Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans KneifelЧитать онлайн книгу.
kommen!«
Die beiden Schiffe tauchten in der Ferne auf. Mrothyr raste auf sie zu. Er wunderte sich, dass sich an der STERNENSEGLER keine Schleuse öffnete.
»Was ist?«, schrie er. »Schlaft ihr? Wir dürfen keine Zeit verlieren!«
»Wirklich nicht«, rief Chipol. »Wir sind in der STERNSCHNUPPE. Du musst die Bodenschleuse benutzen!«
Mrothyr erkannte, dass sein Plan eine geringfügige Veränderung erfuhr. Er konnte es wahrscheinlich nicht verhindern, dass die STERNSCHNUPPE sofort den Ort des Geschehens anflog. Sie konnte nicht in die Höhlung eindringen, aber Anima würde nicht allein zu dem Verletzten vorstoßen. Es ließ sich jedoch arrangieren, dass sie es als erste tat. Das reichte. Mehr als eine Person konnte sowieso nicht durch die Öffnung absteigen. Erst wenn das Loch frei war, konnte die nächste folgen. Dieser Zeitraum genügte.
Mrothyr wusste, dass damit seine eigene Existenz auch dem Ende entgegenging. Sein Auftrag sah nicht vor, auch die anderen zu töten. Und er hatte keine Lust, sich gegen sie zu wehren, wenn sie sahen, was er angerichtet hatte.
Das Bewusstsein in ihm drohte endgültig überzuschnappen, und er verlachte es. Was bedeutete ihm schon dessen Existenz? Gar nichts!
Er erreichte die Bodenschleuse und schaltete das Flugaggregat aus. Er stürmte in den Antigrav und ließ sich nach oben in die Zentrale tragen.
Die Zentrale war leer.
Mrothyrs Gedanken begannen sich zu beschleunigen. Er warf sich herum. Ein Fesselfeld griff nach ihm, und das Schiff verkündete:
»Dein Spiel ist aus, Zyrpher.«
Auf dem Bildschirm sah er, wie die STERNSCHNUPPE abhob und nach Osten raste. Anima meldete sich von der Bodenschleuse und forderte das Schiff auf, sich zu beeilen.
Mrothyr wand sich in dem Feld. Es verstärkte seine Energie, und er konnte sich überhaupt nicht mehr rühren. Die Türen der angrenzenden Kabinen öffneten sich. Goman-Largo, Neithadl-Off und Chipol traten heraus und blieben in der Nähe der Wandung der kreisförmigen Zentrale stehen.
»So also sieht ein potentieller Mörder aus«, stellte der junge Daila fest. In seiner Stimme mischten sich Zorn und Unglaube. »Wenn ich nicht wüsste, dass EVOLO dich verseucht hat, würde ich denken, du hast den Verstand verloren!«
Mrothyr war kein gewöhnliches Lebewesen mehr. Er schluckte die Vorwürfe hinunter, ohne dass es ihm etwas ausmachte. Er begriff, dass etwas nicht so war, wie es hätte sein sollen. Der unfehlbare Plan enthielt einen Fehler.
Er überlegte, aber er kam nicht darauf. Die STERNSCHNUPPE landete bei dem Loch, und Anima stürmte hinaus. Chipol folgte ihr jetzt, und der Zyrpher blieb mit Goman-Largo und Neithadl-Off allein.
»Lasst mit euch reden«, sagte er, um von seinem eigentlichen Vorhaben abzulenken. »Was geht euch das Schicksal von Atlan und Anima an. Ihr seid falsch in Manam-Turu. Fliegt mit eurem Schiff weiter und lasst uns in Ruhe!«
»Du hast einen Fehler gemacht, EVOLO-Geschöpf«, sagte der Tigganoi unberührt. »Du hast den Zellaktivator vergessen, den Atlan trägt. Er macht ihn zu einem Unsterblichen. Der Zellaktivator hat bewirkt, dass er früher aus der Bewusstlosigkeit erwachte, als du vermuten konntest. Er ist schwer verletzt, aber immerhin hat er es geschafft, mit dem Strahler als Rückstoßaggregat das Loch zu verlassen und einen Funkspruch abzusenden, der auch bei uns ankam. Wir waren vorgewarnt, bevor du uns erreicht hattest. Du warst lange unterwegs!«
Mrothyr handelte. Ein Aufschrei in seinem Innern begleitete sein Vorhaben. Psionische Fragmente EVOLOS verließen den verseuchten Körper und rasten durch das Fesselfeld auf die beiden ungleichen Wesen zu. Die Hautbespannung der Vigpanderin begann ein wenig zu zittern, und Goman-Largo verzog das Gesicht. Hätte Mrothyr den Tigganoi besser gekannt, dann hätte er gewusst, dass es ein Ausdruck der Geringschätzung war.
Dann jedoch wurde das Gesicht starr vor Staunen.
»Psionischer Angriff«, stellte er fest. Und Neithadl-Off pfiff in ihrer schrillen, hohen Stimmlage: »Es gibt sehr viele Fliegen hier auf Orgro. Wie viele willst du mit einer Klappe schlagen, Mrothyr?«
Mrothyr wusste nicht, was der Spruch bedeuten sollte. Er konzentrierte sich ganz auf sein Vorhaben. Es war einen Versuch wert, und wenn wenigstens eines der beiden Wesen psi-begabt war, dann musste der Erfolg innerhalb kürzester Zeit eintreten. Gespannt wartete der Zyrpher.
Etwas Seltsames geschah. Mrothyr sah einen Schatten, und dann durchfuhr Schmerz seinen Körper. Es handelte sich um einen Rückkopplungseffekt zwischen den abgestoßenen Psi-Fragmenten und denen des Körpers, der sich aus einer amorphen Masse herausgebildet hatte. Mrothyr spürte, wie die ausgesandten Fragmente zu existieren aufhörten, und das Lachen Goman-Largos brachte ihn völlig aus dem Gleichgewicht. Er bildete sich ein, dass am Körper des Tigganois etwas fehlte, aber es konnte sich nur um Einbildung handeln. Erneut entließ er Fragmente aus dem Körper, und wieder war da ein Huschen wie von einem winzigen Gebilde. Mrothyr gab es auf, die beiden Wesen mit EVOLOS Ablegern verseuchen zu wollen. Hilflos hing er in dem Fesselfeld, und er wusste, dass er nur entkommen konnte, wenn er seinen Körper völlig in die atomaren Teile auflöste. Das bedeutete, dass auch das eingesperrte Bewusstsein frei wurde. Es würde sich zerstreuen, und damit würde die Voraussetzung verloren sein, dass der Körper jemals wieder die Gestalt Mrothyrs annehmen konnte.
Parapsychische Rückkopplung hieß der Effekt, der den Zusammenhang erklärte und dafür verantwortlich war, dass EVOLO Mrothyrs Bewusstsein nicht einfach getötet hatte.
Der Schatten verschwand, und Goman-Largos Körper besaß keine Andeutung einer Veränderung mehr.
»Du hast vergessen, dass ich der Modulmann bin«, sagte er. »Es gibt Dinge, die in meinen Körper integriert sind, deren Funktion ich nicht kenne und deren Steuerung sich meiner Kontrolle entzieht. Mein Unterbewusstsein muss soeben einen Teil der verschütteten Erinnerung freigegeben haben, ohne dass es mir bewusst wird.«
»Du bist ohnehin ein Held, dass es durch alle Galaxien schallt«, spottete Neithadl-Off, ohne den Zyrpher weiter zu beachten. »Komm, wir wollen Anima helfen!«
*
Die STERNSCHNUPPE projizierte einen schwachen Traktorstrahl. Der Arkonide hing dicht über dem Boden in einem Schutzschirm, der ihn gegen den Sand schützte, den der Wind ohne Unterlass über die Ebene blies.
»Dieser Verbrecher!«, stöhnte Chipol, als er den Arkoniden sah. Atlan war wieder bewusstlos geworden. Er blutete aus einer breiten Wunde an der Schulter. Auch die linke Hüfte war verletzt, und am rechten Oberschenkel klaffte die Muskulatur weit auseinander.
Anima stand hilflos vor dem Körper ihres Ritters. Sie wurde von einem Weinkrampf geschüttelt, und sie schloss immer wieder die Augen. Dann aber wandte sie sich zu dem jungen Daila um.
»Verschwinde!«, schrie sie ihn an. »Ich muss allein sein. Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du dumme Bemerkungen machst!«
Wortlos verschwand Chipol in der Bodenschleuse. Anima heftete ihre Augen auf den reglosen Körper. Atlan schlug wieder die Augen auf, und seine Brust hob sich deutlicher, als er sie erkannte.
»Anima!«, hauchte er. »Du bist gekommen. Wo ist Mrothyr?«
»Du brauchst dich nicht vor ihm zu fürchten«, weinte sie. »Er ist gefangen.«
»Hilf mir!«, flehte der Arkonide. »Ich habe starke Schmerzen!«
Anima konzentrierte sich auf die Wunden. Sie war sich unschlüssig, wo sie beginnen sollte. Unruhig wanderten ihre Augen zwischen Schultern, Hüfte und Oberschenkel hin und her. Ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten.
»Jetzt!«, flüsterte der Arkonide.
Ich kann nicht!, schrien ihre Gedanken. Panik befiel sie. Sie hatte Angst, es nicht zu schaffen. Mit aller Macht drängten die Erlebnisse aus der Vergangenheit in ihr Bewusstsein und hinderten sie an der Konzentration.
Anima hatte Angst, erneut zu versagen.
10.
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