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Gesammelte Werke von Guy de Maupassant. Guy de MaupassantЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Guy de Maupassant - Guy de Maupassant


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plötzlich erinnerte sich Duroy, was ihm Norbert von Varenne vor ein paar Wochen gesagt:

      – Ich sehe jetzt den Tod so nahe vor mir, daß mir oft die Lust ankommt, die Arme auszustrecken, um ihn von mir zu stoßen. Überall gewahre ich ihn. Das Getier, das am Weg zertreten wird, der Bätterfall, ein weißes Haar im Bart eines Freundes zerreißen mir das Herz und rufen mir zu: Da ist er!

      Damals hatte er das nicht verstanden, heute begriff er es, als er Forestier sah, und eine fürchterliche Angst, die er noch nie gekannt, überfiel ihn, als ob er ganz nahe, auf diesem Stuhl wo dieser Mann keuchte, zum Greifen nahe, den entsetzlichen Tod gesehen. Er hätte aufstehen, davon laufen, und sofort nach Paris zurückkehren mögen. Wenn er das gewußt hätte, wäre er nicht gekommen.

      Über das Zimmer breitete sich die Nacht, wie eine vorzeitige Trauerdraperie für den Sterbenden; man konnte nur noch das Fenster erkennen, in dessen hellerem Raum sich die unbewegliche Gestalt der jungen Frau abzeichnete.

      Und Forestier fragte grillig:

      – Na, kommt denn die Lampe heute nicht? Das ist eine nette Krankenpflege!

      Der Schatten des Körpers, der sich vom Fenster abhob, verschwand, und man hörte im schweigenden Hause die elektrische Glocke.

      Kurz darauf trat der Diener ein und setzte eine Lampe auf den Kamm. Frau Forestier sagte zu ihrem Mann:

      – Willst Du zu Bett gehen oder kommst Du herunter zum Essen?

      Er brummte:

      – Ich werde ‘runter kommen.

      Und auf das Essen wartend, blieben sie alle drei noch beinahe eine Stunde unbeweglich sitzen.

      Nur ab und zu fiel ein Wort, ein gleichgültiges, banales Wort, als ob sie sich fürchteten, zu lange zu schweigen und die stumme Luft dieses Zimmers erstarren zu lassen, dieses Zimmers, auf das der Tod niedersank.

      Endlich wurde das Essen gemeldet. Es kam Duroy lange vor, als wollte es gar nicht enden. Sie sprachen nichts, sie aßen geräuschlos, und ihre Finger spielten mit dem Brot. Der Diener servierte, kam und ging, ohne daß man seine Schritte hörte; denn da der Lärm der knarrenden Sohlen Karl nervös gemacht hatte, trug der Diener Filzschuhe; nur das Ticken einer Wanduhr unterbrach mit regelmäßiger, mechanischer Bewegung das Schweigen im Zimmer.

      Sobald das Essen zu Ende war, zog sich Duroy unter dem Vorwande, müde zu sein, auf sein Zimmer zurück. Er lehnte sich auf das Fensterbrett und sah, wie der Vollmond, der am Himmel gleich einer mächtigen Lampenglocke stand, auf die weißen Mauern der Villen sein verschleiertes, hartes Licht, und über das Meer weiche, bewegliche Lichter warf. Er suchte nach irgend einem Grund, um schnell wieder abreisen zu können, nach einer List, vielleicht ein Telegramm, das er bekommen, durch das ihn Herr Walter zurückrief.

      Aber als er am andern Morgen erwachte, schienen ihm seine Fluchtpläne doch etwas schwierig ins Werk zu setzen. Frau Forestier würde nicht darauf hineinfallen, und durch seine Feigheit würde er alles wieder verscherzen, was er durch seine Freundschaft gewonnen.

      Er sagte sich: Ach was, es ist unangenehm, na meinetwegen, es giebt auch böse Zeiten im Leben, und es dauert vielleicht nicht lange. –

      Der Himmel war blau und klar, von jener tiefen Bläue des Südens, die einem Freude ins Herz gießt. Duroy ging ans Meer hinunter, er fand, er würde Forestier noch zeitig genug sehen.

      Als er zum Frühstück heimkehrte, sagte der Diener:

      – Unser Herr hat nach dem gnädigen Herrn schon zwei oder dreimal gefragt. Wollen der Herr nicht hinaufgehen?

      Er ging. Forestier schien in einem Stuhl zu schlafen, seine Frau lag mit einem Buch auf dem Sofa.

      Der Kranke blickte auf. Duroy fragte:

      – Na, wie geht’s denn, Du siehst ja heute früh ganz munter aus?

      Der andere brummte:

      – Ja, es geht besser, ich habe wieder Kräfte. Frühstücke mal schnell mit Magdalene, denn wir wollen ausfahren.

      Sobald die junge Frau mit Duroy allein war, sagte sie:

      – Ach Gott, heute denkt er, er ist gerettet, den ganzen Morgen hat er schon Pläne geschmiedet. Wir wollen nachher zum Golf Juan fahren, um Fayencen zu kaufen für unsere Pariser Wohnung, er will absolut heraus. Aber ich habe furchtbare Angst, daß etwas passiert, er wird die Stöße beim Fahren gar nicht aushalten.

      Als der Landauer erschienen, stieg Forestier, Schritt für Schritt vom Diener unterstützt, die Treppe hinab. Sobald er den Wagen sah, wollte er ihn geöffnet haben. Seine Frau widerstand:

      – Du wirst Dich erkälten! Das ist Unsinn!

      Aber er blieb dabei:

      – Nein, mir geht es besser, ich fühle es ganz genau.

      Zuerst fuhren sie durch jene schattigen Wege, die immer zwischen Gärten liegen, wodurch Cannes das Ansehen eines englischen Parkes gewinnt. Dann kamen sie auf die Straße von Antibes längs des Meeres.

      Forestier erklärte die Gegend. Zuerst hatte er die Villa des Grafen von Paris gezeigt, dann nannte er andere. Er war heiter, von einer absichtlichen, gemachten, kraftlosen Fröhlichkeit. Er hob nur den Finger, da er nicht die Kraft besaß den Arm auszustrecken:

      – Das ist die Insel Sainte-Marguerite und das Schloß, aus dem Bazaine entsprungen ist. Das hat uns eine Wirtschaft verursacht!

      Dann kam er auf alte Regimentserinnerungen. Er nannte Namen von Offizieren, von denen er allerlei Geschichten aufwärmte. Aber plötzlich bei einer Straßenbiegung lag der Golf Juan mit seinen weißen Häusern im Hintergrunde und der Spitze von Antibes am anderen Ende vor ihnen da. Forestier packte plötzlich eine kindliche Freude und er rief:

      – O, das Geschwader, Du wirst gleich das Geschwader sehen!

      Mitten auf der weiten blauen Flut sah man in der That ein halbes Dutzend mächtiger Schiffe liegen, die aussahen wie Felsen mit Ästen bedeckt. Sie waren seltsam, unförmlich, riesig, mit Ausbauen, Türmen und dem Bug der sich vorn ins Wasser bohrte, als wollte er Wurzel im Meer schlagen.

      Man begriff nicht, wie die Dinger von der Stelle kommen konnten, so schwer, so massig sahen sie aus. Eine ganze, schwimmende Batterie, in Gestalt eines Observatoriums machte den Eindruck, wie einer jener Leuchttürme, die man auf ein Wrack baut.

      Und ein großer Dreimaster kam bei ihnen vorüber, um in die Weite hinaus zu steuern. Lustig hatte er alle seine weißen Segel entfaltet. Er sah graziös und hübsch aus, neben den Kriegsungeheuern, jenen Eisenriesen, den häßlichen Ungetümen, die auf dem Wasser lauern.

      Forestier suchte sie zu erkennen, und er nannte ›Colbert‹, ›Suffren‹, ›Admiral Duperré‹, ›Redoutable‹, ›Dévastation‹, dann verbesserte er sich:

      – Nein, ich irre mich, das ist die ›Dévastation‹.

      Sie kamen an einen großen Pavillon am Strande mit der Inschrift: ›Kunsttöpferei des Golf Juan‹ und der Wagen der um einen Rasenplatz herumgefahren, hielt vor der Thür.

      Forestier wollte zwei Vasen kaufen, um sie auf seinen Bücherschrank zu stellen; da er aber nicht aussteigen konnte, brachte man ihm Muster zur Auswahl. Er wählte lange und fragte immer seine Frau und Duroy um Rat.

      – Weißt Du, das ist für den Schrank in meinem Arbeitszimmer. Von meinem Stuhl aus sehe ich ihn immer. Ich möchte gern eine antike Form haben, griechisch.

      Er betrachtete einzelne, ließ andere bringen, nahm die erste wieder in die Hand, und entschied sich endlich. Nachdem er bezahlt hatte, wünschte er, daß sie sofort abgesendet würden.

      – Ich fahre in ein paar Tagen nach Paris zurück, fügte er hinzu.

      Sie kehrten heim, aber längs des Golfes traf sie plötzlich ein kalter Windstoß aus einem Thal, und der Kranke fing an zu husten.

      Zuerst war es weiter nichts, ein kleiner Anfall, aber er wurde immer stärker und ging in ununterbrochenes


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