Perry Rhodan 1263: Die Freibeuter von Erendyra. Peter GrieseЧитать онлайн книгу.
nahm die Programmierung für eine Enerpsi-Etappe vor, die ihn mit einem Schlag zu dem entdeckten Schlachtfeld des Kriegers Kalmer führen sollte. Die fette Beute winkte, aber das ließ ihn nicht leichtfertig werden.
Als die Systeme der CANTLERY Klarmeldungen gaben, überließ er das Schiff sich selbst. Ohne Kampfanzug würde er keine Beute machen können, und doch war dieses wichtige Instrument nicht einsatzbereit.
Er eilte in die Bastelwerkstatt und wäre dabei fast über den Schlauch gestolpert, den er versehentlich nach Plump geschleudert hatte. Wieder kam ein schriller Fluch über seine Lippen, und die Zunge schoss noch weiter nach draußen als sonst. Mit allem Eifer machte er sich über die Reparatur her.
Die meisten Sorgen machte ihm das äußerst anfällige Recyclingsystem. Schon mehrmals hatte es ihn an den Rand des Todes gebracht, weil die Stoffe, die es verarbeitete und neu produzierte, leicht zu unverträglichen Giften werden konnten.
Sorgfältig baute er alle Teile des selbstgefertigten Anzugs zusammen. Die Bezeichnung »Kampfanzug« wagte er nur gegenüber dem Distelfrosch zu benutzen, denn mehr als ein waffenloser Schutz war dieser Verhau aus allen möglichen technischen Bestandteilen nicht. Das Ding glich eher einer Ritterrüstung, die nach den Ideen eines Jugendlichen konstruiert worden war. (Aber den Begriff »Konstruktion« durfte man für dieses Instrument schon gar nicht verwenden, denn es war – wie die ganze CANTLERY – ein zusammengeschustertes Etwas.)
Plump schlich knurrend um ihn herum, als er die gelenklosen Metallhülsen über die Beine streifte, die Arme in die ziehharmonikaartigen Schläuche steckte und den eiförmigen Rückentornister über die dicken Metallkugeln an den Schultern nach hinten schwang.
»Du hast Hunger, mein Kleiner.« Er streichelte liebevoll seinen kleinen Gefährten, der sich in solchen Momenten duckte und alle Stacheln eng an den Kugelkörper zog. »Da draußen wartet Beute, Plump. Und ich bin mir sicher, dass auch für dich etwas dabei ist.«
Der Distelfrosch sagte diesmal nichts.
Longasc führte die letzten Handgriffe durch. Er klappte die gewölbte Brustplatte herunter und verband die Schläuche des Rückentornisters mit den Anschlüssen. Die stoppelartigen Auswüchse dienten vor allem der Steuerung der robotischen Zusatzbeine, die ihm eine enorme Geschwindigkeit verliehen. (Mit den eigenen starren Füßen in den Metallröhren wäre er langsamer als Plump gewesen.) Er überprüfte das Ein- und Ausfahren der Zusatzbeine und war zufrieden.
Er komplettierte die restliche Ausrüstung. Den Abschluss bildete das Aufsetzen des Helmes, der wie ein halbes grellrotes Ei aussah. Als das Ding sich an allen Seiten fest eingerastet hatte, klappte er das graugetönte Visier herunter.
Mit unbeholfenen Schritten begab er sich in den Kommandostand zurück. Dass der Distelfrosch ihm folgte, konnte er bei dem eingeengten Blickwinkel nicht feststellen.
Die Enerpsi-Flugetappe war mit Erfolg beendet worden. Die Panzerplatten am Frontfenster funktionierten zwar noch immer nicht, aber das, was der Raumfledderer sah, übertraf seine Erwartungen. Trümmer und Wracks an allen Ecken und Enden. Und kein anderes Schiff, kein verhasster Freibriefler, der ihn schnell verjagen würde.
Er schaltete das Traktorstrahlsystem des Mittelteils ein und setzte eine Leuchtboje an der Stelle des Metallgerüsts, an der noch der meiste Platz frei war. Dann bewaffnete er sich mit der Desintegratorsäge, drei riesigen Plastikbeuteln und der kleinen Antigravplattform.
»Halt die Lichter und Sterne von Erendyra sauber!« Er winkte Plump zu, der auf der Konsole des Orters einen neuen Platz gefunden hatte.
Auf der Plattform glitt er auf die runde Schleuse zu, die sich beim dritten Annäherungsversuch sogar öffnete.
Der Leerraum nahm ihn auf, während der Distelfrosch verständnislos auf den Ortungsschirm starrte, wo ein neues und großes Signal aufgetaucht war. Da sich neue und große Signale aber nicht fressen ließen, maß das Tier diesem leuchtenden Punkt keine Bedeutung bei.
2.
»Er ist ein Meister der Intrige! Ich werde ihn entlarven, koste es, was es wolle. Er hat mich einmal so gewaltig übers Ohr gehauen, dass mir heute noch der Schädel brummt. Was ist hier denn? Nichts! Gar nichts! Er spielt falsch, dieser Stalker. Oder von mir aus Sotho Tal Ker. Ich werde sein Geheimnis lüften und seinen Verrat an der Menschheit offenlegen.«
Ronald Tekeners von den Lashat-Pocken herrührende Narben leuchteten in seiner Erregung eine deutliche Nuance greller. Der Smiler rannte in der Zentrale der LASHAT auf und ab und führte einen Monolog, der charakteristisch für die Situation des Virenschiffs und seiner tausendköpfigen Besatzung war.
Dass sie nichts von den Wundern von ESTARTU gesehen hatten, spielte dabei für die Führungscrew eine untergeordnete Rolle. Tekener war aus dem Solsystem aufgebrochen, um einen ganz bestimmten Ort aufzusuchen, der nahe der Galaxis NGC 4649, Erendyra, liegen musste. Stalker hatte ihm zwei Dinge gegeben: das etwas seltsame Permit, eine Art eiserner Handschuh, dem die Finger fehlten, und die Koordinaten der Stelle, an der er – angeblich! – den verwaisten TSUNAMI-114 aufgefunden und in die Milchstraße zurückgebracht hatte.
Die komische Metallhülle interessierte den Smiler in diesem Zusammenhang wenig. Sein erklärtes Ziel war, Stalker einer Lüge zu überführen. Dazu gehörte es, TSUNAMI-113 zu finden und das Schicksal der Besatzung von TSUNAMI-114 zu klären. Wenn ihm das gelang, hatte er den Trumpf in der Hand, nach dem er sich sehnte und der Stalkers verderblichen Einfluss brechen würde.
Ronald Tekener war nach wie vor davon überzeugt, dass der ehemalige Warner ein falsches Spiel trieb. Dass Stalker Homer G. Adams nicht nur überzeugt, sondern auch noch zu seinem Freund gemacht hatte, beirrte ihn nicht.
Die Erfahrungen der letzten acht Tage seit der Ankunft im Erendyra vorgelagerten Leerraum bestätigten seine Ansicht. Sie hatten mit der LASHAT eine Woche lang das Zielgebiet in allen Richtungen durchquert, ohne auch nur eine Spur des verschollenen TSUNAMI-Schiffs zu finden. Mehr noch, es gab hier nicht einmal interessante Sonnensysteme oder sonst etwas Auffälliges. Selbst vereinzelt im Randbereich der Koordinaten stehende Sonnen hatten sie angeflogen und überprüft. Sie besaßen entweder gar keine Planeten oder nur solche, die aufgrund ihres Abstands zum Muttergestirn für intelligentes Leben nicht in Frage kamen und auch nicht für die Landung eines Raumschiffs.
Jennifer Thyron starrte ihren Mann stumm an. Sie saß in einem bequemen Sessel. Neben ihr auf der Lehne hockte das sechzehnjährige Anti-Mädchen Pathythia Baal. Jennifer hatte einen Arm um ihren schlanken Körper gelegt.
Die drei anderen Vironauten in der Zentrale der LASHAT taten so, als ob sie das Herumtoben des Smilers nicht bemerken würden, aber das war nur ein Ausdruck ihrer eigenen Unzufriedenheit.
Es fehlte einfach das erwartete Erfolgserlebnis. Sie waren aus der Milchstraße aufgebrochen, um die Wunder zu erleben, die Stalker angepriesen hatte. Es musste sich nach dem Geschmack der meisten Begleiter Tekeners nicht unbedingt um die Wunder von ESTARTU handeln, die das Ziel der meisten Galaktiker waren, die das Fernweh ergriffen hatte. Sie wären zufriedener gewesen, wenn sie einen Hinweis auf den verschollenen TSUNAMI-113 bekommen hätten. Das Schicksal dieser Frauen und Männer beschäftigte die Gemüter an Bord der LASHAT nicht weniger als der unbändige Drang in die Weiten des Universums.
»Stalker hat gelogen«, tobte der Smiler weiter. »Den Beweis haben wir, aber er nützt uns wenig. Hier ist nämlich nichts.«
»Wo nichts ist«, meinte das Anti-Mädchen, das auch Path genannt wurde, »kann einmal etwas gewesen sein. Vielleicht ist der TSUNAMI nur verschwunden.«
»Nur verschwunden!« Tekener drückte das verächtlich aus, und Path zuckte zusammen, als hätte sie etwas Dummes gesagt.
»Du bist ungerecht, Tek«, ergriff Jennifer das Wort. »Was unsere Pflegetochter sagt, ist gar nicht so unklug. Der TSUNAMI könnte durch einen technischen Trick unsichtbar sein, so unsichtbar, dass ihn auch die Ortung nicht erfasst. Oder seine Trümmer wurden abtransportiert. Oder jemand hat den TSUNAMI, intakt oder nicht, in der Zwischenzeit an einen anderen Ort geschleppt. Du darfst nicht vergessen, dass einige Monate vergangen sind, seit Stalker TSUNAMI-114 hier verödet vorfand und ihn ausforschte.«