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Sherlock Holmes: Ein Skandal in Böhmen und andere Krimis (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch). Arthur Conan DoyleЧитать онлайн книгу.

Sherlock Holmes: Ein Skandal in Böhmen und andere Krimis (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) - Arthur Conan Doyle


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fort, »doch ist es der Wunsch der hohen Persönlichkeit, in deren Auftrag ich handle, daß sein Agent Ihnen unbekannt bleibe. Gleichzeitig muß ich bekennen, daß ich mich unter falschem Namen eingeführt habe.«

      »Das wußte ich«, sagte Holmes trocken.

      »Die Umstände erfordern das äußerste Zartgefühl. Ein großer Skandal muß unter allen Umständen von einem fürstlichen Hause abgewendet werden, der es ernstlich kompromittieren könnte. Offen gestanden, die Angelegenheit betrifft das erlauchte Geschlecht der …, das regierende Haus in O.«

      Holmes lehnte sich bequem in den Lehnstuhl zurück und schloß die Augen. »Das wußt’ ich auch schon«, murmelte er.

      Anscheinend überrascht blickte der Fremde auf die lässig hingestreckte Gestalt des geschicktesten und tatkräftigsten Polizeiagenten Europas; Holmes hob langsam die Lider und sah ungeduldig zu seinem hünenhaften Klienten auf.

      »Wenn Eure Hoheit nur geruhen wollten, mir den Fall zu erzählen«, bemerkte er, »ich wäre dann viel besser imstande, einen Rat zu erteilen.«

      Der Mann sprang von seinem Stuhle auf und schritt erregt im Zimmer auf und ab. Zuletzt riß er mit einer Gebärde der Verzweiflung die Maske vom Gesicht und warf sie zu Boden. »Sie haben recht«, rief er, »Ich bin der Fürst. Warum soll ich es zu verbergen suchen?«

      »Ja, warum eigentlich?« murmelte Holmes. »Bevor Eure Hoheit ein Wort äußerten, wußte ich, mit wem ich die Ehre hatte, zu unterhandeln.«

      Unser sonderbarer Besucher nahm wieder Platz und strich mit der Hand über seine hohe, weiße Stirn. »Aber Sie verstehen, Sie müssen verstehen, daß ich nicht gewöhnt bin, mich persönlich mit solchen Dingen zu befassen. Und doch konnte ich diese delikate Angelegenheit keinem Vermittler anvertrauen, ohne mich gänzlich in seine Hand zu geben. In der Hoffnung auf Ihren Rat bin ich inkognito nach London gekommen.«

      »Dann sprechen Sie bitte«, sagte Holmes, wieder die Augen schließend.

      »Die Tatsachen sind in Kürze folgende: Vor fünf Jahren machte ich während eines längeren Aufenthaltes in Warschau die Bekanntschaft einer wohlbekannten Abenteurerin: Irene Adler. Der Name wird Ihnen wahrscheinlich nicht fremd sein.«

      »Sei doch so gut, Doktor, und schlage in meinem Verzeichnis nach«, sagte Holmes, ohne die Augen zu öffnen. Schon vor Jahren hatte er angefangen, alles ihm wichtig Erscheinende, mochte es nun Menschen oder Dinge betreffen, systematisch einzutragen, so daß man kaum eine Person oder Sache erwähnen konnte, von der er nichts Näheres zu berichten wußte. Diesmal fand ich die gesuchte Biographie zwischen der eines Rabbiners und der eines Kontre-Admirals, des Verfassers einer Abhandlung über die Tiefseefische.

      »Nun wollen wir mal sehen«, meinte Holmes. »Hm! Geboren in New-Jersey. Altstimme hm. La Scala hm! Primadonna an der kaiserlichen Oper in Warschau – ja! Von der Bühne zurückgetreten – aha. Lebt in London – ganz recht! Eure Hoheit knüpften nun mit dieser jungen Person Beziehungen an und schrieben ihr einige kompromittierende Briefe, deren Rückgabe jetzt wünschenswert wäre. Ist’s nicht so?«

      »Ganz genau so – aber wie –«

      »Hat eine heimliche Ehe stattgefunden?«

      »Nein.«

      »Es existieren auch keine Verträge oder Abmachungen?«

      »Keine.«

      »Dann begreife ich Eure Hoheit nicht recht. Wenn diese junge Person die fraglichen Briefe behufs Erpressung oder zu anderen Zwecken benutzen wollte, wie vermöchte sie dann deren Echtheit zu beweisen?«

      »Aber die Handschrift?«

      »Pah! Fälschung!«

      »Doch mein besonderes Briefpapier?«

      »Ist gestohlen.«

      »Mein Siegel?«

      »Nachgeahmt.«

      »Meine Photographie?«

      »Gekauft.«

      »Aber wir sind ja beide zusammen auf dem Bilde.«

      »O weh! Das ist sehr bös. Damit haben Hoheit allerdings eine Unvorsichtigkeit begangen.«

      »Ich war verrückt – von Sinnen.«

      »Eure Hoheit haben sich ernstlich kompromittiert.«

      »Ich war damals noch sehr jung und nicht an der Regierung. Ich zähle jetzt erst dreißig.«

      »Das Bild muß wieder herbeigeschafft werden.«

      »Bis jetzt war alles vergebens.«

      »Haben Sie es mit Geld versucht?«

      »Sie gibt es um keinen Preis her.«

      »Na, dann wird es gestohlen.«

      »Das ist schon fünfmal versucht worden. Zweimal ließ ich in ihrer Wohnung einbrechen, einmal wurde ihr Gepäck auf einer Reise durchstöbert. Zweimal wurde sie überfallen. Alles umsonst.«

      »Keine Spur davon?«

      »Nicht die geringste.«

      Holmes lachte. »Die kleine Geschichte ist ja recht nett.«

      »Aber für mich ist sie verteufelt ernst«, meinte der Fürst vorwurfsvoll.

      »Das stimmt. Was beabsichtigt sie nur mit der Photographie?«

      »Sie will mich ins Unglück stürzen.«

      »Wie das?«

      »Ich stehe im Begriffe, mich zu verheiraten.«

      »Ich hörte davon.«

      »Und zwar mit Klotilde, der zweiten Tochter des Königs von … Sie kennen wahrscheinlich die starren Grundsätze dieser Familie, die Prinzessin selbst ist die personifizierte Empfindsamkeit. Fiele der leiseste Schatten auf mich, würde man den Plan sofort aufgeben.«

      »Und Irene Adler?«

      »Droht ihnen das Bild zu schicken. Sie tut es auch, ich weiß, daß sie es tut; Sie kennen ihren eisernen Willen nicht. Ach, ihr liebliches Madonnenantlitz verrät ja leider nichts davon. Es gibt nichts, dessen sie nicht fähig wäre, um diese Heirat zu verhindern, absolut nichts!«

      »Es ist gewiß, daß sich das Bild noch in ihrem Besitz befindet?«

      »Sicher.«

      »Woher wissen Sie’s?«

      »Sie hat geschworen, es erst am Tage der Bekanntmachung der Verlobung abzuschicken. Der ist am nächsten Montag.«

      »O, dann haben wir noch drei Tage vor uns«, sagte Holmes gemütlich. »Das trifft sich ja sehr glücklich, denn jetzt muß ich mich noch ein oder zwei wichtigen Angelegenheiten widmen. Hoheit bleiben doch fürs erste in London?«

      »Gewiß. Sie finden mich bei Langham unter dem Namen des Grafen v. Kramm.«

      »Dann werde ich also dorthin über unsern Erfolg berichten.«

      »Ich bitte darum. Sie können sich meine Aufregung vorstellen.«

      »Nun bleibt noch die Geldfrage zu erledigen.«

      »Sie haben Vollmacht.«

      »Vollständig?«

      »Eines meiner Schlösser wäre mir nicht zu viel für das Bild.«

      »Und die augenblicklichen Ausgaben?«

      Der Fürst zog eine dicke Geldtasche unter dem Mantel hervor und legte sie auf den Tisch.

      »Hier sind dreihundert Pfund in Gold und siebenhundert in Papier«, sagte er.

      Holmes kritzelte eine Empfangsbescheinigung auf ein Blatt seines Notizbuches und überreichte es ihm.

      »Die Adresse der Dame?«

      »Ist


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