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Perry Rhodan Neo 218: Abstieg in die Zeit. Rainer SchormЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo 218: Abstieg in die Zeit - Rainer Schorm


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präsentierte er ihr immer wieder die ganze Ausweglosigkeit.

      »Es gibt keine Probleme, nur Lösungen«, dachte Laura bitter. Es ist unglaublich, wie viele dieser bescheuerten Sprüche es gibt. Und viele halten sie tatsächlich für Weisheiten.

      Die Wände des Korridors waren schmucklos, kaum strukturiert, bis auf die technischen Funktionselemente. Die Farben waren neutral, hauptsächlich Grautöne mit unterschiedlichen Farbstichen, meist ins Bläuliche hinein.

      Ich zögere es hinaus, gab Laura vor sich selbst zu. Und das, obwohl ich genau weiß, was mich erwartet. Es ist ja nicht so, dass ich ihn zum ersten Mal besuchen würde. Kein gutes Zeichen.

      Das Rumoren, das durch den Schiffsleib zog, hörte sich beinahe an, als würde etwas verdaut werden. Das lag an den vielen Schäden, die die FANTASY erlitten hatte. Wie bei Yeats stand keinesfalls fest, dass sie je wieder völlig in Ordnung kommen würde. Yeats selbst hätte daran wahrscheinlich die größten Zweifel. Der Techniker wusste zu viel über seinen Zustand.

      Manchmal sind Illusionen tatsächlich tröstlich, dachte Laura. Gleichgültig, wie falsch sie sind.

      Sie hatte die letzte Transition abgewartet. Die Zentrale meldete, dass man Kurs auf Lashat genommen hatte. Laura hatte die wenigen Daten, die es über das Notemesystem gab, studiert. Die Sonne Noteme entsprach etwa Epsilon Eridani und war somit etwas kleiner und röter als die heimische Sonne. Im Gegensatz zu Epsilon Eridani war Noteme beinahe vom selben Alter wie Sol: knapp über vier Milliarden Jahre. Daher rotierte der Stern im Unterschied zu Epsilon Eridani sehr viel langsamer, und eine Staubscheibe existierte längst nicht mehr.

      Ein kleiner, heißer Stein- und Metallbrocken kreiste eng um Noteme, »Gush« genannt. Drei Eisriesen von der Größe Neptuns oder des Uranus zogen weit draußen ihre Kreise, schweigend und kalt wie die Hölle. Dante hätte seine Freude daran gehabt. Merkoshs Auskünfte darüber waren spärlich, demnach existierten im Bereich der anderen Planeten keine Stützpunkte, nicht mal auf ihren zahlreichen Monden.

      Lashat hingegen war erdähnlich und lag mitten in der habitablen Zone, die um Noteme etwas schmaler ausfiel als im Sonnensystem der Erde. Über die Bedingungen auf Lashat sprach Merkosh nur sehr unwillig, wenn überhaupt. Er meinte, er könne die aktuellen Zustände dort kaum beurteilen, weil er den Planeten vor längerer Zeit verlassen hatte.

      Was auch immer das genau bedeuten soll, dachte Laura beunruhigt. Was mag das für eine Welt sein, wenn er dort gravierende Veränderungen in einem relativ kurzen Zeitraum für wahrscheinlich hält? Was könnte dort los sein ... und was heißt das für uns?

      Damit hatte sie den wesentlichen Punkt im wirren Spiel ihrer Gedanken erreicht. Sie betrat die Quarantäneschleuse, die den Zugang zur Intensivstation abriegelte. Hinter ihr glitt die Außentür zu, Druck lag auf ihren Ohren. Die Medostation hatte eine eigene Luftversorgung, und der Luftdruck dort war niedriger, um eine Verbreitung von Keimen in die restliche Bordatmosphäre zu verhindern.

      Grünes Licht flammte auf, und die Innentür glitt beiseite – der Weg war frei.

      Sie ging in den kleinen Raum dahinter. Was sie irritierte, war die Anwesenheit des MINSTRELS. Warum hielt sich der NATHAN-Ableger in der Krankenstation auf? Laura ahnte, dass die ultrakompakte, anorganische Intelligenz in Perry Rhodan einen wichtigen Faktor sah. Wie und warum das so war, wusste sie nicht. Auf entsprechende Fragen schwieg der MINSTREL stets.

      Sophie war ebenfalls da, und zumindest das war keine Überraschung. Regungslos saß ihre Zwillingsschwester in einem provisorisch bereitgestellten Stuhl und sagte nichts. Ihre Stummheit hatte sie verändert. Laura spürte es eher, als dass sie es beschreiben konnte. Durch ihren Kontakt zum MINSTREL, der die Expedition auf Anordnung der Hyperinpotronik NATHAN begleitete, waren die Zwillinge enger miteinander verbunden als alle anderen. Dennoch klaffte seit Kurzem ein Riss zwischen ihnen, den Laura nicht einordnen konnte. Mehr noch, der ihr Angst einjagte. Ob NATHAN wusste, was Angst war?

      Sie suchte Zuflucht im Humor. »Hyperinpotronik« ... Im Grunde bedeutet der Begriff nur: Wir haben keine Ahnung, was du wirklich bist! Aber geben wir der Sache einen netten Namen, damit wir die Angst im Zaum halten können. Es ist wie in archaischen Gesellschaften: Kenne ich deinen Namen, habe ich Macht über dich!

      Sophie sah auf. Dunkle Ringe unter ihren Augen bewiesen, dass sie genauso wenig geschlafen hatte wie Laura selbst.

      Auch das hat nichts genützt. Nur weil ich meine Kabine aufgesucht habe, hat sich nichts geändert. Nicht nur ich, wir alle, nehmen die Bilder in unserem Kopf mit uns. Aber sie könnte es als Versuch werten, dass ich mich von ihr abwende. Wir haben uns entzweit, und jetzt verstärkt jede kleine Geste diesen Eindruck. Ich wollte das nicht ... und sie sicher ebenso wenig.

      Dabei hatten Laura und Sophie Bull-Legacy eine Art Stillhalteabkommen geschlossen; ohne Worte sozusagen. Rhodans Heilung war für beide das Wichtigste, und zumindest was das anging, waren sie sich einig. Sie würden ihre Differenzen irgendwann ausdiskutieren, vielleicht sogar heftig streiten, aber nicht im Moment und auf keinen Fall an diesem Ort.

      Da lag er: schweigend, die Augen geschlossen, die Wangen eingefallen. Perry Rhodan war bleich, das Gesicht hatte die Farbe ausgebrannter Asche. Das dunkelblonde Haar sah spröde aus, die Haut trocken und beinahe brüchig.

      Laura hatte sich immer gefragt, was Leute wohl sagen wollten, wenn sie davon sprachen, jemand sei »durchscheinend«; nun sah sie es mit eigenen Augen. Perry Rhodan hatte Substanz verloren, als sei das Fleisch verdunstet und habe die Haut zurückgelassen wie eine dünne Hülle aus Pergament.

      Neben der Chefärztin Pari Sato war ihre Assistenzärztin Lena Olsen anwesend. Beide ließen sich durch Lauras Eintreten nicht stören.

      »Wie geht es ihm, Doktor Sato?«, fragte Laura.

      Die Ärztin hob den Kopf, auf dem pechschwarzen Haar lag ein leicht bläulicher Schimmer. Sie machte ebenfalls einen erschöpften Eindruck. Dass Rhodan ein wichtiger Patient war, lag auf der Hand, aber da war noch etwas anderes.

      »Es geht ihm schlecht«, antwortete Sato. »Das wird Sie nicht überraschen. Immerhin leidet der Protektor bereits eine ganze Weile unter diesen Ausfallerscheinungen.«

      Laura musterte Rhodan. Seine Nase wirkte spitzer, als sie das in Erinnerung hatte. Die Wangen wölbten sich ungesund nach innen. »Er sieht ... unheimlich aus.«

      »Er hat das hippokratische Gesicht«, sagte Sato. »Es ist typisch für Sterbende, besonders für Menschen, die sich in Agonie befinden. Man kennt diese Symptome seit der Antike. Sie wurden zum ersten Mal von Hippokrates von Kos beschrieben.«

      »Kein gutes Zeichen«, flüsterte Laura.

      »Nein, ganz und gar nicht«, bestätigte Sato. »Es geht zu Ende. Daran gibt es nichts mehr zu rütteln. Wir sind am Ende unserer Möglichkeiten angelangt. Ich glaube, nicht mal auf Mimas wäre noch Hilfe möglich. Wahrscheinlich sogar nicht mal auf Aralon ... Sud hätte ihm vielleicht helfen können, nehme ich an. Als ... Parabegabte, nicht als Ärztin im normalen Sinn. Ihre Gabe ist beeindruckend. Ich wurde ein paarmal Zeuge, wie sie ihre Psi-Fähigkeit einsetzte. Wie auch immer: Sud ist nicht hier.«

      Laura warf ihrer Schwester einen fragenden Blick zu, der den MINSTREL streifte. Sophie schüttelte nur düster den Kopf.

      Natürlich hat sie gefragt, wurde Laura klar. Aber obwohl NATHAN sehr viel mehr weiß als wir alle zusammen, sogar über uns: Er ist kein Arzt. Wahrscheinlich verfügt er über ein gewaltiges Arsenal an medizinischen Fakten, biologischen und chemischen Kenntnissen. Aber alles, was mit Patienten zusammenhängt, überfordert ihn wahrscheinlich nach wie vor. Zumindest das Dunkelleben ist für die Hyperinpotronik ebenso rätselhaft wie für uns. Aber warum ist er dann hier – in Gestalt des MINSTRELS? Voyeurismus ist ihm fremd.

      »Sie sind sicher, was die Diagnose angeht?«, fragte sie dennoch.

      Satos Blick war mitleidig. Die erfahrene Ärztin hatte wahrscheinlich genügend Erfahrung, nicht nur mit Sterbenden, sondern ebenso mit denen, die hilflos und schmerzgeplagt zurückblieben. Sato streifte einen Ärmel des Krankenhemds zurück.

      »Was ist das?«, fragte Laura unruhig.

      »Das


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