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Gesammelte Werke von Guy de Maupassant. Guy de MaupassantЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Guy de Maupassant - Guy de Maupassant


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hämmerte.

      Und als seine Augen auf die Rechnung der Wäscherin fielen, die an demselben Abend der Portier heraufgebracht, packte ihn plötzlich eine fürchterliche Verzweiflung. In einer Sekunde war all seine Freudigkeit vorbei und dazu sein Glauben an sich selbst und an die Zukunft. Es war aus, alles aus, er würde nichts fertig kriegen, nichts werden, er fühlte sich leer, unfähig, unnütz, klein und völlig niedergeschmettert.

      Er lehnte sich wieder ans Fenster gerade in dem Augenblick, als mit heftigem Getöse ein Zug aus dem Tunnel fuhr. Der strebte dort hinaus durch die Felder und Ebenen dem Meere zu. Und der Gedanke an seine Eltern schlich sich in Duroys Herz.

      Der Zug mußte in ihrer Nähe vorbeifahren. Ein Paar Meilen nur von ihrem Haus. Und er sah das Haus wieder, das kleine Haus, hoch über Rouen und dem mächtigen Seinethal, am Eingang des Dorfes Cantelen.

      Seine Eltern hatten ein kleines Wirtshaus, eine Schänke »Zur schönen Aussicht«, wohin die Leute aus den Vororten Sonntags frühstücken gingen. Sie hatten aus ihrem Sohne einen großen Herrn machen wollen und ihn aufs Gymnasium geschickt. Als seine Schulzeit vorüber und er im Abiturientenexamen durchgefallen war, trat er in die Armee mit der Absicht, Offizier, Oberst, General zu werden. Aber ehe seine fünf Jahre um waren, hatte er den Kommiß über und träumte davon in Paris sein Glück zu machen.

      Er war nach der Hauptstadt gekommen, nachdem er seine Zeit abgedient hatte, trotz aller Bitten seiner Eltern, die den Sohn jetzt wenigstens bei sich behalten wollten, nachdem ihre Pläne nicht in Erfüllung gegangen waren. Er aber hoffte auf eine Zukunft. Er sah seinen Triumph durch irgend welche Ereignisse, über die er sich noch nicht klar geworden, aber die er bestimmt herbeiführen würde und die ihn schon vorwärts bringen sollten, voraus.

      Beim Regiment hatte er Glück in der Garnison gehabt, allerlei gewöhnliche Liebschaften, die nicht viel wert waren, aber auch ein Abenteuer aus einer etwas höheren Sphäre, denn er hatte die Tochter eines Einnehmers verführt, die alles im Stich lassen wollte, um sein zu werden, und darauf die Frau eines Rechtsanwalts, die sich aus Verzweiflung, daß er sie verlassen, zu ertränken versucht hatte.

      Seine Kameraden sagten von ihm: er ist ein Luder, ein gerissener Hund, der sich schon herausfitzen wird. Und er hatte sich vorgenommen, in der That ein Luder und gerissener Hund zu sein.

      Angefressen durch die tägliche Praxis des Garnisonlebens, durchlöchert durch die vielfachen Beispiele von Plündereien in Afrika, durch allerlei unerlaubte Vorteile, verdächtige Durchstechereien, überspannt durch den militärischen Ehrbegriff, durch soldatischen Übermut, patriotisches Gefühl, durch Geschichten von Mut und Seelengröße, womit die Unteroffiziere renommierten, sowie durch den Nimbus seines Standes, war sein angeborenes normannisches Gewissen eine Art von Kiste mit doppeltem Boden geworden, in der man alles nebeneinander fand.

      Aber der Wunsch, etwas zu werden, beherrschte alles andere.

      Ohne es selbst zu merken, war er in Träumereien versunken, wie jeden Abend. Er erfand sich eine wunderbare Liebesgeschichte, die mit einem Schlage alle seine Hoffnungen verwirklichte. Er heiratete die Tochter eines reichen Bankiers oder irgend eines großen Herrn, die er auf der Straße getroffen und auf den ersten Blick erobert hatte.

      Der durchdringende Pfiff einer Lokomotive, die allein aus dem Tunnel gekommen war, wie ein großes Kaninchen aus dem Bau, und die nun mit vollem Dampf auf den Schienen dahinjagte, um zum Maschinenhaus zu fahren, wo sie eingestellt werden sollte, störte ihn aus seinen Träumen auf.

      Da packte ihn wieder die unbestimmte freudige Hoffnung, die immer seinen Geist umfing. Und er warf ins Blaue hinein eine Kußhand in die Nacht, einen Kuß der Liebe, dem Bilde der ersehnten Frau zu, einen Sehnsuchtskuß nach dem Glück. Dann schloß er das Fenster und fing an sich auszuziehen, indem er brummte:

      – Ach was, morgen geht mir’s besser von der Hand. Ich habe heute Abend keinen freien Kopf und dann habe ich vielleicht etwas zuviel getrunken. Da soll der Teufel arbeiten!

      Und er legte sich zu Bett, löschte die Lampe und schlief fast sofort ein.

      Zeitig schon erwachte er, wie man an Tagen erwacht, wo einen irgend ein Glück oder Unglück erwartet. Er sprang aus dem Bett und öffnete sein Fenster, um eine »volle Tasse« frischer Luft zu schlürfen, wie er es nannte.

      Die Häuser der Rue de Rome, grade ihm gegenüber auf der andern Seite des breiten Bahnkörpers, glänzten im Lichte der aufgehenden Sonne und sahen aus, als wären sie mit leuchtendem Weiß bemalt. Rechts in der Ferne erblickte man die Hügel von Argenteuil, die Höhenzüge von Sannois und die Mühlen von Orgemont in bläulichem, leichten Duft wie durch einen schwebenden, durchsichtigen Schleier, den man über den Horizont gebreitet.

      Duroy blieb ein paar Minuten in den Anblick der Landschuft versunken und brummte:

      – An so einem Tag wie heute muß es verdammt schön da draußen sein!

      Dann dachte er daran, daß er arbeiten mußte und zwar sofort, und zu gleicher Zeit für zehn Sous Botenlohn den Sohn der Portiersfrau nach seinem Bureau schicken, um sich krank melden zu lassen.

      Er setzte sich an den Tisch, tauchte die Feder ins Tintenfaß, stützte die Stirn in die Hand und dachte nach. Es war umsonst, er konnte auf keinen Gedanken kommen.

      Aber trotzdem verlor er nicht den Mut; er dachte:

      – Ach was, ich bin’s eben nicht gewöhnt. Das ist ein Beruf, den man lernen muß wie jeden andern. Die ersten Male muß ich mir helfen lassen. Ich werde zu Forestier gehen, der stutzt mir in zehn Minuten meinen Artikel zurecht.

      Und er zog sich an.

      Als er auf der Straße stand, dachte er, es wäre doch noch zu zeitig, um bei seinem Freunde vorzusprechen, der wahrscheinlich lange schlief. Er bummelte also noch ganz langsam ein wenig unter den Bäumen des äußeren Boulevards hin und her.

      Es war noch nicht neun Uhr und er ging in den Park Monceau, der ganz frisch war, noch feucht vom Sprengen.

      Er hatte sich auf eine Bank gesetzt und fing an zu träumen. Ein junger Mann schritt vor ihm auf und ab, sehr elegant angezogen; wahrscheinlich erwartete er eine Dame.

      Sie erschien auch, tief verschleiert, in großer Hast. Nach kurzer Begrüßung nahm sie seinen Arm und sie gingen davon.

      Da zog in Duroys Herz ein stürmisches Liebesbedürfnis, ein Bedürfnis nach vornehmer, zärtlicher, parfümierter Liebe. Er stand auf und fetzte sich wieder in Gang, indem er an Forestier dachte. Hatte der Kerl ein Glück!

      Er kam gerade an dessen Thür, als sein Freund ausgehen wollte.

      – Du? So zeitig! Was willst Du denn?

      Duroy war verlegen, ihn gerade beim Ausgehen zu treffen, und stammelte:

      – Ja weißt Du – weißt Du – ich kann meinen Artikel nicht fertig kriegen. Weißt Du – den Artikel, den Herr Walter von mir über Algerien verlangt hat. ‘s ist nicht weiter wunderbar, ich habe doch nie etwas geschrieben! So was muß man eben lernen wie alles in der Welt! Ich werd’ schon bald dahinter kommen, das weiß ich bestimmt. Aber nur der Anfang – weißt Du, ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll, ich habe wohl Gedanken, ich weiß alles, was ich schreiben will, aber ich kann’s nicht ausdrücken.

      Er blieb stehen und zögerte ein wenig. Forestier lächelte boshaft:

      – Kennen wir.

      Duroy begann von neuem:

      – Ja, das wird wohl jedem so gehen, der anfängt, Nun – ich bin gekommen…. ich bin gekommen, um…. von Dir …. eine kleine Hilfe zu erbitten…. In zehn Minuten renkst Du mir die Geschichte ein. Weißt Du, Du mußt mir bloß zeigen, wie man’s anfängt. Du könntest mich ein bißchen belehren über den Stil, ich krieg sonst ohne Dich die Geschichte nicht fertig.

      Der andere lächelte immer noch, klopfte seinen ehemaligen Kameraden auf die Schulter und sagte:

      – Weißt Du was, geh mal zu meiner Frau, die hilft Dir ebenso gut wie ich. Ich habe sie schon darauf eingefuchst. Ich habe heute morgen keine Zeit, sonst thäte ich’s


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