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Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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er leise.

      *

      Nach einer gründlichen Desinfektion konnte Niko Arzfeld das Krankenzimmer seiner Verlobten verlassen. Dr. Weigand und seine Kollegin Christine Lekutat folgten seinem Beispiel. Schwester Camilla blieb bei ihrer Patientin und versprach, Alarm zu schlagen, sobald sich ihr Zustand veränderte.

      Eine Weile war Niko von der Bildfläche verschwunden. Matthias dachte schon, er wäre nach Hause gefahren, als er ihn auf einem Loungesofa in der Lobby entdeckte. Im ersten Moment wollte er weitergehen. Doch der Mann machte einen so unglücklichen Eindruck, dass er seinen Entschluss änderte.

      »Herr Arzfeld.«

      Wie unter einem Peitschenhieb zuckte Niko zusammen.

      »Gibt es Neuigkeiten von Silje?«

      »Nein, keine Sorge.« Er garnierte seine Worte mit einem, wie er hoffte, beruhigenden Lächeln. »Ich habe gerade Pause und dachte, ein bisschen Gesellschaft wäre nett.«

      »Bitte.« Niko deutete auf den freien Platz gegenüber. »Tun Sie sich keinen Zwang an.« Er lächelte Dr. Weigand zu, um wieder in Schweigen zu versinken.

      Matthias trank einen Schluck Wasser aus der kleinen Flasche vom Automaten. Sein Gegenüber ließ er nicht aus den Augen.

      »Archäologin. Interessanter Beruf«, brach er das Schweigen. »Arbeitet Ihre Verlobte viel im Ausland?«

      »Die meiste Zeit«, antwortete Niko ohne hochzusehen. »Silje hat eine Schwäche für versunkene Hochkulturen. Zuerst die alten Ägypter, dann die Maya-Kultur. Inzwischen ist sie bei den Azteken angekommen.« Er fuhr sich durch die Haare und schob die Brille mit den runden Gläsern zurück auf die Nase.

      »Dann haben Sie sich vermutlich auf der Uni kennengelernt.« Nicht, dass sich Dr. Weigand brennend für das Privatleben seiner Patienten interessierte. Ihn trieb allein ein berufliches Interesse.

      »Nein. In Ägypten.« Ein Lächeln huschte über Nikos Züge. »Sie arbeitete bei den Pyramiden von Gizeh, die ich im Zuge einer Studienreise mit einer Gruppe Forschern besucht habe. Silje hatte sich bereit erklärt, die Fremdenführerin für uns zu spielen.«

      »Wie romantisch.« Sofort hatte Matthias ein Bild vor Augen. Ein braungebranntes Frauengesicht mit blitzend blauen Augen, das Haar unter einem weißen Tuch versteckt. Eine vorwitzige, hellblonde Strähne flatterte im Wind. Der bodenlange Kaftan umspielte ihre Gestalt.

      Nikos Lachen ließ das Bild verschwimmen wie eine Fata Morgana.

      »Das war es am Anfang wirklich.« Sein Gesicht nahm einen versonnen Ausdruck an. »Wir schliefen in Zelten bei den Pyramiden, um Zeit zu sparen. Ich erwachte früh und trat hinaus. Nie werde ich Siljes Anblick vergessen. Sie saß am Lagerfeuer. Innerhalb der größten Dunkelheit. Über uns standen die letzten Sterne. Sie reichte mir ein Glas mit heißem Tee. Die Kamele in der Nähe schnaubten und kauten schlaftrunken auf Datteln. Stunden später erst gesellten sich die anderen zu uns.« Niko kehrte in die Wirklichkeit zurück. Er sah Dr. Weigand an. »An diesem frühen Morgen habe ich mich unsterblich in Silje verliebt.« Er seufzte und betrachtete die ineinander verschlungenen Hände. »Was dann kam, war leider nicht so romantisch. Zu dieser Zeit war Silje schon eine Weile in Ägypten und mit einem Araber liiert.« Seine Mundwinkel zogen sich nach unten. »Ich kann es ihm nicht verdenken, dass er hart um sie gekämpft hat.«

      »Ich verstehe.« Matthias nickte mehrmals hintereinander. Eifersucht war ihm ein guter Bekannter. »Und nun fürchten Sie, dass Silje ihre Liaison aufgewärmt haben könnte.«

      »Was für einen anderen Grund sollte sie haben, um in den vorderen Orient zu reisen? Noch dazu, ohne mir etwas davon zu sagen.« Niko dachte nicht daran, mit seinem Verdacht hinter dem Berg zu halten. Er suchte Dr. Weigands Blick und hielt ihn fest. »Nicht, dass Sie mich für hysterisch halten. Aber eine Fernbeziehung auf diese Distanz ist eine der schwierigsten Übungen der Welt.« Wieder zauste er sich das ohnehin schon wirre Haar. »Wenn dann noch Geheimnisse dazu kommen, Ausreden, Heimlichkeiten, wie bei uns in letzter Zeit, dann wird die Luft dünn.«

      »Ich verstehe.«

      Niko Arzfeld sprang auf und begann, vor dem dunkelbraunen Sofa mit den niedrigen Metallbeinen auf und ab zu laufen. Zwei Meter in die eine Richtung, den gleichen Weg wieder zurück.

      Eine Weile sah sich Dr. Weigand die Wanderung an. Dachte über seine eigene Beziehung zur Assistenzärztin Sophie Petzold nach, die um ein Haar Opfer seiner Eifersuchtsdramen geworden war.

      »Darf ich Ihnen einen Rat aus eigener Erfahrung geben?«, fragte er, ehe er an seinen Arbeitsplatz zurückkehrte. »Treffen Sie keine voreilige Entscheidung. Gehen Sie ganz sicher, dass sie keinen riesigen Fehler machen.« Er lächelte. »Und glauben Sie mir: Ich würde das nicht sagen, wenn ich nicht genau wüsste, wovon ich spreche.«

      *

      Das eintönige Piepen der Überwachungsmonitore vermischte sich mit dem Zischen und Ballern, das aus Dr. Lammers Handy kam. Seit Stunden gab es nichts weiter zu tun als abzuwarten. Schwester Elena und der Kinderarzt saßen am Tisch im Dienstzimmer. Lammers tippte auf seinem Handy herum. Das Licht des Displays malte bunte Flecken auf sein Gesicht. Fast so, als hätte er eine ansteckende Krankheit.

      »Das so etwas ausgerechnet bei uns passieren muss«, murmelte Elena vor sich hin. Über der Tür hing eine Uhr. Groß und rund wie eine Bahnhofsuhr. War der Sekundenzeiger schon immer so langsam im Kreis gewandert?

      »Treffer! Versenkt!«, frohlockte Lammers. »Wussten Sie, dass ich ein Superheld bin!«

      Sie musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue.

      »Ich habe so etwas befürchtet.«

      »Was denn? Warum machen Sie denn ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter?«

      »Weil ich viel dafür gäbe, diese Station wieder verlassen zu dürfen. So ähnlich muss sich ein Häftling fühlen.«

      »Typisch Frau. Statt sich über bezahltes Nichtstun zu freuen, jammert ihr herum.«

      Endlich erreichte der Sekundenzeiger die Zwölf.

      »Was die Kollegen wohl gerade machen?«, murmelte Elena vor sich hin.

      »Das, was sie immer tun. Blut abnehmen, Patienten mit Tabletten füttern, operieren.«

      »Ich finde es jedenfalls schwer vorstellbar, dass das Leben da draußen einfach so weitergeht, während wir hier zur Untätigkeit verdammt sind.« Sie sah hinüber zu Schwester Gesine, die das Zimmer gerade betreten hatte. Ihr Anblick erschreckte Elena.

      »Warum bin ich eigentlich Krankenschwester geworden?«, brach es aus der jungen Schwester heraus. »Was ist das für ein Beruf, bei dem man wegen anderer Leute Krankheiten sterben kann?«

      »Weiber!« Ohne den Kopf zu heben, rollte Lammers mit den Augen. »Nur zur Erinnerung: Wir haben es hier nicht mit der Pest zu tun.«

      »Trotzdem sitzen wir hier fest und dürfen die Station nicht verlassen«, schluchzte Gesine. »Wer füttert jetzt meine Katze? Wenn ich nicht mehr da bin, muss sie jämmerlich verhungern.« Zwei schwarze Streifen bahnten sich den Weg über ihre Wangen. »Ich will noch nicht sterben. Ich hatte doch noch so viel vor.«

      Ein Donnern erschütterte den Raum. Volkers Faust war auf dem Tisch gelandet. Sein Mobiltelefon schlitterte auf die Kante zu. Nur Elenas schneller Reaktion war es zu verdanken, dass es nicht abstürzte.

      Lammers achtete nicht darauf.

      »Halten Sie den Mund, Sie hysterische Henne!«, herrschte er Gesine an.

      Schlagartig war es still im Zimmer. Die junge Schwester wagte noch nicht einmal mehr, Luft zu holen. In diese Stille hinein klingelte es an der Schleuse.

      Elena reichte Lammers sein Telefon und verließ das Zimmer. Endlich gab es etwas zu tun.

      *

      Das Gespräch mit dem Arzt war nicht ohne Wirkung auf Niko Arzfeld geblieben. Dr. Weigand hatte recht. Bestimmt gab es eine einfache Erklärung für Siljes Krankheit und die Heimlichkeiten der vergangenen


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