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Die Templer im Schatten 2: Blutregen. Stefan BurbanЧитать онлайн книгу.

Die Templer im Schatten 2: Blutregen - Stefan Burban


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Balg etwas habe befehlen lassen, sind lange vorbei.«

      In diesem Augenblick hörte Robin das Fallgitter hinter sich auf den Boden scheppern. Er wirbelte herum. Ein Dutzend Wachposten stand nun zwischen ihnen und dem ohnehin fest verschlossenen Gitter.

      Robin spürte Angst in sich aufsteigen. Er verdrängte die Emotion tief in seine Eingeweide. Angst würde ihm hier nicht hinaushelfen. Eine Ahnung überkam ihn, womit er es zu tun hatte. Die Hand des Bogenschützen tastete nach dem Beutel an seiner Hüfte. Er öffnete ihn und griff hinein. Seine Finger ertasteten einen hölzernen Gegenstand.

      »Du begehst einen großen Fehler, Alexander.« Er wechselte einen schnellen Blick mit Will Scarlet. Dieser hatte keine Ahnung, worum es hier ging. Er erkannte jedoch Todesgefahr, wenn sie ihm ins Gesicht blickte. Sein Schwert fuhr zischend aus der Scheide.

      »Ist das so?«, meinte Alexander. Der ehemalige Haushofmeister hob den Kopf und sah Robin erstmals direkt in die Augen. Seine Pupillen leuchteten gelb. Der Vampir öffnete den Mund zu einem bösartigen Grinsen und offenbarte die langen spitzen Reißzähne, zu denen seine Eckzähne verkommen waren.

      Robin wich einen Schritt zurück. »Auf meinen Reisen habe ich gegen Schlimmeres als dich gekämpft.«

      Der Vampir kicherte erneut. »Es gibt nichts Schlimmeres als mich«, prahlte dieser vergnügt. Alexander bewegte sich von einer Sekunde zur anderen mit unfassbar anmutender Geschwindigkeit. Eben noch stand er Robin und Will ganz entspannt gegenüber, in der nächsten Sekunde hatte er auch schon fast den kompletten Weg zu Robin überbrückt, die Hände wie tödliche Krallen vor sich ausgestreckt, bereit, seine Beute zu zerfetzen, um an ihr Blut zu kommen.

      Aber Robin war kein Prahlhans. Und seine Worte entsprachen der Wahrheit. Er hatte auf seinen Reisen an der Seite der Templer im Schatten gegen Vampire unter Frederick DiSalvatino gekämpft. Er wusste ganz genau, womit er es zu tun hatte. Und er wusste ganz genau, worauf er zu achten hatte. Aber vor allem, wusste er ganz genau, wie er einer solchen Gefahr zu begegnen hatte.

      Robin hatte die subtilen Hinweise auf einen bevorstehenden Angriff erkannt – und war vorbereitet. Noch in derselben Sekunde, in der sich Alexander bewegte, riss Robin das Holzstück mit der eingeritzten Rune heraus.

      Die Rune begann bei der bloßen Gegenwart eines Vampirs in heiligem Licht zu glühen. Alexander wich angstvoll zurück und verbarg sein Antlitz vor dieser unerwarteten Waffe. Er fauchte Robin zornig an.

      »Das wird Euch nichts nützen, Master Robin.«

      Robin fragte sich, warum der Kerl ihn immer noch mit Master ansprach. Vielleicht war es einfach die Art des Vampirs, ihn zu verhöhnen. Er ließ sich nicht ablenken und achtete peinlich genau darauf, die Rune ständig in Alexanders Richtung zu halten.

      »Und wieso nicht?«, erwiderte er trotzdem.

      »Sieh dich mal um, Junge«, forderte Alexander ihn auf. »Meine Wachen sind keine Vampire. Deine kleinen Zaubertricks besitzen keinerlei Einfluss auf sie. Es sind meine Blutsklaven. Gebunden an mich durch die freiwillige Einnahme meines Lebenssaftes.«

      »Freiwillig wohl kaum«, knurrte Robin. »Was hast du ihnen angetan? Hast du gedroht, ihre Familien auszusaugen?«

      »Und wenn schon!«, gab der Vampir freimütig zu. »Mein Blut haben sie freiwillig getrunken. Es gibt keinen Vertrag ohne eine kleine Hintertür.« Der Vampir kicherte abermals. Es war ein heiserer Laut, der an den Nerven zehrte. Plötzlich verstummte Alexander.

      »Tötet sie!«, stieß er mit einem Mal aus.

      Robin fluchte. Ihre Zeit lief ab. Er sah sich über die Schulter hektisch um. Die Wachen kamen drohend näher. Aus den angrenzenden Gebäuden kamen weitere.

      »Will!«, fuhr er seinen Freund an. »Der Wehrgang. Hoch mit dir! Das ist unsere einzige Chance.«

      Will Scarlet zögerte für einen Moment, drehte sich dann um und rannte die Treppe zum Wehrgang hoch, so schnell seine Beine ihn trugen. Robin folgte ihm bedeutend langsamer. Er achtete darauf, die Rune immer in Richtung seines blutsaugenden Gegners zu halten. Dieser rührte sich kaum von der Stelle. Robin war sich nicht sicher, ob dies aus Respekt vor dem magischen Artefakt der Fall war oder ob der Vampir einfach nur der Meinung war, sich nicht anstrengen zu müssen angesichts der Übermacht, die den beiden Kreuzfahrern gegenüberstand.

      Robin hörte hinter sich das Klirren von Stahl auf Stahl. Will befand sich bereits im tödlichen Kampf mit den Wachen Alexanders. Er nahm die Rune in die linke Hand und zerrte mit der rechten das Schwert aus der Scheide.

      Die Blutsklaven näherten sich vorsichtig und dennoch siegesgewiss. Sie wussten, es gab keinen Ausweg. Jedenfalls keinen, den einer von ihnen genommen hätte. Robin hatte einen Plan. Dies hier war sein Zuhause und er kannte es besser als die meisten. Ein Blutsklave schwang seine Hellebarde gegen Robins Kopf. Dieser wich seitlich aus, lenkte die gefährliche Waffe ab und führte eine Riposte, die dem Blutsklaven die Kehle öffnete. Die Augen des Mannes wurden groß, er ließ seine Waffe fallen und griff sich mit beiden Händen an den Hals. Zwischen seinen Fingern strömte der rote Lebenssaft aus seinem Körper. Er ächzte und stolperte rückwärts die Stufen hinab.

      Ein weiterer Gegner griff Robin an, diesmal mit einem Schwert. Robin parierte auch diesen Hieb und trieb seinen Kontrahenten mit mehreren weit ausholenden Schwingern zurück. Robin war kein besonders versierter Schwertkämpfer, dennoch besaß er genügend Können, um den Blutsklaven auf Abstand zu halten.

      Schwer atmend, erreichte er die letzte Stufe vor dem Wehrgang. Er stieß mit der Ferse gegen einen am Boden liegenden Körper. Im ersten Moment befürchtete Robin, es könne sich um Will handeln. Dann allerdings dröhnte erneut das klirrende Geräusch aufeinanderschlagender Schwerter durch die Luft.

      Die Blutsklaven kamen langsam und drohend näher. Robin wagte es nicht, sich umzudrehen. Er durfte seine Gegner nicht aus den Augen lassen.

      »Will?«, rief er über die Schulter.

      »Ich bin noch hier«, hörte er seinen schwer atmenden Freund antworten.

      »Spring!«, brüllte Robin. Für einen Moment zögerten sowohl Blutsklaven als auch Will Scarlet.

      »Ist das dein Ernst?«, antwortete dieser verblüfft.

      »Das ist unsere einzige Chance. Der Burggraben ist an dieser Stelle tief genug. Spring! Sofort!«

      Er hörte, wie sein Freund einen wüsten Fluch ausstieß. Er wandte sich halb um und sah, wie Will auf eine der Zinnen sprang, bereit, sich in die Tiefe zu stürzen. Diese eine Sekunde der Unachtsamkeit nutzten zwei der Blutsklaven gnadenlos aus. Sie sprangen vor, packten ihn und zogen ihn von den Zinnen fort. Ein dritter entwand ihm das Schwert und schlug Will mit dem Knauf seiner eigenen Klinge auf die Stirn.

      Die Bewegungen von Robins Freund erlahmten von einem Moment zum anderen. Aus einer Platzwunde zog sich ein schmaler Blutstrom über die Nasenwurzel bis hinunter zum Kinn. Selbst auf diese Entfernung erkannte Robin, dass Wills Augen glasig wurden. Der Mann kämpfte offenbar darum, bei Bewusstsein zu bleiben.

      Robin warf alle Vorsicht über Bord und wirbelte mit erhobener Klinge um die eigene Achse, damit er seinem Freund und Waffenbruder beistehen konnte. Er spürte gleichzeitig, wie die Blutsklaven die Schlinge enger zogen. Der Bogenschütze eilte auf die Sklaven zu, die Will in ihrem eisernen Griff gefangen hielten.

      Robin hatte sie beinahe erreicht. Just in diesem Augenblick wurden Wills Augen für den Bruchteil einer Sekunde wieder ganz klar. Der Krieger funkelte Robin an und schüttelte andeutungsweise den Kopf. Gleichzeitig holte er mit einem Fuß aus und versetzte Robin einen derart wuchtigen Tritt, dass dieser über die Brüstung des Wehrgangs und in die Tiefe geschleudert wurde.

      Der Fall konnte nicht länger als ein paar Sekunden gedauert haben. Für Robin fühlte es sich aber nach einer Ewigkeit ein. Endlich traf er auf das brackige Schmutzwasser, mit dem der Graben gefüllt war. Die Wassermassen schlugen über ihm zusammen und Robin versank in Dunkelheit. Um ein Haar hätte ihm der Aufprall die Besinnung geraubt. Dann jedoch übernahmen seine Überlebensinstinkte und er begann, seine Arme und Beine zu bewegen. Wild strampelnd durchbrach er die Oberfläche.


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