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Inseldämmerung. Bent OhleЧитать онлайн книгу.

Inseldämmerung - Bent Ohle


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mein Kleiner«, grüßte Nils. »Wollen doch mal sehen, ob wir dich nicht wieder ins Wasser kriegen.«

      Er ging vorsichtig näher an ihn heran. Die Augen des Wals blickten ihn an, und das Blasloch öffnete sich immer schneller und atmete feucht. Nils stellte sich breitbeinig über den Schweinswal und umfasste ihn mit beiden Händen. Die Haut war kalt und fest wie Gummi, und er konnte darunter die Rippen spüren. Panik ergriff das Tier. Es fing an zu zappeln und auszuschlagen, schnaubte immer heftiger.

      »Ist ja gut, ich will dir nur helfen«, sagte Nils beruhigend.

      Er stellte fest, als er versuchte, ihn hochzuheben, dass der Wal schwerer war, als er vermutet hatte. Das Wasser war hier immer noch zu flach. Er musste den Wal hochnehmen und ein paar Meter weiter hinaustragen.

      »Na, komm. Ganz ruhig, wir kriegen das hin.«

      Nils hatte Schwierigkeiten, schaffte es aber schließlich, die Hände unter den Körper des Wals zu bekommen und ihn hochzuheben. Er schleppte ihn tiefer ins Wasser und musste ihn wieder absetzen, bevor er ihm aus den Händen glitt. Der Schweinswal krümmte und wand sich und schlug mit der Fluke.

      »Nur noch ein Stück, komm schon«, feuerte Nils ihn an, während er ihn keuchend immer weiterdrückte und -schob. Endlich kam mehr Wasser unter den Körper, was auch der Wal zu merken schien. Nils stabilisierte ihn, damit er nicht umfiel, und beförderte ihn weiter vorwärts. Auf einmal wurde der Wal leichter und leichter und zog davon. Er schwamm einen Meter und tauchte dann ab.

      Nils richtete sich schwer atmend auf und sah ihm hinterher. Dann streckte er die Arme in die Höhe und jubelte laut. Hinter ihm riefen seine Tochter und seine Frau ihm etwas zu und hüpften am Strand auf und ab.

      »Frohe Weihnachten, kleiner Mann«, sagte Nils und drehte sich zufrieden um.

      Am Strand fiel Anna ihrem klitschnassen Vater um den Hals.

      »Gut gemacht, Papa.«

      Elke lächelte und strich Anna über den Rücken. Alle drei waren sicher, dass es ganz wundervolle Weihnachten werden würden.

      Hamburg-Bramfeld, Bramfelder Chaussee, 17:23 Uhr

      Till und Simon waren auf ihrem Weg zum Baumarkt, die erste Station auf ihrer heutigen Tour.

      »Hast du alles besorgt?«, fragte Till mit einem prüfenden Seitenblick. Simon hatte einen weißen Beutel in den Laderaum geworfen, bevor sie losgefahren waren, ähnlich den Beuteln, die sie manchmal zum Geldtransport benutzten.

      »Das Handy, die Waffe, eine Jacke mit Ausweiskopie und den Schlüssel fürs Bootshaus.«

      »Da wird ja heute nichts los sein«, meinte Till.

      Simon hatte sich monatelang den Kopf darüber zerbrochen, wie es ablaufen würde, den Geldtransporter zu überfallen, hatte sich etliche Szenarien ausgemalt, was passieren könnte, aber zu seiner Überraschung war Brockhaus’ Plan so simpel wie unauffällig und damit auch ungefährlich.

      Es war heutzutage einfacher, in einer Sicherheitsfirma einen Job zu bekommen, als einen Handyvertrag zu unterzeichnen. Sie nahmen einfach jeden. Wenn man wollte, konnte man den eintägigen Test absolvieren, man konnte sich diese Bescheinigung aber auch einfach selbst ausstellen. Im Internet herunterladen, ausfüllen, fertig. Kaum jemand überprüfte so etwas richtig. Jeder Arbeitgeber in dieser Branche war froh, Mitarbeiter zu bekommen, erst recht, wenn sie körperlich halbwegs fit waren. Man bekam eine Dienstwaffe. Den Schein dafür bezahlte das Unternehmen. Es war, als schenkten sie einem jede Möglichkeit, in diesem Job durchzustarten oder ihn auszunutzen.

      »Wie hast du’s geschafft, dass wir zusammen fahren dürfen?«, erkundigte sich Simon.

      »Kleinigkeit. Hab ’n bisschen auf die Kacke gehauen und Bernd beschuldigt, meinen Spind aufgebrochen zu haben. Konnte den Wichser sowieso nie ausstehen.«

      Simon grinste. »Hoffentlich ist er nicht nachtragend.«

      »Und wenn schon, ab morgen sind wir verschwunden wie der Weihnachtsmann nach der Bescherung.«

      »Ja«, bestätigte Simon mit einem winzigen Zögern in der Stimme.

      Till bog in die kleine Straße zum Baumarkt ab und hielt auf der Rückseite vor einer Metalltür neben einem vergitterten Fenster. Simon klingelte, während Till die Laderaumtür öffnete und sich auf dem menschenleeren Hof umsah. Ein Lkw stand an der Rampe der Warenannahme, aber weder vom Fahrer noch von einem Mitarbeiter war etwas zu sehen. Ein kurzer Pfiff ertönte, und ein Schatten löste sich aus dem Zwischenraum zwischen zwei Müllcontainern. Brockhaus kam mit schwarzem Käppi und dunkelblauer Jacke auf ihn zu. Geistesgegenwärtig ergriff Till den Sack, den Simon vorbereitet hatte, und reichte ihn wortlos dem vorbeigehenden Brockhaus. Der verstaute ihn mit wenigen Handgriffen in seinem Rucksack und verließ das Gelände so geisterhaft, wie er aufgetaucht war.

      »War er das?«, flüsterte Simon, der die Übergabe gar nicht mitbekommen hatte, leise.

      »Ja, ja, mach weiter«, zischte Till.

      Die Metalltür wurde geöffnet.

      »’n Abend, die Herren. Immer reinspaziert«, begrüßte sie ein Mitarbeiter, der den Ausweis, den Simon ihm hinhielt, nur flüchtig anschaute.

      Ab jetzt verlief der Arbeitstag wie gewohnt. Das würde sich morgen jedoch dramatisch ändern.

      Hamburg-Wandsbek, Wandsbeker Chaussee, 23:43 Uhr

      Brockhaus saß an die Wand gelehnt auf einer Klappmatratze, die er sich in einem Supermarkt gekauft hatte, vor dem Fernseher, der vor ihm auf dem Boden stand. Die Konsole war angeschlossen, das Spiel gestartet. Jetzt wartete er darauf, dass Simon und Till der Runde beitraten, indem sie seiner Einladung zum Spiel folgten. In der Wohnung unter ihm entfachte sich gerade ein Ehestreit. Die dumpfen Stimmen drangen durch den Boden zu ihm herauf und klangen dadurch, dass das Zimmer nicht möbliert war, so nah, als stritten sie direkt neben ihm. Anfänglich amüsierte Brockhaus der Streit, er versuchte aufzuschnappen, um was es ging, und lachte über die Schimpfwörter, die sie sich gegenseitig an den Kopf warfen. Doch bereits nach kurzer Zeit wurde er immer gereizter ob der Stimmen, und er wünschte sich, dass einer der beiden dem anderen an die Gurgel ginge oder dem Gegenüber mit der Pfanne eins verpasste, damit der Lärm endlich ein Ende hatte.

      Erst um Viertel nach zwölf meldeten sich Simon und Till.

      »Gut, dass ihr endlich da seid. Wie ist es gelaufen bis jetzt?«, schrieb er.

      »Ich habe mich und Simon morgen auf derselben Tour untergebracht. Besser geht’s nicht. Alle anderen Besorgungen sind gemacht«, antwortete Till.

      »Du hast von uns ja schon deine Sachen bekommen. Wenn du noch was brauchst, sag Bescheid«, meldete sich Simon.

      »Ich habe alles, danke.«

      »Und die Wohnung? Kommst du klar?«, wollte Till wissen.

      »Besser als da, wo ich herkomme«, schrieb Brockhaus zurück, »Nur meine Nachbarn gefallen mir nicht.«

      »Ab morgen ist alles besser.« Das kam wieder von Simon.

      Ja, ab morgen würde sich alles ändern.

      Brockhaus wusste, dass das eine seiner größten Entscheidungen überhaupt war, vielleicht die Entscheidung seines Lebens. Ab morgen konnte sein Leben einen anderen Verlauf nehmen, einen besseren, leichteren und von beschwerenden Altlasten völlig unabhängigen Verlauf. Er würde frei sein, frei für alle Zeit, und dann könnten sie ihn alle am Arsch lecken. Seine Vergangenheit, die Bullen, das ganze verdammte Rechtssystem und jeder Knast, in dem er eingesessen hatte.

      »Benutzt die Handys nur im Notfall, klar? Alles andere ist und bleibt wie besprochen.«

      »Ich hab gehört, dass ein Sturm aufkommen soll«, schrieb Simon.

      Brockhaus lächelte und tippte weiter. »Etwas Besseres hätte uns gar nicht passieren können. Der Sturm ist das i-Tüpfelchen des Plans, er wird uns den Arsch retten.«

      Der


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