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Die Templer im Schatten 2: Blutregen. Stefan BurbanЧитать онлайн книгу.

Die Templer im Schatten 2: Blutregen - Stefan Burban


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Atlantis

       Eine Veröffentlichung des

       Atlantis-Verlages, Stolberg

       Januar 2021

       Druck: Schaltungsdienst Lange, Berlin

       Titelbild: Mark Freier

       Umschlaggestaltung: Timo Kümmel

       Lektorat und Satz: André Piotrowski

       ISBN der Paperback-Ausgabe: 978-3-86402-747-5

       ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-764-2

       Dieses Paperback/E-Book ist auch als Hardcover-Ausgabe direkt beim Verlag erhältlich.

       Besuchen Sie uns im Internet:

       www.atlantis-verlag.de

      Prolog

      Robin von Locksley, der Sohn des Earls of Huntington, kämpfte sich über die unwegsame Straße voran. Seine Beine schmerzten, seine Muskeln schmerzten, seine Hände schmerzten. Wenn er es recht bedachte, dann schmerzte eigentlich alles an ihm. Selbst Körperteile, von deren Existenz er bis dato nichts geahnt hatte.

      Sein Freund und Weggefährte, Will Scarlet, kramte eine alte Wasserflasche heraus und nahm einen tiefen Schluck. Robin hielt inne und klopfte sich den Staub der Straße von seinem Hemd und seinem Beinkleid. Dass der Weg zu seiner Heimstatt derart beschwerlich und vor allem dreckig war, daran konnte er sich gar nicht erinnern. Vielleicht hatten die Jahre in der Fremde auch einfach seine Erinnerung oder – noch schlimmer – seine Wahrnehmung getrübt.

      Will setzte die Flasche ab und bot sie seinem Freund an, der sie mit einer lapidaren Handbewegung ablehnte. Will trat näher und verstaute die Flasche erneut in seinen wenigen Habseligkeiten.

      Robin zupfte seinen über die Schulter geworfenen Bogen zurecht und musterte den langjährigen Freund, der an seiner Seite stand. Der Mann hieß nicht wirklich Scarlet. Der Name war an ihm durch seinen Kleidungsstil hängen geblieben. Er bestand darauf, ständig dieses rote Hemd, die roten Hosen und den dazu passenden Umhang zu tragen. All das tat beim Betrachten schon fast in den Augen weh. Dennoch blieb Will bei der felsenfesten Überzeugung, er sähe damit unwiderstehlich für die Frauenwelt aus. Seine Erfolge beim anderen Geschlecht blieben dabei aber eher überschaubar.

      »Wir hätten doch in der Schenke einkehren sollen«, murrte Will zum wiederholten Male. »Dort könnten wir uns jetzt ein Bad und etwas zu essen leisten.« Er rümpfte die Nase. »Ersteres wäre nicht zu deinem Nachteil, mein Freund.«

      Robin schnaubte. »Das musst du gerade sagen. Du duftest auch nicht unbedingt nach Rosen.« Sein Blick hob sich. Die Sonne stand im Begriff, über den Horizont zu sinken. Er schätzte, sie hatten höchstens noch zwei Stunden Tageslicht zur Verfügung. »Außerdem sind wir bald da. Es ist hinter dieser Anhöhe. Dann bekommst du dein Bad und kannst dir den Wanst vollschlagen.«

      »Dein Wort in Gottes Ohr«, meinte Will immer noch mürrisch und setzte schleppend einen Fuß vor den anderen.

      Robin schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter und verfiel neben Will unbewusst in Gleichschritt. Die beiden hatten sich vor mehreren Jahren zu Beginn des sogenannten Dritten Kreuzzuges kennengelernt. Mit diesem hatte Richard Löwenherz, König von England, das Heilige Land von den Sarazenen unter ihrem König Salah ad-Din zurückerobern wollen. Fast zehn Jahre Krieg waren die Folge, aber zu mehr als einem Patt und einem darauffolgenden unsicheren Waffenstillstand hatte es nicht gereicht. Gerüchten zufolge bröckelte auch Salah ad-Dins Rückhalt bei den eigenen Leuten aufgrund der Tatsache, dass er die Kreuzritter nicht hatte besiegen können.

      Das half den christlichen Armeen im Heiligen Land nur bedingt. Die Kreuzfahrerstaaten hielten immer noch bedeutende Ländereien auf der anderen Seite des Mittelmeeres. Jerusalem befand sich jedoch weiterhin fest in Salah ad-Dins Hand. Dies hatte König Richards Mythos der Unbesiegbarkeit starken Schaden zugefügt.

      Die beiden Freunde erklommen die letzte Anhöhe und verharrten schlagartig. Vor ihnen breitete sich Locksley Castle aus, die Heimstatt der Earls von Huntington seit Generationen – und Robins Geburtsort.

      Es gab mit Sicherheit größere Schlösser oder imposantere Burgen in England. Für Robin gab es aber keinen schöneren Anblick. Er war zu Hause. Endlich wieder zu Hause.

      Die Aussicht, die nächste Nacht im heimischen Bett zu schlafen, beflügelte Robins Schritte. Sie benötigten lediglich eine halbe Stunde, um den Schlossgraben mit der Zugbrücke zu erreichen. Die Brücke war herabgelassen, das Fallgitter hochgezogen. Das Tor stand sperrangelweit offen.

      Robin wurde merklich langsamer. Er sah sich aufmerksam um. Die Jahre des Krieges hatten seine Sinne geschult. Er hatte einen sechsten Sinn erworben, der ihn vor Gefahr warnte. Nun läuteten sämtliche Glocken in seinem Kopf Sturm.

      Will warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. »Alles in Ordnung?«

      Robin antwortete zunächst nicht. Er bemerkte Bewegung im Zwinger. Dort standen Soldaten mit Hellebarden auf Posten. Sie hielten sich bewusst im Schatten, wie ihm auffiel. Robin schlenderte näher und überquerte die Zugbrücke. Er musste sich anstrengen, um die Gesichter der Männer im Dunkeln genau zu betrachten. Er kannte keinen von ihnen. Die Wachen und Soldaten seiner Kindheit waren nicht zugegen. Wenigstens einige von ihnen hätten hier weiterhin ihren Dienst versehen müssen. Die Soldaten trugen das Wappen der Familie Locksley, damit endete aber auch schon jede Ähnlichkeit mit den Wachen, an die er sich so lebhaft erinnerte.

      Will rümpfte die Nase. »Puh, was für ein Gestank!«

      Robin stutzte. Will hatte recht. Ihm selbst fiel es erst jetzt auf. Je näher er kam, desto muffiger roch die Luft. Fast als würde hier etwas verwesen. Erinnerungen zuckten durch seinen Geist. Gedankliche Fetzen furchtbarer Schlachten, die er geholfen hatte, gegen die Untoten auszufechten. Dieser Gestank erinnerte ihn daran. Es roch wie in einem Vampirnest. Er packte die Bogensaite fester, mit der er den Bogen über seine Schulter geworfen hatte.

      Robin betrachtete die Wachposten mit neuen Augen. Sie hielten sich immer noch bewusst in den Schatten. Ihre Augen leuchteten in der Dunkelheit aber nicht gelb. Es handelte sich zweifellos um Menschen. Das hieß aber nicht, dass hier keine Gefahr drohte.

      Sie erreichten den Innenhof. Er wirkte wie ausgestorben. Schlimmer noch, er wirkte ungepflegt. Dreck, Pferdemist und Unrat lagen achtlos herum. Hier hatte seit Langem niemand mehr gefegt oder aufgeräumt.

      Die Sonne sank langsam über den Horizont und tauchte den gesamten Hof in Finsternis. In diesem Augenblick erkannte Robin, welch großen Fehler er begangen hatte.

      Kaum war der letzte Sonnenstrahl verglüht, schlenderte eine Gestalt aus dem Haupthaus betont gelassen auf sie zu. Es handelte sich um einen schlanken, fast schon hageren Mann. Dieser blieb in etwa fünf Meter Entfernung stehen.

      »Master Robin«, begrüßte er ihn.

      Robin richtete sich auf und kniff die Augen zusammen. »Alexander?«

      Der Mann verneigte sich steif. »Es ist schön, Euch wiederzusehen.«

      »Robin?«, mischte sich Will ein. »Wer ist der Kerl?«

      »Das … das ist Alexander, der Haushofmeister meines Vaters.« Robin trat einen Schritt auf sein Gegenüber zu. »Alexander? Was geht hier vor? Wo ist mein Vater?«

      Alexander kicherte heiser. »Euer Vater ist … nicht zugegen. Er ist dieser Tage nicht mehr anzutreffen auf Locksley Castle. Dieses Schloss gehört jetzt … mir

      Bei der Art und Weise, wie der ehemalige Haushofmeister das letzte Wort betonte, lief ein eiskalter Schauder über Robins Rücken. »Wo ist mein Vater?«, wiederholte er, diesmal drängender.

      Alexander blieb betont freundlich. »Wie ich schon sagte. Er ist nicht hier.«

      »Das genügt


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