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Perry Rhodan 3090: Erdkruste. Susan SchwartzЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 3090: Erdkruste - Susan Schwartz


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klar. Ich frage mich, warum nicht? Weil du blauäugig an das Gute im Menschen glaubst?«

      Er richtete sich wieder auf, drehte sich zu ihr. »Blauäugig? Nein. Der Geheimdienst hat Nasree bis in den letzten Winkel durchleuchtet, ehe ich sie in dieses Team aufgenommen habe. Wie dich übrigens auch. Nasree sympathisiert mit den Vanothen, ja, aber sie distanziert sich klar vom radikalen Flügel dieser Leute.«

      »Du hast also keine Angst?«

      »Ich habe Vertrauen«, antwortete Rhodan. »Damit fahre ich besser als mit Angst. Seit ich hier bin, wurde ich mehrfach von Vanothen angegriffen. Sie wollten mich umbringen, weil sie in mir die Zentralfigur sehen, die die Erde zurück in ihre alte Heimat bringen wird, raus aus dieser Hälfte des Dyoversums.«

      »Womit sie wohl recht haben«, sagte Anzu bewusst provokant. »Denn genau mit diesem Ziel starten wir die Expedition der PERSEPHONE – weil wir zu dem Ursprung des Rumorens im Erdinneren vorstoßen wollen. Weil es dort etwas gibt, das die Rückversetzung ermöglichen könnte.«

      »Wir sprechen von einer Möglichkeit«, stellte Rhodan klar. »Keinesfalls von einer Gewissheit. Wir wissen nicht alles.«

      Anzu lächelte matt. »Oder besser gesagt – wir wissen nahezu nichts.«

      »Die beste Voraussetzung, etwas zu lernen«, sagte Rhodan.

      2.

      Schwestern

      »Ich möchte lieber wieder heimgehen«, sagte Oona Anckerstrom zaghaft. Sie drückte sich an ihre zehn Jahre ältere Schwester Fany, die schützend den Arm um ihre schmalen Schultern legte. »Es ist ... es belastet mich.«

      »Du schaffst das schon.«

      So ging es seit drei Tagen.

      Dichtes Gedrängte herrschte auf dem Marktplatz. Verschiedene Gruppierungen gingen umher, über ihnen projizierte Holotafeln, auf denen für oder gegen die Versetzung Terras und Lunas geworben wurde. Menschen, Arkoniden, Aras, Ferronen, Jülziish, Topsider, Scü, Mehandor, Unither und viele andere Wesen waren unterwegs.

      Immer wieder blieben Leute stehen, oder die Gruppen sprachen von sich aus Passanten an.

      Seit die Residentin die Ansprache gehalten hatte, gefolgt von diversen Stellungnahmen, war mehr denn je los in der größten Metropole der Erde. Kommunikationsnetze, Foren und allen voran die Trivid-Sender waren voller Berichte, Diskussionsrunden und Wiederholungen zum Topthema dieser Tage. Um irgendwohin zu kommen, musste man sich durch die Mengen schieben, auf den Raumhäfen herrschte geradezu Ausnahmezustand. Im Sekundentakt landeten und starteten Jachten, Frachter, Passagierraumer in allen Größen und Formen.

      Oona spürte, wie die Stimmung selbst in dem eher beschaulichen Garnaru sich zusehends aufheizte, doch sie ließ sich von Fany überreden, wenigstens kurz auf den Markt zu gehen.

      »Wir können deswegen schließlich nicht wie eingesperrt leben!«, bekräftigte Fany.

      Jedoch bereute Oona nach kurzer Zeit, nachgegeben zu haben. Sie spürte zunehmend die starken Stimmungsschwankungen und Gefühlswallungen. Konnte sie sich normalerweise schon kaum dagegen verschließen, überschwemmten die Emotionen sie nun wie ein Tsunami und lösten heftige Kopfschmerzen und Beklemmungen aus. Aber Oona sprach nicht darüber, sie wollte ihre Schwester nicht belasten.

      Fany war eine sehr starke und zielstrebige Frau, sie konnte nicht nachvollziehen, was in jemandem vor sich ging, der zu viel fühlte. Obwohl es sich nicht ganz so verhielt, sachlich betrachtet. Nicht Oona war es, die zu viel fühlte, sondern es war der Umstand, dass die Gefühle der anderen gesammelt auf sie einstürzten. Sie konnte sich nicht erklären, wie das möglich war, und sie kannte niemanden sonst, der auf derartige Weise belastet war.

      »Du bist eben sehr sensibel«, meinte Fany dazu.

      Aber es war mehr, sehr viel mehr. Nur wenn sie allein oder mit Fany zusammen war, ließ der Druck nach. Was dann noch auf Oona eindrang, war dumpf, wie ein verklingender Schmerz, den sie zu ignorieren gelernt hatte, nicht mehr als ein Hintergrundgeräusch.

      Fany hatte bereits mehrmals vorgeschlagen, zur Untersuchung zu einem Mediker zu gehen, aber Oona hatte vehement abgelehnt. Sie wollte »normal« sein.

      »Dann lass uns wenigstens recherchieren!«, hatte Fany gedrängt. »Du bist bestimmt kein Einzelfall.«

      »Ich bin bloß hysterisch«, hatte Oona auch hier trocken abgeschmettert.

      Sie wollte es nicht wissen: Sie wollte, dass es aufhörte.

      Und es gab einige andere Gründe dafür. Der erste war, nicht auffallen zu wollen. Ihr Leben war kompliziert genug. Und ein alter Freund hatte sie beide davor gewarnt, sich niemandem gegenüber zu offenbaren, denn es war davon auszugehen, dass der Staat jemanden mit besonderen Gaben nicht einfach so frei herumlaufen ließ.

      Oona war nicht sicher, ob es eine Gabe war – bei ihr zumindest. Also machte sie Fany klar, dass sie lernen musste, damit umzugehen. Eines Tages würde das schon funktionieren.

      *

      Überall auf dem Platz schwebten Antigravplattformen mit den vielfältigsten Auslagen knapp über dem Boden. Die Händler boten schlichtweg alles an – von Lebensmitteln aus dem Solsystem und topsidischen Importen über Werkzeug und Rohmaterialien bis zu handgefertigtem Nippes.

      Der Markt war sehr beliebt, auch bei Touristen; er war Tag und Nacht aktiv, mit permanent wechselnden Ständen. Vor allem, wenn die Marktaufsicht kam, machte sich der eine oder andere Händler eiligst davon, weil er keine Lizenz besaß. Diese wurden selten verfolgt, die meisten waren bereits erfasst und wurden früher oder später erwischt. Die Strafen waren aber eher gering, man wollte der Vielfalt genügend Raum bieten, solange die Regeln einigermaßen eingehalten wurden. Keinerlei Nachsicht gab es allerdings, sobald der Verdacht auf Handel mit verbotenen Waren und Substanzen bestand.

      Die Schwestern Anckerstrom, 40 und 30 Jahre alt, kauften dort regelmäßig für den täglichen Bedarf ein. Sonst eher scheu, war dies eine Gelegenheit, fand Fany, unter Leute zu kommen, ein wenig ins Leben einzutauchen.

      »Wir sind doch noch so jung«, sagte Fany öfter zu ihrer Schwester. »Wir müssen irgendwann raus aus unserem Schneckenhaus.«

      Leichter gesagt als getan. Oona riss plötzlich in einer heftigen Schmerzattacke den Arm hoch, rammte dabei einer vorübereilenden Frau den Ellbogen ins Gesicht, die daraufhin gegen einen Mann stolperte, der wiederum, mit den Händen rudernd um sein Gleichgewicht bemüht, einige Handschnitzereien von dem Stand, an dem er sich gerade aufhielt, herunterfegte. Zwei sehr filigrane Vogelfigürchen zerbrachen dabei.

      »Bitte vielmals um Entschuldigung!«, rief Oona verzweifelt und bewegte beschwichtigend die Hände in alle Richtungen. »Habt ihr euch verletzt? Ist alles in Ordnung? Es war keine Absicht, tut mir leid. Ich komme für den Schaden auf!«

      Die Frau und der Mann bedachten sie mit diversen Flüchen und setzten ihren Weg fort, wobei sie laut vor sich hin schimpften. Der Händler sprang von der Plattform und rannte um seinen Stand herum, besah sich den Schaden kopfschüttelnd und hob die zerbrochenen Schnitzereien auf.

      »Herzlichen Glückwunsch!«, sagte er und streckte Oona die Hände entgegen. »Du bist soeben stolze Besitzerin von zwei äußerst kostbaren neptunischen Seelenadlern aus meiner preisgekrönten Manufaktur geworden. Und weil ich heute Angebotstag habe, zahlst du auch nur das Doppelte des Normalpreises.«

      »Ich ... ich ...«, stammelte Oona zutiefst verstört.

      »Ja, ja«, mischte Fany sich ein, riss dem Händler die Figuren aus den Händen und drückte sie ihrer Schwester an die Brust, die sie gerade noch auffing. »Wir bezahlen, das haben wir ja gerade gesagt.«

      Sie hielt ihr Multifunktionsarmband hoch. Der Händler schickte seine Daten und zog sich grußlos zurück, nachdem die Transaktion durchgeführt worden war.

      »Siehst du, es geht schon wieder los«, sagte Oona leise, während Fany sie weiterzog. »Ich bin eben der geborene Pechvogel. Kein Tag ohne Unfall oder Unglück.


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