Günter, der innere Schweinehund. Stefan FrädrichЧитать онлайн книгу.
Willich
Illustrationen: Timo Wuerz, Hamburg
Satz und Layout: Das Herstellungsbüro, Hamburg,
© 2006 GABAL Verlag GmbH, Offenbach Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Der schlaue Spruch, bevor es losgeht:
»Wir sollten der Hypothese Aufmerksamkeit schenken, dass die hohen Profite der Tabakindustrie direkt mit der Tatsache zusammenhängen, dass der Kunde vom Produkt abhängig ist.«
(British American Tobacco, 1979)
1. Günter, der innere Schweinehund
Günter ist dein Freund. Freunde wollen dir gute Ratschläge geben.
Das ist Günter. Günter ist dein innerer Schweinehund. Er lebt in deinem Kopf und bewahrt dich vor allem Übel dieser Welt. Immer wenn du etwas Neues lernen sollst, ist Günter zur Stelle: »Lass das sein!«, sagt er dann, »Das ist viel zu mühsam!« oder »Das haben andere nicht geschafft, also kannst du es auch nicht«. Innere Schweinehunde sind nämlich furchtbar faul. Und weil Günter denkt, dass du genauso schweinehundefaul bist wie er, will er dich mit seinen Ratschlägen vor unnützer Mühe beschützen. Ist das nicht nett von ihm?
Also gibt dir Günter den ganzen Tag lang Tipps: »Wozu arbeiten? Morgen ist auch noch ein Tag!«, rät er dir, oder: »Appetit? Iss doch ein Stück Schokolade!« Günter will nämlich, dass du dich immer gleich und sofort gut fühlst. Und was er für schwierig hält, will er dir gar nicht erst zumuten. Schade nur, dass Günter dabei oft kurzfristig denkt! So können dir seine Ratschläge manchmal nämlich schaden …
Am besten siehst du Günter als Freund an: Er berät dich zwar, aber entscheiden tust du letztlich selbst. Du kannst Günters Tipps also befolgen oder sie missachten.
2. Der junge Günter
Günter holt sich seine Ratschläge von anderen Leuten. Manchmal liegt er dabei falsch.
Günter redet dir ganz schön in dein Leben rein. »Tu dies, lass das sein, mach jenes später, gönn dir mal was.« Das ist angenehm. Denn es kostet dich keine Mühe, zu tun, was er sagt: »Sport machen? Lieber hinsetzen und ausruhen!«, »Mit dem Rauchen aufhören? Nächstes Jahr vielleicht!«, »Gesünder leben? Erst mal einen Kaffee trinken!«. Und schon bald hechelst du auf der Treppe, hast ständig Husten und fühlst dich immer schlapper. Alles wegen Günter …
Aber wo hat Günter eigentlich seine ganzen Tipps her? Tja, das ist so eine Sache: Die meisten Ratschläge kennt er von anderen Leuten. Denn weil Günter zu faul zum Selberdenken ist, übernimmt er einfach die Tipps und Tricks anderer Menschen. Das macht am wenigsten Mühe. »Man gönnt sich ja sonst nichts«, sagt Tante Lieselotte und greift nach den Keksen – und Günter findet das richtig gut. Auch wenn Klaus immer mehr Geld ausgibt, als er hat, ist Günter begeistert. Denn der Klaus sagt sich: »Wird schon.« Und Günter ist Feuer und Flamme: »Wie einfach das Leben doch ist!«
3. Das war schon immer so!
Günter macht immer gerne alles so, wie es immer war. Und du trittst auf der Stelle.
Günter ist ein Gewohnheitstier. Was er einmal gelernt hat, will er immer auf die gleiche Weise machen. Das ist nämlich am leichtesten. So muss er die Dinge immer nur einmal lernen … »Das war schon immer so«, sagt er dir also gerne. Und du gehst immer in denselben Supermarkt zum Einkaufen, fährst immer an den gleichen Urlaubsort, isst in derselben Pizzeria immer die gleiche Pizza und vertagst gesunde Ernährung und Sport Jahr um Jahr. Ist ja auch klar: Es war schon immer so! Außerdem: Geht doch!
Günter findet das alles ganz prima. Denn so ist das Leben angenehm und mühelos. Und wenn du dennoch mal etwas Neues ausprobieren willst, protestiert Günter lautstark: »Die Möbel umstellen? Du spinnst doch!«, meckert er dann, »Salat statt Pizza? Ich bin doch kein Hase!« und: »Mit dem Fahrrad statt mit dem Bus fahren? Viel zu gefährlich!« Du siehst: Günters Ausreden sind ziemlich bestechend. Und Günter ist stolz, dass er dir das Leben so leicht macht.
Schade nur, dass du so kaum neue Erfahrungen sammelst …
4. Die andere Seite
Günter hat schnell die passende Ausrede parat. Dabei sind Menschen, die gesund leben, meistens sehr glücklich.
Auf der anderen Seite weißt du ganz genau, was gut für dich wäre: zum Beispiel die Wohnung aufräumen und die Wäsche bügeln. »Klar machen wir das«, sagt Günter großzügig. »Sobald Zeit dafür ist.« Oder fitter und gesünder werden. »Sport? Unmöglich!«, mäkelt Günter. »Das Fitnessstudio ist zu weit weg!« Oder doch endlich Spanisch lernen? »Wäre die Volkshochschule nur nicht so kalt und ungemütlich!« Scheinheiliger Günter! Du siehst: Er wickelt dich ganz schön um den Finger – und du bleibst da stehen, wo du bist.
Aber fällt es gesunden und fitten Menschen nicht sogar leicht, gesund und fit zu sein? Und krempeln manche Menschen nicht hin und wieder gerne ihre Wohnung um? Essen nicht manche Salat statt Pizza und fühlen sich dabei sogar noch besser als die, die ständig Kalorienpampe in sich hineinstopfen? Manche fahren sogar wie selbstverständlich mit dem Fahrrad statt mit dem Bus – und sind dadurch besser trainiert! »Haben die denn gar keinen inneren Schweinehund?«, wundert sich Günter. Doch, doch! Nur sind auch deren Schweinehunde Gewohnheitstiere. Und die haben sich eben an ein gesundes Leben gewöhnt …
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