Günter, der innere Schweinehund, wird Nichtraucher. Stefan FrädrichЧитать онлайн книгу.
Stunk: »Hau drauf!« Besucht Günter dagegen den Schachklub, findet er Argumente besser. Lebt Günter in Europa, rät er dir beim Essen selbstverständlich zu Messer und Gabel. Wohnt er in Asien, empfiehlt er dir Stäbchen. Und jeder Schweinehund findet sein eigenes Verhalten normal – und das von anderen oft fremdartig. Ist das nicht merkwürdig? Jeder Schweinehund ist der Nabel der Welt!
Und keinem Schweinehund fällt sein eigenes Verhalten schwer! »Hm«, überlegt Günter. »Heißt das, dass sich Salathasen gar nicht überwinden müssen, wenn sie Salat essen?« Genau! Mundharmonikaspieler spielen schließlich auch ohne Anstrengung Mundharmonika. Und überzeugte Autofahrer vermissen kein Fahrrad, während überzeugten Radlern kein Auto fehlt. Und vermutlich ist es für dich ganz normal, wenn du eine Zigarette rauchst. Klar: Das Rauchen ist für Raucher schließlich genauso normal wie das Nichtrauchen für Nichtraucher!
6. Günter raucht
Ungefähr ein Viertel der Menschen in der westlichen Welt raucht. Drei Viertel rauchen nicht.
»Stimmt!«, sagt Günter und erinnert sich. »Du könntest mal wieder eine rauchen.« Aber Moment mal: »Das ist hier ja ein Nichtraucherbuch, oder?!« Egal, denkt Günter und empfiehlt dir: »Mach trotzdem mal eine Pause und rauch eine.« Klar: Günter will sich entspannen, also empfiehlt er dir eine Zigarette. Das ist für Günter völlig normal.
Manche Schweinehunde sind Raucher, andere nicht. Wenn Günter raucht, dann gehört er zu dem Viertel aller Schweinehunde, das sich täglich Zigaretten reinzieht, während die anderen drei Viertel das nicht tun müssen. Obwohl diese »Angewohnheit« meist zwei Seiten hat: Auf der einen Seite rauchst du gern, und Günter empfiehlt es dir immer wieder. Auf der anderen Seite überlegst du dir womöglich, ob du nicht doch wieder Nichtraucher werden solltest. Ein Hin und Her im Kopf … Erkennst du dich wieder?
Woher dieses Hin und Her kommt und wie du ganz einfach wieder Nichtraucher werden kannst, wird sich bald zeigen, keine Sorge! Jetzt genieß erst einmal deine Zigarette. Du hast sie dir verdient.
7. Die kleine Welt
Alles, was heute gewohnt ist, war einmal ungewohnt. Was wir ändern, wird gewohnt.
Das Rauchen ist für Günter also ganz normal. Für Nichtraucher aber nicht! Warum nur? Nun, alle Schweinehunde leben in ihrer eigenen kleinen Welt. In der befindet sich all das, was für sie normal ist.
Denk mal an die Dinge, die du in deiner kleinen Welt hast. Deine Wohnung, deinen Partner, deine Blumentöpfe … – alles war mal neu, stimmt’s? Als du deinen Führerschein gerade neu hattest und vielleicht sogar dein erstes eigenes Auto, war das eine Zeit lang etwas ganz Besonderes. Nach einer Weile war es normal. Denn Schweinehunde gewöhnen sich ziemlich schnell an neue Dinge in der kleinen Welt. Genauso schnell gewöhnen sie sich daran, wenn manche Sachen rausfliegen aus deinem Leben. Denk an deine Ex-Stadt, deine Ex-Schuhe und deinen Ex-Supermarkt: Günter findet es ganz normal, dass sie nicht mehr da sind. So einfach, wie er sich an Neues gewöhnt, wird er Altes auch wieder los!
Tja, und Raucherschweinehunde haben eben das Rauchen in ihrer kleinen Welt drin, Nichtraucherschweinehunde das Nichtrauchen. Ob man das Rauchen wohl auch so schnell loswird wie alte Turnschuhe?
8. Rauchen? Igitt!
Früher, bevor du die Zigaretten in deine kleine Welt gelassen hast, fand Günter das Rauchen ziemlich abwegig. Und alles ging, ohne zu rauchen.
Und jetzt denk mal an deine Zeit als Nichtraucher zurück! Bevor du angefangen hast zu rauchen: Woraus bestand da deine kleine Welt? Bestimmt nicht aus Entspannungs- oder Kaffeezigaretten. Vielleicht hat Günter ja damals gesagt: »Igitt, Rauchen stinkt!« Oder: »Aua, das brennt in den Augen!« Oder vielleicht sogar: »Bäh, so was tun nur doofe Erwachsene!« Versuch mal, dich zu erinnern.
Weißt du noch, wie du als Nichtraucher Hausaufgaben gemacht hast? Damals hast du keine Zigaretten gebraucht, um dich zu konzentrieren. Auch Probleme hast du ohne Zigarette gelöst – du hast einfach nachgedacht oder deinen großen Bruder geholt. Und wenn dir mal langweilig war, weil du nicht rausdurftest oder es geregnet hat – dann saßt du eben am Fenster und hast hinausgeschaut. Ohne dabei eine Zigarette rauchen zu müssen. Auch nach dem Essen hast du keine gebraucht.
Alles ging früher ohne Zigarette. Warum? Weil Günter das Rauchen damals noch nicht in seiner kleinen Welt drin hatte.
9. Stimmen im Kopf
Günter hat früher wie ein Nichtraucher gedacht und hatte nur eine Stimme im Kopf. Heute denkt er mit zwei Stimmen: Er genießt das Rauchen und will gleichzeitig damit aufhören.
Rauchst du gerne? Immer wieder? Und würdest du gerne mal mit dem Rauchen aufhören, wenn es ganz einfach ginge? Auch ja? Seltsam … Anscheinend spricht Günter hier mit zwei Stimmen! War das schon immer so?
Denk noch mal an früher. Als Nichtraucher hattest du wahrscheinlich nur eine Stimme im Kopf: Rauchen war für dich vermutlich meist ekelhaft. So wie für manche Nichtraucher heute, die dich vielleicht bitten, woanders zu rauchen. »Langweilige Spaßbremsen und ungesellige Spießer!«, wettert Günter sofort. Seltsam: Früher, als du noch nicht geraucht hast, hat dir das Rauchen gestunken. Heute hingegen stinken dir manchmal die Nichtraucher. Warst du früher etwa spießig und langweilig?
Wie stehst du zum Rauchen? Bist du eigentlich dagegen? Oder bist du ein überzeugter Raucher und hältst Rauchen für so toll, dass du es deinen Kindern empfehlen würdest? Oder genießt du das Rauchen, obwohl du gleichzeitig damit aufhören willst? Es kann gut sein, dass du so widersprüchlich denkst. Vielen Rauchern geht es so.
10. Die bunte Welt der Nichtraucher
Nichtraucher halten das Nichtrauchen für normal, und nichts fehlt ihnen. Raucher halten das Rauchen für normal und haben oft Angst, dass ihnen als Nichtraucher etwas fehlen könnte.
So wie du früher gelebt hast, leben Nichtraucher heute immer noch: Sie können sich entspannen, Freunde treffen, Probleme lösen, Kaffee trinken, Sonnenuntergänge bewundern, essen, trinken, aufstehen, schlafen gehen – alles ohne Zigaretten. Sie sind frei. Rauchern dagegen geht es nicht so gut: Sie scheinen ständig ihre Kippen zu vermissen! Arme Raucher … (Leider glauben Raucher auch, ihnen würde als Ex-Rauchern dauerhaft etwas fehlen. Aber das ist natürlich Quatsch! Dazu später mehr.)
Weil das Rauchen inzwischen ein ganz normales Möbelstück in Günters kleiner Welt ist, vergisst er die Zeit als Nichtraucher manchmal. Klar: Auch an einen neuen Schrank gewöhnt man sich schnell, ohne weiter an den alten zu denken. Jetzt raucht Günter eben – obwohl er mal jahrelang nicht geraucht hat – und hält das Rauchen für normal.
Wenn Günter wüsste!
11. Was ist das, rauchen?
Rauchen ist eine komplizierte Sache. Doch weil Günter es gewohnt ist, findet er es normal.
Aber ist das Rauchen denn so normal, wie es Günter erscheint? Mal sehen.
Du pflückst eine Giftpflanze, trocknest ihre Blätter, hackst sie klein, rollst die Fasern in ein dünnes Papierröllchen und leimst es zusammen. Dann nimmst du das eine Ende des Röllchens in den Mund, entflammst mit einer Hand ein Feuerzeug und hältst das andere Ende des Röllchens in die Flamme. Mit dem Mund erzeugst du einen Unterdruck, der die Flamme