Montenegro Reiseführer Michael Müller Verlag. Achim WigandЧитать онлайн книгу.
sich abenteuerlicher an, als es ist - richtig verfahren kann man sich auf der nur spärlich besiedelten Halbinsel eher nicht. Gehobene Aufmerksamkeit ist trotzdem angezeigt, steht doch immer wieder überraschend Nutzvieh träge wiederkäuend auf dem Fahrweg.
Nordseite (Buchtufer)
Tivat gegenüber liegt eine mittlerweile zusammengewachsene Siedlungskette von Fischer- und Ferienhäusern. Ihren Charme entfaltet die Luštica hier allerdings noch nicht. Für wirklich ganz schlankes Geld kann man hier aber direkt beim Erzeuger Muscheln kaufen - achten Sie auf skolkje- oder mušlje-Schilder an den Hauseinfahrten, für 4-6 €/kg gibt es hier unschlagbar frische Ware direkt von den vorgelagerten Muschelbänken. Die meisten Badeplattformen in diesem Bereich gehören zu den darüber liegenden Wochenend- und Ferienhäusern (einige vermieten auch Zimmer und Appartements) und sind deshalb nicht öffentlich zugänglich.
Übernachten Hotel Anderba, sehr hübsch direkt am Wasser der Bucht gelegenes Kleinhotel. Die Zimmer könnten größer und luxuriöser sein, aber wer interessiert sich für den Grundriss, wenn sich morgens die Gipfel des Orjen im Wasser der Bucht spiegeln? DZ 85-100 €. Krašići bb. (direkt an der Uferstraße), Tel. 067-553363.
Mein Tipp Essen & Trinken Konoba Maestral, das Restaurant in Krašići (an der Straße nach Rose) mit großer Terrasse am Wasser offeriert die gängigen Produkte der Bucht von Tivat und auch die nicht so gängigen: Zubereitet werden auch zabranjeni skolkje, also „verbotene“ Muscheln und damit solche, deren Fang aus landschaftsschützerischen Gründen (sie müssen vom Uferfels gemeißelt werden, vermutlich Entenmuscheln) untersagt ist. Sie sind zwar mit ca. 15 €/Portion (stehen aus nachvollziehbaren Gründen nicht auf der Karte, nachfragen!) ungefähr doppelt so teuer wie Miesmuscheln, lohnen aber das schlechte Öko-Gewissen. Tel. 032-677814.
Zwischen Krašići und Rose
Am Ortsende von Krašici geht es bis auf 400 m bergauf bis an die Spitze der Halbinsel. Hier oben hat man einen fantastischen Rundumblick auf die Adria, die Becken von Tivat und Herceg Novi und die dicht bewachsenen Hänge der Luštica, aus denen ab und zu ein Kirchlein ragt. Mehr Mittelmeer wäre eine Fälschung.
Rose
Nur wenige Häuser um den winzigen Hafen bilden den Kern des kleinen Orts, der im 18. und 19. Jh. als Zoll- und Quarantänestation für die ganze Bucht von erheblicher administrativer Bedeutung war. Die wunderbaren Kapitänshäuser vor allem im hinteren Teil der kurzen Uferpromenade zeigen, dass bei der Wahrnehmung dieser hoheitlichen Aufgaben durchaus etwas für die Bewohner abgefallen sein muss. Hin und wieder füllt ein Ausflugsboot die beiden konobe an der Mole, wenn sie wieder abgelegt haben, herrscht hier an der Spitze der Halbinsel exklusive Ruhe. Das schätzen wohlhabende Belgrader Kreative und andere Stützen der Gesellschaft, die den Quadratmeterpreis in Rose auf ein montenegrinisches Hoch getrieben haben.
Der lebhafte Schiffsverkehr über Jahrhunderte hat Rose außerdem zu einer beliebten Tauchdestination gemacht: neben den großen Korallenfeldern lockt besonders das in 32 m Tiefe liegende Wrack der die Galja die Pressluftfraktion auf den Meeresgrund in der breiten Buchteinfahrt. Welch enorme strategische Bedeutung die Einfahrt in die Bucht einst hatte, lässt das große Geschützfort der Österreicher etwas außerhalb an der Zufahrtsstraße erkennen. Von hier konnte der gesamte Küstenbereich effektiv kontrolliert werden, zur Durchsetzung des Machtanspruchs lagen Kanonen mit dem gewaltigen Kaliber 520 auf den Lafetten.
Privatzimmer gibt es in Rose nur sehr wenige, die alteingesessenen Gäste sind gerne unter sich. Mit ein bisschen Spürsinn finden sich auf den einschlägigen Websites (airbnb, Tripadvisor) aber einige echte Pretiosen - das schnucklige Kapitänshaus ganz links an der Mole ist zu haben. Billig ist das aber eher nicht, 3000 € pro Woche muss man schon rechnen.
Forte Rose, die kleine Befestigungsanlage am Nordende des Hafens war bis vor Kurzem noch ein überdurchschnittlich komfortables Surfcamp, aber die Gäste in Neopren sind jetzt von einer eher behäbigen Klientel verdrängt worden. Nach eigenen Angaben freut man sich jetzt vor allem auf reiche Russen. Deshalb ist die Anlage auch zum Resort aufgewertet worden und man hat kräftig an- und umgebaut. Die kleinen Strohhütten sind durch Natursteinbauten ersetzt worden (ab 90 €) und für den gehobenen Schlafkomfort gibt es die neue Infinity Fortress (ab 230 €). Optisch ist alles schon noch sehr schnuckelig geblieben, aber in früheren Jahren habe ich mich deutlich mehr willkommen gefühlt. Tel. 067-377311, www.forterose.me.
Im Fort kann man natürlich auch schnieke essen, aber externe Gäste sind im Konzept nur so mittelmäßig vorgesehen. Deutlich billiger und auch recht gut sind die Konoba Aragosta und die Konoba Adriatic wenige Meter hinter der Anlegestelle.
Žanjice/Mirište
Hat man erst einmal hergefunden, weiß man beim Blick auf das kobaltblaue Wasser in dem flachen Meereseinschnitt, warum man sich die Tour über die kleinen Sträßchen samt Nutztierslalom um Kühe, Schafe und Ziegen angetan hat. Vor einem wilden Olivenhain streckt sich ein strahlend weißer Kieselstrand, und zwei vorgelagerte kleine Inseln bewachen den Zugang zur Bucht. Viele halten Žanjice für den schönsten aller Strände Montenegros, und entsprechend ist auch der Betrieb - aller idyllischen Abgelegenheit zum Trotz. Am flacheren östlichen Ufer hat sich eine beträchtliche Menge von Strandcafés und Bars angesiedelt, ein großer Teil der Liegeflächen ist mit - gebührenpflichtigen - Strandliegen und Süßwasserduschen bestückt. Weiter vorne zum offenen Meer wird das Ufer felsiger und die Belegungsdichte geringer.
Die blaue Bucht von Žanjice
In Mirište, einer Landzunge am Buchteingang, steht die monumentale Ruine eines österreichischen Verteidigungs- und Beobachtungspostens. Ein Teil des unteren Treppengangs fehlt, aber mit ein bisschen Klettergeschick kann man bis auf das Dach des Trutzbaus steigen. Das Gemäuer ist aber schon reichlich bröselig und die Tragfähigkeit der Stockwerke eher spekulativ, d. h. völlig gefahrlos ist die Kletterei nicht. Trotzdem: die Aussicht ist toll.
Manchmal (meist ist das Sperrgitter am Zugang verschlossen) dümpeln vor dem Strand Segeljachten, Offshore-Racer und Jet-Skis - Hauptsache geringer Tiefgang: Auf dem Grund der Bucht ist von unachtsamen Kapitänen schon so einiges an Tonnage versenkt worden, unter anderem zwei Patrouillenboote sind wunderbare Ziele für Taucher, das nötige Equipment verleiht der Tauchclub vor Ort.
Žanjice ist ein Pflichtstopp auf der Route aller Tagesausflugsboote aus Budva und der Bucht von Kotor, eine weitere spektakuläre Haltestelle ist die ca. eine Seemeile weiter östlich liegende Plava Špilja (Blaue Grotte). Durch den unterirdischen Lichteinfall leuchtet das Wasser hier noch einmal blauer als in der ohnehin schon schwer postkartenverdächtigen Bucht. Die geräumige Ausspülung im Fels soll früher Küstenpiraten nicht nur romantische Illumination, sondern vor allem Deckung geboten haben.
Ein Trip zu den Tintenfischen
Montenegro sieht auch unter Wasser klasse aus, ganz besonders gilt das für die Tauchspots rund um die Einfahrt in die Bucht von Kotor. Žanjice hat sich als guter Standort etabliert, der Anfahrtsweg zu den Wracks und Höhlen ist einfach schön kurz, allerdings ist das Tauchcenter dort nur in den Monaten der Hauptsaison geöffnet. Betrieben wird es von Adriatic Blue mit Hauptstandort im Hafen Herceg Novis. Der Zustand der Leihausrüstungen bewegt sich irgendwo zwischen neu und leicht gebraucht, und natürlich kann man auch seine eigenen Flaschen auf der zertifizierten