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Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman. Marisa FrankЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman - Marisa Frank


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Peter wollte nicht gleich klein beigeben.

      »Hast du nicht gehört?« fuhr sein Vater ihn an. »Du kannst die drüben im Schloß besuchen und verarzten – wenn sie noch länger mit dem Ehemann einer so unmöglichen Frau wie Ilse zu tun haben wollen. Hier hast du nichts mehr verloren. Du machst dich nur lächerlich, wenn du noch länger hier herumstehst.«

      Zu seinem Bedauern mußte Peter das einsehen. Und wenn er ganz ehrlich mit sich war: daß Ilse sich vornehmer Zurückhaltung befleißigt hatte, fiel ihm ziemlich schwer zu glauben. Wahrscheinlich war es besser, jetzt nicht ins Schloß zu gehen, sondern abzuwarten, bis die Wogen sich einigermaßen geglättet hatten.

      Während er beleidigt in seinen Wagen stieg und beschloß, auf einem Umweg nach Hause zu fahren, um sich für Ilse eine plausible Erklärung zurechtzulegen, öffnete Emma Andreas Wenden die Haustür, und begleitete ihn in das Frühstückszimmer, wo Auguste inzwischen wieder auf der Recamiére Platz genommen hatte.

      »Andreas!« rief sie, streckte ihm die Arme entgegen und brach in Tränen aus.

      Er nickte Emma zu, die sich verständnisvoll zurückzog und die Tür hinter sich schloß.

      »Meine Liebe!« Er ging zu ihr, setzte sich neben sie und schloß sie in die Arme. »Haben sie dir auch so zugesetzt wie mir?« Er lachte ein wenig und strich ihr über das ausnahmsweise nicht tadellos frisierte Haar.

      »Es war furchtbar!« versicherte Auguste und berichtete.

      »So ähnlich war es auch bei mir«, gestand er. »Genaugenommen sollten wir darüber lachen. Aber – es tut weh, wenn die Kinder sich so verhalten…«

      Sie nickte.

      »Und das ist noch nicht alles«, flüsterte sie.

      »Bei mir leider auch nicht. Sie haben mir die unmöglichsten Vorwürfe gemacht, und was mir im Moment das meiste Kopfzerbrechen schafft: ich soll ausziehen! Eigentlich – habe ich gar nichts dagegen. Ich habe schon seit längerem gemerkt, daß ich meiner Schwiegertochter lästig bin. Das Ärgerliche ist nur, daß ich meine frühere Wohnung auf ihr und das Drängen meines Sohnes aufgegeben habe. Und so schnell findet man nicht wieder etwas.«

      Auguste sah ihn an, und wieder flossen die Tränen.

      »Es könnte so schön sein, so einfach!« schluchzte sie.

      »Ja.« Er sah sie abwartend an. Eigentlich fand er, daß sie ihm doch anbieten könnte, er solle zu ihr ziehen.

      Groß genug war das Haus. Aber nach allem – fragen wollte er nicht…

      »Es ist, ach, Andreas! Das Schlimmste kommt noch!«

      »Noch etwas?« Er runzelte die Stirne.

      »Du weißt doch – Ekatarina und Alexander…«

      »Haben die dir auch Vorwürfe gemacht?«

      »Aber nein, meine Enkel sind so lieb – aber – oh, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.«

      »Sage es einfach gradeheraus. Dann können wir gemeinsam überlegen.« Er lächelte sie ermutigend an, doch er konnte nicht verhindern, daß ihm mulmig zumute war.

      »Ekatarina und Alexander«, begann Auguste wieder und vermied es ihn anzusehen. »Sie – lieben sich…«

      »So wie wir uns auch«, erinnerte er sie und nahm ihre Hand. Sie schluchzte auf, ließ ihm aber die Hand und sprach weiter.

      »Mein Sohn – er sagt – wir machen uns lächerlich. Oder richtiger: ich würde die Familie lächerlich machen. Weil ich – so alt bin…«

      »Er ist mit seinen vertrockneten Ansichten weit älter als du!« fand Andreas.

      »Ach!« Schluchz. »Und – du bist – nicht…«

      »Ach, du liebe Zeit!« Andreas lachte verärgert. »Und das ist dir nicht zu dumm?«

      »Doch! Mir schon – aber – die Schönhausens…« Sie sah ihn verzweifelt an.

      »Du meinst: die stoßen sich an mir als ›Schwieger-Großvater‹?«

      Sie nickte stumm.

      »Wer hat das gesagt?«

      »Gotthard. Er kam herüber, um mir mitzuteilen, daß die Verlobung gelöst wird – oh, Andreas! Ich bin so unglücklich!« Sie warf sich aufweinend in seine Arme.

      »Du willst sagen: sie erlauben Alexander nicht, Ekatarina zu heiraten, wenn wir beide…?«

      »Ja!« Auguste sah ihn todunglücklich an »Es ist so schrecklich, aber – ich kann ihr das einfach nicht antun.«

      Andreas Wenden ließ sie los, er stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel, und seine Schultern sanken müde nach vorne. Er sah plötzlich um Jahre gealtert aus. Eine Weile schwieg er und überlegte.

      »Glaubst du wirklich, Ekatarina versäumt etwas, wenn sie jemanden aus so einer bornierten Familie nicht heiratet?«

      »Vielleicht nicht«, erwiderte Auguste mit zitternder Stimme. »Aber wenn die Verlobung wegen mir in die Brüche geht, wird sie ganz bestimmt denken, daß sie etwas Wertvolles verloren hat.«

      Andreas nickte traurig.

      »Sie sind so jung – sie haben das ganze Leben noch vor sich! Sie können sich noch xmal verlieben. Für uns, für dich und mich – ist es das letzte Mal!« Er sah sie mit einem bekümmerten Lächeln an.

      Auguste begann wieder zu weinen. »Nein, nein, weine nicht. Was bin ich für ein Arzt, daß es mir nicht gelingt, meine liebste Patientin zu beruhigen!«

      »Ach, Andreas!« Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter.

      »Ja, ja«, murmelte er und tätschelte ihre Hand. »Unter diesen Umständen ist es sicher besser, wenn ich wieder dahin zurückkehre, woher ich, ohnehin nur unwillig, gekommen bin.«

      »Andreas – du bist mir böse?«

      »Wie könnte ich?« erwiderte er müde. »Natürlich nicht. Freilich: richtig finde ich dein Verhalten nicht. Ich – würde dich nach meinem Empfinden jetzt erst recht heiraten – und ich gehe jede Wette mit dir ein…«

      »Andreas, du kennst nicht die noch immer sehr starren Ansichten in unseren Kreisen.« Sie sah ihn flehend an. »Bitte, versuche, mich zu verstehen!«

      »Ich versuche es!« versprach er. Dann stand er auf und ging zum Tisch, auf dem seine Arzttasche lag. »Hier habe ich etwas zur Beruhigung. Und für abends – etwas zum Einschlafen.« Er stand eine Weile, den Rücken ihr zugewandt da. »Dann – sehen wir uns nicht wieder?«

      »Ich weiß es nicht. Vielleicht später…«

      »Du denkst, wenn Ekatarina verheiratet ist und nichts mehr dazwischen kommen kann? Sei nicht böse: das möchte ich nun nicht!«

      »Du hast recht«, gab sie kleinlaut zu. »Aber vielleicht – in ein paar Tagen. Ich werde die Schönhausens aufsuchen…«

      »Wenn du meinst…« Er wandte sich ihr wieder zu. »So schnell werde ich nicht von hier weggehen. Du weißt ja, es ist nicht einfach, eine Wohnung zu finden!«

      »Ach, Andreas – ich – ich schäme mich fast.«

      »Das brauchst du nicht. Aber vielleicht sollten sich die schämen, die dich so unter Druck setzen!« Er legte die beiden Medikamente auf den Tisch, ging nochmals zu ihr und küßte sie auf die Wange. »Schlafe darüber, mein Herz. Und – trotz allem warte ich auf deinen Anruf!«

      *

      Dr. Andreas Wenden saß mißmutig in seinem Zimmer. Gut. Er würde sich irgendwo eine andere Wohnung suchen.

      Sie brauchte für ihn ja nicht groß zu sein! Im Gegenteil: da er keine Lust hatte, seine Zeit mit Ordnungmachen und Putzen zu verbringen, wären zwei Zimmer genau das Richtige.

      Nur: seine schönen Möbel hatte die liebe Ilse inzwischen in ihre Wohnräume


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