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Perry Rhodan Neo 218: Abstieg in die Zeit. Rainer SchormЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo 218: Abstieg in die Zeit - Rainer Schorm


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geben. Das deckt sich mit Merkoshs Angaben. Das System wird nicht komplett überwacht. Die drei äußeren Planeten sind nicht ausgebaut – ihre Monde sind einfach nur Monde.«

      Deringhouse kratzte sich nachdenklich die Bartstoppeln. »Fangen wir Nachrichten auf?«

      Pérez blendete einige Frequenzbänder ein. »Das kann man wohl sagen. Wir bekommen einen ganzen Schwall ziemlich eindrücklicher Warnungen herein. Die lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Man malt die Gefahr einer Infektion in den leuchtendsten Farben aus. Wer das hört oder liest, müsste wahrhaftig stumpfsinnig sein, wenn er weiter in das System hineinfliegt. Eins ist völlig klar: Dies ist ein Seuchensystem. Wir haben keine Abwehrstationen in den äußeren Bereichen gefunden, aber eine ganze Sphäre von Warnbojen. Sie hüllen das Notemesystem komplett ein.«

      »Ich hatte mit so etwas gerechnet«, sagte Deringhouse. »Wir sind nicht stumpfsinnig, aber bei verrückt wäre ich nicht so sicher.«

      »Was meinen Sie?«, erkundigte sich Pérez.

      »Wer immer dieses System besucht, begibt sich in tödliche Gefahr. Davor warnt man die Leute, aber man überlässt ihnen die Reaktion. Wer dumm genug ist, weiterzufliegen, muss mit allem rechnen. Aber um das zu verhindern, betreibt man keinen Aufwand. Mal sehen, ob sich daran etwas ändert, wenn wir uns dem Planeten selbst nähern.«

      Kosum hob die Hand. Er trug unverändert die SERT-Haube. Das bedeutete, dass er mental Zugriff auf alle Sensoren des Raumschiffs hatte. »Ich fürchte, ich muss Wasser in den Wein schütten. Sehen Sie sich das einmal an.«

      Lashat und der sonnennächste Planet erschienen in einer schematischen Darstellung des Notemesystems.

      »Ich zoome Lashat etwas heran«, sagte Kosum.

      Der Planet wurde größer. Deringhouse stöhnte.

      »Sind das ...?«, fragte Montoya leise.

      »Leider ja«, sagte Kosum. »Das ist ein ganzes Geschwader von Shafakkschiffen. Eines davon gehört zu den größten Xaphaken, die wir je gesehen haben. Die Vaapula, der Zentralkörper, erreicht wohl einen Kilometer Durchmesser. Die Vaapen, die angekoppelten Funktionswaben, geben dann noch einmal rundum jeweils einen guten halben Kilometer Durchmesser zu. Das Ding ist gewaltig. Auffällig ist die relativ hohe Entfernung zu Lashat. Könnte das ein Sicherheitsabstand sein?«

      Merkosh strich sich über den Kopf. Im Innern des transparenten Schädels war sein Gehirn zu sehen. »Ich erinnere mich nicht daran, dass es zu meiner Zeit auf Lashat eine derart starke Präsenz der Shafakk gab. Es patrouillierten nur ein paar Wachschiffe, die recht häufig ausgetauscht werden mussten. Für Shafakk ist Wachdienst ohne Angriffe sehr unbefriedigend. Es muss seither einiges geschehen sein. Das beweist allein schon die stark veränderte Albedo. Der Planet schluckt Licht wie ein Stück Kohle. Die Veränderung wird also als gefährlich eingestuft.«

      »Schmälert das unsere Chancen für einen Kontakt mit Lashat?«, wollte Deringhouse wissen.

      »Die Truppenstärke wird nicht von Lashat aus geregelt, Kommandant Deringhouse«, antwortete Merkosh. »Die wird von den Gaden organisiert. Lashat hat eine Sonderstellung inne, aber das ist an sich nichts Neues. In weiten Bereichen des Contagiats – das ist eine Art Seuchengebiet – sind die Zustände nicht viel besser. Nein, ich muss mich korrigieren: Das betrifft die Zustände, die zu meiner Zeit dort herrschten. Ich habe keine Informationen über die aktuelle Lage im Contagiat. Ich weiß somit nicht, was meine Äußerungen für ein Gewicht haben können. Zumindest auf Lashat hat sich etwas entwickelt.«

      »Entwicklung?«, beschwerte sich Gucky. »Schaut euch diesen schwarzen Klumpen an!«

      »Evolution bedeutet nicht automatisch eine Verbesserung«, belehrte ihn Merkosh sanft. »Das ist ein häufiges Missverständnis.«

      »Du meinst, es könnte sich auf Lashat alles zum Schlechteren entwickelt haben?«, fragte Gucky mürrisch. »Da kann ich gut drauf verzichten. Und auf das schwarze Pack genauso.« Die Shafakk, die von der Besatzung der FANTASY auch schwarze Mausbiber genannt wurden, verkörperten alles, was Gucky verabscheute. Auf diese Verwandtschaft war er nicht stolz.

      »Ich fürchte, ich habe weitere schlechte Nachrichten«, meldete Pérez.

      »Nur zu«, sagte Deringhouse. »Bei dieser Dichte an Wachschiffen können wir eine unbemerkte Annäherung ohnehin vergessen. Wir werden Lashat offiziell erreichen oder gar nicht.«

      »Ein Raumfahrzeug hat sich in Bewegung gesetzt«, berichtete Pérez. »Mit Kurs auf uns. Die wollen uns abfangen.«

      »Woher kommt das Schiff?«, fragte Gabrielle Montoya.

      »Nicht von Lashat selbst«, antwortete Alberto Pérez. »Startpunkt ist die große Xaphake. Das ist ein Wabenschiff der Shafakk. Genau das, was uns am wenigsten nützt.«

      »Was soll ich tun?«, fragte Mentro Kosum. »Ich habe bislang eine Geschwindigkeit beibehalten, die uns mühelos wieder an die Sprunggrenze bringen kann.«

      »Tun Sie das weiter«, entschied Deringhouse. »Wir halten zunächst einfach Kurs. Wenn wir stoppen, wäre das für die Shafakk eine Geste der Unterwerfung. Widerstand schätzen sie sehr viel mehr. Das verschafft uns etwas Respekt. Aggressiv wirken wir ohnehin nicht auf sie. Die Analyse wird ihnen schnell zeigen, dass wir keine Offensivwaffen haben.«

      Kosum beugte sich nach vorn und konzentrierte sich.

      Gucky hob plötzlich den Kopf. »Da stimmt was nicht. Ich muss zur Medostation.«

      »Perry?«, fragte Deringhouse unruhig.

      Der Ilt nickte und griff nach Merkosh. »Ich nehme unseren Oproner mit. Der wird gebraucht. Okay?«

      Die beiden verschwanden.

      Deringhouse fragte sich, welches Problem wohl das größere sein würde. Perry Rhodan war die eigentliche Priorität ihrer Mission. Dem Zusammentreffen mit den Shafakk sah er mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Erfahrungen, die sie mit den schwarzen Mausbibern bisher gemacht hatten, waren höchst unerfreulich gewesen.

      »Na, dann laden wir unsere speziellen Freunde mal zum Tee ein«, sagte Conrad Deringhouse leise.

      3.

      Laura Bull-Legacy: Krankenbesuch

      Es war nicht weit.

      Das Schiff war übersichtlich. Um nicht zu sagen: klein.

      Laura Bull-Legacy blieb stehen. Es war nichts anderes als ein untauglicher Versuch, einem unangenehmen Ereignis aus dem Weg zu gehen. Ein bitteres Gefühl machte sich in ihr breit, nicht zum ersten Mal. Jeder Besuch an Perry Rhodans Krankenbett war eine Qual.

      »Ich habe mich noch immer nicht daran gewöhnt«, murmelte sie, dann ging sie weiter. Die Medostation an Bord der FANTASY war naturgemäß nicht auf dem Stand eines der wirklich großen terranischen Raumschiffe wie etwa der CREST II oder gar der MAGELLAN. Dort ähnelten die medizinischen Areale eher kleinen Stadtteilen. Die FANTASY jedoch war gerade mal 280 Meter lang und schlank. Zudem war sie ein Prototyp, ein Experimentalschiff für eine kleine Besatzung. Da blieb nicht viel Raum für medizinische Hochtechnik.

      Sie kam an einem Patientenzimmer vorbei. Das Schild verriet, wer darin untergebracht war. Paul Butler Yeats war schwer verletzt worden. Auf der KORRWAK, einem Raumschiff der Sleeker. Ein Shafakk hatte ihn übel zugerichtet. Ganz ohne Zweifel wäre der Multi-Techniker auf der MAGELLAN längst wiederhergestellt, wenngleich vielleicht nicht unbedingt dienstfähig gewesen. Aber auf der FANTASY zog sich die Rekonvaleszenz in die Länge. Yeats würde überleben, das war längst klar, aber er würde viele Beeinträchtigungen zurückbehalten. Ob seine Zellschäden später heilbar waren, stand in den Sternen.

      »Wir wissen nicht mal, ob wir zurückkehren können«, sagte Laura leise. »Ganz bestimmt nicht alle, so wie's aussieht.«

      Die NATHAN-Interpreterin stand wie ihre Zwillingsschwester im Ruf, sehr klug zu sein. Das war korrekt, half aber in Situationen wie dieser nicht. Intelligenz, die man nicht nutzen konnte, weil es keine Umsetzungsmittel gab, war eher eine Belastung.


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