Delicious 1 - Taste me | Erotischer Roman. Alice WhiteЧитать онлайн книгу.
oder Liebes?« Und das nächste Leck mich. Ich quälte mir ein Lächeln ab.
»Schatz, bitte. Vertragt euch.« André blickte mahnend zu Carina, die mit einem genervten Augenrollen antwortete. Sie seufzte und drehte sich zu mir um. Ihr Mund lächelte, im Gegensatz zu ihren Augen, die mich regelrecht durchbohrten.
»Alex, darf ich dir ein Glas Prosecco anbieten?«
»Sicher, warum nicht.« Ich wollte gerade sagen, dass ich in diesem Moment auch literweise Hustensaft trinken würde, nur um sie besser ertragen zu können, als es an der Tür klingelte. Carina hopste aufgeregt in den Flur.
»Sie sieht aus, als erwartet sie den Weihnachtsmann.«
»Tut mir schrecklich leid, wirklich, Alex.« André starrte auf seine Füße, ohne ein einziges Mal aufzublicken.
»Was ist hier los?«, fragte ich ihn. Doch bevor ich eine Antwort erhielt, kam diese eingehakt an Carinas Arm ins Wohnzimmer.
»Alex, das hier ist der liebe Heiner. Er ist bei mir im Buchclub und war so neugierig auf dich, dass ich einfach nicht widerstehen konnte.« Du Miststück. Ich wusste nicht, ob sie ihn mir nur aus Boshaftigkeit vorstellte oder mich ernsthaft verkuppeln wollte.
Was folgte, war das schrägste erzwungene Date, das ich je hatte. Heiner entpuppte sich als ein – wie sollte ich es sagen? – Seelenverwandter von Carina. Sie lachten und feixten den ganzen Abend wie alte Freunde und man konnte den Eindruck gewinnen, die beiden hätten etwas miteinander gehabt. Mein Bruder schien das nicht weiter zu bemerken. Er versteckte sich hinter seinem Weinglas, an dem er nur mangelhaft begeistert nippte, und trug nicht allzu viel zu der Unterhaltung bei.
Carina hingegen redete ununterbrochen und schwärmte in den höchsten Tönen von mir. Ich konnte mich nicht erinnern, dass sie je so nett von mir gesprochen hatte. Heiner klebte an Carinas Lippen. Dass sie ihm von mir erzählte, schien ihn herzlich wenig zu interessieren. Hin und wieder schaute er zu mir rüber, um in meinen Augen den Anschein zu wahren. Meinem Bruder zuliebe versuchte ich, mich krampfhaft am Gespräch zu beteiligen.
»Heiner, also Bücher, ja?« Er nickte. Seine kleinen Knopfaugen fixierten mich nur kurz, dann schaute er wieder zu Carina. Ich war scheinbar nicht sonderlich interessant. »Was liest du zurzeit?«, fragte ich, ohne mir die Antwort wirklich anhören zu wollen.
»Ach, ich lese so viele Dinge gleichzeitig. Ich kann mich so schwer auf eine Sache festlegen«, meinte er monoton. Carina machte eine verheißungsvolle Geste in meine Richtung.
»Genau wie Alex. Sie kann sich auch nie für eine Sache entscheiden. Auf einen Mann hat sie sich jedenfalls noch nicht festlegen können.« Sie grinste und jetzt konnte ich die Anstrengung in ihren Gesichtszügen sehen. »Es sei denn, sie legt sich auf ihn«, sprach sie so leise in ihr Glas hinein, dass nur ich es mitbekam.
Offenbar erhoffte sie sich etwas davon, mich und Heiner zu vereinen. Sonst würde sie wohl kaum so hart dafür schuften. Der Gedanke, dass sie innerlich gerade vor Wut tobte, gut von mir sprechen zu müssen, amüsierte mich so sehr, dass ich aus heiterem Himmel den großen Drang verspürte, mich intensiv um Heiners Aufmerksamkeit zu bemühen.
»Heiner, noch Wein?« Ich stand auf, griff nach der Flasche und trat hinter seinen Stuhl. Ich knöpfte meine Bluse etwas weiter auf, was Carina natürlich nicht entging, und beugte mich lasziv zu ihm hinunter, um ihm nachzuschenken. »Und, Heiner? Was machst du beruflich?« Ich zwinkerte Carina amüsiert zu und genoss es, zu sehen, wie sie das Weinglas so fest umklammerte, dass sie es beinah zerbrach. André meldete sich unangekündigt aus seiner Schockstarre zurück.
»Bist du nicht auch in der Hotelbranche?«, fragte er und schaute vorwurfsvoll auf meinen Ausschnitt. Ich zuckte nur mit den Schultern und setzte mich direkt neben Heiner.
»Nicht ganz. Heiner ist in der Reiseleitung tätig«, sagte Carina empört, als hätte André ihn mit seiner Frage beleidigt.
»Du meine Güte. Noch etwas, das wir gemeinsam haben«, entgegnete ich aufgeregt wie ein Schulmädchen. »Erzähl mir mehr«, forderte ich ihn auf.
Heiner schien verwirrt zu sein. Er legte seine flache Stirn in Falten und strich sich unbehaglich über sein spitzes Kinn. Den gesamten Abend über hatte Carina das Gespräch dominiert und das war ihm offenbar recht gewesen. Ob er überhaupt etwas von ihren Verkupplungsplänen ahnte? Er wusste jedenfalls nicht so recht, wo er hingucken sollte. Wie ein Hase vor dem Jäger zuckte er von rechts nach links.
»Meine Schwester ist Restaurantfachfrau. Sie hat schon in den ganz großen Hotels hier in der Gegend gearbeitet.« Offenbar hatte auch André an dem Gedanken Gefallen gefunden, mich zu verkuppeln. Unterschwellig hoffte er wohl doch noch, dass ich mich urplötzlich entsinnen und ein Leben als Vorstadtspießerin für erstrebenswert halten würde. Da es aber nie dazu kommen würde, spielte ich einfach weiter mit.
»Zurzeit arbeite ich in einem Hotel am Waldrand. Es heißt Zur Pferdebox. Kennst du das?« Er schüttelte verlegen den Kopf. Ihm war offensichtlich unwohl. Hilfe suchende Blicke gingen in Carinas Richtung. Sie ignorierte diese und versuchte sich weiterhin als Kuppelmutter.
»Das solltest du dir mal anschauen. Es ist wirklich gemütlich. Und so urig«, sagte sie und lächelte wieder ihr schönstes Leck-mich-Lächeln. Aus ihrem Mund klang unsere Restaurantbeschreibung regelrecht wie eine Beleidigung. Es war tatsächlich etwas urig. Was wohl daran lag, dass es nun mal ein umgebauter Pferdestall war. Was auch den Namen erklärte. Wenn man unser Restaurant betrat, hatte man wirklich das Gefühl, hinter einer der Trennwände auf ein Pferd zu stoßen. Der Architekt war bemüht gewesen, so viel wie möglich von der alten Struktur zu lassen. Was ihm, wie ich fand, wirklich gut gelungen war.
Ich wandte meinen Blick zu Heiner.
»Oh, und die Zimmer erst. Wirklich gemütliche Betten. Findest du nicht auch, dass Hotelbetten etwas Magisches an sich haben?« Ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel und schaute ihm verträumt in die Augen.
»Wein?!«, schrie Carina förmlich, als sie meine Hand in den Schritt von Heiner wandern sah. Der wiederum schreckte davon so sehr zusammen, dass er sein Glas umstieß, dessen Inhalt auf seine Hose tropfte.
»Oh je, welch ein Missgeschick. Ich mach das schon.« Ich griff nach dem Stapel Servietten, der in der Mitte des Tischs lag, und wollte sie gerade auf seinen Schoß pressen, als Heiner hektisch aufsprang.
»Carina, vielen Dank für die Einladung. Das werde ich sicher nicht so schnell vergessen. Ich ... Es hat mich gefreut.« Er drehte sich noch kurz zu uns um und verschwand dann im Flur. Carina warf mir erneut einen bösen Blick zu und folgte ihm bestürzt. Ich sah zu meinem Bruder. Er versuchte gerade, mit sich selbst auszumachen, ob er lachen oder mich tadeln sollte. Er kam nicht dazu, sich zu entscheiden. Carina kam wutentbrannt ins Wohnzimmer zurück.
»Das reicht. Ich habe es wirklich versucht, aber du bist einfach unmöglich. Was hat dir der arme Heiner nur getan, dass du ihn so behandeln musst?« Ich grinste unbeeindruckt.
»Nun, nach dem, was ich gefühlt habe, hat ihm meine Behandlung mehr als gefallen«, sagte ich provozierend.
»Genug, raus aus meiner Wohnung, du Flittchen.« Im gleichen Moment wie ihr das Wort über die Lippen kam, fiel ihr Blick auf André, der sie entsetzt anstarrte. Sie hielt sich erschrocken die Hand vor dem Mund.
»Tja, das ist wohl mein Stichwort«, meinte ich eher belustigt als beleidigt und schlug mir die Hände auf die Oberschenkel. André sagte nichts. Er drückte mich bloß entschuldigend und verschwand dann mit einem lauten Knall im Arbeitszimmer. Ich erhob mich triumphierend und ging auf Carina zu.
»Ich wette, er hat sich vorgestellt, es wäre deine Hand, die ihm den Schwanz massiert.« Ich griff nach meiner Tasche und trat zur Tür.
***
Auf der Straße atmete ich tief durch. Ich ging gerade in Richtung S-Bahn-Station, als ich eine Stimme hörte.
»Alex, warte.«
»Oh Gott, nein.« Heiner stand an der Laterne und zog nervös an einer Zigarette.
»Heiner, du bist ja noch hier.«