Perry Rhodan 3089: Das Atlan-Update. Kai HirdtЧитать онлайн книгу.
Planeten zu verlieren?«
Ich wusste nicht, ob das ein zynischer Witz sein sollte oder eine Spitze gegen mich, weil das nun mal das Ergebnis meines letzten Plans gewesen war. Also ignorierte ich die Bemerkung. »Militärisch können wir gegen die Cairaner nicht vorgehen«, stellte ich fest. »Was, wenn im Sternenrad neben der mörderischen Waffe auch eine gigantische Flotte steckt? Einer von Bulls Haluterspionen ist aus dem Rad zurückgekehrt, er könnte uns dazu wohl Einiges sagen. Aber mit mir hat Bull diese Informationen bislang nicht geteilt. Mit euch?«
Meine beiden Gesprächspartner schüttelten den Kopf.
Ich massierte meine Schläfen, als ich begriff, warum mein alter Freund bei den Terranern so geheimnisvoll tat. Er glaubte ebenfalls an einen Verräter. Das wurde lästig und hielt uns auf. Sollte der Betreffende sich auf der THORA befinden, würde ich mit Vergnügen ein Exempel an ihm statuieren.
»Ganz abgesehen davon«, fuhr ich fort, »ist das Sternenrad selbst eine furchtbare Waffe, sowohl gegen Raumschiffe als auch gegen ganze Planeten. Alles in allem ein Kampf, den wir nur verlieren können. Außer, wir verändern die Rahmenbedingungen zu unseren Gunsten.«
»Was hast du vor?«, fragte agh Fermi.
»Grundsätzlich haben wir zwei Möglichkeiten«, erklärte ich. »Wir dringen ins Sternenrad ein und schalten es ab. Allerdings: Selbst wenn das gelänge, hätten wir immer noch die Cairanerflotte am Hals. So weit kommt es aber gar nicht. Wir scheitern schon daran, dass wir mit unseren technischen Möglichkeiten nicht hineinkommen. Das ist also nur eine theoretische Option.«
»Du würdest diese Rede nicht halten, wenn dir nicht auch etwas praktisch Umsetzbares vorschwebte«, stellte da Ariga ganz richtig fest.
Ich lächelte verkniffen. »In der Praxis müssen wir einen Ansatzpunkt finden, um die Cairaner unter Druck zu setzen. Angeblich wollen sie dieses Universum verlassen, wenn wir auch nicht wissen, wie. Aber dass ich dabei eine gewichtige Rolle zu spielen habe, ist klar. Da ist ein Ansatzpunkt.«
»Ich ahne, worauf das hinausläuft.« Agh Fermi verbarg sein Gesicht halb hinter seiner Hand, eine Geste zwischen Unglauben und Fassungslosigkeit.
»Genau. Ich bin der Köder«, erklärte ich. »Die Cairaner werden mich jagen und fangen. Damit bin ich vor Ort, um herauszufinden, wofür sie mich brauchen. Am Ende muss ich nur noch fliehen und diese Information gegen sie verwenden.«
»Du bist ziemlich alt«, bemerkte da Ariga lakonisch. »Wie hast du bis heute überlebt, wenn du dein Leben so idiotisch aufs Spiel setzt?«
»Ich hätte andere Worte gewählt«, sagte mein Stellvertreter, »aber ich stimme dem Baron zu. Solange wir nicht wissen, wohin die Cairaner dich bringen wollen und wie du von dort wieder ...«
Eine Alarmmeldung ging auf meinem Pult ein. Ich unterbrach agh Fermi und ließ mir Holger Bendisson einblenden. »Was ist los?«
»Jemand hat den Container mit den Codekapseln geöffnet«, sagte der Kommandant.
»Was?«, rief ich. »Was ist mit der Überwachung, die ich angeordnet habe?«
»Wurde nicht ausgelöst. Zumindest nicht die der THORA. Wir haben ein Alarmsignal vom Container selbst bekommen.« Er schickte mir eine Holoaufnahme. Ich musste schlucken.
»Ich habe mitgehört«, sagte agh Fermi. »Da haben wir ja unseren Verräter! Ich habe mir die Freiheit genommen, ein paar zusätzliche Sicherungen einzubauen.«
»Du hast automatische Paralysatoren in diese Sonde bauen lassen?«, fragte ich.
Agh Fermi verneinte. »In die Kapseln. Nur du allein kannst sie entnehmen. Jeder andere wird betäubt. Aber keine Sorge, es ist eine schwache Dosis. Der Täter kann bald befragt werden.«
»Da bin ich nicht ganz sicher.« Meine Stimme war rau.
Ich leitete Bendissons Holo weiter. Es zeigte eine Frau in der Borduniform der THORA. Sie war im Moment der Paralyse zusammengebrochen und mit dem Kopf gegen einen der scharfkantigen Kapselbehälter geschlagen. Sie lag in einer gewaltigen Lache ihres eigenen Blutes.
Für mich sah es nicht so aus, als würde sie jemals wieder sprechen.
2.
Ich erreichte den Hangar kurz nach den Sicherheitskräften und zeitgleich mit den Medikern. Eine Wachtruppe stand etwas verloren herum. Ihr Leiter, Leutnant Millar, wusste nicht recht, was seine Leute tun sollten: Das Verbrechen war schon geschehen und hatte sich gewissermaßen selbst aufgeklärt. Zudem hatte die Behandlung der Patientin Vorrang vor der Spurensicherung.
Selbst dabei würde es wohl wenig zu tun geben. Der Fall lag ziemlich klar. Interessant war lediglich die Frage, wie Sergeant Halampa – so hieß die Verletzte – es geschafft hatte, die von mir angeordneten Sicherungen zu unterlaufen. Aber diese Frage würde man eher an einem Positronikterminal klären als am eigentlichen Tatort.
Die Mediker hingegen hatten alle Hände voll zu tun. Halampa war so unglücklich gestürzt, dass sie sich den Schädel gebrochen hatte. Eine Containerecke war knapp hinter der Schläfe mehrere Zentimeter tief in den Kopf eingedrungen. Noch war völlig unklar, ob das Gehirn dabei nur gequetscht oder verletzt worden war.
Noch im Hangar begannen die Mediker eine Notversorgung, damit der Blutstrom keine Knochensplitter ins Hirn oder andere Teile des Körpers trug, die später schwerwiegende Folgeschäden auslösen konnten. Mit selbststeuerndem Nanomaterial verschlossen sie durchtrennte Arterien, während Medoroboter feine transparente Kapillaren mit den offenen Enden verbanden und die ausbleibende Blutzufuhr durch Synthoplasma ersetzten, das sich automatisch der Blutgruppe des Verletzten anpasste. Ein lokal streng begrenztes Antigravfeld mit leichtem Unterdruck erleichterte es, die Wunde zu säubern und erste Knochenfragmente zu entfernen.
Während die Ärzte um Sergeant Halampas Leben kämpften, betrachtete ich das Umfeld. Es gab Kameras sowie Luftdruck-, Strahlungs- und Temperatursensoren. Wieso hatte nichts davon Alarm ausgelöst? Welche Manipulationen waren dafür notwendig, und wie hatte der Sergeant diese zuwege gebracht?
Ein überraschtes Schnaufen einer Medikerin riss mich aus den Überlegungen. Ich drehte mich zu ihr um. »Was ist los?«
»Keine Ahnung.« Sie sah mich mit aufgerissen Augen an.
»Was heißt das?« Seit Zehntausenden Jahren plagte ich mich mit Terranern herum, und in all der Zeit hatten allzu viele Angehörige dieses Volk es nicht gelernt, klar und verständlich Meldung zu machen.
»Sieh selbst!«
Sie winkte mich zu ihrer Patientin. Die Kopfwunde war mittlerweile gesäubert und blutete nicht mehr. Ein steriles Schutzfeld trennte Sergeant Halampas frei liegende kleine graue Zellen von der Umgebungsluft.
Allerdings waren die Zellen nicht grau. Jedenfalls nicht alle. Ein Areal von der Größe zweier Daumennägel war dunkelgrün verfärbt, und darunter zeichnete sich eine unnatürlich symmetrische, zylindrische Form ab.
Sergeant Halampa trug irgendein Gerät in ihrem Kopf, das dort nach menschlichem Dafürhalten nicht hingehörte.
*
Halampa war auf die Medostation gebracht worden. Spezialisten untersuchten ihr Quartier und ihren Arbeitsplatz. Ich selbst brütete über ihrer Akte und suchte darin nach einem Hinweis, was mit der Frau geschehen sein mochte.
Bislang erfolglos. Megrat Halampa stammte von Rudyn, war 32 Jahre alt und diente seit elf Jahren in der Raumflotte. Vor fünf Jahren war sie von der Mannschafts- in die Unteroffizierslaufbahn gewechselt und hatte sich bei mehreren Kommandounternehmen empfohlen. Deshalb war sie zwei Jahre zuvor auf Reginald Bulls Flaggschiff berufen worden und führte seitdem ein so tadelloses Leben, dass die terranischen Flottenpioniere aus der Epoche der furchtbaren lindgrünen Uniformen sie schallend ausgelacht hätten.
Sie leitete eine Raumlandeeinheit, war also für alle Unwägbarkeiten ausgebildet, die bei Kampfeinsätzen auftreten konnten. Mit anderen Worten: Sie verfügte über ein breites, aber oberflächliches