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Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida PfeifferЧитать онлайн книгу.

Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke - Ida Pfeiffer


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der in unendlichen Krümmungen das ganze Thal durchströmt. Endlich gelangten wir an die erste heiße Springquelle; sie entspringt einem ungefähr sechs Fuß hohen Fels, der in der Mitte eines Moores steht. Der Durchmesser der obern Oeffnung des Kessels, in welchem das Wasser beständig heftig kocht und braust, mag zwischen zwei und drei Fuß betragen. — Diese Quelle springt beständig; der Strahl erhebt sich zwei, ja manchmal bei vier Fuß hoch, und ist ungefähr anderthalb Fuß dick. Man kann ihn auch auf Augenblicke verstärken, wenn man große Steine oder Erdklumpen hinein wirft, und die Quelle dadurch aufreizt. Sie schleudert dann die Steine mit Gewalt heraus, während sie die Erdklumpen auflöst, und das Wasser dadurch gefärbt und beschmutzt erscheint.

      Wer den Sprudel zu Karlsbad in Böhmen gesehen hat, kann sich eine getreue Vorstellung von dieser Springquelle machen; sie gleichen sich vollkommen.

      Gleich neben dieser Springquelle ist ein Schlund, in welchem Wasser heftig kocht, aber nie in die Höhe steigt. Weitere Springquellen sind etwas entfernter, auf einem höhern Fels, der im Fluße Sidumule ganz nahe am Ufer steht. Es sind deren dreie darauf, deren jede nur einige Schritte von der andern entfernt liegt, und nehmen beinahe die ganze obere Fläche des Felsens ein. Etwas tiefer unten befindet sich ebenfalls ein Kessel mit stark kochendem Wasser; auch sind am Fuße des Felsens und am Ufer viele heiße Quellen, die meisten jedoch nur unbedeutend. Manche dieser Quellen entspringen beinah in dem kalten Fluße.

      Die eigentliche Hauptgruppe liegt aber noch etwas entfernter auf einem Fels, der bei zwanzig Fuß hoch und bei fünfzig Fuß lang sein mag, Tunga-Huer heißt, und aus der Mitte eines Moorgrundes empor ragt. — Auf diesem Fels entspringen 16 solcher Quellen, und zwar, theils in der Tiefe desselben, theils in und ober der Mitte; ganz oben entspringt keine.

      Die Kessel, so wie der Durchmesser und die Höhe der Strahlen sind ganz so beschaffen, wie bei jenen, die ich bereits beschrieben habe. — Alle diese 16 Quellen sind so nahe beisammen, daß sie nicht einmal zwei Wände des Felsens einnehmen. — Man kann sich durchaus keine Vorstellung von der Pracht und Außerordentlichkeit dieses Schauspieles machen; wahrhaft feenartig wird es aber, wenn man den Muth hat, den Fels selbst zu erklimmen, was zwar nicht beschwerlich, aber doch etwas gefährlich ist. — Die obere Schichte des Felsens ist nämlich weich und warm, und gleicht mehr einem verdichteten mit Sand und Steinchen vermischten Brodem. Jeder Fußtritt läßt die Spur zurück, und man schwebt immer in der größten Angst einzubrechen und in eine nur leicht überdeckte kochende Quelle zu sinken. Der gute Priester ging mit einem Stocke voran, und sondirte so viel möglich die gefährliche Decke, ich — blieb nicht zurück, und so standen wir plötzlich oben am Rande des Felsens. — Da konnten wir mit einem Blicke die an den beiden Seiten des Felsens befindlichen 16 Springquellen übersehen. — War der Anblick von unten aus einer der interessantesten und merkwürdigsten, — wie soll ich erst diesen nennen? — Sechzehn Wasserspeier mit einem Blicke überschauen, sechzehn Kessel, in den verschiedensten Gestalten und Formen, so ganz nahe unter den Füßen aufgedeckt zu sehen das war des Wundervollen zu viel. — Ich vergaß aller kleinlichen Furcht, und bewunderte und verehrte Gott in diesen erhabenen Schöpfungen.

      Lange stand ich da oben, und ward nicht müde in die Schlünde zu sehen, und in die weißschäumenden Wassermassen, wie sie zischend und brausend der finstern Nacht entstiegen, und dann ruhig und vereint dem nahen Fluße zueilten. — Wohl mehrmalen mußte mich der gute Priester mahnen, daß unser Standpunkt hier eben nicht zu den sichersten und bequemsten gehöre, und daß es bereits Zeit sein dürfte ihn zu verlassen. — Ich hatte ganz vergessen auf die Unsicherheit des Bodens, der uns trug, und bemerkte kaum die mächtigen, heißen Dampfwolken, die uns oft umhüllten, und beinah zu ersticken drohten, so daß wir auch öfters mit ganz benäßtem Gesichte mehrere Schritte zurück weichen mußten. Ein Glück, daß die Wässer äußerst wenig Schwefel enthalten, sonst hätten wir wohl schwerlich so lange da oben verweilen können.

      Der Fels, auf welchem diese Quellen entspringen, besteht aus einer röthlichen Masse, und auch das Flußbett, in welches das Wasser abläuft, ist ganz mit röthlichen Steinchen bedeckt.

      Auf dem Rückwege sahen wir in der Nähe einer Kothe abermals eine merkwürdige Naturerscheinung. — Es ist da nämlich ein Kessel, in dessen Tiefe das Wasser heftig kocht und siedet, und neben dem Kessel sind zwei unförmliche Löcher, aus welchen periodenmäßig Dampfsäulen mit großem Getöse empor wirbeln. Während dieß geschieht, füllt sich der Kessel immer mehr und mehr mit Wasser, doch nie so hoch, daß er überläuft, oder daß die Quelle in die Höhe springt; dann läßt Dampf und Getöse in jenen beiden Oeffnungen nach, und das Wasser im Kessel sinkt wieder mehrere Fuß tief zurück.

      Dieß seltsame Spiel währt gewöhnlich eine Minute , und es erneuert sich so periodisch, daß man beinah eine Wette eingehen könnte, das Steigen und Fallen des Wassers, so wie das stärkere und mindere Brausen des Dampfes während einer Stunde 60-65 Mal zu sehen und zu hören.

      In Verbindung mit diesem Kessel steht ein anderer , der ungefähr hundert Schritte entfernt in einer kleinen Niederung liegt, und ebenfalls mit kochendem Wasser angefüllt ist. —Wie nun das Wasser im obern Kessel nach und nach versiegt, fängt es hier unten an zu brausen und zu lärmen, steigt im Kessel empor, und springt endlich zwei bis drei Fuß hoch in die Luft; dann sinkt es wieder zurück und erneuert so fortwährend sein Spiel, stets wechselnd mit dem im obern Kessel.

      Bei der obern Quelle befindet sich auch ein Dunstbad. Es besteht aus einem Kämmerchen, das knapp an dem Kessel liegt, aus Steinen gebaut, mit Rasen überlegt und mit einer niedrigen schmalen Oeffnung versehen ist, durch die man halb kriechend hinein gelangt. Der Boden besteht aus Steinplatten, die vermuthlich über einer heißen Quelle liegen, denn sie sind sehr erhitzt. — Wer nun dieses Bad gebrauchen will, begibt sich in dieß Kämmerchen, und verschließt sorgfältig jede Oeffnung, wodurch sich bald eine erstickende Hitze erzeugt, die den ganzen Körper in heftigen Schweiß bringt. Dieß Bad wird jedoch höchst selten von dem Volke benützt.

      Bei der Rückkehr hatte ich noch den Kessel mit der Springquelle zu besuchen, die ganz nahe an der Kirche in einer schönen Wiese sich befindet, und um die eine kleine Steinwand gezogen ist, damit das Vieh im Eifer des Grasens nicht zu nahe kömmt, und abgebrüht wird. — Ungefähr 80 Schritte von dieser Quelle entfernt ist noch das Vollbad zu sehen, welches Snorri Sturluson errichtet hatte. —Es besteht aus einem steinernen Becken von 3-4 Fuß Tiefe und bei 18-20 Fuß im Durchmesser. Einige Stufen führen da hinab, und im Innern ist eine niedere steinerne Bank, welche rund herum läuft. Das Wasser ist von der nahen Springquelle hergeleitet, hat aber noch eine solche Hitze, daß es unmöglich ist, sich darin zu baden, ohne es abzukühlen. — Es steht unter freiem Himmel, und man sieht nirgends eine Spur einer einstmaligen Ueberdeckung. — —

      Jetzt dient es als Waschplatz für die Schafwolle und Wäsche.

      Ich hatte nun alle merkwürdigen Quellen auf dieser Seite des Thales gesehen. — Jene Dampfsäulen, welche man am entgegengesetzten Ende des Thales aufsteigen sieht, kommen von heißen Quellen, die außer ihrer Hitze nichts Interessantes bieten sollen.

      Als wir zurückkehrten, führte mich der Priester auch auf den Friedhof, der etwas abseits von seiner Wohnung lag, und wies mir da die vorzüglichsten Gräber. Ich fand diesen Anblick zwar recht schön, aber eben nicht sehr erquicklich, wenn ich an die herannahende Nacht dachte, die ich in ihrer Mitte, in der Kirche zuzubringen hatte.

      Die Grabeshügel sind sehr hoch, und auf den meisten steht eine Art hölzernen Sarges, so, daß es aussieht, als wäre der Verstorbene hier ausgesetzt. — Ich konnte mich kaum eines unheimlichen Gefühles erwehren, und — so weit geht die Macht des Vorurtheils — ich gestehe meine Schwäche — wurde sogar verleitet, den Priester zu ersuchen, einen der Deckel zu öffnen. — Obwohl ich wußte, daß der Todte tief in der Erde und nicht im Sarge ruhe, stand ich dennoch während der Zeit als der Deckel geöffnet wurde, mit großer Beklommenheit daneben, glaubte den Todten zu erblicken, und sah nur, — was mir der Priester schon vorher gesagt hatte, — einen Grabstein mit den üblichen Inschriften, der durch diese sargähnliche Bedeckung gegen die Winterstürme der rauhen Natur geschützt wird.

      Unmittelbar vor dem Eingange der Kirche ist der Grabeshügel, unter welchem die Gebeine des berühmten Dichters Snorri Sturluson [Die


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