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Perry Rhodan 3098: Letzte Rast bei Mu Sargai. Leo LukasЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 3098: Letzte Rast bei Mu Sargai - Leo Lukas


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erfrorenen, wunden Finger pulsierten schmerzhaft. In meinen Beinmuskeln kündigten sich Krämpfe an. Den Durst hatte ich mit Schnee gestillt. Umso lauter knurrte mein Magen.

      Ich lechzte nach Erholung. Allerdings gestattete mir die Dohle keine Pause.

      »Es wird nichts besser, wenn wir trödeln«, belehrte mich der Extrasinnvogel.

      Ich glaubte ihm. Schon ging er mir auf die Nerven. Wie seit einer halben Ewigkeit, verfluchte ich ihn für seine gnadenlos unverzichtbare Präsenz.

      Das Ende der Gletscherzunge neigte sich leicht nach unten. Hart an der Grenze, dort, wo es auf die umrahmenden Felsbrocken stieß, stand ein Iglu.

      Im Näherkommen sah ich, dass Rauch aus der Öffnung im Zenit der Eiskuppel aufstieg. »Ist das unser Ziel?«

      »Nochmals: Woher soll ich das wissen?«, ätzte die Dohle. »Aller Wahrscheinlichkeit nach befinden wir uns in einer Ausformung deines Unterbewusstseins. Darauf hast du mehr Zugriff als ich.«

      »Aber du konntest mir den Weg weisen. Und du hast zwei weitere Komponenten erwähnt, nach denen ich suchen soll.«

      »Bei den Zwölf Heroen, wie begriffsstutzig kann jemand sein? Doch nur, weil ich ebenfalls Teil deiner Persönlichkeit und Erinnerungen bin!«

      »Könntest du dich dann nicht wie gewohnt als reine Gedankenstimme manifestieren? Deine Krallen tun mir weh, und du hast mir schon zweimal den Kragen mit ... na ja, bekleckert.«

      »Gute Idee.« Der Vogel legte den Kopf schief. »Aber nein. Tut mir leid, das bleibt bis auf Weiteres so.«

      »Die Regeln.«

      »Ja, die Regeln.«

      *

      Die Kompassnadel pendelte sich auf den Iglu ein. Also gingen wir hin.

      Der Radius der Halbkugel betrug etwa fünf Meter. Ein grob bogenförmiger, nicht ganz mannshoher Vorhang aus dicken Fellen an der uns zugewandten Seite verschloss den Eingang.

      Ich schob die mehrlagigen, tranig müffelnden Pelze zur Seite, bückte mich und zwängte mich hindurch. Drinnen war es düster, aber erfreulich warm.

      Nachdem meine Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, erkannte ich eine rötlich glosende Feuerstelle. Die Wände wiederum schillerten in matten Blau- und Grüntönen.

      Jeder einzelne Eisziegel zeigte ein anderes, meist bewegtes Bild, als handelte es sich um zweidimensionale Monitore: Zeichentrickfiguren verschiedenster Gestalt, die einander auf vielfältigste Weise malträtierten, folterten und verstümmelten.

      Auf einer runden, üppig gepolsterten Bank zwischen Herd und Wand lag, die Beine in geringelten Wollstrümpfen lang ausgestreckt und übereinandergeschlagen, eine junge Frau, fast noch ein Mädchen. Die rotblonden Haare waren zu zwei langen, lockeren Zöpfen geflochten. Silberne Piercings funkelten an den Nasenflügeln und der vollen Unterlippe, auffällig, aber ohne das hübsche Gesicht wesentlich zu entstellen.

      Die Jugendliche schrak nicht im Mindesten auf. Sie hob bloß die Augenbrauen und sagte, ganz entspannt und leichthin, etwas in einer mir unbekannten Sprache.

      »›Da bist du ja‹«, übersetzte mein Logikvogel.

      »Wieso verstehst du sie«, raunte ich ihm zu, »und ich nicht?«

      »Schon vergessen, dass ich dein Extrasinn bin?«, gab er mit tadelndem Unterton zurück.

      »Nein, aber ...«

      »Sei einfach leise!«

      Mit einer einladenden Handbewegung wies die junge Frau auf einen Topf, der auf einem dreibeinigen metallischen Untersetzer inmitten der glühenden Kohlen stand. Gerüche strömten davon aus, so verlockend würzig, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief.

      »Ich sterbe vor Hunger«, sagte ich. Das war die reine Wahrheit. »Darf ich ...?«

      Sie lächelte, griff hinter sich, reichte mir eine Schüssel, einen Löffel und eine Schöpfkelle. Gierig füllte ich das Gefäß. Ich musste mich sehr beherrschen, um die Speise, ein köstlich schmeckendes, sämiges Gericht, nicht hemmungslos hinunterzuschlingen.

      »Seehundleber?«, zischelte mir die Dohle ins Ohr.

      »Hä? Im Hochgebirge?«

      »Im Iglu. Aber toll, wie du dich an rationalen Überlegungen festklammerst!«

      Tatsächlich vermeinte ich überwiegend geschmortes Wurzelwerk und eine Vielzahl gesottener Kräuter identifizieren zu können. Bröckchen von herbem, mürbem Fleisch deuteten auf alpines Hufwild hin.

      Mir war momentan sowieso alles egal. Ich schlemmte genüsslich, mit Mühe verhalten, langsam, den kleinen Finger abgespreizt wie bei einem arkonidischen Diplomatenempfang; aber unausgesetzt, Löffel für Löffel.

      Die junge Frau lachte fröhlich. Ihre Kiefer mahlten. Sie produzierte eine Kaugummiblase, die sie groß und immer größer aufblies, bis sie fast das gesamte Innere des Iglus ausfüllte. Dann spannte sie zwischen Mund und Zeigefinger einen Faden und schnippte ihn weiter, durch den Rauchabzug hinaus, scheinbar bis in die Unendlichkeit.

      Als ich satt war, bedankte ich mich. Meine Gastgeberin stieß einen perlenden Wortschwall aus.

      Ich hörte nur unverständliche Silben, dazwischen fing ich jedoch zwei Namen auf: »Atlan« und »Mu Sargai«.

      Plötzlich hatte ich eine Gänsehaut.

      *

      Von einer Mu Sargai hatte Zemina Paath berichtet. Sie war eine Kosmokratin, für die die Superintelligenz VECU diverse Aufträge übernommen hatte.

      Zu den Völkern der Vecuia, ihrer Mächtigkeitsballung im rund 265 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernten Perseus-Haufen, zählten neben den Thesanit auch die Cairaner, Ladhonen und Shenpadri. Hauptsächlich spürten sie potenziell gefahrvolle Hinterlassenschaften sterbender Superintelligenzen auf, dokumentierten und taxierten die Relikte und beseitigten sie sodann.

      Irgendwann war die Kosmokratin für die VECU nicht mehr erreichbar gewesen. Die Superintelligenz hatte erklärt, Mu Sargai befände sich wohl in einer »spezifischen Einkehr«. Möglicherweise hatte sie sich dorthin wegen des Konflikts mit einer anderen Angehörigen der Hohen Mächte zurückgezogen.

      Und nun fiel ihr Name in diesem seltsamen Iglu. Die Jugendliche, die mich verköstigte, bezeichnete damit, wie ihrer Gestik zu entnehmen war, keinen anderen als sich selbst!

      Aber passte dies denn nicht zu der surrealen Bergwelt, in der mein Logiksektor und Extrasinn als Kompass und sprechende Dohle erschienen?

      Mir wurde endgültig klar, dass mein Gegenüber in Wahrheit kein Mensch war. Sondern eine immaterielle Präsenz, von der mich etwas wie Eishauch anwehte. Ein Spuk, eine Art Film oder Folie ...

      Das Ungeheure, das sich hinter dieser Gestalt verbarg, wurde von ihr weniger repräsentiert als vielmehr verstellt. Die Figur war optischer Balsam, der mir den Blick auf die Wirklichkeit ersparte.

      *

      »Sie sagt, sie wäre bloß die Neunte«, übersetzte der Vogel.

      »Die neunte was?«, gab ich ebenso leise zurück.

      »Keine Ahnung. Was sie und der Gletscher dir spenden konnten, hast du erhalten. Nun musst du Mutter Sargai suchen. Aber davor die Zehnte, denn du brauchst noch die restlichen zwei von dreien, um dich ihr stellen zu können.«

      Ich seufzte. »Höhere Wesenheiten und ihre kryptischen Aussagen! Gibt es Herzerfrischenderes?«

      »Sei nicht undankbar! Zumindest hast du dir den Wanst vollgeschlagen.«

      Die junge Frau setzte sich auf, beugte sich vor und blies in die Glut. Schwarze Flammen loderten empor und erloschen gleich wieder. Dann wischte sie mit einer Armbewegung die ganze Feuerstelle beiseite wie einen Gazeschleier.

      Eine Falltür kam zum Vorschein, öffnete sich knarrend und legte eine senkrecht


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