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Apokalypse Pallantau. Arno EndlerЧитать онлайн книгу.

Apokalypse Pallantau - Arno Endler


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durchaus goutieren kann. Es ist der Geist, der, befreit von einer sinnvollen Aufgabe, sich zu höheren Ebenen aufschwingt. So fordere ich meinen Verstand heraus.“

      „Ich muss nicht deiner Meinung sein, Soporo.“

      „Waren wir das jemals, Anodyneon?“

      – Ende der Aufzeichnung –

      Parrer Savea untersuchte die Sichel auf Scharten und beschloss, sie zu schärfen, bevor er weitersenste.

      Der Tag versprach, etwas wärmer zu werden. Bereits in den Morgenstunden schwitzte Parrer. Doch der Farmer liebte es, das Ergebnis seiner Hände Arbeit sehen zu können.

      Heute, wie auch in den letzten vier Tagen, befreite er ein weiteres Areal vom allgegenwärtigen Steppengras. Dort, wo die Pallantaurier nicht grasten, wuchs es ungehemmt in die Höhe. Grau, kräftig, bis zu drei Meter hoch. Seine Struktur verlieh ihm eine Widerstandsfähigkeit, die den Einsatz der üblichen Solar-Mäher verhinderte.

      Der Agrar-Senator hatte zwar versprochen, dass die Konstruktion eines auf pallantaurische Verhältnisse angepassten Mähers schon angestoßen wäre, aber Parrer wusste, was das hieß: Monate, wenn nicht Jahre der Entwicklung und schließlich ersten Erprobung in den großen Farmen, zu denen seine eigene sicherlich nicht gehörte.

      Also blieb nur die gute alte Sense. Ordentlich geschärft, von kräftigen Armen durchgezogen, erledigte sie das, was Maschinen nicht vollbrachten.

      Parrer Savea verfügte nicht über die finanziellen Mittel, um die dauerhaften Wartungszyklen der solarbetriebenen Geräte bezahlen zu können. Auf seiner Farm arbeiteten alle mit Muskelkraft. Unabhängig zu sein, eigenständig und stolz darauf, war Saveas Motto.

      Er streckte seine mehr als 1,90 Meter in die Höhe, lockerte die Muskulatur und gähnte herzhaft. Dann packte er die Sense und begann mit ökonomischen Bewegungen, das Gras zu bearbeiten.

      Schnitt. Ausholen. Schnitt. Ausholen. Schnitt. Immerzu. In einem beinahe hypnotischen Rhythmus.

      Das Gras fiel, er setzte die Füße voran und weiter ging es.

      Irgendwann befreite sich sein Verstand von dieser Aufgabe, die nun seine Muskeln automatisch vollbrachten. Von der Konzentration auf die Arbeit, die er tat, entledigt, verirrten sich die Gedanken in Tagträume.

      Von seiner Frau Nahita, die bald ihr erstes Kind erwartete. Er erinnerte sich an das nachdenkliche Gesicht der Natalmedizinerin, die das Ergebnis via Ferndiagnosesystem ermittelt hatte, als seltsam farblose, unwirklich erscheinende Nachbildung eines echten Menschen aus dem Monitor hinausstarrte und sagte: „Ich rate Ihnen, spätestens drei Monate vor der Geburt nach Mount Elias zurückzukehren. Sie sind weit ab von jeglicher schnellen Hilfe und es ist Ihr erstes Kind, Zivisa Savea. Da besteht ein Restrisiko.“

      Nahita schüttelte energisch den Kopf. „Das ist Haupterntezeit. Ich werde meinen Mann nicht alleine lassen.“

      „Ich spreche die Warnung nur ungern aus, aber es geht um Ihr Kind.“

      „Ja, ich verstehe. Allerdings haben Frauen jahrtausendelang Kinder weitab von medizinischen Einrichtungen und ohne die Hilfe von Ärzten zur Welt gebracht. Ich schaffe das.“

      „Diese Frauen lebten auch auf Ursprung, Zivisa. Ihre Geburt wird auf einer sehr jungen Heimatwelt stattfinden. Auf einem Planeten, der primär nicht für die Menschen vorgesehen war. Wir müssen, trotz aller gegenteiligen Forschungen, in Betracht ziehen, dass es irgendwo auf dieser neuen Heimat Krankheitskeime gibt, die Ihnen oder Ihrem Kind schaden könnten. Vier bis fünf Tage brauchen Sie im Notfall, um nach Mount Elias zu kommen. Selbst Ihr nächster Nachbar ist weit …“

      „Ich will das nicht hören, Zivisa. Die Entscheidung ist getroffen.“

      So war es schon immer gewesen: Nahita sprach nie viel, es sei denn, es handelte sich um ihre Forschungsgebiete, und wenn sie etwas äußerte, dann meinte sie es so und setzte ihren Willen durch.

      Parrer stoppte sein Schnittwerk. Er inspizierte die Schneide erneut. Dabei blitzte die Armilla an seinem Handgelenk.

      Er tippte kurz auf den kleinen Edelstein. „Verbindung Haus.“

      Seine Frau antwortete nach einigen Sekunden. „Parrer? Was ist?“

      „Nichts, Ita. Ich wollte deine Stimme hören.“

      „Und?“

      „Äh …“ Parrer verstummte.

      „Mir geht es gut“, beteuerte Nahita bestimmt.

      Parrer fragte sich, ob sie verärgert war. Um die unangenehme Pause zu überbrücken, erkundigte er sich: „Wo sind die Mädchen?“

      „Genba und Gira sind auf dem Weg zum Ostfeld.“

      „Ich nehme an, dass Ichmach dabei ist?“

      „Ja.“

      „Scala?“

      „Müsste fast bei dir sein.“

      Parrer wandte sich um. Aus Richtung der Farm sah er eine Gestalt sich nähern.

      „Sie hat dein Mittagessen bei sich“, ergänzte Nahita via LR-Kommunikation. Es rauschte kurz in der Verbindung.

      „Hattest du auch gerade eine Störung?“, fragte Parrer.

      „Ja.“

      „Würdest du …?“

      „Parrer!“, unterbrach Nahita seine Frage. „Wir sind der Außenposten. Weiter als wir ist kein Farmer von Mount Elias entfernt. Wir müssen in Kauf nehmen, dass die LR-Verbindungen nicht immer zuverlässig sind. Ich konnte eben nicht mal die Nachrichten schauen, ohne dass das Bild verschwamm.“

      Parrer schwieg. Die Überlegungen in seinem Kopf verwirrten sich, weil er nicht wusste, wie er seine Gedanken formulieren konnte, ohne Nahita zu verärgern.

      Doch sie kam ihm zuvor. „Mir geht es gut. Ich bin schwanger, nicht krank. Alles in Ordnung. Es gibt Klöße. Und jetzt muss ich zurück ans Mikroskop, die letzten Proben examinieren.“

      „Klöße? Aus Palla-Gras-Samen?“, fragte Parrer.

      „Ich weiß, du hasst sie, aber ich kann nicht ständig was mit Kartoffeln machen. Denk an die Kosten.“

      „Ja.“

      „Vielleicht überleg ich es mir.“

      „Ita?“, murmelte Parrer.

      „Ich liebe dich auch“, entgegnete sie. Mit einem Klack endete die Sprechverbindung.

      Parrer seufzte, winkte Scala zu, die, noch außerhalb der Rufweite, den Gruß erwiderte.

      Hinter dem sanften Hügel erstreckte sich das Meer, der Ozean Capellineri, benannt nach einer Forscherin, die bei der Besiedlung Rannuiemmis eingesetzt worden war. Übersetzt hieß es wohl schwarzes Haar, aber im Gegensatz dazu leuchtete das Wasser in einem türkisen Blau.

      Recht flach, in Küstennähe bis höchstens zwanzig Meter tief, eignete es sich gut für Schiffe. Es gab nur wenige dokumentierte Unwetter, die Nautik auf Rannuiemmi stellte kaum jemanden vor große Herausforderungen.

      Die Fischerei war auf der 212. Heimat des Menschenraums kein möglicher Beruf, da es, bis auf wenige Algen und Kleinstlebewesen, keinerlei verwertbare Tiere in dem Wasser gab. Im zentralen Bereich des Ozeans befand sich eine vergleichsweise winzige Tiefseegrube, aber bislang hatte niemand Zeit gefunden, dort zu forschen.

      So bot Capellineri den ewig gleichen, nahezu unbewegten Anblick. An Tagen wie heute, bei Null-Wind, gab es nicht einmal leichten Wellengang.

      Parrer genoss das Panorama. Auf Mallondan, der 156. Heimat des Menschenraums, wo er geboren und aufgewachsen war, hatte es nur Seen gegeben. Manche zwar recht groß, dennoch nur Binnengewässer.

      Auf Rannuiemmi beherrschte das Blau des Ozeans den Planeten. Dieses Bild hatte sich in Nahita und Parrers Gedächtnis gebrannt. Da hatten sie gewusst, dass sie auf einem fremden Planeten landen würden.

      Beim


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