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Perry Rhodan 3100: Sternenruf. Christian MontillonЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 3100: Sternenruf - Christian Montillon


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Aber wie sagt man so schön? Ihr Ruf eilt ihr voraus. Wenn man so wie ich die Ohren offen hält, hört man das eine oder andere.«

      »Und zwar?«

      »Ach, Liebes, lass dich einfach überraschen. Nur versprich mir bitte etwas: Halt mich auf dem Laufenden. Wann trittst du die Stelle an?«

      »In zwei Wochen, wenn alles gut geht.«

      »Dann reden wir ein paar Tage danach wieder miteinander. Ich hab das Gefühl, du wirst dich mit Stafo gut verstehen.«

      »Stafo?«

      »Eine Marke wie sie hat einen knackigen Spitznamen verdient. Ich arbeite noch dran. Vielleicht fällt dir ja etwas Besseres ein.« Mit diesen Worten hatte Gucky sich verabschiedet, und das Letzte, das er damals hatte von sich hören lassen, war ein schallendes Lachen gewesen.

      Mit dem Ende der Aufzeichnung erlosch das Holo.

      Anzu atmete tief ein und tauchte komplett unter. Das heiße Wasser umspülte Kopf und Haare. Die Wärme prickelte auf den Lippen. Sie hörte ihren eigenen Herzschlag.

      Sie tauchte wieder auf, stieg aus der Wanne, stellte sich in den Hitzestrahl und trocknete sich ab. Eine kleine Pfütze blieb auf dem Boden zurück. Sie schlüpfte in Unterwäsche und den hässlichen Einteiler, den man an Bord üblicherweise unter der Uniform trug, die auf dem Stuhl neben der Tür lag.

      Und einen Augenblick später traf es sie wie ein Schlag.

      Ihr wurde schwindlig. Vor ihren Augen, mitten im Raum, riss die Wirklichkeit auf. Sie sah eine schwarze, sphärische Öffnung, dreieinhalb Meter im Durchmesser.

      Dreieinhalb Meter? Wie kam sie auf diese seltsam exakte Größenangabe? Selbstverständlich war diese Öffnung viel kleiner – sie hätte sonst die Grenzen ihres kleinen Badezimmers gesprengt.

      Und der Riss vor ihren Augen – die Kluft, dachte sie – wuchs, bis er dreieinhalb Kilometer durchmaß.

      Anzu konnte sich kaum auf den Beinen halten. Sie blinzelte. Sie fühlte ihren Herzschlag schmerzhaft in der Halsschlagader pochen.

      »Bleib ruhig!«, flüsterte sie. »Du kennst das doch.«

      Nur war es diesmal völlig anders. Sie streckte die Hand aus, hatte keine Angst, das Phänomen zu berühren, denn sie wusste, dass es gar nicht da war. Nicht hier. Nicht in meiner Kabine, sondern in großer Entfernung.

      Sie sah nur einen Abklatsch, etwas, das sie mit ihrer Mutantengabe wahrnahm, und sie begriff, dass es weiter entfernt lag als alles, was sie zuvor mithilfe ihrer verrückten Fähigkeit gesehen hatte. Und dort draußen im All, wo sich das Original in die Wirklichkeit fraß, durchmaß es nun tatsächlich dreieinhalb Kilometer.

      Die Hand fuhr durch das Abbild. Es geschah nichts. Sie spürte weder eine energetische Entladung noch das geringste Kitzeln.

      »Die Kluft«, sagte Anzu.

      Sie fiel in Ohnmacht.

      *

      Als sie die Augen aufschlug, blickte sie in die Leuchtdiode eines Medoroboters.

      »Sie erwacht«, sagte die Maschine.

      »Ach, tatsächlich?«, fragte Anzu. Das heißt, sie wollte es fragen; ihr Mund spielte nicht mit und brachte nur ein unverständliches Brabbeln hervor.

      »Ruh dich noch einen Augenblick aus«, empfahl der Medoroboter.

      Auf derlei positronische Fürsorge konnte Anzu gut verzichten. Sie zog die Beine an und setzte sich auf. So sah sie, dass nicht nur die Maschine in ihre Kabine gekommen war, sondern auch die Kommandantin höchstpersönlich.

      »Hoher Besuch«, sagte Anzu. Obwohl sie sich auf die Worte konzentrierte, hörte es sich eher wie Horschuch an.

      Ariela Stafoba hockte sich neben sie auf den Boden. Sie trug nicht ihre Uniform, sondern ein gelbes Shirt und bergseeblaue Hosen. Die roten Haare hingen mit dem für sie typischen strengen Mittelscheitel auf beiden Seiten des Kopfes bis zum Kinn. Sie sah, wie meistens, ein wenig traurig aus. »Bleib ja sitzen, sonst kippst du mir zum zweiten Mal um.«

      Anzu versuchte sich an einem Lächeln, das wahrscheinlich ziemlich verunglückt aussah.

      »Verlass den Raum, du hast deine Aufgabe erfüllt!«, befahl die Kommandantin dem Medoroboter. Nachdem er verschwunden war, sagte sie: »Fühlst du dich von diesen Dingern auch manchmal beobachtet?«

      »Gelegentlich«, antwortete Anzu, »aber es stört mich nicht.« Immerhin gab es eine Menge Positroniken in einem Raumschiff, die ständig alles und jeden im Auge behielten, falls man nicht gerade den Privatmodus im eigenen Quartier aktivierte. Und selbst dann hätte sie ihre Hand nicht dafür ins Feuer gelegt, dass es dabei keine Notfallregeln gab.

      »Ich habe etwas gesehen«, sagte Anzu nach einem kurzen Moment. »Ein ... Phänomen. Wie ein Riss in der Wirklichkeit. Ich kann es schlecht beschreiben. Vielleicht etwas Hyperenergetisches.«

      »Der Reihe nach – was meinst du mit gesehen? Hier im Quartier oder mit deiner Mutantenfähigkeit?«

      »Mit der Gabe.« Die Erinnerung fühlte sich übel an; sie hatte die Kraft, Anzus Herz zu packen und es zu quetschen, bis sie glaubte, es müsste stehen bleiben.

      »Gut«, sagte Ariela Stafoba. »Dann müssen wir als Nächstes klären, ob uns unmittelbare Gefahr droht.«

      Wenn Anzu das nur wüsste. »Ich hoffe, nicht. Aber es war ...« Sie zögerte. Das Wort, das ihr in den Sinn kam, wirkte unpassend, als stammte es von einem albtraumgequälten Kind. Dennoch sprach sie es schließlich aus: »Es war unheimlich.«

      »Erklär es mir! Ich höre zu.« Die Kommandantin lächelte, was bei ihr befremdlich wirkte. Ihr Gesicht schien für hoffnungsfrohe Botschaften nicht gemacht zu sein. »Allerdings bitte nicht hier auf dem Boden. Ist doch ziemlich unbequem. Ich bin so frei, mir selbst einen Platz anzubieten.« Sie deutete in Richtung der beiden Stühle hinter dem kleinen Holztisch; sie standen mit der Lehne gegen die Wand. Stafoba erhob sich und reckte Anzu die Hand entgegen. »Schaffst du es?«

      Anzu nickte und griff zu, ließ sich auf die Füße ziehen. Zwar schwankte sie ein wenig, doch das bekam sie rasch unter Kontrolle.

      Beide setzten sich.

      »Du weißt, dass ich zwar gebürtige Terranerin bin, aber in der anderen Hälfte des Dyoversums geboren wurde. Dort wurde auch meine besondere Gabe geweckt. Anfangs konnte ich mit der Hand feste Materie durchdringen.«

      »Bekannt.« Die Kommandantin sah auf ihre eigenen Hände.

      »Aber meine Gabe hat gewechselt, als wir durch die Zerozone flogen und dann erneut mit der Ankunft in diesem Zweig des Dyoversums. Seitdem sehe ich hin und wieder Dinge, die ein paar Dutzend oder Hundert Meter entfernt liegen – maximal einen Kilometer.«

      »Bekannt.«

      Anzu hob die Augenbrauen. »Bitte, hör mir einfach zu. Ich erkläre es deshalb, weil es diesmal anders war. Das Objekt, das ich gesehen habe, befindet sich fast zwei Lichtjahre von unserer Position entfernt.«

      »Zwei Lichtjahre?«

      »Und es ist keine Materie. Sondern das genaue Gegenteil. Ein Riss im Weltraum. Die Kluft.«

      »Du bist einem solchen Phänomen also schon einmal begegnet?«

      »Wie kommst du darauf?«

      »Du nennst es die Kluft, als wäre es dir nicht neu.«

      »Ich weiß nicht, woher der Begriff stammt. Wieso ich ihn kenne. Ebenso wenig wie ich mein Wissen über die Entfernung erklären kann. Nicht nur, dass es so unendlich viel weiter entfernt liegt als alles andere, das ich bisher gesehen habe – ich kann es lokalisieren. Und das Abbild vor meinen Augen ...« Anzu brach ab. Die Kehle wurde ihr eng, als sie daran dachte, und sie fühlte einen Schauer auf dem Nacken. »Als es auftauchte, war mir sofort klar, dass es dreieinhalb Meter durchmisst.«

      »Nicht gerade eine Größenangabe, die einem in den Sinn kommt, wenn


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