Big Ideas. Das Geschichts-Buch. Филип УилкинсонЧитать онлайн книгу.
Der Diskos von Phaistos
Der Diskos von Phaistos ist eine etwa 15 cm große Scheibe aus gebranntem Ton, die 1908 im minoischen Palast von Phaistos im Süden Kretas gefunden wurde und mit einer unbekannten Schrift bedruckt ist. Man hat den Diskos auf 1700 v. Chr. datiert, doch er wurde mittels Blockdruck hergestellt, welcher nach allgemeiner Auffassung erst etwa 2000 Jahre später in China erfunden wurde, und ist damit eines der großen Rätsel der Archäologie. Die Zeichen, von denen viele Alltagsgegenstände darstellen, sind spiralförmig angeordnet und durch senkrechte Linien geteilt. Einige Historiker ziehen Parallelen zwischen bestimmten kretischen Hieroglyphen und der Linearschrift A und halten die Schrift auf der Scheibe für eine Ausarbeitung einer bestehenden minoischen Schrift. Es gibt viele Theorien zur Bedeutung des Diskos – manche sehen in der Inschrift eine Hymne an eine Göttin, andere eine Geschichte, einen Kalender oder ein Spiel, andere halten ihn für eine geschickte Fälschung.
IM FRIEDEN BEGRABEN DIE SÖHNE IHRE VÄTER, IM KRIEG ABER DIE VÄTER IHRE SÖHNE
DIE PERSERKRIEGE (490–449 V. CHR.)
IM KONTEXT
FOKUS Das Perserreich
FRÜHER
7. Jh. v. Chr. Die Meder errichten im heutigen Iran ein mächtiges Königreich
um 550 v. Chr. Kyros der Große rebelliert gegen die Meder und gründet das persische Achämenidenreich
um 499 v. Chr. Griechische Stadtstaaten lehnen sich erfolglos gegen die Perser auf
SPÄTER
431 v. Chr. Athen und Sparta kämpfen im Peloponnesischen Krieg um Vormacht in Griechenland
404 v. Chr. Artaxerxes II. wird König des Achämenidenreichs
331 v. Chr. Alexander der Große besiegt Dareios III. und erobert das Perserreich
312 v. Chr. Persien wird Teil des von einem der Feldherren Alexanders gegründeten Seleukidenreichs
Leonidas von Sparta stand mit seinen 300 Kriegern vor der mächtigsten Armee der Welt. Der Gesandte des Feindes verlangte, dass er seine Waffen dem persischen Gottkönig zu Füßen lege. »Komm und hol sie dir«, war Leonidas’ lakonische Antwort.
In den Perserkriegen (490–449 v. Chr.) kämpfte das riesige, kosmopolitische Perserreich gegen eine kleine Gruppe griechischer Stadtstaaten. Der Konflikt prägte die klassische griechische Kultur und Identität und hinterließ eine deutliche Spur in Literatur und Mythen. Dagegen wird die Geschichte des persischen Achämenidenreichs vergleichsweise vernachlässigt und die Bedeutung dieser großen Hochkultur im Nahen und Mittleren Osten verkannt.
Die Achämeniden
Das von der Dynastie der Achämeniden beherrschte erste Perserreich umfasste auf seinem Höhepunkt die Hälfte der Weltbevölkerung. Es begann um 550 v. Chr., als der Perserkönig Kyros der Große die herrschenden Meder stürzte und dann Babylonien und Lydien (in der heutigen Türkei) eroberte, wodurch die ionischen Griechen unter persische Herrschaft gerieten. Kyros’ Nachfolger Kambyses und Dareios erweiterten das Reich bis nach Ägypten und auf den Balkan, wo die Perser mit Thrakien und Makedonien Stützpunkte in Europa gewannen.
Ein Hoplit – ein griechischer Bürgersoldat – besiegt in dieser Darstellung in einem Weinkelch von 460 v. Chr. seinen persischen Gegner. Der geflügelte Pegasos schmückt das Schild des Siegers
Die Herrschaft der Achämeniden diente als Modell für spätere Großreiche. Sie erlaubten einen gewissen Multikulturalismus und ließen den eroberten Völkern ihre Religion, Sprache und Kultur. Es gab Investitionen in Militär und Infrastruktur – wie die Römer bauten die Perser ein Straßennetz, um ihr Reich zusammenzuhalten –, und die Verwaltung wurde an lokale Provinzen übertragen. Unter den Achämeniden wurde der Nahe und Mittlere Osten erstmals unter einer übergreifenden Kultur vereinigt.
Der Konflikt mit den unabhängigen Griechen entstand, nachdem die Stadtstaaten Athen und Eretria 499 einen erfolglosen Aufstand der Ionier gegen die persischen Herrscher unterstützt hatten. Dareios griff daraufhin das griechische Festland an, wurde jedoch 490 von den Athenern und ihren Verbündeten bei Marathon besiegt. Sein Sohn Xerxes begann nach Dareios’ Tod mit der Aushebung einer gewaltigen Armee.
Der Vater der Lügen
Die Hauptquelle für die Perserkriege ist der griechische Geschichtsschreiber Herodot von Halikarnassos, bekannt als »Vater der Geschichtsschreibung«, aber auch als »Vater der Lügen«. Herodot schätzte, dass Xerxes über 1 700 000 Fußsoldaten verfügte – moderne Historiker glauben, dass die Zahl höchstens bei etwa 200 000 lag.
»Alle anderen Feldzüge … sind nichts gegen diesen. Denn gab es ein Volk in ganz Asien, das Xerxes nicht gegen Griechenland mit sich führte?«
Herodot
Der zweite Perserzug wurde 480 durch die heldenhafte Verteidigung von Leonidas’ 300 Spartanern bei den Thermopylen und der griechischen Flotte bei Artemision aufgehalten. Später lockte die attische Flotte die Perserschiffe bei Salamis in eine Falle. Xerxes kehrte nach Persien zurück. Die Perser wurden 479 von den Griechen unter Führung Spartas bei Plataiai und Mykale geschlagen. Dieser Erfolg ist vermutlich Xerxes’ Schwierigkeiten bei der Versorgung seines riesigen Heers nach der Niederlage auf See zuzuschreiben, obwohl Herodot die moralische Überlegenheit der griechischen Sache als Grund angibt.
Der Attische Seebund
Die Griechen gingen nun zur Offensive über und bildeten den Attischen Seebund zur Abwehr der Perser. 449 schlossen die Perser endlich Frieden.
Die Perserkriege hatten die griechische Identität gefestigt und vor allem in Athen das kulturelle und militärische Selbstbewusstsein gestärkt. Athens Aufstieg führte zu Konflikten mit Sparta und zum Peloponnesischen Krieg 431–404 v. Chr. Das Perserreich hatte die Grenzen seiner Ausdehnung erreicht, blieb aber stark, bis es 331 v. Chr. von Alexander dem Großen besiegt wurde.
Kyros der Große
Der Gründer des Achämenidenreichs war Kyros II., »der Große«. Um 557 v. Chr. wurde er König von Anschan. Der Sage nach gewann er die persische Armee für sich, indem er sie einen Tag lang Dornen ausreißen ließ und am nächsten Tag zum Festmahl lud. Dann fragte er sie, warum sie Sklaven der Meder blieben, wenn sie durch seinen Aufstand im Luxus leben könnten. Etwa zehn Jahre später hatte er Medien sowie das kleinasiatische Lydien erobert, und weitere sieben Jahre danach nahm er Babylon ein, indem er den Euphrat umleitete und mit seinem Heer durch das trockene Flussbett in die große Stadt zog. Dieser Sieg brachte ihm die Länder des Neubabylonischen Reichs, darunter Assyrien, Syrien und Palästina. Er befreite die Juden aus der babylonischen Knechtschaft und erlaubte ihnen den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem. Der griechische Schriftsteller Xenophon sah ihn als idealen Herrscher. Kyros starb 530 v. Chr. während eines Feldzugs in Zentralasien.
Er wurde in dem von ihm erbauten Palast von