Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans KneifelЧитать онлайн книгу.
Geschick, aus dieser Tatsache Kapital zu schlagen. Er erhielt Zugang zu höchsten politischen und wirtschaftlichen Kreisen, und er lieferte tröpfchenweise Informationen über die so genannten Glückssteine und ihre Wirksamkeit. Unser Volk war begeistert davon, und als Lurquin nach umgerechnet zwölf Tag-Nacht-Phasen Tessal verließ, da war er ein reicher Mann!«
Atlan und seine Begleiter hatten aufmerksam zugehört. Der Extrasinn meldete sich, aber er teilte nichts mit, was Atlan nicht selbst schon bemerkt hatte.
Die Tessaler entstammten einem Sternenreich, das expandierte. Und die Glückssteine waren für sie das gefundene Fressen.
Zum Glück vorläufig unerreichbar, wie der Arkonide dachte.
»Wohin flog Lurquin?«, fragte Chipol. »Ist er nach Aklard gegangen?«
»Wir wissen es nicht. Ein Schiff brachte ihn an die Peripherie des Reiches, wo ab und zu auch fremde Schiffe Landeerlaubnis erhalten. Er machte Andeutungen über seine eigentliche Heimat, aber er nannte die galaktische Position nicht. Wir wissen nur, dass sie sehr weit von Tessal entfernt sein muss.«
»Was hat es mit dem Stein auf sich, den ihr aufbewahrt?« Goman-Largo trat vor den Sessel, in dem Soray noch immer hing. Die Gestalt des Obmanns straffte sich ein wenig.
»Er ist unser Heiliger Stein seit altersher. Er wird als kostbare Reliquie in einem Tempel aufbewahrt. Einmal im Jahr wird er wenigen ausgesuchten Personen zur Ansicht freigegeben. Auch Lurquin gehörte zu ihnen. Er betrachtete ihn nur schweigend und bestätigte, dass es sich ebenfalls um einen Glücksstein handelte. Lurquin berichtete dann, dass es auf Cirgro solche Steine in rauen Mengen gab. Man brauchte sich nur zu bücken und sie aufzulesen. Er nannte uns die Koordinaten, und wir machten uns mit der YOI 1 auf den Weg.«
»Wie alt ist der Tempel?«, wollte der Tigganoi wissen. »Wie alt die Überlieferung über den Heiligen Stein?«
Soray nannte ein paar Zahlen und Daten, aber damit gab sich der Modulmann nicht zufrieden. Er hatte das Gespräch an sich gezogen und fragte den Tessaler Löcher in den Bauch, bis dieser erschöpft innehielt und mit den Armen abwehrte.
»Ich weiß nicht, was du willst«, rief er aus. »Wir haben ein religiöses Interesse an den Steinen. Deshalb sind wir in das Cirgro-System gekommen. Suchgruppen sind auf Orgro unterwegs, um den Planeten nach Heiligen Steinen abzusuchen.«
»Sie werden keinen Erfolg haben«, sagte Atlan. »Auf Orgro gibt es keine solchen Steine. Unsere ausgeschleusten Sonden beobachten euch. Sie haben auch Messungen vorgenommen. Ihr sucht umsonst.«
»Wir werden es sehen«, murmelte Soray und blickte den Tigganoi an. »Du fragst aus einem bestimmten Grund, nehme ich an.«
»Wenn ich Tempel höre, werde ich immer hellhörig«, bestätigte Goman-Largo. »Gibt es in eurer Überlieferung wirklich keine Hinweise darauf, woher der Stein stammt und in welchem Zusammenhang er steht? Kennt ihr den Begriff Zeitschule oder wisst ihr, was Zeitchirurgen sind? Habt ihr schon einmal von einer Zeitgruft gehört?«
Soray verneinte das alles, aber sein Interesse erwachte.
»Du glaubst, der Heilige Stein steht in einem größeren Zusammenhang?«
»Ich habe Beweise. Sie sind Bestandteil meiner brüchigen Erinnerung. Ich müsste die Gelegenheit haben, den Tempel und seinen Inhalt zu untersuchen. Wisse, dass ich ein Absolvent der Zeitschule bin.«
Soray ließ durchblicken, dass eine solche Gelegenheit möglicherweise gegeben sei, er jedoch keine Entscheidungsbefugnis besitze. Goman-Largo gab sich vorläufig damit zufrieden.
Atlan ergriff das Wort. Nachdem Neithadl-Off ihm durch ihr Verhalten zu verstehen gegeben hatte, dass der Tessaler nicht gelogen hatte, sah er keinen Grund, den Fremden die Wahrheit über Cirgro zu verheimlichen. Er berichtete, was mit den Glückssteinen dort geschehen war und wie sie sich auf die Entwicklung des Volkes der Krelquotten auswirkten. Es war ein hoffnungsloses Unterfangen, eine Landung erzwingen zu wollen. Die Bewohner legten keinen Wert auf weitere Kontakte, und ihre Angst vor körperlichen Veränderungen war groß.
»Das ist es, was ihr unbedingt erfahren musstet«, schloss der Arkonide. »Wenn ihr in euer Reich zurückkehrt, dann berichtet davon, dass die Krelquotten in Ruhe gelassen werden wollen.«
»Wir werden es nicht vergessen«, stimmte der Obmann zu. »Ich werde Hauptmann Derlag ersuchen, die Suchtruppen zurückzurufen.«
»Dann steht unserem Abflug nichts mehr im Weg«, stellte Chipol fest. »Und eurem auch nicht. Die Reihenfolge spielt keine Rolle.«
»Wenn wir euch technisch irgendwie helfen können ...«, meinte Soray. Der Arkonide winkte ab.
»Alle drei Schiffe sind in bester Verfassung, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Die STERNSCHNUPPE und STERNENSEGLER sind jederzeit startbereit. Nichts hält uns auf. Wir wünschen euch einen guten Heimflug.«
»Wohin werdet ihr ziehen?«, erkundigte Soray sich.
»Nach Aklard«, sagte Chipol schnell. »Von dort kamen wir, und dorthin kehren wir zurück. Wir haben unser Ziel, mit den Krelquotten eine Übereinkunft zu erzielen, nicht erreicht. Nehmt es uns nicht übel, wenn wir euch die Position des dailanischen Mutterplaneten nicht verraten. Wir verlangen auch nicht von euch, dass ihr uns über Tessal informiert.«
Atlan erhob sich. Die Verabschiedung begann, und Soray begleitete die Gäste aus dem Schiff. Oben über dem Einbruch hingen zwei Beobachtungssonden der STERNENSEGLER.
Atlan schaltete sein Fluggerät ein und stieg auf. Chipol und Neithadl-Off folgten ihm. Nur Goman-Largo blieb noch kurz unten, und Atlan hörte ihn sagen:
»Da gibt es noch einige offene Fragen bezüglich des Heiligtums. Wir müssen sie unbedingt abklären, bevor die YOI 1 Orgro verlässt. Ich werde mich rechtzeitig mit euch in Verbindung setzen!«
»Das Interesse beruht auf Gegenseitigkeit!«, verabschiedete der Obmann den Modulmann.
Die Gefährten aus den beiden Schiffen flogen davon, und kurz darauf hob sich der Schwere Erkunder mit seinem Sockel aus dem Einbruch und landete ein paar Kilometer westlich, wo der Felsboden stabiler erschien. Irgendwo darunter befand sich der Fluss, wo Atlan und Chipol von dem Ungeheuer überrascht worden waren. Sie berichteten dem Tigganoi und der Vigpanderin über ihr Erlebnis. Danach erhielten sie Kontakt mit Anima.
»Mrothyr hat vor kurzer Zeit die STERNENSEGLER verlassen«, berichtete sie. »Er wollte euch aufsuchen. Er müsste längst mit euch zusammengetroffen sein.«
»Wir haben ihn nirgends gesehen«, sagte Atlan. »Die Sonden werden ihn finden. Falls nicht, können sie zurückgerufen werden. Die Angelegenheit mit den Tessalern ist geklärt.«
Sie flogen nach Nordwesten, auf die STERNENSEGLER zu. Fern am Horizont erkannten sie einen winzigen Schatten, der sich in die Luft hob und ebenfalls dem Schiff Animas entgegenstrebte. Das war die STERNSCHNUPPE, deren Standort weit südlich nun sinnlos geworden war. Das Schiff veränderte ihn in eigener Entscheidung. Es flog in seinem Schutzschirm, wie sie bei ihrer weiteren Annäherung feststellten, als wolle es damit dokumentieren, dass es vollständig einsatzbereit war.
Atlan und seine Begleiter betraten die STERNENSEGLER. Von Mrothyr war noch immer kein Lebenszeichen gekommen. Auch die STERNSCHNUPPE wusste nicht, wohin er sich gewandt hatte. Die Sonden hatten ihn nirgends entdeckt und wurden vorübergehend zurückbeordert und in ihre Boxen eingeschleust.
Und dann stand Atlan unter dem Torbogen in der Zentrale. Er sah das Mädchen an, und dieses erwiderte seinen Blick. Anima stieß einen lauten Ruf aus, dann lag die Orbiterin in seinen Armen und begann zu schluchzen. Atlan drückte sie fest an sich.
Das also war Anima, die Vardi. Nicht ANIMA, der Kristall. Wesen und Charakter stimmten überein, nur die Gestalt hatte sich geändert.
Eine Korrektur ist nötig, meldete sich der Extrasinn. Sie hat ihre ursprüngliche Gestalt angenommen.
Atlan lachte innerlich auf und schalt den Extrasinn einen Trottel. Was spielte es für eine Rolle, wie sie aussah. Zugegeben, die Tochter des Salzhändlers Ninnok war ein hübsches Mädchen,