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Dichter und ihre Gesellen. Joseph von EichendorffЧитать онлайн книгу.

Dichter und ihre Gesellen - Joseph von Eichendorff


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Ahnung von jener geistigen Seelenlust, die schon diesseits die Gipfel der Menschheit erklimmt –“ „Und jenseits rücklings wieder herunterschurrt“, fiel hier der feindliche Literatus ein, der, eben mit einer Gitarre aus dem Hause tretend, das letzte Kapitel von der Lust mit angehört hatte und, einzelne Akkorde anschlagend, sich nun weiterhin auf dem Platze im Dunkel verlor. Fortunat lachte, denn ein leiser Zornesblitz zuckte plötzlich über das Gesicht der Dame und brachte die ganze Muskeldekoration in eine augenblickliche, widerliche Unordnung, zumal da gleich darauf die andere hübsche Reiterin aus der Tür guckte, ihr Näschen rümpfte, da sie die beiden beisammen erblickte, und dann gleichfalls an ihnen vorüber in den Garten schlenderte. „Die arme Kleine! sie hat keinen ganzen Strumpf“, bemerkte die Dame hämisch. Und in der Tat, auch der Mond hatte das schon bemerkt und beleuchtete wohlgefällig ein Streifchen des zierlichsten Beinchens, das blendend über dem Schuh hervorblickte, während die hochgeschürzte Kleine unbefangen unter den Linden bemüht schien, Blüten von den herabhängenden Zweigen zu streifen.

      Unterdes ging ein frisches Wehen durch die Wipfel, die letzte Wolkendecke zerriß, und die alte Stadtmauer und die Waldberge darüber standen plötzlich wunderbar beglänzt. Die Dame hatte sich erhoben und unter der Linde vor der Bank eine malerische, melancholisch-heroische Stellung genommen. Das Haupt in die rechte Hand an den Baum gestützt, sah sie eine Zeitlang wie in Gedanken verloren, nach den Höhen – „Tiedge!“ sagte sie endlich bedeutungsvoll und drückte Fortunat leise die Hand. Fortunat, den die ganze wunderliche Wirtschaft dieses Polter-

      Tiedge: der gefeierte Dichter der „Urania“.

      abends schon lange innerlichst aufgeregt hatte, sprang rasch auf. „O Gott, wahrhaftig!“ rief er, ihre Hand festhaltend, aus, „da schwebt er dahin als ein Veilchenduft, die Sterne scheinen ihm durch den Leib – o hören Sie nichts? nun lispelt er mit jemand, wie gedämpfte Musik der Sphären, es ist Lafontaine, mit dem er kost, der hat einen perlendurchwirkten Schlafrock an, aber die Perlen alle sind Tränen – sie wandeln miteinander auf der Milchstraße – aber was ist das!“ „Wo?“ sagte die Dame erschrocken und versuchte vergeblich, ihm ihre Hand zu entwinden. „Sehen Sie die bärtige Wolke dort“, fuhr er fort, „da kommt ihnen Kotzebue auf einem Ziegenbock entgegen, ach, Lafontaine weint, daß ihn der Bock stößt – oh, es ist keine Tugend mehr auf der Welt!“ Hier hatte die Dame sich endlich losgemacht, sie hielt ihn längst für betrunken oder wahnsinnig, stammelte verlegen eine kurze Entschuldigung und stürzte in das Haus zurück. Er aber sprach noch immer fort, bis sie ihr Zimmer erreicht und die Tür eilfertig hinter sich abgeschlossen hatte.

      Lachend warf er sich nun wieder auf die Bank hin, die Wälder rauschten in der plötzlichen Stille von den Bergen herüber, hin und her erwachten einzelne Nachtigallen, in einiger Entfernung hörte man den Literatus singen:

      Die fernen Heimatshöhen,

      Das stille, hohe Haus,

      Der Berg, von dem ich gesehen

      Jeden Frühling ins Land hinaus,

      Mutter, Freunde und Brüder,

      An die ich so oft gedacht,

      Es grüßt mich alles wieder

      In stiller Mondesnacht.

      Die zierliche Reiterin hatte sich bald nach den ersten Klängen dem Sänger genähert. „Du, du“ – sagte sie mit dem Finger drohend, „du hast heute wieder deine melancholische Stunde!“ „Ach“, erwiderte der Literatus, halb unwillig abbrechend, „was weißt du davon, wie einem Gelehrten manchmal zumute ist!“

      Ein plötzliches Getümmel an der Haustür verhinderte hier Fortunat, mehr von dieser Unterredung zu vernehmen. Ein ganzer, heller Haufe von Schauspielern kam nämlich samt einem langen, mit Weinflaschen und Gläsern besetzten Tische, den sie

      Lafontaine, Kotzebue: modische Vielschreiber der Zeit

      alle mühsam trugen, zum Hause heraus, der Gastwirt, voll Besorgnis um seine Gläser, ihnen auf dem Fuße nach. „Der liebe Gott hat hier draußen den Vorhang wieder aufgezogen“, sagte der eine zum Wirte, „seht da, Menschenskind, den prächtigen Saal! Ein Reverbère, der bis auf einige verjährte Rostflecke ziemlich blank ist, eine Unzahl von Lichtern, die sich selber putzen, an allen Wänden ganze Mondlandschaften al fresco.“ Die Gesellschaft hatte sich unterdes nicht ohne bedeutenden Tumult um den Tisch gelagert. Ein starker, wohlleibiger Mann von gesetzten Jahren zündete qualmend seine lange Pfeife an dem flackernden Lichte an, das in einer Glaskugel auf dem Tische stand, und in dessen Widerscheine sein vom Wein und Wetter verbranntes Gesicht sich noch dunkelroter ausnahm, es schien derselbe, der vorhin, im Regen der Gesellschaft voranschreitend, verschiedentlich gestolpert und geflucht hatte. „Sie sollten auch Komödie spielen, mein Herr Wirt“, sagte er, mit der Pfeife in breiter Behaglichkeit auf dem Stuhle zurückgelehnt. Der Wirt äußerte Bedenklichkeiten gegen seine Geschicklichkeit. „Ach“, fiel ihm der Schmauchende in die Rede, „sehen Sie, so wie ich hier vor Ihnen sitze, so sitz ich auch auf dem Theater als Oberförster, als gutmütig polternder Alter usw., ich rauche, ich plaudere und trinke mein Gläschen Wein so gut wie hier.“ „Das würd ich allenfalls wohl auch treffen“, meinte der Wirt. „Nun, so seid kein Tor!“ fuhr jener fort, „wollt Ihr gratis Eure Schlafmütze aufsetzen, Euer Abendpfeifchen schmauchen, Euern Kindern rührende Ermahnungen geben? Laßts Euch bezahlen, Mensch!“

      Fortunat, dem der Mann gar nicht übel dünkte, verließ hier seine Bank. „Aber, mein Bester“, sagte er, sich mit an den Tisch setzend, „wird Euch denn nicht manchmal angst, daß die neuere Poesie Eure Oberförstereien aufhebt und Euch Eure häuslichen Vergnügungen legt?“ „Keineswegs“, entgegnete der Oberförster sehr ruhig, „im Gegenteil, die neuesten kurzen Dramen machen sich wieder ganz vernünftig und familiär. Und wenn ich auch in Versen spreche, oder vielleicht gar ein Ritterwams anlege, ich bleibe doch der Alte.“ Hier mischte sich ein junger, blasser Schauspieler mit in das Gespräch, der bisher für sich allein an dem Stümpfchen Licht in einem Buche gelesen hatte, ohne an dem Lärm der andern teilzunehmen. „Bester Herr Ruprecht“, redete er den Oberförster an, „wer Sie so zum ersten Male schwatzen hört, könnte leicht an Ihnen irre werden. Ich aber weiß es wohl, wie Sie, gleich jenem Herrn, in der Kunst nur das Edlere, das

      Reverbère: Kronleuchter

      Ideale schätzen.“ Ruprecht, der sich nicht wenig damit wußte, daß er in seiner Jugend die Kantische Philosophie gehört hatte, räusperte sich und rückte sich soeben wohlgefällig in seinem Stuhle zurecht, als plötzlich die kleine Reiterin herbeisprang und ihm von hinten den Mund zuhielt. „Um Gottes willen“, rief sie, „fangt nicht wieder von dem langweiligen Zeuge an, ihr guten Leute und schlechten Philosophen!“ „Armer Shakespeare!“ entgegnete der Blasse mit einem unsäglich verachtenden Blicke. „Oh“, fiel ihm Kordelchen – so hieß die Reiterin – in die Rede, „der Ruprecht ist ein eingefleischter Shakespeare, hat er sich nicht schon allmählich Bardulphs feurige Nase anstudiert?“ Und in der Tat, seine stolze Nase leuchtete immer schöner, je trüber das Licht in der Glaskugel zu verlöschen begann. Er begab sich für einen Augenblick der feierlichen Gravität, in die ihn die Erinnerung an seine akademischen Studien versetzt hatte, und, täppisch Kordelchen zu sich zerrend, rief er: „So komm und gib deinem Bardulph einen Kuß, du süße Dortchen Lakenreißer!“ Da gab ihm Kordelchen, durch diese unzeitige Vergleichung beleidigt, schwind eine derbe Ohrfeige, Ruprecht aber sprang zornig auf sie los, während seine nächsten Nachbarn bemüht waren, ihn festzuhalten. Bei der allgemeinen Bewegung warfen sie mit ihren Ellbogen einige Stühle und mehrere volle Gläser um, der Blasse, der ganz entrüstet sein Buch retten wollte, fiel über ein Stuhlbein, der hinzugesprungene Wirt über den Blassen, Ruprecht mit seinen Verfolgern über den Wirt, und so war auf einmal alles wie ein Rattenkönig von wundersam durcheinanderarbeitenden Armen und Beinen. In diesem Augenblicke hörte man Säbelscheiden über die Hausschwelle klirren, und zwei bärtige Polizeidiener traten in den Garten. „Was für eine skandalöse Aufführung“, rief der eine die Erschrockenen an, „ist das jetzt die Zeit, durch schnöden Lärm eine gesittete Bürgerschaft zu turbieren, die, nach sauer erfüllter Berufspflicht, soeben schon den einen Fuß in das Bett gesetzt hat.“ „Und die durchreisenden Herrschaften! da fährt eben eine ehrwürdige Matrone erschrocken empor“,


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