andere Besatzungsmitglieder unermüdlich daran gearbeitet, einen Weg zu finden, ihren Mann und die anderen zu retten. Amanda konnte jetzt nur noch abwarten und hoffen.
»Wie kommen Sie mit all dem zurecht, Leonard?«
McCoy rutschte in seinem Sessel herum, als wäre er von ihrer Frage überrascht worden. Nach einem Moment antwortete er: »Um ehrlich zu sein, nicht so gut wie Ihr Sohn. Es gibt Zeiten, in denen ich wünschte, ich könnte mir etwas von dieser vulkanischen emotionalen Kontrolle aneignen. In meinem Beruf wäre das sicher nützlich.«
Amanda lachte wieder. »Spock hat mir gesagt, dass Sie ziemlich … leidenschaftlich werden, wenn es um das Praktizieren von Medizin geht.«
McCoy runzelte die Stirn. »Spock spricht mit Ihnen über mich?«
»Gelegentlich, während unserer unregelmäßigen Subraumnachrichten. Ich neige dazu, nachzubohren, und ab und zu wirft er mir kleine Informationsbrocken zu, damit ich ihn in Ruhe lasse.« Sie veränderte ihre Sitzposition und fuhr fort: »Normalerweise begnügt er sich damit, mir etwas über seine Mannschaftskameraden zu erzählen, statt über seine Arbeit zu sprechen. Das gefällt mir sogar, da ich gerne höre, wer mit ihm hier draußen ist. Es ist schön zu wissen, dass er so gute Freunde hat, die sich um ihn kümmern. Als Sie Ihren gemeinsamen Dienst antraten, hat er mir ein bisschen von Ihnen erzählt.«
»Ich traue nicht gar nicht zu fragen, was er gesagt hat.«
Mit einem verschmitzten Lächeln antwortete Amanda: »Wussten Sie, dass er die Datenbanken des Schiffscomputers zu Rate ziehen musste, um das Wort Mistkerl nachzuschlagen?«
McCoy wurde etwas blasser, schüttelte den Kopf und grinste dann verlegen. »Sie müssen mir verzeihen. Ich kann mit meiner Wortwahl ein wenig … extrem sein.«
»Ich hörte davon.« Amanda streckte ihren Arm über den Tisch hinweg aus und legte ihre Hand auf seinen Unterarm. »Keine Sorge. Sie haben ihn bestimmt nicht beleidigt und er weiß, dass Sie es tief im Inneren eigentlich nicht so meinen. Außerdem musste er sich Schlimmeres anhören, während er auf Vulkan mit einer menschlichen Mutter aufwuchs.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte McCoy und ein mitfühlender Ausdruck huschte über sein Gesicht.
Amanda zog ihre Hand zurück. »Aber es steht mir nicht zu, diese Geschichten zu erzählen. Ich wäre Ihnen also sehr dankbar, wenn Sie das für sich behalten könnten.«
»Schon gut.« Er hielt seinen Trikorder hoch und sagte: »Wie dem auch sei, da ich hergekommen bin, um zu sehen, wie es Ihnen geht, sollte ich damit wohl mal loslegen.«
Der Arzt holte einen kleinen Scanner aus dem Aufbewahrungsfach des Trikorders, erhob sich aus seinem Sessel und stellte sich neben sie. Beide Geräte summten und sangen, während er den Scanner über ihren Arm, dann über ihr Bein und schließlich über ihren Oberkörper bewegte.
»Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht?«
Amanda überdachte ihre Antwort. Auf Vulkan wurden solche Fragen nicht routinemäßig von vulkanischen Ärzten gestellt, auch nicht von solchen, die sich in der Behandlung von Menschen auskannten. Sie wusste aber von ihrem früheren Besuch auf der Enterprise und den Herzproblemen ihres Mannes, dass McCoy bei der Diagnose seiner Patienten einen informelleren, manchmal ganzheitlichen Ansatz bevorzugte. Statt sich auf die wundersamen Geräte zu verlassen, die ihm halfen, ergänzte er ihre Befunde mit altmodischen Beobachtungen von Geist und Körper und – gelegentlich – auch der Gemütslage.
»Mir geht es tatsächlich viel besser. Sie und Ihre Mitarbeiter haben sich wunderbar um mich gekümmert.«
McCoy bat sie, ein paarmal tief einzuatmen. Dabei fuhr er mit dem Scanner weiter an ihrer linken Seite entlang, wo ihre Rippe verletzt worden war.
»Haben Sie Schmerzen?«, erkundigte er sich.
»Nichts, mit dem ich nicht zurechtkomme.«
»Gut.« McCoy nickte und war offensichtlich zufrieden. Er schaltete den Scanner aus und legte ihn in sein Fach im Trikorder zurück. »Sie haben ganz schön was abgekriegt.«
»Physisch gesehen, ja«, sagte Amanda. »Emotional haben wir das wohl beide.«
Sein Blick ruhte auf seinem Trikorder und McCoy räusperte sich. »Tja, das kann ich nicht bestreiten.«
»Ihre Tochter, Joanna. Sie scheint eine bemerkenswerte Frau zu sein.« Amanda hatte von Schwester Chapel während der abschließenden Behandlung auf der Krankenstation der Enterprise erfahren, wer die Frau war. Obwohl sie bei Ärzten auf Centaurus in Behandlung gewesen war, hatten die Beschädigungen am Krankenhaus von New Athens Dr. McCoy dazu veranlasst, ihren Transport auf die Enterprise anzuordnen. Das war ihr mehr als recht, denn sie hatte bereits beschlossen, dass sie nicht dort warten konnte, während ihr Sohn und seine Schiffskameraden sich auf eine verzweifelte Mission in unbekannte Gefilde begaben, um Sarek und die anderen zu retten. Sie wollte auf der Enterprise sein, falls und wenn dieses Wunder eintrat. Was Joanna McCoy anging, so wurde Amanda erst, nachdem sie von ihrer Verbindung zum leitenden medizinischen Offizier des Schiffs erfahren hatte, bewusst, warum der Arzt in den ersten Stunden nach dem Abflug des Schiffs von Centaurus so angespannt und abgelenkt gewirkt hatte.
McCoy nickte. »Sie ist mein ganzer Stolz, das Einzige, von dem ich ohne Zweifel sagen kann, dass ich es richtig gemacht habe.«
»Sie ist genau wie Sie«, sagte Amanda und bedeutete ihm, sich wieder zu setzen. »Ihre Leidenschaft, ihr Wunsch, anderen zu helfen, ohne Rücksicht auf Gefahr. Ich habe sie auf Centaurus beobachtet. Sie zögerte nicht einen Augenblick und ich bin absolut sicher, dass ich nur ihretwegen noch lebe. Ich und Sarek … wo immer er auch ist.«
McCoy zwang sich zu einem Lächeln. »Vielen Dank. Es ist nett von Ihnen, das zu sagen.«
»Sie glauben doch, dass sie leben, nicht wahr?«
»Ich … ich bin mir nicht sicher.«
Wieder legte Amanda ihre Hand auf seinen Arm. »Ich bin es aber. Ich glaube es von ganzem Herzen. Genauso wie ich glaube, dass Ihre Tochter dort ist, bei meinem Mann, und sich um ihn kümmert, so wie sie sich um mich gekümmert hat.«
McCoy bewegte seinen Arm und ergriff ihre Hand.