Günter, der innere Schweinehund, hat Erfolg. Stefan FrädrichЧитать онлайн книгу.
Hinweise ins Ohr zu flüstern.
5. Günter lernt Regeln
Günter lernt Regeln. Je länger er eine Regel befolgt, desto fester wird sie.
Unterm Strich hat Günter also lauter praktische Regeln gelernt: Fußgängerampel rot? »Stehen bleiben!« Ampel grün? »Gehen!« Doch weil das Leben komplex ist, musste er die Regeln oft weiterentwickeln: Rot mitten auf der Straße? »Trotzdem gehen – und zwar schnell!« Einem süßen Jungschweinehund imponieren? »Lieber cool sein, statt brav!« In jungen Jahren ist man schließlich noch flexibel … Mit der Zeit allerdings haben sich Günters Regeln verfestigt: Essen bei Tisch? »Mit Messer und Gabel!« Autofahren? »Rechte Straßenseite!« Sprache? »Deutsch!« Warum? Weil Günter es früher mal so gelernt und jahrelang nicht verändert hat.
»Früher, früher …«, motzt Günter. »Heute weiß ich selbst Bescheid!« Sicher? Dann pass mal auf: Angenommen, der kleine Hans-Jörg wächst in einem Umfeld heran, in dem alle Sport hassen. Immer wieder hört er: »Sport ist Mord!« Was hält sein innerer Schweinehund dann wohl vom Schulsport? »Gar nichts!« Und mit wem versteht sich Hans-Jörg in der Klasse gut? »Mit anderen Nicht-Sportlern!« Und was erzählen sich seine Freunde gegenseitig? »Sportler müssen bescheuert sein!« Klar: So bestätigen sich alle in ihren Regeln, und Hans-Jörg vermeidet Sport fast immer. Sobald er sich doch mal bewegen muss, denkt er: »Sport ist Mord!« Und kämpft gegen seinen inneren Schweinehund an. Der weiß schließlich Bescheid.
6. Wissen ist Wiederholung
Günter glaubt, handelt, lernt, wiederholt, mag und verteidigt – was er mal aufgeschnappt hat.
Nun mal angenommen, Hans-Jörg wächst in einem Umfeld auf, in dem alle gerne Sport machen. Immer wieder hört er: »Sport macht Spaß!« Was wird ihm sein innerer Schweinehund dann wohl beim Schulsport erzählen? »Endlich Sport!« Und mit wem versteht sich Hans-Jörg besonders gut? »Mit anderen Sportlern!« Wieder bestätigen sich alle gegenseitig, aber nun schnürt Hans-Jörg gerne und regelmäßig die Turnschuhe. Und wenn er mal zu lange faul herumhängt, fühlt er sich schlecht. Sein innerer Schweinehund rät ihm nämlich: »Beweg dich!« Schließlich wissen Schweinehunde Bescheid!
Egal also, ob man sich Sport angewöhnt oder NichtSport – immer glaubt der innere Schweinehund, er sei im Recht. Günter hat begriffen, bravo! Dabei entstehen seine Ansichten im Wesentlichen durch Wiederholungen: Was man Günter erklärt, das glaubt er. Woran er glaubt, das tut er. Was er tut, lernt er kennen. Was Günter kennt, fällt ihm leicht. Was ihm leichtfällt, wiederholt er. Was er wiederholt, kann er bald sehr gut. Was er kann, mag er. Und was er mag, verteidigt Günter – als seine eigene Meinung! Dabei hat er nur mal etwas aufgeschnappt, es erfolgreich ausprobiert und dann immer wieder getan. Er hat wiederholt und wiederholt. Und dabei gelernt, wie es geht.
7. Aufgeschnappte Automatismen
Aufgeschnappte Meinungen können zu »eigenen« Automatismen werden.
»Eigene« Überzeugungen entstehen also fast so, als hätten wir eine Kamera im Kopf: Das, was wir damit filmen, nehmen wir wahr. Das, was wir nicht filmen, verschwindet aus unserem Bewusstsein. Und das, was wir eine Weile gefilmt haben, bewertet Günter schließlich als richtig. Am Ende tun wir, woran wir »glauben«, und begründen es mit genau den Argumenten, die wir im Sucher hatten. Obwohl die Richtung der »eigenen« Kamera ursprünglich von anderen bestimmt wurde … Und irgendwann schnappen wir dann nur noch die Argumente auf, die uns in den Kram passen: »Das Leben ist hart!«, »Da kann man sowieso nichts machen!«, »Erfolg ist Glückssache!« und »Fürs Denken ist der Chef zuständig!«. Da werden die anderen Schweinehunde schon Recht haben … Doch wie sollten Günters ursprüngliche Ratgeber damals wissen können, was heute gut für dich ist?
Aus Gedanken werden also Überzeugungen, Handlungen und Gewohnheiten, die bald automatisch ablaufen – ohne, dass du darüber nachdenken müsstest: lesen, schreiben, Fahrrad fahren, Vorlieben und Abneigungen. Klappt alles wie von selbst! Du musst dir nicht unnötig den Kopf zerbrechen. Günter sei Dank!
8. Günters kleine Welt
Automatismen vereinfachen dein Leben – bis sie nicht mehr passen.
»Super!«, freut sich Günter. »Was man einmal gelernt hat, fällt einem leicht.« Ja, prima. Was aber, wenn die Programme nicht mehr passen? Was, wenn du dein Verhalten mal verändern musst? Was, wenn du etwas tun sollst, was deinen Gewohnheiten widerspricht? Zum Beispiel mit Stäbchen essen, im englischen Linksverkehr fahren oder Türkisch lernen? »Viel zu schwierig, lass es sein!«, rät Günter dann. Obwohl chinesische, englische und türkische Schweinehunde damit keine Probleme haben. Na, fällt dir was auf? Auch Stäbchen, Linksverkehr und Türkisch sind woanders normal – auch aus Gewohnheit! Sobald Günter aber einmal weiß, wie etwas für ihn »richtig« geht, will er es immer auf die gleiche Weise wiederholen und nicht mehr neu lernen – nicht einmal in China, England oder der Türkei! Sich hinterfragen? Ach was!
Günters Einstellungen verfestigen sich also recht schnell – egal, ob sie passen oder nicht. Und bald schon lebst du in deiner eigenen kleinen Welt: Du nimmst immer den gleichen Weg zur Arbeit, kaufst ständig im selben Supermarkt ein, gewöhnst dich an das Bier beim Fernsehen und hältst deinen Chef für einen anstrengenden Idioten. Aber ist die Abkürzung nicht praktischer und der neue Supermarkt günstiger? Macht Bier beim Fernsehen nicht fett? Und wolltest du dich nicht längst nach einem neuen Job umsehen? »Stimmt«, meint der innere Schweinehund kleinlaut. »Aber hier kenne ich mich wenigstens aus …«
9. Neues? Nein, danke!
Je länger du das Gleiche tust, desto schwerer fällt dir der Blick über den Tellerrand.
Wenn Günter immer das Gleiche tut, wird er bald dick und fett und faul und träge. »Neues lernen? Nein, danke!«, sagt er dann. Seine Gewohnheiten verstärken sich selbst, und die Mauern um deine kleine Welt werden immer höher. Der Blick über den Tellerrand macht Günter nämlich Angst. Unbekanntes mag er nicht mehr: Viel zu riskant! Also warnt er dich mit Sorgen: »Was, wenn das Neue schiefgeht? Was, wenn es anstrengend wird? Was, wenn du nicht mehr zurück kannst?« Vor deinem geistigen Auge passieren lauter Katastrophen, und du bleibst bei dem, was du hast. Doch leider erfährst du so nicht, was du darüber hinaus noch haben könntest! Was, wenn vieles besser ginge? Was, wenn Neues Spaß machte? Und was, wenn du dann gar nicht mehr zurück wolltest? Also: Was, wenn Günters Lust-Schmerz-Prinzip jahrelang mit den falschen Argumenten gefüttert worden wäre?
»Woran merken innere Schweinehunde denn, ob sie Recht haben oder nicht?«, will Günter nun wissen. Ganz einfach: an den Folgen ihrer Ratschläge! Denn wenn Schweinehunde-Tipps richtig sind, folgt Erfolg – und wenn nicht, folgt Misserfolg. Wenn du aber automatisch das weitermachst, was du immer schon tust, wird Erfolg zur Glückssache – und Günter kann sich sämtliche Tipps sparen.
10. Erfolg oder Misserfolg?
Misserfolge kommen oft durch Vermeidungsverhalten – Erfolge von der richtigen Günter-Dressur.
»Erfolg, Erfolg!«, mosert Günter. »Und woran erkennst du Erfolg?« Fragen wir erst andersherum: Woran erkennst du Misserfolg? Klar: An all den Fallen, in die dich dein innerer Schweinehund immer wieder schickt! Du bist seit Ewigkeiten mit deinem Job unzufrieden? Dann beschwichtigt dich Günter mit Sprüchen wie »Lass deine Kollegen nicht im