Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman. Marisa FrankЧитать онлайн книгу.
»Was soll mit ihnen sein? Wenn sie wollen – kommen sie, wenn nicht – feiern wir eben ohne sie.«
Ekatarina stieß ihn an.
»Denkst du denn, daß deine Eltern auch nicht kommen?«
Er grinste.
»Doch, die kommen sicher.«
»Tja, das muß ich aber schon wissen.« Emma wurde plötzlich ganz aufgeregt. »Werden noch andere Gäste eingeladen – oder bloß die engste Familie? Wegen des Büfetts! Oder habt ihr an ein gesetztes Essen gedacht?«
Die sechs sahen sich an.
»Nein«, beschloß Ekatarina schließlich. »Ich würde sagen: nur die engste Familie – und selbstverständlich die Angestellten von Schloß, Betrieb und Kavaliershaus. Ein kaltes Büfett – aber vom Feinsten!« fand sie. »Die beiden sind wahrscheinlich doch auch müde von der Fahrt und haben sicher nichts erwartet. Emma: schwöre, daß du ihnen nichts verrätst!«
»Ich schwöre es!« versicherte die und hob feierlich die Rechte.
»Jetzt mußt du uns nur mehr verraten, wann sie ankommen. Gib zu: wir können sonst wirklich nichts vorbereiten!« drängte Aribo.
Emma seufzte schwer.
»Na, schön. Ihr habt recht. Und es wäre wirklich unpassend, wenn unsere Frau Gräfin so sang- und klanglos nach ihrer Hochzeit hier einziehen würde: also, sie kommen nächstes Wochenende!«
»Du lieber Himmel, da bleibt uns wirklich nicht viel Zeit!« fand Ekatarina.
*
Weder die drei Sturmecks noch Alexander Schönhausen noch die beiden Wenden-Kinder hatten große Erfahrungen mit den Vorbereitungen eines Empfanges von der Größe, wie sie ihn für ihre Großeltern angemessen fanden. Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als alle möglichen Leute einzuweihen.
Als erste suchten sie den Schloßgärtner auf und besprachen mit ihm den Blumenschmuck: üppige Sträuße in alle Zimmer, Girlanden über die Türen und entlang der Treppengeländer.
Der Chef-Gärtner hörte sich alles an, nickte, machte sich ein paar Notizen und fragte schließlich:
»Und der Herr Graf weiß Bescheid?« Er betrachtete seine jugendlichen Auftraggeber. »Aha«, brummte er, als keine Antwort erfolgte.
»Es ist, weil…«, begann Ursula nervös.
»Pst, wir sollen doch nichts verraten!« unterbrach Aribo sie.
»Ja, wenn ich nichts weiß, dann…« Der Gärtner runzelte die Stirne.
»Gräfin Auguste Sturmeck hat geheiratet«, platzte nun Alexander heraus. »Und wir Enkel sind darüber sehr glücklich. Nur unsere Eltern nicht… Aber wir finden…«
»Aha«, brummte der Gärtner wieder, der natürlich auch schon etwas gehört hatte. Dann schmunzelte er: für die alte Frau Gräfin würde ich selbstverständlich alles schön schmücken! Das war er auch dem verstorbenen Herrn Grafen schuldig, der immer so verständnisvoll gewesen war. »Sie können sich darauf verlassen: alles wird pünktlich und auf das Schönste geschmückt werden!« versprach er.
»Und kein Wort zu unseren Eltern!« mahnte Elena.
»Ich will es versuchen…«, gab er zur Antwort und zog eine verschwörerische Grimasse.
Als nächste suchten die sechs Enkel die Hausdame der Sturmecks auf. Die war um einiges vorsichtiger als der alte Gärtner. Ohne das Einverständnis der Frau Gräfin Eliane…
»Nun, wenn Sie es nicht verantworten können«, bemerkte Alexander, ganz Erbprinz, hochmütig, »dann werde ich unsere Hausdame bitten, das kalte Büfett anzurichten und mit dem notwendigen Personal herüber zu bringen.«
Die Hausdame wand sich.
»Ich glaube nicht, daß unsere Angestellten erfreut sind, wenn nicht sie Omama begrüßen dürfen«, fügte Ekatarina hinzu, gleichfalls nicht mehr Komteß Sturmeck, was den Ton anging, sondern ganz Erbprinzessin Schönhausen.
»Ich weiß nicht«, sagte die Hausdame verzweifelt, »wie ich es vor der Frau Gräfin verheimlichen soll!«
»Überhaupt nicht! Wenn sie etwas bemerkt, dann sagen Sie, daß Sie in unserem Auftrag handeln. Und selbstverständlich bezahlen wir es von unserem Taschengeld – falls unsere Mutter diesbezüglich sich aufregen sollte.«
Ursula und Jakob schluckten vor Schreck – zum Glück bemerkte Aribo es.
»Es ist immer die Familie der Braut, die eine Hochzeit ausrichtet!« sagte er beiläufig, woraufhin die beiden sich wieder entspannten.
»Dann sage ich vorläufig nichts in Schönhausen.« Prinz Alexander sah die Hausdame abwartend an.
»Nein, nein, um Himmels willen! Wir machen das ja sehr gerne für die Frau Gräfin Mutter«, versicherte die Hausdame. »Wir alle schätzen sie doch ganz besonders!«
»Gut! Wir verlassen uns auf Sie!«
»Und jetzt?« fragte Ursula aufgeregt, nachdem sie das Schloß wieder verlassen hatten.
»Jetzt gehen wir zu unserem Forstmeister wegen der Jagdhornbläser!« erklärte Aribo.
»Toll!« freute sich Ursula. »Ach, so eine Hochzeit möchte ich auch einmal haben!«
»Dich nimmt sowieso keiner!« meinte ihr Bruder, woraufhin sie sich auf ihn stürzte und er lachend davonlief.
Der Forstmeister war sofort begeistert. Er hielt nicht so viel von der neuen Herrschaft. Graf Gotthard ging selbst überhaupt nicht zur Jagd! Höchste Zeit, daß Aribo endlich seinen Jagdschein machte, erwähnte er bei dieser Gelegenheit.
»Nach dem Abi«, seufzte der. »Meine Noten…«
Der Forstmeister lachte. Doch dann erinnerte er:
»Nur zwei unserer Jäger blasen das Jagdhorn. Wir haben früher immer Jäger unserer Jagdgäste eingeladen, wenn eine große Jagd war.«
»Ich denke, ich kann aushelfen«, versprach Alexander. »Ich sorge dafür, daß unser Forstmeister sich mit Ihnen in Verbindung setzt!«
»So. Das wäre es!« stellte Ekatarina fest und setzte sich auf die Stufen, die zum Eingang des Kavalierhauses führten. »Ich bin ganz erschöpft!«
»Warum?« fragte Ursula überrascht. »Wir haben doch eigentlich gar nichts getan? Sollen wir selbst denn überhaupt nichts tun?«
Alexander begann zu lachen. Er fand die Bemerkung herrlich.
»Du hast recht! Wir haben nur delegiert! So ist das eben. Aber irgend etwas sollten wir auch tun. Die Frage ist nur: was?«
»Ein Gedicht aufsagen«, schlug Ursula vor.
»Das ist etwas für dich«, fand Alexander.
»Könnt ihr denn gar nichts?« erkundigte sich Jakob. »Irgendein Instrument spielen, zum Beispiel?«
»Wir haben doch die Jagdhornbläser«, erinnerte ihn Ekatarina.
»Nein, wir können gar nichts«, Alexander mußte wieder lachen. Es war ja eigentlich wirklich komisch. »Nur delegieren!«
Jetzt platzten auch die drei Sturmecks heraus. Sie lachten, bis ihnen die Tränen über die Wangen liefen. Jakob und Ursula verstanden das nicht. Sie fanden es irgendwie blöde. Aber vielleicht war das eben so, wenn man sehr vornehm und sehr reich war!
»Wir sagen ein Gedicht auf«, beharrte Ursula. »Wir finden schon ein passendes, gelt, Jakob?«
»Hm«, machte der. Er haßte es, Gedichte vorzutragen – aber für Opa mußte man schon so etwas auf sich nehmen.
Als die Wenden-Kinder sich auf ihre Fahrrräder schwangen, um nach Hause zu fahren, kam vom Gut herüber ein Mann gelaufen, der sich als der Gutsverwalter, Herr Lehmann, entpuppte.
»Halt,