Franken Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralf NestmeyerЧитать онлайн книгу.
den Bau der Spielbank vor den Toren Feuchtwangens investierte der Freistaat Bayern, in dessen Taschen die Einnahmen fließen, die stolze Summe von 34 Millionen Euro. Das futuristische Gebäude liegt - wie eine Raststätte - direkt an der Autobahn.
Geschichte
Der Ort entwickelte sich um das Jahr 1000 vermutlich aus einem Benediktinerkloster. An der Wende zum 13. Jahrhundert stieg Feuchtwangen sogar zur Reichsstadt auf, kam aber 1376 durch Verpfändung für 5000 Gulden an die Nürnberger Burggrafen und späteren Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Die Folge war der Verlust der Reichsfreiheit, und Feuchtwangen verfügte nicht über die Mittel, sich selbst auszulösen. Einen weiteren wichtigen Einschnitt in die Geschichte Feuchtwangens stellte die Reformation dar. Da sich die Stadt zum Protestantismus bekannt hatte, erfolgte 1563, nachdem man den letzten Stiftsherrn zu Grabe getragen hatte, die Auflösung des Stiftes durch den damaligen Markgrafen. Bis zum Jahre 1806 blieb Feuchtwangens Schicksal noch mit der Markgrafenschaft Brandenburg-Ansbach verbunden, dann bestimmte das Königreich Bayern die Geschicke der Stadt.
Sehenswertes und Theater
Altstadt: Das Bild der Altstadt wird durch zahlreiche frühneuzeitliche Fachwerkhäuser geprägt und von dem ungleichen Turmpaar der Stiftskirche bestimmt. Ein schöner Bau ist der sog. „Kasten“, eine lang gestreckte ehemalige Zehntscheune hinter der Stiftskirche, die heute als Stadthalle dient. Der zentral gelegene Marktplatz - von Georg Dehio als „Festsaal Frankens“ bezeichnet - mit dem Röhrenbrunnen weist mit seinen stattlichen Bürgerhäusern und altfränkischen Fachwerkbauten eine ungewöhnliche Geschlossenheit auf. Von der Befestigung aus dem Jahre 1395 sind noch Reste erhalten, was zum Teil auf die an die Mauer gebauten Häusern zurückzuführen ist. Von den ursprünglich drei Toren steht nur noch das völlig umbaute Obere Tor.
Stiftskirche (Evangelische Pfarrkirche): Die einstige Klosterkirche verfügt über beachtliche romanische Baureste. Im Jahre 1197 wurde das Benediktinerkloster in ein Chorherrenstift umgewandelt, was den Anstoß zu einem Kirchenneubau gab. Die Gründe für die Umwandlung in ein Stift dürften politischer Natur gewesen sein: Während Mönche nach den jeweils besonderen Regeln ihres Ordens lebten, waren Stiftsherren davon unabhängig und somit enger an den Bischof gebunden. Der Unterbau der beiden charakteristischen Westtürme und der dazwischen eingezwängte Westbau sowie der Kreuzgang stammen noch aus dieser Bauphase. Der gotische Chor und die Sakristei wurden im frühen 14. Jahrhundert errichtet. In dem südlich an die Klosterkirche anschließenden spätromanischen Kreuzgang finden alljährlich die Kreuzgangspiele statt. Zwei Flügel sind noch erhalten: der Westflügel mit einem Fachwerkobergeschoss aus dem 18. Jahrhundert sowie der Nordflügel als unbedeckter Durchgang. Das Innere der Kirche wurde im 17. Jahrhundert barockisiert. Sehenswert sind der spätgotische Flügelaltar mit Marienszenen aus der Werkstatt von Michael Wolgemut, dem Lehrer von Albrecht Dürer, und das Chorgestühl, eine schwäbisch-fränkische Arbeit aus dem 15. Jahrhundert.
♦ Tgl. außer Mo 9-17 Uhr.
Johanniskirche: Auch die direkt neben der Stiftskirche gelegene schlichte Johanniskirche lohnt einen Besuch. Der Bau stammt im Wesentlichen aus der Zeit um 1400. Der Taufstein, der in der Stiftskirche fehlte, das Sakramentshäuschen, der Epitaph des Jörg von Ehenheim und die Kanzel sind allesamt Steinmetzarbeiten aus dem 15. Jahrhundert. Daneben birgt die Kirche noch einen barocken Altar.
Fränkisches Museum: Es handelt sich hierbei um eines der schönsten fränkischen Heimatmuseen. Auf 1700 Quadratmetern und im Museumsgarten werden fränkische Kunst und Kultur vorgestellt. Neben vollständig eingerichteten Wohnstuben aus dem Barock, Rokoko, Biedermeier bis hin zum Jugendstil wird die ländliche Alltagskultur vergangener Epochen anschaulich gemacht. Zudem können eine breite Sammlung von Gebrauchsgegenständen, eine reichhaltige Fayencensammlung sowie eine funktionstüchtige Hammerschmiede bewundert werden. Eine eigene Abteilung gibt einen Einblick in das fränkische Brauchtum von der Geburt über Taufe und Hochzeit bis hin zum Tod. Im Museumsgarten gibt es noch das Flachsbrechhaus, eine Hammerschmiede, die Pferdegöpel und eine Scheune mit landwirtschaftlichem Gerät zu besichtigen. Das moderne Foyergebäude schiebt sich wie ein Riegel hinter Altbau und Erweiterungsbau und erschließt den gesamten Ausstellungsbereich. Schön ist auch der Museumsshop samt Café.
♦ Museumstr. 19. Juni bis Aug. Di-So 14-20 Uhr (Sa und So ab 11 Uhr), März, April, Mai und Sept. bis 15. Nov. Di-So 14-17 Uhr (Sa und So ab 11 Uhr). Eintritt 3 €, erm. 1,50 oder 1 €. www.fraenkisches-museum.de.
Sängermuseum: Die Sammlung des Fränkischen Sängerbundes ist die repräsentative Zentralstelle zur Dokumentation und Erforschung des Laienchorwesens. Es ist das einzige Chormuseum dieser Art in Deutschland und widmet sich neben der Geschichte des Chorwesens in Franken auch den überregionalen Verflechtungen der Musikkultur.
♦ Am Spittel 4-6. März bis Okt. Mi-Fr 10-12 und 14-17 Uhr. Eintritt 5 €, erm. 2,50 €. www.saengermuseum.de.
Kreuzgangspiele: Das traditionsreiche Freilichttheater in einem ehemaligen Klosterhof findet jährlich von Juni bis August statt. Informationen und Kartenvorverkauf über das Kulturamt (Tel. 09852/90444, www.kreuzgangspiele.de).
Was ist Romantik?
Wenn man von der Romantischen Straße oder vom Romantischen Franken spricht, liegt die Frage nach dem Wesen der Romantik nahe.
Die Romantik, die an der Wende zum 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht hatte, war der große Aufstand der Subjektivität des Geistes und der Seele gegen die Aufklärung und ihre Maximen der Rationalität und Nützlichkeit, gegen die Klassik und ihr Bedürfnis nach Harmonie und Ordnung, ja gegen die Herrschaft der planen Wirklichkeit, der biederen Moral, der Durchschnittlichkeit; sie hatte die Grenzen menschlicher Wirklichkeit neu abgesteckt, und sie bestimmt die Wirklichkeit unserer Wahrnehmung bis in die Gegenwart. Schon Friedrich Nietzsche hatte den Anhängern der Romantik vorgeworfen, ihre Begeisterung sei „kein Zeichen von Stärke, sondern von Mangelgefühl“. Die Sehnsucht nach einer unzerstörten Natur, einer intakten Umwelt und der „guten alten Vergangenheit“ wird heute einerseits als Klischee angesehen und als Rückzug und Flucht aus einer kalten Realität angefeindet, andererseits aber in Verbindung mit „romantischen“ Reisezielen bewusst werbewirksam eingesetzt.
Als literarische Bewegung ist die Romantik mit den Namen Wackenroder, Tieck, Novalis und Schlegel verbunden. Die romantische Reiseauffassung war ursprünglich gekennzeichnet durch die Verehrung der mittelalterlichen Kunst und Religion und von einer Affinität zum ziellosen Wandern, das nicht als eine Form der Fortbewegung, sondern als eine eigene „Daseinsform“ begriffen wurde. Die topographische Realität rückte dabei zumeist in den Hintergrund; die Wirklichkeit wurde von einem romantischen Stimmungszauber umkleidet, und auch die Auswahl eines Reiseziels richtete sich danach, inwiefern es in der Lage sein konnte, eine Gefühlsregung beim Reisenden hervorzurufen.
Praktische Infos
Information Tourist Information, Marktplatz 1, 91555 Feuchtwangen, Tel. 09852/90455. www.feuchtwangen.de.
Verbindungen Busverbindungen nach Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg.
Fahrradverleih Sport Bräunlein, Marktplatz 13, Tel. 09852/2358. www.sport-braeunlein.de.
Markt Freitagvormittag Bauernmarkt.
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