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Der neue Dr. Laurin Box 2 – Arztroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der neue Dr. Laurin Box 2 – Arztroman - Viola Maybach


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ersten Blick erschreckend aus, denn Blut lief ihr über das Gesicht, aus einer schlimm aussehenden Kopfwunde. Hände und Knie bluteten ebenfalls, und das Kind schien bewusstlos zu sein.

      Antonia dirigierte den jungen Mann in ihr Sprechzimmer und bat Maxi, die gerade niemanden behandelte, das Mädchen mit ihr zusammen zu untersuchen.

      »Wie heißt denn Ihre Schwester, Herr …?«

      »Flora. Ich bin Miro Flossbach.«

      »Wie alt ist Flora?«

      »Sieben.«

      »Und wie ist das passiert?«

      »Wir wollten die Straße überqueren, wir hatten grün. Da kam dieser Radfahrer angeschossen, der hat mit uns überhaupt nicht gerechnet, dabei hatte er rot, aber er hat nicht mal geguckt. Er ist voll in Flora reingefahren, hat sie umgerissen, ist selbst natürlich auch böse gestürzt. Jemand hat mir gesagt, ich soll zu Ihnen gehen und nicht auf den Krankenwagen warten. War das richtig? Ich … ich war so durcheinander, ich wusste im ersten Moment überhaupt nicht, was ich tun sollte.«

      Bevor Antonia etwas erwidern konnte, schlug das Mädchen die Augen auf. Als es die zwei fremden Frauen sah, fing es an zu weinen.

      »Flo, ich bin hier!«, sagte ihr Bruder schnell. »Ein Radfahrer hat dich angefahren, aber hier sind zwei Ärztinnen, die dir helfen werden.

      Aber die Kleine weinte weiter. »Es tut so weh«, schluchzte sie. »Mein Kopf … Und ich kann nichts sehen.«

      Antonia und Maxi verständigten sich mit einem Blick.

      »Flora«, sagte Antonia, »ich bin Frau Dr. Laurin, das ist meine Kollegin, Frau Dr. Böhler. Du hast Blut im Gesicht, das wischen wir dir jetzt ab, dann kannst du wieder sehen. Und danach gucken wir uns deine Verletzung an, du hast dir nämlich den Kopf aufgeschlagen. Aber es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Sag uns doch, während wir das Blut abwischen, wo es dir weh tut.«

      Ihr ruhiger Tonfall wirkte Wunder. Floras Tränen versiegten, zumal ihr Bruder ihre Hand hielt, und berichtete genau, wo sie Schmerzen hatte.

      Maxi, die immer wieder auch einen Blick auf Miro Flossbach warf, fragte nach einer Weile: »Darf dein Bruder dich mal kurz alleinlassen, Flora? Er hat nämlich einen tüchtigen Schrecken bekommen und sollte ein Glas Wasser trinken.«

      »Nicht nötig!«, wehrte Miro ab, dabei waren seine Knie weich wie Pudding. Er hätte gern nicht nur ein Glas Wasser getrunken, sondern sich auch einen Moment hingesetzt, um tief durchzuatmen und den Schrecken zu verdauen. Er hatte Flora doch extra abgeholt, um auf sie aufzupassen – und dann geschah so etwas! Was würde seine Mutter sagen, wenn sie es erfuhr?

      »Lassen Sie sich von Carolin ein Glas Wasser geben«, riet Maxi.

      »Ich denke auch, es wäre besser für Sie«, sagte Antonia. »Flora schafft es auch ein paar Minuten ohne Sie, oder, Flora? Du bist doch schon ein ziemlich großes Mädchen. Dein Bruder muss mal kurz verschnaufen.«

      Flora, die wieder freie Sicht hatte und allmählich begann, sich bei den zwei netten Ärztinnen, die sich um sie kümmerten, wohlzufühlen, sagte: »Geh ruhig, Miro.«

      Er biss sich auf die Lippen. »Ich muss auch Mama anrufen«, sagte er zu seiner Schwester, »die wird sich sonst fragen, wo wir bleiben und sich aufregen.«

      »Zuerst das Wasser.« Maxi wurde energisch. »Wir kommen hier für kurze Zeit auch ohne Sie klar.«

      Flora bekam eine kleine Spritze zur örtlichen Betäubung, bevor ­Antonia die Kopfwunde versorgte.

      Maxi untersuchte derweil die Schrammen und Prellungen an Armen und Beinen.

      Als Miro das Zimmer verlassen hatte, fragte Antonia: »Hast du Angst vor Krankenhäusern, Flora?«

      »Ich war noch nie in einem«, antwortete das Mädchen. »Ist es da schlimm?«

      »Überhaupt nicht. Ich denke, wir sollten eine Aufnahme von deinem Kopf machen lassen, um ganz sicher zu sein, dass alles in Ordnung ist. Es könnte sein, dass du eine Gehirnerschütterung hast.«

      »Ich habe den gar nicht gesehen, den Radfahrer«, erklärte Flora. »Der kam so schnell angezischt …«

      »Wo warst du denn vorher? Hat dein Bruder dich von der Schule abgeholt?«

      »Von der Ballettschule«, sagte Flora, und damit war das richtige Thema gefunden, um sie von allem, was jetzt noch mit ihr geschah, abzulenken. Sie informierte Antonia und Maxi ausführlich über die Schritte, die sie an diesem Tag gelernt hatte, und die beiden hatten keinerlei Probleme mehr, ihre Wunden zu behandeln. Flora gab keinen Klagelaut mehr von sich. Kam ihr Redefluss doch einmal kurz ins Stocken, beeilte sich eine der beiden Frauen, ihr die nächste Frage zu stellen.

      Selten hatten sie so ungehindert arbeiten können.

      *

      »Geht’s wieder?«, fragte Carolin, nachdem Miro Flossbach das Glas Wasser in einem Zug geleert hatte.

      »Ja, danke«, antwortete er. »Ich habe bloß schon wieder solche Kopfschmerzen.«

      Sie bemerkte, dass er blinzelte, als könnte er nicht richtig sehen.

      »Wieder? Haben Sie die öfter?«

      »In letzter Zeit, ja. Ich weiß nicht, wieso, früher wusste ich nicht einmal, was Kopfschmerzen sind. Aber jetzt, seit einiger Zeit. Oh … ich … ich glaube, ich muss mich kurz setzen.« Sein Blick wurde starr, seine Körperhaltung wirkte mit einem Mal verkrampft.

      Carolin verließ eilig ihren Platz hinter dem Empfangstresen, ergriff seinen Arm und führte ihn zu einem Stuhl. Sanft drückte sie ihn darauf nieder.

      Doch sein Blick blieb starr, er fing an zu zittern, zuerst nur leicht, dann wurde das Zittern stärker, die Arme und Beine begannen unkontrolliert zu zucken, schließlich zuckte der ganze Körper. Miro Flossbachs Augen verdrehten sich, er warf den Kopf nach hinten, sein Körper wand sich unter Krämpfen.

      Carolin behielt die Nerven. Sie zog ihn vom Stuhl, ließ ihn auf die Erde gleiten, rannte zurück zum Tresen, schnappte sich ein Buch, das dort lag und eilte zurück zu dem jungen Mann. Als er den Mund aufriss, schob sie ihm das Buch zwischen die Zähne und drehte ihn in die Seitenlage. Dann erst lief sie zum Sprechzimmer und öffnete die Tür.

      »Ich brauche Hilfe!«, sagte sie.

      Ihr Tonfall war so, dass beide Ärztinnen sofort den Blick hoben.

      »Geh«, sagte Maxi leise, »ich schaffe den Rest hier auch allein.«

      Antonia folgte Carolin eilig aus dem Sprechzimmer, dessen Tür Carolin wieder schloss. »Ein Krampfanfall«, sagte sie.

      Antonia sah das Buch zwischen den Zähnen des jungen Mannes, den Carolin außerdem in die stabile Seitenlage gebracht hatte. Er zuckte noch immer.

      »Er muss sofort in die Klinik, sagen Sie in der Notaufnahme Bescheid, dass er umgehend abgeholt werden muss.«

      Carolin hatte das Telefon bereits in der Hand.

      Während sie telefonierte, holte Antonia eine Spritze, die sie Miro Flossbach gab. Wenig später hörte der Krampfanfall auf, der Körper des Patienten kam zur Ruhe, er atmete schwer, seine Augen blieben geschlossen.

      Es dauerte keine fünf Minuten, bis zwei Pfleger mit einer fahrbaren Liege erschienen. Behutsam hoben sie Miro Flossbach hoch.

      »Seine kleine Schwester ist noch hier«, erklärte Antonia, »sie hatte einen Unfall, deshalb waren die beiden überhaupt hier. Ihr Kopf sollte auch noch untersucht werden, aber deswegen melden wir uns noch einmal. Wir versuchen, die Mutter der beiden zu erreichen. Bitte informieren Sie uns, wie es mit Herrn Flossbach weitergeht.«

      Die Männer nickten.

      »Er hat über Kopfschmerzen geklagt, die er seit einiger Zeit hat«, setzte Carolin hinzu.

      »Gute Arbeit«, sagte Antonia, als die beiden Pfleger mit dem Patienten gegangen waren. »Woher wussten Sie, dass manche Patienten bei einem epileptischen


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