Perry Rhodan 3088: Gucky kehrt zurück. Michael Marcus ThurnerЧитать онлайн книгу.
das andere verschlafen.
Gucky sah die beiden Geschöpfe an. Fassungslos. Warum hatten sie sich nicht gerührt, als er aufgesessen hatte? Wer waren sie? Warum nahmen sie seine Anwesenheit derart selbstverständlich hin? Sie grinsten ihn pausbäckig an, ihre einzelnen Zähne schillerten im Licht.
Das eine Wesen sagte etwas, das andere ergänzte. Gucky verstand kein Wort. Allerdings waren da erneut vage Erinnerungen, als hätte er dies Sprache bereits einmal gehört.
»Tut mir leid, Jungs«, sagte er, »ihr müsst schon deutlicher reden. Aber schön, dass ihr da seid. Ihr hättet euch gerne etwas früher melden können. Ach ja, noch etwas: Eure Transporttiere sind nicht sonderlich gut erzogen. Wenn ihr sie und euch schon mit Prothesen umbaut, denkt bitteschön bei der nächsten Ergänzung daran, ihren Speichelfluss zu unterbrechen.«
Eines der Wesen rief mit schriller Stimme einen Befehl. Sein Reittier glitt aus der Reihe, ging einige schnellere Schritte und war gleich darauf neben Gucky. Sein Gefährte glitt an die andere Seite von Guckys Metallkamel.
Beide deuteten auf seinen Mund und zogen zugleich eiförmige Geräte aus ihren Tragegondeln. Gucky verstand: Er sollte weiterreden und damit den Wortschatz erweitern, den seine beiden neuen Freunde mithilfe eines translatorähnlichen Geräts aufzeichnen und analysieren wollten.
»Meine Güte«, plapperte Gucky, »was bin ich froh, dass wir uns gefunden haben! Ich hätte es nicht mehr lange ausgehalten in dieser verdammten Pettek-Wüste ...«
Die beiden Fremden bekamen große Augen und wedelten aufgeregt mit den kurzen, schlanken Armen.
»Pettek!«, wiederholten sie, »Pettek!«
Ein Zufallstreffer, nicht mehr und nicht weniger. Es gab mehr Sprachen, als man zählen konnte, und natürlich gab es Ähnlichkeiten. Pettek bedeutete im Jargon der beiden Wesen ganz gewiss etwas anderes ...
Sein linker Gesprächspartner schob sich ein gutes Stück aus dem Transportkäfig und tastete nach Guckys Arm. Die Bewegung fühlte sich sanft an. Doch das war es nicht, was Gucky zuerst zum Zittern und dann zum Weinen brachte.
Es war der Schwanz, der dem Fremden aus dem Steiß wuchs. Er war wie Guckys eigener. Ein echter Mausbiberschwanz.
*
Es dauerte eine Weile, bis sich Gucky beruhigt hatte und damit fortfahren konnte, die Translatoren der beiden mausbiberähnlichen Geschöpfe zu füttern.
Immer wieder unterbrach er und suchte nach Ähnlichkeiten. Sie waren unverkennbar da. Der Schwanz und der einzelne Zahn, der allerdings stumpf war wie der eines irdischen Bibers. Die übergroßen Ohren. Die zarten Hände, das in großen Teilen vorhandene Körperfell. Eine gewisse Verschmitztheit, die sich den beiden in die behaarten Gesichter gebrannt hatte.
»Ich bin Daidra«, sagte das etwas stämmigere Wesen, nachdem der Translator durch ein Blinken angezeigt hatte, dass er vorläufig genügend Daten gesammelt hatte.
Und ergänzte: »Ich bin postfeminin-reproduktionsautark«, als wäre ihr diese rätselhafte Bemerkung besonders wichtig.
»Ich bin Pretopart«, meinte das andere. »Ich sehe mich als postmaskulin-reproduktionsautark. Keiner von uns beiden hat das Reproduktionspogramm bereits gestartet.«
»Sehr interessant. Danke für die Informationen.«
Daidra und Pretopart sahen sich an, die Zähne verschwanden hinter metallenen Backentaschen. »Du weißt darüber also nicht Bescheid?«
»Worüber?«
Daidra sprach nach langem Zögern weiter. »Es ist gefährlich, dieses Wissen mit dir auszutauschen. Wir werden dich aufklären, sobald wir unser Ziel erreicht haben. Vorerst sollte es dir reichen zu wissen, dass wir aus den Yllits hervorgegangen sind. Hast du zumindest diesen Begriff schon mal gehört?«
»J... ja.«
Gucky erinnerte sich an zwei Begegnungen. Mit Manzaber, einem Wesen aus dem Volk der Aiunkko, das ihm von einem Mythos der Yllit berichtet hatte. Von geheimnisvollen Wesen, die wie Mausbiber aussahen und an Bord ihrer Sternenbarken das All durchreisten.
Bei einer missglückten Schmerzensteleportation war Gucky inmitten der Ebene des Andersraums auf einen Hochsitz gestoßen. Eine Tafel hatte in der Symbolschrift der Mausbiber einen zweiten Hinweis auf die Existenz der Yllit gegeben.
»Man nennt die Yllit auch Geiststreiter«, sagte Gucky leise.
»Richtig«, sagte Daidra. »Und wir sind Post-Yllit«, ergänzte sie, als wäre damit alles erklärt.
»Wir sind also miteinander verwandt? Wie ist das möglich ...?«
»Wir reden darüber, sobald wir unser Ziel erreicht haben.«
Beide Post-Yllits ließen ihre Reittiere ein Stück zurückfallen. Sie machten deutlich, dass sie auf eine Fortsetzung der Unterhaltung derzeit keinen Wert legten.
Gucky murmelte »Pettek« und erduldete die weiteren Schaukelbewegungen seines Reittiers voll Ingrimm und Ungeduld.
*
Guckys Gefühl nach verging etwa eine Stunde, bis ein Objekt mit angenehm ruhigen Formen in der Ebene vor ihnen auftauchte. Es lag am Ostrand jenes Gebirgszugs, dem er nicht aus eigener Kraft hatte näher kommen können, in einem kleinen Tal zwischen zwei Ausläufern der steinernen Erhebungen.
»Unsere Sternenbarke«, sagte Daidra, ohne mehr zu verraten.
Gucky betrachtete das vermeintliche Raumschiff genauer und meinte darin jene Formgebung wiederzufinden, die auch die Mausbiber stets geschätzt hatten: viele Rundungen, klare Linien, eine gewisse Verspieltheit.
Je näher sie der Sternenbarke kamen, desto genauer konnte er deren Proportionen einschätzen. Der ellipsoide Grundleib des Schiffs war etwa 80 Meter hoch und durchmaß 50 Meter. Auf dem 30 Meter langen Hals, rund und fein geschwungen, saß ein bumerangförmiges Element. Es war etwa 70 Meter lang. Alles wirkte höchst elegant, aber keinesfalls symmetrisch. Der Korpus war rot-weiß gefärbt, da und dort zeigten sich ornamentale Symbole in Schwarz. Die Zeichen übten eine Wirkung auf Gucky aus, die er sich nicht so recht erklären konnte. Sie erzeugten ... Sehnsucht.
Das Bumerangelement ragte hoch in die Luft wie die Schwanzflosse eines irdischen Wals, während der ellipsoide Grundkörper satt im Wüstensand aufsaß. Antriebseinheiten oder andere Funktionselemente waren nirgendwo zu entdecken.
»Wie heißt das Schiff?«, fragte Gucky, erhielt aber keine Antwort. Die Post-Yllits lächelten ihm freundlich zu und blieben distanziert.
Erst, als die Metallkamele unmittelbar neben der Sternenbarke zum Stillstand kamen, ihre Knie beugten und sich wieder Nahrung aus den Körben besorgten, durchbrachen die beiden ihr Schweigen. Sie stiegen ab und redeten miteinander in jenem Idiom, das eine ganz vage Ähnlichkeit mit Guckys Muttersprache hatte. Anschließend wandten sie sich ihm zu und baten ihn zu einer Schleuse, die sich wie von Zauberhand im unteren Teil des Schiffs ausbildete. Es war, als würde sich zähflüssige Masse zurückziehen und dem Raum dahinter Platz machen.
Gucky betrachtete die beiden Post-Yllits eingehender. Sie hatten denselben Watschelgang wie er, obwohl Teile ihrer Beine metallen glänzten. Der Übergang zwischen Fleisch und robotisch gesteuerten Elementen war nicht zu erkennen. Sie trugen kurze Hosen, die bunt schillerten und darüber hinaus mit grünen und weißen Tupfen versehen waren.
Guckys Herz wurde unendlich schwer. Er hatte Angst vor dem, was Daidra und Pretopart zu sagen hatten. Andererseits gierte er nach Informationen über die Verbindungen zwischen Ilts, Yllits und Post-Yllits. Seit Jahrtausenden suchte er Spuren seines verlorenen Volkes. Niemals hatte er die Hoffnung aufgegeben, Artverwandte zu finden. Trotz vieler, vieler Enttäuschungen und Verluste.
Iltu.
Jumpy.
Daidra, die um eine Handbreit größer und breiter war als Pretopart, trat als Erste durch die sonderbare Schleuse.
Gucky folgte ihr. Mit einem Mal fühlte er sich wirklich nackt. Er hätte