Nordkroatien Reiseführer Michael Müller Verlag. Lore Marr-BiegerЧитать онлайн книгу.
Beharren wirst Du, Hüne der Kroaten / Mit klarer Stirn, kühn und verwegen / Von Widerstandskämpfern erweckt zum Leben. / Durch Jahrhunderte, alte und neue / Der Freiheit galt stets Dein Schwur der Treue!
Silvije Strahimir Kranječević
Sehenswertes
Ohne ihre massiven Mauern und Bollwerke hätte sich Senj der ständigen Angriffe wohl kaum erwehren können. Die Stadt war bereits unter den Römern befestigt, die wenigen Türme und Mauern, die heute noch beeindrucken, stammen aus dem 13. bis 15. Jh. Einst umgaben Senj 13 Türme, verbunden durch Mauern, die zugleich als Rundgang dienten - über 1 km maß das städtische Befestigungssystem, 400 m wurden in den letzten Jahren rekonstruiert. Am besten erhalten blieb der sogenannte Leo-Turm im Nordosten der Stadt, den Papst Leo X. Anfang des 15. Jh. errichten ließ. Weiter östlich der Lipica-Turm, ein Rundturm, der durch das Erdbeben 1913 Schäden erlitt; ein Stück weiter der Salpan-Turm. Im Süden, dem Meer zugewandt, steht der Šabac-Turm, der 1955 restauriert wurde, und östlich gegenüber der Nasa-Turm.
Der größte Platz Senjs ist der barocke Cilnica-Platz mit Brunnen und dem Stadttor (Großes Tor) am einstigen Ende der Josephinenstraße. Daneben das Frankopan-Kastell aus dem Jahr 1340. Hier ragt auch der Turm der 1943 zerbombten Franziskanerkirche empor, auf deren Grabplatten die Namen einer Frankopan-Fürstin und tapferer Uskoken verewigt sind (heute im Stadtmuseum zu sehen). Unweit davon steht das älteste Kulturdenkmal der Stadt, der Mariendom aus dem 11. Jh., ein dreischiffiges, romanisches Bauwerk, das im 18. und 20. Jh. restauriert wurde. Zu den Kunstschätzen der Kirche zählen das Wandgrab des Senjer Bischofs Ivan Cardinalibus sowie das Wappen der Familie Petrović von 1491 - eines der ältesten kroatischen Staatswappen. Der Dom gilt als Geburtsort der glagolitischen Schrift, die von hier in andere slawische Länder verbreitet wurde. Bereits 1248 erkämpfte sich der damalige Bischof vom Papst die Erlaubnis, in dieser Schrift zu schreiben. Method, dem Bruder Kyrills, wurde zu Ehren seines 1100. Todestages vor der Kirche ein Denkmal gesetzt.
Westlich des Domplatzes befindet sich das Stadtmuseum im noch gotisch beeinflussten Renaissancepalais Vukasović aus dem 15. Jh. Es zeigt eine archäologische und ethnographische Sammlung sowie die Entwicklung der Glagoliza und ihrer Buchdruckkunst. Südlich des Domplatzes befindet sich das Sakralmuseum.
♦ Stadtmuseum: Juli/Aug. tägl. 7-15/18-20, Sa 10-12/18-20, So nur 7-15 Uhr; sonst Mo-Fr 7-15, So 10-12 Uhr. Eintritt 20 KN, Kinder 10 KN. Sakralmuseum: tägl. 10-12/18-20 Uhr, So nur vormittags.
Im Stadtteil Gorica im Osten der Stadt ist eine Druckerei aus der frühen Neuzeit interessant, deren glagolitische Inschrift über der Eingangstür auf das Jahr 1477 hinweist. Hier wurden einige der ersten kroatischen Bücher und glagolitische Messbücher gedruckt. Erlernt haben die Senjer Domherren die Buchdruckerkunst in Venedig bei Meister Andreo Torresani (1451-1529), der als Erster Werke von Plato und Aristoteles druckte.
Senj - die Uskokenburg Nehaj ragt trutzig über die Stadt
Im Süden der Stadt, oberhalb des Meeres, ein kleiner Park, in dem Senjer Dichter wie Silvije Strahimir Kranječević (1865-1931) mit ihren in Stein gemeißelten Versen die Stadt verewigt haben (→ Kasten „Verse an die Stadt“).
Auf dem Hügel oberhalb der Stadt ragt trutzig das Wahrzeichen Senjs empor, die Uskokenfestung Nehaj (Nehaj = „Fürchte nichts“). Sie wurde 1558 unter General Ivan Lenković errichtet und zeigt heute auf drei Stockwerken glagolitische Inschriften und historische Dokumente. Ein Spaziergang auf das mit Ecktürmchen geschmückte Bollwerk lohnt sich: Der Blick reicht weit über die Stadt und die vorgelagerten Inseln.
♦ Grad Nehaj: Mai/Juni und Sept. tägl. 10-18 Uhr, Juli/Aug. tägl. 10-21 Uhr. Es gibt auch ein Restaurant, in der HS bis 24 Uhr. Eintritt 20 KN, Kinder 10 KN.
Baden, Wandern und Radeln
Nördlich des Leuchtturms wurde ein Badestrand mit Kies eröffnet, nach Süden folgt Škver. An der Landspitze liegt Diga, daneben der schöne Banja-Strand oder stadtauswärts und gegenüber der Nehaj-Zufahrt der Strand Voda. Südlich des Leuchtturms kleine Kiesstrände oder beim Strandbad.
Die Umgebung von Senj eignet sich bestens für konditionsstarke Mountainbiker (Touren hinauf zum Vratnik-Pass oder in den N. P. Velebit). Wanderer finden im Nationalpark wunderbare Touren u. a. auf dem Premužić-Lehrpfad (→ N. P. Nord-Velebit und Kleiner Wanderführer/Wanderung 5). Kartenmaterial gibt es bei TIC und am N. P.-Eingang.
Die Uskoken
Die Uskoken, die „Flüchtlinge“, sind ein serbisches und kroatisches Bauernvolk, das aus den türkisch besetzten Gebieten vertrieben wurde und sich u. a. auch in Senj ansiedelte. Es baute eine starke Flotte mit wendigen Booten und nahm den Widerstand gegen die Türken auf. Die Großmacht Venedig aber suchte ein friedliches Zusammenleben, denn sie versprach sich mehr vom Warenhandel, und schloss 1540 mit dem Halbmond Frieden. Die Uskoken, inzwischen gefürchtete Seeräuber und Piraten, fühlten sich verraten, kämpften allein gegen die Türken weiter und störten durch Plünderungen und Überfälle den venezianischen Handel. Nach und nach provozierten diese Aktionen einen Krieg zwischen Venedig und Österreich, der durch den Pariser Frieden 1617 beendet wurde. In dem Vertrag verpflichtete sich Österreich, die Uskoken wieder ins Binnenland zu verbannen.
Praktische Infos
Information Tourismusverband und TIC, Stara cesta 2 (Ortsbeginn u. Abzweig nach Plitvice), 53270 Senj, Juni-Sept. tägl. 8-21 Uhr; sonst Mo-Fr 8-15, Sa bis 13 Uhr. Tel. 053/881-068, www.tz-senj.hr. Gute Infos und Kartenmaterial.
Agentur La Travel, Obala dr. Franje Tuđmana 11, Tel. 091/5874-202 (mobil). Zimmervermittlung.
Verbindungen Busse fahren vom Busbahnhof, Obala kralje Zvonimira 8 (am Hafen) 7- bis 8-mal tägl. nach Rijeka und Zadar. Keine Direktverbindung zu den Plitvicer Seen, nur mit Taxi oder Ausflug. Einzige Möglichkeit per Bus um 7.20 Uhr nach Otočac, dann Umstieg nach Plitvice. Arriva, Tel. 099/219-4894.
Ausflüge Zu den Nationalparks Plitvicer Seen (90 km) und Nord-Velebit mit Botanischem Garten (Anfahrt über Sv. Juraj-Oltarj); bestens auch mit eigenem Fahrzeug möglich.
Veranstaltungen Uskokentage, Fr/Sa am 3. Wochenende im Juli. Sommerkarneval, Anf. Aug. Mi-Sa. Smotra-Klapa-Fest, Mitte Juli. Samba-Festival, Ende Juli/Anf. Aug. Fr/Sa. Pilztage, im Sept.
Übernachten Es gibt rund 800 Vermieter, d. h. viele Privatzimmer ab 15 €/Pers. und Appartements für 4 Pers. ab 50 €. Angebote auch über die TIC-Webseite. Ein nettes Stadthotel gibt es derzeit leider nicht.
*** Appartements Prpić, südwestlich der Altstadt, über den Fußweg in wenigen Min. zur Altstadt; neue, sehr gut ausgestattete Studios und Appartements (bis 4 Pers., ab 80 €) mit Balkon, WiFi, Garten und schönem Blick auf die Burg Nehaj und das Meer. Nehajski put 1, Tel. 053/882-184.
** Hotel Art, fast am Meer mit Parkplätzen vor der Tür. Sehr einfache Ausstattung. Für einen Stopp o. k. DZ mit Meerblick 63 €, Frühstück 7 €/Pers. Mai-Sept. Obala kralja Zvonimira 15, Tel. 053/884-377, www.hotel-art-senj.com.
Camping